Autostadt Wolfsburg
Smart Mobility Campus

Seit fast 20 Jahren gibt es die Autostadt in Wolfsburg. Dort will man sich in Zukunft noch stärker mit Fragen der Nachhaltigkeit und neuen Mobilitätsthemen auseinandersetzen.

Smart Mobility Campus, Autostadt Wolfsburg
Foto: Klaus Bossmeyer

Als in der Autostadt in Wolfsburg 2009 die mittlerweile mehrfach ausgezeichnete Dauerausstellung „Level Green“ eröffnet wurde, da war Greta Thunberg gerade einmal sechs Jahre alt. Seit nunmehr zehn Jahren können sich die Besucher dort über ihren ganz persönlichen CO2-Fußabdruck informieren – und spielerisch lernen, mit welch einfachen Möglichkeiten sie ihren Beitrag zur Reduzierung des Klimagas-Ausstoßes leisten können. Weniger heizen zum Beispiel. Oder saisonale und regionale Lebensmittel essen.

Unsere Highlights

Alles rund um Mobilität

Die Autostadt in Wolfsburg, im Jahr 2000 eröffnet, ist in den Köpfen vieler Menschen immer noch eine reine Auslieferungsstation neu gekaufter VW-Modelle. Dabei kommen weniger als 25 Prozent der Besucher, um ihren neuen Golf oder T-Roc abzuholen. In der Konzeption ging es von Anfang an um viel mehr. Die Autostadt hat sich einen ganzheitlichen Bildungsauftrag gegeben, der sich in seinem Schwerpunkt schon lange um das Thema Mobilität dreht. In diesem Kontext können sich die Besucher über nachhaltige Mobilität in urbanen und ländlichen Regionen sowie über nachhaltige Stadtentwicklung informieren.

Smart Mobility Campus, Autostadt Wolfsburg
Chris Franjkovic
E-Mobilität zum Greifen nahe: hier in Form des neuen VW ID.3.

In den Zeiten des sich immer stärker bemerkbar machenden Klimawandels geht es jetzt darum, diese Gedankenwelt weiter zu verstärken – und sie mit neuem Leben zu füllen. Es reicht nicht mehr, in den Restaurants der Autostadt Lebensmittel anzubieten, die den Fair-Trade-Ansprüchen genügen. Die Autostadt will unter der Leitung ihres seit zwei Jahren im Amt befindlichen Geschäftsführers Roland Clement den Weg in Richtung Smart Mobility Campus gehen: „Wir verstehen uns als einen Ort, an dem Menschen ihre eigene Mobilität thematisieren und erleben können. Das muss nicht das Auto sein, kann es aber. Wir wollen künftig auch stärker junge Menschen ansprechen, die neue Formen der Mobilität bevorzugen und die uns bisher vielleicht nicht so auf dem Schirm hatten.“

Smart Mobility Campus, Autostadt Wolfsburg
Autostadt
"Wir verstehen uns als Ort, an dem Menschen ihre eigene Mobilität thematisieren und auch erleben können." Roland Clement, Geschäftsführer der Autostadt

Für die wird unter dem Stichwort „neue Mobilität“ immer mehr geboten: Bei Veranstaltungen auf dem Gelände konnten Gäste die E-Scooter der VW-Konzerntochter Seat ausgiebig testen, Jugendlichen standen unterschiedliche Ausbaustufen der Hoverboards zur Verfügung, und wer den neuen Shuttle-Dienst von Moia ausprobieren wollte, musste deshalb nicht extra ins Testgebiet nach Hamburg reisen. Das ging auch in der Autostadt.

In Rennsimulationen können Besucher den in der Realität elektrisch angetriebenen Rennwagen ID.R erleben. In der Ausstellung steht der Porsche Taycan genauso wie die Studie ID.Buzz. Und wer will, kann Probefahrten in Elektroautos wie dem Audi e-tron unternehmen. Künftig soll es auch einen dauerhaften Parcours für neu entwickelte Konzepte im Bereich der Mikromobilität geben – E-Scooter und Co. lassen sich hier also genau auf ihre Alltagstauglichkeit prüfen. Und es sollen, wenn die Technik so weit ist, erste Testrunden in autonom fahrenden Automodellen möglich sein.

