Porsche-Boot von Frauscher
Ausfahrt im Elektroboot mit Macan-Technik

Gemeinsam mit der österreichischen Frauscher-Bootswerft hat Porsche ein Elektro-Sportboot entwickelt, das mit der Antriebstechnik und dem 100-kWh-Akku des kommenden Macan Electric fahren soll. Erster Fahreindruck: Berauschend!

Frauscher Boot eFantom Porsche
Foto: Porsche

Was genau passiert, wenn ich den Sport Plus-Modus aktiviere? "Dann werden die letzten 10 km/h Höchstgeschwindigkeit freigeschaltet", ruft Florian durch den tosenden Fahrtwind. Macht dann 85 km/h Topspeed. Gar nicht mal so viel für einen Porsche. Durchaus für ein Sportboot CE-Seetauglichkeitseinstufung C – das ist die für küstennahe Gewässer. Also: Hebel auf den Tisch. Sprich: Den Gashebel – oder wie auch immer das hier in Verbindung mit dem Elektroantrieb heißt.

Der große E-Ratgeber

Der Bug des 8,67 Meter langen Bootes hebt sich leicht, der Antrieb setzt den Fahrbefehl unmittelbar um, die Geräusche von Getriebe und Z-Antrieb (Typ 3XR von Mercury, üblicherweise für Rennboote) gehen im großen Rauschen unter. "Im Vergleich zu unserem Fantom mit Verbrenner ist die Gewichtsverteilung etwas ausgeglichener, weshalb du nicht viel mit dem Trim arbeiten musst," erklärt Florian Helmberger, Prokurist bei Frauscher.

Kooperation Porsche und Frauscher

Die österreichischen Bootswerft Frauscher baut schon seit 1955 Elektroboote und hat im aktuellen Sortiment mehrere kompakte Modelle gelistet. Mit dem eFantom haben die Österreicher zusammen mit Porsche einen elektrischen "Supersportwagen" für das Wasser entwickelt.

Die romantische Begründung für die Kooperation: Bereits von Vierzylinder-Boxermotor des 356 existierte eine Marine-Variante, sogar vom V8-Triebwerk des 928. Die nüchterne: Spätestens seit dem Börsengang versteht sich Porsche als wertvollste Luxusmarke und will diesem Anspruch auch jenseits von Automobilen gerecht werden. Man befragte Kunden und siehe da: 34 Prozent besitzen bereits ein Motorboot, 56 Prozent finden die Elektrifizierung von Booten spannend und 80 Prozent würden ein E-Boot der Marke Porsche kaufen.

Basis für das E-Powerboot ist der sogeannte Daycruiser Frauscher 858 Fantom Air, ein offenes 8,67 Meter langes und 2,49 Meter breites Sportboot, das normalerweise je nach Motorisierung zwischen 320 PS und 430 PS leistet. Für so viel Power ist der Tank mit 370 Litern entsprechend groß ausgelegt. Die Fantom Air ist im Gegensatz zur Fantom als Center Console ausgelegt – der Führerstand ist also mittig platziert. Die Verbrenner-Variante der Fantom Air verhält sich ähnlich agil, macht mehr Radau, ja, Radau, denn der V8-Motor klingt eher uninspiriert, blutleer. Könnte auch ein Vierzylinder sein.

Frauscher Boot von Porsche
Frauscher
Frauscher 858 Fantom Air: Sportliches Motorboot aus Österreich.

Technik des Macan Electric auf dem Wasser

Tank und Verbrennungsmotor werden bei der Elektroversion durch angepasste Komponenten des Porsche Macan Electric ausgetauscht. Dabei handelt es sich also um die automobile Antriebstechnologie der Premium Platform Electric (PPE). Mit an Bord kommen der 100-kWh-Akku auf Lithium-Ionen-Basis, die neueste permanenterregte Synchron-Elektromaschine (PSM) sowie die dazugehörige 800-Volt-Lade- und Leistungselektronik. So wird das Boot an HPC-Ladern oder auch AC-Ladedosen Energie tanken.

"Die Zusammenarbeit mit Porsche eröffnet uns die Möglichkeit, bei Elektrobooten unsere Führungsrolle innerhalb der Branche auszubauen", erklärt Stefan Frauscher, Geschäftsführer Marketing & Sales, Frauscher Bootswerft. "Zudem haben beide Unternehmen sehr ähnliche Werte, sind familiengetrieben und legen ihre Schwerpunkte auf Innovation, Design und Qualität."

Reichweite und Gewicht

Und die Reichweite? Zwischen zwei und drei Stunden im kundentypischen Fahrprofil aus langsamer Fahrt, Cruisen und Vollgas. Oder: 45 km beim Cruisen. Dann muss der 100 kWh-Akku geladen werden, was mit über 250 kW (800 Volt-Netz) möglich ist. Ladeinfrastruktur? Nun ja. Da allerdings immer mehr Binnengewässer Motorboote verbieten, sollten sich das Netz verbessern.

Und das Gewicht? 2800 kg, soviel wie die Verbrenner-Variante mit vollem Tank – der 350 Liter fasst. Die Gewichtsverteilung führt laut Florian übrigens dazu, dass beim Überfahren von größeren Wellen die Nase früher eintaucht, was durchaus ein Nachteil sein kann. "Erfahrene Bootsführer können das ausgleichen, doch die meisten werden erst gar nicht in eine solche Situation kommen", sagt Florian. Die meisten Kunden laufen in der Regel erst bei perfekten Wetterbedingungen aus.

