Klimaanlage in Klassikern warten und reparieren
Keep cool dank Air Condition

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Was tun, wenn die Klimaanlage im Klassiker nicht mehr funktioniert? Am besten erst mal ruhig bleiben, denn die Reparatur der Air Condition muss nicht gleich Hunderte von Euro kosten.

Klimaanlagen, Technik
Foto: Fact

Heutige Autofahrer sind komfortverwöhnt. So will kaum noch einer auf den Luxus einer Klimaanlage verzichten, die den Innenraum erträglich temperiert, wenn draußen das Thermometer 30 Grad und mehr anzeigt. Erfreulich, dass auch etliche Youngtimer der Mittel- und Luxusklasse mit einer Klimaanlage ausgestattet sind. Allerdings kann es passieren, dass diese plötzlich ihren Dienst versagt und die Außenluft dann ungekühlt ins Wageninnere weht.

Das trifft besonders jene hart, die sich ihren Luxus-Youngtimer für kleines Geld geschossen haben. Sie befürchten hohe Ausgaben, bis der Schaden der Klimaanlage repariert ist, und verzichten deshalb lieber im Sommer auf ein kühles Passagierabteil. Dabei muss gar kein teurer Schaden vorliegen.

Klimaanlage ist ein einfaches und wirksames System

Zumindest bei älteren Fahrzeugen, um die es in dieser Geschichte geht, ist der Aufbau einer Klimaanlage nicht übermäßig kompliziert (siehe dazu das Schema in der Fotoshow), und die Anlage kommt ohne eine aufwendige Regelung aus. Im System zirkuliert ein Kältemittel, dessen Aggregatszustand sich ständig ändert. Als Gas wird es von einem Kompressor verdichtet und erhitzt sich dabei. Das temperierte Gas gelangt dann zum Kondensator, der vom Fahrtwind gekühlt wird und dem ein Lüfter zusätzliche Luft zuführt. Im Kondensator kühlt das Kältemittel ab, verflüssigt sich und kommt auf seinem weiteren Weg zum Trockner, der ihm die Feuchtigkeit entzieht.

Die folgende Station der Klimaanlage ist das Expansionsventil, von wo aus das Kältemittel in den Verdampfer gespritzt wird. Dort verdampft das Kältemittel und entzieht dabei der durch die Lamellen des Verdampfers geleiteten, von außen angesaugten Frischluft die dazu nötige Verdampfungswärme. Die Frischluft kühlt dabei ab und gelangt je nach Stellung des Gebläseschalters in kleinen oder großen Mengen in den Fahrgastraum.

Die häufigsten Fehler einer Klimaanlage

So viel zur Theorie, doch welche Fehler können vorliegen, wenn die Klimaanlage in der Praxis nicht funktioniert? „Oft hat dann die Füllung der Anlage einen gewissen Mindestwert unterschritten“, nennt Eberhard Günther von der Günther GmbH in Kornwestheim (www.guenther-kuehler.de) eine mögliche Ursache.

Ein Niederdruckschalter sorgt nämlich dafür, dass sich der Kompressor der Klimaanlage nicht mehr einschaltet, wenn die Anlage nur noch zu etwa 30 Prozent gefüllt ist. Das schützt den Kompressor vor Schäden. Denn zusammen mit dem Kältemittel zirkuliert im System eine gewisse Menge Öl, das er als Schmierung benötigt.

Ist der Verlust des Kältemittels auf natürlichen Schwund über Dichtungen und Leitungen der Klimaanlage zurückzuführen, was über einen längeren Zeitraum betrachtet nicht ungewöhnlich ist, dann kommt man mit überschaubaren Reparaturkosten davon.

Klimaanlagen-Befüllung meist unter 100 Euro

In der Werkstatt wird die Anlage zunächst an ein Klima-Service-Gerät angeschlossen, mit dem unter anderem die Hoch- und Niederdrücke im Klimakreislauf gemessen werden können. Lässt sich nichts messen, ist die Klimaanlage zumindest teilweise leer. Dann saugt das Service-Gerät das noch verbliebene Kältemittel samt Öl ab und erzeugt dabei ein Vakuum im System. Bleibt der dabei entstandene Unterdruck über eine gewisse Zeit konstant, wird dieser dazu genutzt, die Anlage neu zu befüllen. Anschließend folgt ein Test der Anlage. Für alles zusammen zahlt man je nach Werkstatt meist deutlich unter 100 Euro.

