Lange Lieferzeiten bei E-Autos
So lange müssen Sie auf Ihr Elektroauto warten

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Weil die Nachfrage nach Mikrochips derzeit weit größer ist als die Verfügbarkeit, kommt die Pkw-Produktion ins Stocken. Auf manche Modelle müssen Kunden über ein Jahr warten. Kleiner Lichtblick: Das knappe Fahrzeugangebot wirkt sich vor allem bei E-Autos nicht negativ auf mögliche Rabatte aus. Welche Stromer derzeit Autofahrer schnell zu bekommen sind, zeigt die Analyse.

Fiat 500, Exterieur
Foto: Fiat

Schon seit Monaten bremst die Halbleiterkrise die Automobilhersteller aus. Ohne die kleinen Bauteile läuft nicht viel im Auto. Sie sind Hauptbestandteil von Mikrochips, die sich vorwiegend in Steuergeräten verbergen. Und auf diese Chips wartet die Autoindustrie wie kaum eine andere Branche. "Aktuelle Zahlen zeigen, dass die Autobranche die am stärksten von Lieferengpässen mit Vorprodukten betroffene Branche ist", bestätigt Oliver Falck, Leiter des ifo Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien.

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Auf der anderen Seite bleiben auch die Kunden von den Auswirkungen nicht verschont, wie ein Blick auf die Lieferfristen zeigt, die seit Wochen immer länger werden. Nur noch wenige Modelle sind kurzfristig erhältlich. Von den E-Autos, die zu den 30 beliebtesten Modellen in Deutschland zählen, sind nur zwei innerhalb von drei Monaten lieferbar – bei den Plug-in-Hybriden dagegen keines. Im Durchschnitt warten die Kunden derzeit zwischen fünf und sechs Monate auf ihre Neuwagen – Betonung liegt auf Durchschnitt, denn wer das falsche Modell wählt, muss sich fast eineinhalb Jahre gedulden.

Lieferzeiten bei E-Autos

Modellreihe

Leistung 

Listenpreis in €

Lieferzeit

Audi E-Tron 50 Quattro

313 PS

69.100

5 Monate 

Audi Q4 35 E-Tron

170 PS

41.900

7 Monate

BMW I3 (120 Ah)

170 PS

39.000

4 Monate

BMW IX3 80KWH Inspiring 

286 PS

67.300

8 Monate

Dacia Spring Comfort

45 PS

20.490

9 Monate

Fiat 500e Action

118 PS

26.790

3 Monate

Ford Mustang Mach-E

269 PS

48.000

7 Monate

Hyundai Inoniq 5

170 PS

41.900

6-8 Monate

Hyundai Kona Elektro 100 kW

136 PS

35.650

6-8 Monate

Kia E-Niro 100 kW Vision

136 PS

38.290

9 Monate

Kia e-Soul 100 kW Vision

136 PS

38.090

9 Monate

Mazda MX-30

145 PS

34.490

4-5 Monate

Mercedes EQA 250

190 PS

47.541

10 Monate

Mercedes EQC 400 4-Matic

408 PS

66.069

10 Monate

Mini Cooper SE Essential Trim

184 PS

32.500

8 Monate

Nissan Leaf

150 PS

29.990

6 Monate

Opel Corsa-E

136 PS

30.400

4-5 Monate

Opel E-Mokka 100 kW Edition

136 PS

34.110

4-5 Monate

Peugeot E2008 136 Active

136 PS

35.450

4 Monate

Peugeot E208 136 Active

136 PS

32.450

4 Monate

Polestar 2 Standard Range Single Motor

224 PS

45.500

3-4 Monate

Porsche Taycan

408 PS

85.543

3 Monate

Renault Twingo Electric Intens

82 PS

23.790

5-6 Monate

Renault Zoe Life R110/Z.E. 40

108 PS

29.990

5-6 Monate

Skoda Enyaq 50

148 PS

34.600

10-13 Monate

Smart Fortwo EQ

82 PS

21.940

13 Monate

Tesla Model 3 RWD

306 PS

46.560

4-5 Monate

Tesla Model Y Long Range

514 PS

59.965

7-8 Monate

VW ID.3 Pro

204 PS

36.960

9-12 Monate

VW ID.4 Pure

170 PS

38.915

10-12 Monate

Quelle: carwow.de; Stand: Januar 2022

 

 

 

Besserung erst 2023 oder 2024 in Sicht

Was an einen Notstand erinnert, hat System. Mit der kontrollierten Mangelwirtschaft versucht die Branche, den Schaden durch die Halbleiterkrise so klein wie möglich zu halten. "Es wird gerade priorisiert, wo die Chips hingehen", sagt Philipp Sayler von Amende, Chef der Online-Neuwagenbörse carwow.de. "Vor allem margenträchtige Modelle bekommen sie." Was das bedeutet, lässt sich am Beispiel VW ablesen. Da durchforsten die Verantwortlichen gerade die Modellreihen nach möglichen Streichkandidaten. Verschont wird keine Baureihe, selbst E-Autos trifft der Rotstift.