Bordelektronik aus dem Auto

Apropos Wellen: "Es kann durchaus vorkommen, dass bis zu 50 G auf den Rumpf einwirken, wenn er auf der Wasseroberfläche aufkommt", weiß Michael Frauscher, einer der Geschäftsführer des Bootsbau-Unternehmens. Ja, Wasser kann ziemlich hart sein, und damit ist nicht der pH-Wert gemeint. Zum Vergleich: Einen Pkw legt man auf die Maximal-Belastung von fünf G aus, allerdings in einem breiteren Frequenzbereich. Diesen Wert habe man allerdings erst durch die Zusammenarbeit mit den Porsche-Ingenieuren ermitteln können, da "die wirklich alles wissen wollten und deshalb im ersten Arbeitsschritt ein Boot mit kompletter Messsensorik ausgestattet haben", erzählt Frauscher.

Die Konsequenz: Antriebsstrang, bestehend aus dem permanenterregten Synchronmotor, dem Akku und der Leistungselektronik, ist an acht Drahtseildämpfern aufgehängt, die üblicherweise bei Panzern Anwendung finden. Zudem musste der Wasser-Kühlkreislauf auf Wärme-Wärme-Tauscher angepasst werden. Noch was? Ja, die Elektronik: Sie fragt im Macan Parameter ab, um zu starten, von denen einige im Boot nicht existieren. Beispielsweise: Sind die Gurte angelegt? Die Türen geschlossen? Also suggeriert nun ein Zusatzsteuergerät dem Antrieb, dass er eigentlich in einem Auto steckt.

Auch Design mit Porsche-Anteil

Die Power des E-Bootes, mal eben 400 kW Spitzenleistung und 500 Nm, hingegen: Sofort da, in der rechten Hand, leicht dosierbar, zusätzlich eben durch die Modi Docking, Range, Sport und Sport Plus dem jeweiligen Bedarf anpassbar. Nicht nur technische Komponenten kommen von Porsche, auch die Gestaltung des Steuerstandes, das Lenkrad sowie die Hauptkonsole mit Schubhebeln und integrierten Displays wurden angepasst. Fünf klassische Rundinstrumente zeugen von den 911-Genen.

Bei der Gestaltung der Sitze und Polster hat sich Porsche maßgeblich eingebracht. Ziel sei eine besonders sportlich-luxuriöse Ausstattung und Anmutung. Wenn die ersten 25 Modelle also ab 2024 (First Edition) über das Wasser gleiten, dürften sie sicher deutlich erkennbar sein. Nicht selten dienen Boote dieser Klasse als sogenannte Tender für Super-Yachten, für das Cruisen zu Küstenorten, oder kleine Badeausflüge. Frauscher verspricht zudem Rauwassertauglichkeit – das heißt, die Porsche-Yacht darf auch hinaus aufs Meer.

Platz für neun Passagiere

Ebenso wie die Frauscher 858 Fantom Air mit konventionellem Antrieb bietet auch die Elektroversion Platz für bis zu neun Passagiere. Für die gibt es eine Badeplattform am Heck, eine große gepolsterte Liegefläche und Polsterbänke im Bugbereich (vorn). An Bord sind zudem zwei Bimini-Tops als Sonnenschutz, eine elektrische Ankerwinsch mit Edelstahlanker, ein Premium Audiosystem sowie ein Kühlschrank.

Bestellt oder reserviert werden kann die Frauscher x Porsche 850 Fantom Air bereits seit Sommer. Interessierte können sich direkt beim Hersteller registrieren. Gebaut wird die Yacht in der Frauscher Bootswerft im österreichischen Ohlsdorf. Das Unternehmen übernimmt zudem die komplette Vertriebslogistik sowie das Aftersales-Management.

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Schnell und teuer

Mit bis zu 46 Knoten (so werden hier die 85 km/h Höchstgeschwindigkeit übersetzt) gehört die Frauscher eFantom zu den ganz schnellen. Und mit einem Grundpreis von 668.423 Euro (rund doppelt so viel wie die Verbrenner-Variante) auch zu den Wertvollsten auf dem See. Im Preis enthalten: Ein Edelstahlanker, ein Multimedia- und High-End-Soundsystem sowie eine Kühlbox. Und: Unterwasserbeleuchtung.

Gegen Aufpreis lässt sich die Fantom Air übrigens in allen Farben aus dem aktuellen Porsche-Sortiment lackieren. Zunächst baut Frauscher 25 Boote mit Macan-Elektro-Antrieb, die Auslieferungen beginnen 2024. Und die erste Charge ist trotz des hohen Preises schon vergriffen. Die begeisterten Porsche-Kunden haben bei der Befragung also nicht gelogen.

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Ja - auf dem Wasser ordentlich vorankommen ist für mich auch interessant.Nein - im Wasser gehe ich maximal schwimmen.

Fazit

Klar, ein Motorboot entbehrt jeglicher verkehrspolitischer Relevanz. Da lässt sich schon eher ein Porsche-Pkw rechtfertigen. Hier wie dort bringt ein Elektro-Antrieb erheblichen Fahrspaß, treibt allerdings auch die Kosten in die Höhe. Lade-Infrastruktur? Schwierig. Die Frauscher x Porsche Fantom Air 850 jedenfalls wirkt durchdacht und fährt sich erwartungsgemäß dynamisch, passt also zum kommenden E-Macan, den wir schon als Prototyp fahren durften. Einzig: Das Auto kann das 2,8-Tonnen-Boot nicht ziehen. Zu geringe Anhängelast.