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VW
Fahrspaß mit dem elektrisch angetriebenen Rennwagen ID.R wird im Fahrsimulator geboten.

Dabei stehen junge Zielgruppen auch in Sachen Vorausdenken im Mittelpunkt: Am 4. Dezember findet in Kooperation mit auto motor und sport der erste Mobicampus statt. Hier treffen sich Studenten verschiedener Hochschulen, um vorauszudenken und sich Lösungen zu überlegen, wie zum Beispiel der Pendlerverkehr der Zukunft neu gestaltet werden kann. Und wie es gelingt, Menschen im urbanen Umfeld bezahlbaren Wohnraum zu verschaffen.

„Wir können der Campus von VW sein, ein Ort des Entdeckens, des Mitmachens und der Vermittlung“, erläutert Roland Clement seinen Ansatz zur Weiterentwicklung der Autostadt. Beim Mobicampus geht es auch darum, neue Formen der Mikromobilität zu diskutieren: Welchen Sinn machen E-Scooter? Wer teilt den öffentlichen Raum auf, den es für neue Fortbewegungsmittel braucht? Fragen, denen sich die Autostadt in diesem Rahmen stellen will.

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VW
Neue E-Konzepte wie die Studie ID.Buzz finden sich in der Ausstellung.

Und natürlich geht es auch darum, den Ideen und Gedanken der neuen Generation mehr Raum zu geben. Platz zu schaffen, um Ängste und Sorgen rund um das Thema Klimawandel zu artikulieren – und Ansätze zu entwickeln, wie auch junge Menschen, die noch nicht wahlberechtigt sind, an Entscheidungsprozessen teilnehmen können, die ihre Zukunft betreffen.

Neu denken in Sachen Nachhaltigkeit bezieht sich in der Autostadt grundsätzlich auf viele Lebensbereiche. Für Kinder gibt es regelmäßig Workshops, wo sie beispielsweise auf spielerische Art und Weise lernen, dass es nicht das ganze Jahr über Spargel, Erdbeeren oder Pflaumen gibt – es sei denn, sie werden über lange Transportwege eingeflogen. Und sie erfahren von kulinarischen Alternativen zu Burger, Pommes und Döner.

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iStock
Das Klima schützen kann man auch beim Kochen - durch den Einsatz saisonaler Produkte.

Workshops für Schüler

Es sind vor allem die Klassenstufen fünf bis zehn, die in sogenannten Learnlabs angesprochen werden: Sie lernen in Kursen wie „Design Thinking“ schon früh, kreativ querzudenken. Oder sich damit auseinanderzusetzen, dass Nachhaltigkeit nicht einfach eine Floskel sein darf – sondern dass jeder in seinem Alltag dazu beitragen kann.

In der kleinen Automanufaktur kann der Nachwuchs Rennflitzer bauen, im Kurs über „Technology and Digital Skills“ werden 3-D-Drucker zunächst am Computer programmiert und die Autos dann real zusammengesetzt. Die Funktionsweisen von Verbrennungsmotoren werden genauso beleuchtet wie die Vor- und Nachteile der E-Mobilität. Und damit der Ansatz ganzheitlich bleibt – es geht auch darum, Städte der Zukunft zu planen, die möglichst kurze Transportwege haben sollen, um Staus in den Rushhours zu vermeiden.

Neuorientierung geben

In Zeiten, in denen sich der VW-Konzern voll auf die E-Mobilität konzentriert und bis 2028 konzernweit fast 70 reine E-Modelle auf den Markt bringen will, entstehen für die potenziellen Kunden viele Fragen: Lohnt sich für mich schon ein E-Auto? Werde ich zu Hause laden können? Wenn ja, was kostet mich das? Wie ist das eigentlich in Zukunft mit dem Parken? Mit all diesen Punkten will sich die Autostadt künftig beschäftigen – die Projekte stehen also buchstäblich so stark unter Strom wie aktuell der ganze Konzern angesichts des ganzheitlichen Mobilitätswandels mit seinen vielen unterschiedlichen Facetten.