So ist aus Mangel an Halbleitern die günstige Einstiegsvariante Pure des 110 kW starken VW ID.3 derzeit nicht mehr mit dem 45-kWh-Akku konfigurierbar. Bereits georderte Fahrzeuge sollen noch ausgeliefert, doch Bestellungen erst wieder demnächst angenommen werden. Leidtragende sind die Kunden, denn sie zahlen am Ende die Zeche. Beim ID.3 starten die Preise vor Abzug der Förderung nicht mehr bei etwa 32.000, sondern erst bei rund 37.000 Euro.

Dieses Beispiel ist kein Einzelfall. Einige Marken gehen aktuell so vor, und die Situation könnte noch eine Weile andauern. Glaubt man der Auswertung der Analysten von Gartner, dann ist mit einer Erholung frühestens 2023 oder 2024 zu rechnen.

Skoda Enyaq
Hans-Dieter Seufert
Wer sich für den Skoda Enyaq interessiert, muss mit mehr als einem Jahr Lieferzeit rechnen.

Und das alles nur, weil die Hersteller die Fahrzeugproduktionen im Lockdown stoppten beziehungsweise drosselten. Um Geld zu sparen, stornierten oder reduzierten sie die Bestellungen von Bauteilen – darunter auch die Aufträge für die Halbleiter. In diese Nachfragelücke drängten vor allem Firmen aus der Kommunikations- und Unterhaltungselektronik, die pandemiebedingt auf einmal einen größeren Bedarf hatten und noch haben.

Fiat 500C
Achim Hartmann
Angenehme Ausname: Der Fiat 500e ist innerhalb von 3 Monaten lieferbar.

Genau hier liegt das Problem für die Automobilindustrie. Als vor einigen Monaten plötzlich die Nachfrage nach Neuwagen wieder anzog, war die weltweite Halbleiterfertigung überfordert und ist es immer noch. "Die Produktionskapazität im Chipbereich hat sich – entgegen vieler früherer Erwartungen – bislang nicht erholt, und das Vorkrisenniveau ist bei Weitem noch nicht erreicht", sagt Marcus Kleinfeld, Managing Director bei AlixPartners in Deutschland. Kurzum: Die Autoindustrie steht plötzlich ganz hinten in der Schlange.

Lieferzeiten bei Plug-in-Hybriden

Modellreihe

Leistung (CO2)

