VW stellt mobile Ladesäule vor
Betrieb mit MEB-Batterien

Volkswagen hat Ladesäulen entwickelt, die unabhängig vom Stromnetz flexibel aufgestellt werden können. Die Technik dahinter stammt aus VWs MEB, also dem Modularen Elektrifizierungsbaukasten.

VW zeigt auf dem Genfer Autosalon (7.-17. März 2019) eine Ladesäule, die unabhängig vom Stromnetz überall aufgestellt werden kann. Dafür sitzen in der Ladesäule Batterien, die VW im Rahmen des MEB auch in seinen Elektrofahrzeugen aus beispielsweise der ID-Familie einsetzt. Den MEB (Modularer Elektrifizierungsbaukasten) entwickelt VW seit 2015 – er ist im Zuge der Elektrifizierung der Modellpalette als Ergänzung zum Modularen Querbaukasten (MQB) gedacht. Der Einsatz der MEB-Batterien bietet zum einen den Vorteil der schnellen Skalierbarkeit, zum anderen lassen sich dort laut VW gebrauchte Akkus verwenden, deren Kapazität für die ID-Fahrzeuge nicht mehr ausreicht – für eine Ladestation sind sie dann noch gut genug.

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Die mobile Ladesäule funktioniert ähnlich wie eine Powerbank für Smartphones. Ihre Ladekapazität beträgt 360 Kilowattstunden, der gespeicherte Strom reicht zum Laden von 15 Fahrzeugen. Beim Laden von 28 Kilowattstunden dauert ein Ladevorgang laut Hersteller zirka 17 Minuten. Die Säulen sind für ein DC-Schnellladen (direct current: Gleichstrom) mit 100 Kilowatt ausgerüstet. Bis zu vier Fahrzeuge (auch Elektrofahrräder) lassen sich an einer Säule gleichzeitig laden, zwei per DC und zwei über AC (alternating current: Wechselstrom). Sinkt der Energiegehalt der Ladesäulen-Batterien auf unter 20 Prozent, sendet die Säule ein Signal an die Zentrale und wird gegen eine frisch aufgeladene getauscht.

Entlastung des Netzes zu Hauptnutzungszeiten

Zusätzlich zu ihrer örtlichen Flexibilität haben die batteriebetriebenen Ladesäulen einen weiteren Vorteil: Sie können an das Standardnetz angeschlossen und dort mit bis zu 30 Kilowatt permanent nachgeladen werden. Dadurch lassen sich die Säulen auch abseits von Starkstromnetzten mit dem Stromnetz verbinden und ermöglichen als Zwischenspeicher im besten Fall eine Entlastung des Stromnetzes zu den Haupt-Nutzungszeiten. Dies gilt auch bei in stark schwankenden Mengen zur Verfügung stehendem Ökostrom: Die Batteriesysteme können Sonnen- und Windenergie speichern und jederzeit bei Bedarf wieder abgeben.

Zudem geben die mobilen Ladesäulen den Städten die Möglichkeit, zu erproben, wo die besten Standorte für solche Ladestationen sind. Wird eine Säule kaum genutzt, kommt sie an eine neuen Test-Standort. Herrscht dort großer Bedarf, kann über eine teurere fest installierte Ladesäule nachgedacht werden. Anfangs ist es geplant, einen Teil der Säulen ständig an Orte zu transportieren, wo der Bedarf am größten sein wird. Ein mobiler Einsatz für mit leerer Batterie liegengebliebene Elektrofahrzeuge ist nicht vorgesehen – dafür sind die Säulen zu groß und zu schwer. Damit ein Elektrofahrzeug die letzten Kilometer zur nächsten Ladestation schafft, ist viel weniger Energie nötig – VW arbeitet für diesen Fall an Lösungen mit kleineren und leichteren mobilen Ladegeräten.

VW mobile Ladesäule
VW
Sinkt der Energiegehalt der Batterien einer Ladesäule auf unter 20 Prozent, wird diese Ladesäule gegen eine frisch aufgeladene getauscht.

Erste Säulen bereits gebaut

VW Schnellladesäule Powerbank für E-Autos
VW
VW baut die Ladesäulen in Hannover.

Die aktuellen Standorte der Säulen sollen sich über Internet und per App finden lassen. Erste mobile Ladesäulen hat VW bereits gebaut, ab dem ersten Halbjahr 2019 beginnt die Erprobung im Rahmen eines Pilotprojektes in Wolfsburg. Ab 2020 beginnt die Serienproduktion der Säulen, die dann auch in anderen Städten und Gemeinden aufgestellt werden. Die Produktion der flexiblen Schnellladesäule ersetzt in Hannover schrittweise die Fertigung des zum Geschäftsfeld Motor und Gießerei gehörenden Wärmetauschers. Anfangs werden die Säulen von VW selbst betrieben. Ob solche Säulen später auch an Städte und Gemeinden oder andere Betreiber verkauft werden, wird im Zuge des Politversuchs im Jahr 2019 entschieden.