Bloch erklärt
Die unnötigsten Erfindungen

Das Auto gehört wohl zu den besten Erfindungen der Welt. Zum Auto selbst gibt es aber Erfindungen, die nicht unbedingt zu den besten gehören: zu aufwändig, zu fehleranfällig. Alexander Bloch erklärt die unnötigsten Auto-Erfindungen.

Wer mal in einem zeitgenössischen Oberklasse-Fahrzeug Platz genommen hat, der weiß: In der automobilen Welt gibt es nichts, was es nicht gibt. Da wird einem der Gurt nach vorne gereicht, während Sitz und Lenkrad automatisch in Position fahren. Ein bisschen wie früher, wenn einen die Mama im Kinderstuhl zum Essen an den Tisch gerückt hat. Sternenhimmel im Fahrzeugdach, Rückfahrkameras mit 3D-animierten Fahrzeug-Alter-Egos – vieles ist nützlich und manches einfach hübsch anzuschauen. Doch längst nicht jede Idee hat Zukunft. Manches wurde im Laufe der Zeit aus guten Gründen verworfen, selbst wenn es auf den ersten Blick sinnig erschien.

Unsere Highlights
Mercedes 190E 2.5-16 Evo 2 (1990)
Oldtimergalerie
Das hören Sie vielleicht nicht gerne, aber selbst in diesem Schätzchen steckt eine unnötige Erfindung.

Ein Beispiel dafür wäre der Einarm-Scheibenwischer, der seine Geburtsstunde bei Mercedes in den 190er-Modellen gefeiert hatte. Mit einem komplexen Bewegungsablauf sollte dieser Wischer bis zu 86 Prozent der Frontscheibe abdecken – ein Rekordwert. Doch die Kombination aus Dreh- und Hubbewegung machte die Technik teuer und anfällig. Im Alltag allerdings gab es noch ein größeres Problem, den ein einzelner Wischarm braucht relativ lange, um den kompletten Weg zwischen den äußeren Totpunkten abzuarbeiten. Da ist das konventionelle Layout mit zwei Scheibenwischern wesentlich schneller und deshalb heute auch die Technologie der Wahl.

Dicke Hintern fürs Blech

Bleiben wir noch einen Moment bei Mercedes als Innovationstreiber. So kam 1996 mit dem SLK ein Auto, das Cabrio und Coupé gleichzeitig sein konnte, weil es über ein faltbares Stahldach verfügte. Für einen kleinen Zweisitzer war das auch optisch ein stimmiges Paket. Vier Jahre später startete dann der Peugeot 206 CC einen wahren Boom in diesem Segment. Doch die Stilblüten, die hier getrieben wurden, nahmen teilweise zweifelhafte Ausmaße an – gerade, wenn es sich um ein Auto für vier Passagiere handelt. Zusätzlich noch Gepäck und das Stahldach zu verstauen, das erforderte – salopp ausgedrückt – einen ziemlich dicken Hintern. Doch das Hauptproblem war abermals die komplexe und anfällige Technik. Besonders bei Auffahrunfällen konnte es da überproportional teuer werden. Nachdem Stoffdächer mehr und mehr an Qualität gewonnen haben, sind die Metallklappen mittlerweile obsolet.

Peugeot 206 CC 110, Frontansicht
Hans-Dieter Seufert
Der Peugeot 206 CC war ja noch ein cooles Coupé Cabrio. Doch es kam viel Schräges nach.

Jetzt sieht es fast so aus, als sei nur Mercedes für unnötige Erfindungen zuständig. Ausgerechnet der Erfinder des Automobils selbst. Doch das ist natürlich keineswegs der Fall. Auch BMW, Audi, Citroën und Porsche sind dabei. Um welche unnötigen Erfindungen es da geht? Das erklärt Ihnen Kollege Alexander Bloch gerne im Video oben im Artikel.

Fazit

Komplexe Konstruktionen wie das Automobil setzen sich naturgemäß aus vielen kleinen und mittelgroßen Innovationen zusammen. Dass da auch mal was dabei sein kann, das sich als nicht so zielführend erweist, ist nur nachvollziehbar und macht das ganze Thema ja auch ein bisschen unterhaltsamer.

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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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