127.600 Euro für Ferrari-Prospekt
Nur drei Exemplare haben Enzo Ferrari überlebt

Neuer Weltrekord: Ein seltener Ferrari-Prospekt bringt auf einer deutschen Auktion 127.600 Euro. Enzo Ferrari wollte den Prospekt nicht und sonderlich schick ist er auch nicht.

Ferrari 250 Europa Prospekt von 1954
Foto: Ni-Cola Classics

Das Startgebot in Höhe von 25.000 Euro war heftig – aber dann konnte Auktionator Tobias Friedrich vom Auktionshaus Ni-Cola Classics im baden-württembergischen Ladenburg drei Minuten lang ein Bietergefecht managen. Sowohl aus dem Saal als auch aus dem Telefon prasselten die Gebote für den alten Ferrari-Prospekt auf den Auktionator ein. Der Hammer fiel erst bei 110.000 Euro – inklusive Aufgeld zahlt ein Sammler also 127.600 Euro für ein altes Faltblatt. Aber dieses Faltblatt ist extrem selten.

Unsere Highlights

Mit fünfstelliger Ferrari-Telefonnummer

Der englischsprachige Prospekt mit der Auktions-Los-Nummer 799 ist von 1954 und enthält auf vier Seiten Bilder und Infos zum Ferrari 250 Europa. Auf einer Seite ist eine Zeichnung von Chassis, Fahrwerk, Lenkung und Motor zu sehen. Dazu ist eine Tabelle mit den Geschwindigkeiten abgedruckt, die der 250 im jeweiligen Gang bei 7.000/min schafft. Auf einer anderen Seite gibt es Daten zum Motor und zum Chassis und die damalige Ferrari-Telefonnummer: 24081.

Ferrari 250 Europa Prospekt von 1954
Ni-Cola Classics
Zeichnung zum Innenleben des Ferrari 250 Europa aus dem Prospekt.

Nur drei Exemplare bekannt

Der hohe Preis rührt von der Seltenheit des Prospekts her: Dem Ferrari-Gründer und Chef Enzo Ferrari soll er nicht gefallen haben. Deshalb ließ er die Auflage wieder einstampfen. Bis dahin gingen nur wenige Exemplare an Interessenten. Experten gehen davon aus, dass es nur noch drei dieser Prospekte weltweit gibt. Das scheint auch der Grund für den enormen Preisanstieg dieser Sammlerstücke zu sein: 2007 ging so ein Ferrari-250-Prospekt noch für 17.000 Euro weg.

Ferrari 250 Europa Prospekt von 1954
Ni-Cola Classics
Ein paar Daten zu Motor und Chassis sind ebenfalls im Prospekt abgedruckt.

Dürftige Ausstattung

Die Qualität der Ferrari-Prospekte aus den 1950er- und 1960er-Jahren ist dabei eher dürftig. Unser Redakteur und Autoprospekt-Enthusiast Bernd Stegemann beklagt: „Dabei waren die frühen Prospekte der Marke weder edel noch informativ, sondern ernüchternd farb- und gehaltlos: zwei bis vier Seiten, ein bis zwei Fotos, wenig Text, noch weniger Daten.“ Erst in den 1970er-Jahren, unter der Regie von Fiat, erledigten Profis die Werbearbeit und kreierten der Marke angemessene Prospekte. Dies gipfelte im sogenannten Prestige-Prospekt für den 348. Im Format 32,5 mal 32,5 Zentimeter gehalten, ließen sich die Seiten zu einem 4,55 Meter langem Banner ausklappen – 32 Zentimeter länger als das Auto.

Für Interessenten: Sämtliche Ferrari-Prospekte aus den Jahren von 1946 bis 1967 hat Richard F. Merritt mit allen Seiten in seinem Buch „Ferrari brochures and sales literature: A source book“ festgehalten.

Umfrage
Interessieren Sie sich für Auto-Prospekte?
573 Mal abgestimmt
Ja, da könnte ich stundenlang drin versinken.Was? Nein, natürlich nicht.

Fazit

Niedrige Zinsen auf Geldanlagen und ein extrem seltenes Prospekt von einer emotional aufgeladenen Sportwagen-Marke sorgen bei dieser Automobilie für einen außergewöhnlich hohen Preis. Möglicherweise gehört dem neuen Eigentümer auch ein Ferrari 250 Europa – dann ist ein Original-Prospekt eine hübsche Ergänzung. Dass das Prospekt an sich eher ein schmuckloses Faltblatt ist, spielt dabei keine Rolle.