Altersschwäche beim E-Auto-Akku
Schnellladen lässt Akkus 17 % schneller altern

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Die Batterie im Elektroauto ist das mit Abstand teuerste Auto in einem Fahrzeug. Eine Erhebung des Batterieanalyse-Unternehmens Aviloo zeigt, wie Schnellladen Auto-Akkus altern lässt.

EQS Taycan Model X Akku
Foto: Luca Leicht, Mercedes, Porsche, Tesla

Viele E-Autofahrer liebes es mit Kürzeln um sich zu werfen. Sie sprechen von kW (Ladeleistung in Kilowatt), kWh (Akkukapazität in Kilowattstunden), km (Reichweite in Kilometer) und SoC (State of Charge, den Ladezustand). Eine bislang oft sträflich vernachlässigte Größe ist allerdings der SoH, der sogenannte State of Health, der den Gesundheitszustand der Batterie beschreibt. Warum sträflich? Weil der SoH im Grunde all diese Werte vereint – und zudem mit einer Nachhaltigkeitskomponente verquickt. Denn der SoH gibt in Prozent an, wie viel der ursprünglich verfügbaren Batteriekapazität noch zur Verfügung steht.

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Sinkt also der SoH, sinkt auch die nutzbare Akkukapazität (kWh), entsprechend damit die Reichweite (km) und so unterliegt der einstige SoC einer gewissen Art der Inflation. Denn wer bei einem SoH von 100 Prozent und einem SoC von 100 Prozent mit seinem Stromer 500 Kilometer weit fahren konnte, wird bei einem SoH von 90 bei einem Akkustand von 100 Prozent SoC nur noch 450 km weit fahren können.

Hohe Ladeleistungen schaden dem E-Auto-Akku

Doch wie kommt es eigentlich zur Verschlechterung des SoH? Einerseits altert der Akku kalendarisch, andererseits sinkt der SoH zusätzlich, wenn eine Batterie nicht gut behandelt, also außerhalb ihrer Idealbedingungen genutzt wird. Eine dieser Bedingungen betrifft das Laden der Batterie. Lädt der Akku sehr schnell, also mit einer hohen Ladeleistung, sorgt das für Stress in den Zellen und sie können Schaden nehmen.

Wie groß der Schaden durch Schnellladen ist, hat das Batterieanalyse-Unternehmen Aviloo untersucht. Das österreichische Start-up hat sich darauf spezialisiert, E-Auto-Akkus auf ihre Gesundheit zu überprüfen, um beispielsweise Gebrauchtkäufer von Elektroautos vor Akku-Defekten zu schützen.

Für die Untersuchung hat Aviloo die Daten von 22 unterschiedlichen Modellen aus ihrer Batterietest-Datenbank herangezogen, die eine Laufleistung von 200.000 km erreicht haben. Verglichen wurden dann die SoH-Werte von E-Autos, die häufig schnell geladen haben und denen, die selten hohen Ladeleistungen ausgesetzt waren.

Aviloo SOH Alterung Schnelladen
Aviloo, Luca Leicht
Nach einer Laufleistung von 200.000 Kilometern ist der SoH von Elektroautos die immer am Schnelllader geladen wurden im Durchschnitt um 17 Prozent niedriger, als bei Fahrzeugen die immer langsam geladen wurden.

SoH 17 Prozent schlechter durch Schnellladen

Antriebsbatterien von Fahrzeugen, die vorwiegend langsam am AC-Lader mit Strom versorgt wurden, kamen nach 200.000 Kilometer bestenfalls auf einen SoH-Wert von 90 Prozent oder mehr. E-Autos, die fast ausschließlich mit dem Schnelllader geladen wurden, kamen durchschnittlich 75 Prozent oder weniger.

Nimmt man die gesamten Zahlen zur Hand und betrachtet den Mittelwert der Ergebnisse, kommt man zum Schluss, dass das Schnellladen die Batteriegesundheit um bis zu 17 Prozent bei gleicher Laufleistung reduziert. Denn ein Akku, der nie am Schnelllader geladen wurde, kommt laut Analyse von Aviloo nach 200.000 Kilometern auf 90 Prozent SoH. Ein Akku, der ausschließlich per Schnelllader geladen wurde, liegt dagegen bei einem SoH von 73 Prozent.

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Fazit

Schnellladen schadet dem E-Auto-Akku. So viel war schon vor der Aviloo-Analyse bekannt. Neu ist, ist die Quantifizierung. Damit hat der Autofahrer die Entscheidungshoheit gewonnen. Ähnlich wie beim Fahren auf der Autobahn mit einem Verbrenner mit Momentanverbrauchsanzeige. Wer durch hohes Tempo hohe Spritverbräuche billigend in Kauf nimmt, kann schon während der Fahrt hochrechnen, was die 10 oder 20 km/h mehr kosten. Durch die Analyse von Aviloo kann der Elektroautofahrer einschätzen, ob sich die Zeitersparnis durch das Schnellladen wirklich lohnt oder doch einen zu hohen Preis hat. Übrigens: Dauerhaft schnelles Fahren oder ständig heftiges Beschleunigen hat ähnliche Auswirkungen, denn das bedeutet schnelles Entladen des Akkus. Allerdings passiert das selten so lange am Stück wie das Laden.