Listenpreis in €

Lieferzeit

Audi A3 40 TFSI E S-Tronic Sportback

204 PS (29 g/km)

38.440

9 Monate

Audi A6 Avant 50 TFSI E S-Tronic

299 PS (34 g/km)

61.790

7 Monate

Audi Q3 45 TFSI E S tronic

245 PS (42 g/km)

46.000

4 Monate

Audi Q5 50 TFSI E S-Tronic Quattro

299 PS (41 g/km)

56.500

6 Monate

BMW 320e Touring Automatic

204 PS (38 g/km)

50.500

5 Monate

BMW 530e Touring A

292 PS (42 g/km)

60.000

4 Monate

BMW X1 X-Drive25e Advantage Steptronic

220 PS (43 g/km)

46.400

4 Monate

BMW X3 X-Drive30e AT

292 PS (45 g/km)

60.300

6 Monate

BMW X5 X-Drive45e

394 PS (37 g/km)

77.300

6 Monate

Cupra Formentor 1.4 E-Hybrid 150 kW DSG

204 PS (33 g/km)

42.040

9-10 Monate

Cupra Leon 1.4 E-Hybrid 150 kW DSG

204 PS (33 g/km)

39.305

9-10 Monate

Ford Kuga 2.5 PHEV Cool & Connect CVT

224 PS (31 g/km)

40.500

7 Monate

Hyundai Tucson 1.6 T-GDI Plug-in Hybrid 4WD Auto

265 PS (35 g/km)

42.350

6-12 Monate

Kia Ceed SW 1.6 GDI Plug-In Hybrid Vision

141 PS (28 g/km)

34.990

6 Monate

Mercedes A 250 E DCT

218 PS (31 g/km)

37.765

10 Monate

Mercedes C 300 DE T Automatik

313 PS (14 g/km)

57.953

7 Monate

Mercedes E 300 DE T Automatik

320 PS (38 g/km)

60.523

7 Monate

Mini Countryman Plug-in-Hybrid

220 PS (44 g/km)

39.100

5 Monate

Mitsubishi Eclipse Cross 2.4 Plug-in Hybrid 4WD Plus

188 PS (39 g/km)

43.590

3-4 Monate

Opel Grandland 1.6 Hybrid Edition Auto

224 PS (30 g/km)

45.040

5 Monate

Peugeot 3008 Hybrid 225 E-EAT8 

225 PS (31 g/km)

44.000

5 Monate

Renault Captur E-Tech Plug-In 160 Intens

158 PS (28 g/km)

33.250

5-6 Monate

Skoda Octavia Combi 1.4 TSI iV DSG Ambition

204 PS (31 g/km)

38.440

13-15 Monate

Skoda Superb Combi 1.4 TSI iV DSG Ambition

218 PS (35 g/km)

45.340

8-10 Monate

Toyota RAV4 2.5 Plug-In Hybrid Auto AWD

306 PS (26 g/km)

47.490

5-6 Monate

Volvo XC40 T4 Recharge Essential

211 PS (41 g/km)

46.000

7 Monate

Volvo XC60 T6 AWD Recharge Essential

350 PS (25 g/km)

64.300

9 Monate

VW Golf 1.4 E-Hybrid OPF DSG Style

204 PS (33 g/km)

39.985

6-7 Monate

VW Passat Variant 1.4 TSI DSG GTE 

218  PS (36 g/km)

45.960

6-9 Monate

VW Tiguan 1.4 eHybrid OPF DSG Life

245 PS (42 g/km)

43.510

6-9 Monate

Quelle: carwow.de; Stand: Januar 2022

 

 

 

Förderung beschert weiter hohe Rabatte

Da Neuwagen knapp werden, sind gute Angebote somit seltener vertreten. Statt die Listenpreise zu erhöhen, greift die Branche zu einem anderen Trick. Sie reduziert ihre Nachlassbereitschaft, das hat den gleichen Effekt. Nach Jahren hoher Abschläge stagnieren die Rabatte oder werden sogar zurückgefahren.

Geht es jedoch um die neue Mobilität, dann ist davon wenig erkennbar, das zeigt unsere Analyse. Aktuell liegt das durchschnittliche E-Auto-Rabattgefüge bei 32 Prozent und somit nur ein Prozent unter dem Wert vor einem Jahr. Bei den Plug-in-Hybriden hingegen blieb die Nachlassbereitschaft unverändert – wie schon 2021 sind auch jetzt noch im Schnitt 27 Prozent Abschlag beim Autokauf möglich. Die Förderung von bis zu 9570 Euro ist der Grund dafür, dass die Rabatte nicht gefallen sind.

Ein Lichtblick, der auch noch etwas andauern dürfte. Denn einen Bonus soll es bis Ende 2025 geben, was langen Lieferzeiten den Schrecken nimmt. Allerdings gibt es eine Einschränkung, und die betrifft Kunden von Plug-in-Hybriden. Die Teilzeitstromer bekommen seit Jahresbeginn nur noch die Förderung, wenn sie eine elektrische Mindestreichweite von 60 km schaffen (Voraussetzung bis Ende 2021: 40 km) oder höchstens 50 Gramm CO2 pro Kilometer emittieren. 2023 soll sogar eine schärfere, bislang nicht näher beschriebene Regelung in Kraft treten. In Anbetracht der langen Lieferzeiten kann diese Probleme bereiten.

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Welche Lieferzeiten sind für Sie akzeptabel?
9464 Mal abgestimmt
bis zu 3 Monatenbis zu 5 und mehr Monaten

Fazit

Es ist positiv zu werten, dass die Bundesregierung in diesem Jahr bei der Förderung noch alles so belässt, wie es die Vorgänger-Regierung beschlossen hat. Das heißt, dass Kunden jetzt noch viele E-Modelle problemlos bestellen können. Doch zum Ende des Jahres sollte man vor allem bei Plug-in-Hybriden nur noch einen Blick auf jene Autos werfen, die mindestens 80 km elektrische Reichweite erfüllen. Laut Gerüchten soll ab 2023 dies zur Fördervoraussetzung werden.