Der Austausch mit Wissenschaftlern und Studenten geht nach dem ersten Mobicampus im Dezember so auch in die nächste Runde 2020.

Info: Ideen für urbane Mobilität

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steimkergaerten.com

Ein Stadtquartier als Beispiel, wie Pendlerverkehr vermieden werden kann.

Es ist ein Vorzeigeprojekt direkt am Stammsitz Wolfsburg. Auf VW-eigenen Flächen entsteht aktuell das Stadtquartier Steimker Gärten. Dort werden im Schulterschluss mit der Stadt bis 2023 rund 550 neue Wohnungen für Konzernbeschäftigte gebaut, die dann von kurzen Wegen zu ihrem Arbeitsplatz profitieren. Wer sich in der Rushhour morgens einmal von der Autobahn A 2 in die Wolfsburger Innenstadt stauen musste, der ahnt, wie schnell sich durch solche Baumaßnahmen Mobilitätsprobleme lösen lassen. Das Projekt umfasst Eigentums- und Mietwohnungen sowie möblierte Apartments, um beispielsweise ausländischen Software-Entwicklern problemlos eine Unterkunft in Wolfsburg zu verschaffen – einer Stadt mit mittlerweile stark angespanntem Immobilienmarkt. Die Weiterentwicklung des Projekts geschieht unter der Maßgabe des ressourcenschonenden Einsatzes von Energie. 145 Wohnungen werden dieses Jahr fertig, 2020 folgen weitere 112 Wohnungen plus 50 Mietswohnungen im Ortsteil Fallersleben. Auch dazu möchte die Autostadt beitragen: weitere Ideen für neue Smart-City-Konzepte zu finden.

Aktion: Offen für neue Ideen

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Adobe Stock
In vier Workshops entwickeln Studenten Ideen für neue Mobilitätsprojekte.

Die Autostadt möchte künftig noch stärker junge Menschen ansprechen, die neue Formen der Mobilität bevorzugen. Auftakt ist der MOBICAMPUS.

Monatelang haben die Verantwortlichen der Autostadt in Wolfsburg und auto motor und sport mit seiner Submarke MOOVE an der Idee eines gemeinsamen MOBICAMPUS getüftelt und sich dabei auch die Unterstützung von Professor Stephan Rammler geholt, der als wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (Berlin) die inhaltliche Leitung des MOBICAMPUS Congress 2019 in der Autostadt in Wolfsburg übernommen hat. Rammler setzt sich seit Jahren sehr intensiv mit Fragen rund um die Mobilität der Zukunft auseinander und ist Autor zahlreicher Bücher wie „Volk ohne Wagen“ und „Schubumkehr. Die Zukunft der Mobilität“. Am 4. Dezember erarbeiten in der Autostadt Studenten von unterschiedlichen Hochschulen (u. a. RWTH Aachen, Hochschule Fresenius, Hochschule Mittweida und Ostfalia) in Workshops vier Themenschwerpunkte:

  1. Urbane Mobilität. Vorschläge zu intelligenter Mobilität im Kontext neuer Immobilienprojekte.
  2. Region und ländliche Mobilität: alternative Konzepte für das tägliche Pendeln.
  3. Wie organisieren wir Mikromobilität? Wie entsteht Platz für neue Mobilitätskonzepte?
  4. Wie kann die junge Generation besser in Entscheidungsprozesse integriert werden? Stichwort Wahlpartnerschaften.

Die Veranstaltung ist von 17 bis 18 Uhr für Besucher geöffnet (Eintritt: 10 Euro) im Panoramakino der Autostadt. Weitere Informationen finden Sie unter https://autostadt.regiondo.de/mobicampus-congress-2019 oder unter www.autostadt.de

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