Analyse Lebenszyklus
Gewicht verhagelt CO2-Vorteil von E-Autos

Der Trend zu immer größeren und schwereren Autos wird durch die Elektrifizierung noch verstärkt. Das trübt deren CO2-Bilanz – nicht nur im Fahrbetrieb, sondern vor allem auch bei der Herstellung.

PTD Mercedes-Benz The new EQS SUV Denver 2022
Foto: Mercedes

Alleine in den vergangenen zehn Jahren sind Autos im Schnitt rund neun Prozent oder 100 Kilogramm schwerer geworden. Das hat viele Gründe. Steigende Sicherheitsanforderungen, gewachsene Platzansprüche, höhere Komfortwünsche und der Trend zu SUVs sind nur einige davon. Bei Elektro- und Hybridautos kommt nun noch die Batterie hinzu, die in manchen Oberklassemodellen gerne rund 700 Kilogramm wiegt. So schwer waren vor gut 40 Jahren ganze Autos vom Format eines VW Golf 1.

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Für einen niedrigen Energie-Verbrauch und damit weniger Treibhausgasemissionen zählt dabei doch jedes eingesparte Gramm. Wie viel genau der Speck auf den Blechrippen ausmacht, weiß die Initiative Green NCAP, die zur Organisation Euro NCAP gehört. Egal ob konventionell angetrieben, batterie-elektrisch oder hybridisiert, pro 100 Kilogramm zusätzlicher Fahrzeugmasse steigt der Verbrauch durchschnittlich um etwa zwei Prozent.

Energiebedarf von E-Autos im Vergleich mit Hybriden und Verbrennern über deren gesamten Lebenszyklus. Bei der Herstellung sind die Stromer immer noch im Nachteil.

Auto-Herstellung mit Löwenanteil

Der NCAP-Analyse zu Folge führt eine Massenzunahme von 100 kg am Auto zu zusätzlichen 500 bis 650 kg Treibhausgas-Emissionen und 1,9 bis 2,4 MWh Energiebedarf allein während der Fahrzeugproduktion. Hinzu kommt bei elektrischen Autos noch die Batterieherstellung, die Green NCAP gesondert betrachtet. Demgegenüber stehen die CO2-Einsparungen, die ein Elektroauto über den gesamten Lebenszyklus erreicht.

Zur Berechnung geht Green NCAP von einer Laufleistung von 240.000 Kilometer über 16 Jahre aus. Die Analyse der 34 getesteten Autos zeigt, dass batterieelektrische Fahrzeuge etwa 40 bis 50 Prozent weniger Emissionen ausstoßen als vergleichbare Benzinmodelle. Allerdings basieren die Berechnungen auf dem durchschnittlichen Energiemix aus 27 EU-Staaten und Großbritannien.

Treibhausgasemissionen von E-Autos im Vergleich mit Hybriden und Verbrennern über deren gesamten Lebenszyklus. Bei der Herstellung sind die Stromer auch hier noch im Nachteil, erzeugen im Betrieb lokal aber keine Emissionen.

Verbessert sich der Strommix perspektivisch also hin zur CO2-Neutralität, würde das auch die Bilanz von Elektroautos maßgeblich beeinflussen. Das Gewicht macht sich in dieser Rechnung aber schon heute deutlich bemerkbar. Die NCAP-Organisation empfiehlt umweltbewussten Autokäufern daher auf das Gewicht des nächsten Autos zu achten. Getestet wurden übrigens 34 Modelle – vom Fiat 500e bis zum großen, fast drei Tonnen schweren Range Rover.

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Fazit

Dass Autos immer größer und schwerer werden, hat auch maßgeblichen Einfluss auf ihre CO2-Bilanz. Das bestätigt die Initiative Green NCAP. Dabei geht es nicht nur um den Energieverbrauch während der Fahrt, sondern auch bei der Herstellung. Mehr Masse bedeutet auch mehr Energieaufwand und Treibhausgasemissionen. Schwere Elektroautos beschneiden ihren eigentlichen CO2-Vorteil damit gewaltig.