Aufwendiger und teurer wird es, wenn der Unterdruck nicht konstant bleibt. Dann liegt eine Undichtigkeit im System der Klimaanlage vor, die es aufzuspüren gilt. Bis vor Kurzem füllte man deshalb die Anlage nach dem negativen Vakuumtest mit Kältemittel, Öl und einem zusätzlichen Kontrastmittel. Anschließend wurde die Anlage eine Weile betrieben, und dann suchte der Mechaniker das gesamte System mit einer UV-Lampe ab, um Stellen ausfindig zu machen, an denen das Kontrastmittel ausgetreten war.

Poröse Schläuche sorgen oft für Lecks

Um aber die Umwelt nicht unnötig durch austretendes Kältemittel zu belasten, nutzen die Werkstätten bei der Lecksuche mittlerweile vorwiegend sogenanntes Formiergas. Dieses umweltschonende Gas wird ins System der Klimaanlage eingebracht, die Stellen, an denen es austritt, spürt man mit einem elektronischen Lecksucher auf.

Undichte Stellen der Klimaanlage können zum Beispiel gealterte und porös gewordene Schläuche sein, defekte Dichtungen, Anschlüsse, aber auch beschädigte Kondensatoren. Letztere sitzen meist vor dem Wasserkühler, wo sie Steinschlägen oder im Winter aufgewirbeltem salzhaltigem Spritzwasser ausgesetzt sind. Bei solchen mechanischen Beschädigungen beziehungsweise Rostschäden muss der Kondensator ausgetauscht werden, der nicht ganz billig ist. Meist kostet er mehrere Hundert Euro.

Vernachlässigte Trockner

Bei solchen Eingriffen in das System muss allerdings stets auch der Trockner gewechselt werden. Der Filtertrockner selbst altert übrigens, und dann könnte sich das darin enthaltene Granulat auflösen und zum Beispiel das Expansionsventil verstopfen. Der Trockner der Klimaanlage taucht im Wartungsplan der Fahrzeughersteller nicht auf, und deshalb wechselt ihn auch keine Vertragswerkstatt bei der regelmäßigen Inspektion. Klimaanlagen-Experten raten aber, ihn etwa alle fünf Jahre auszutauschen.

Schäden am Klimakompressor sind bei Old- und Youngtimern selten. „Allerdings sind nicht alle Klimaanlagen mit einem Niederdruckschalter ausgestattet, sodass es bei einem geringen Befüllungsgrad der Anlage doch zu einem Kompressorschaden kommen kann, weil die Schmierung fehlt“, warnt Eberhard Günther.

Umrüstung auf Kältemittel R134a kostet rund 250 bis 300 €

Manches historische Fahrzeug besitzt sogar noch eine Klimaanlage, die mit dem bis 1993 verwendeten und sehr ozonschädlichen Kältemittel R12 befüllt ist. Dann wird das System auf das im Reparaturbereich noch übliche Kältemittel R134a umgerüstet, „was einen neuen Trockner und Adapter für die Füllanschlüsse bedingt und insgesamt etwa 250 bis 300 Euro kostet, sofern es keine Komplikationen gibt“, so Günther.

Eine ganz andere unangenehme Begleiterscheinung stellen schlechte Gerüche dar, die beim Einschalten der Klimaanlage plötzlich entstehen. Die Ursache dafür sind Bakterien im Heizkasten. Um sie zu bekämpfen, gibt es Sprühdosen, deren Inhalt man bei laufender Klimaanlage und eingeschaltetem Gebläse in die Frischluftansaugung vor der Windschutzscheibe sprüht. „Doch damit erreicht man nur die Oberfläche des Verdampfers“, erklärt Günther.

Professionelle Desinfektion der Klimaanlage um 25 €

Wirkungsvoller ist eine professionelle Desinfektion. Dazu wird ein spezielles Gerät in den Fußraum des Wagens gestellt, das in der Lage ist, das Desinfektionsmittel sehr fein zu verstäuben. Bei geschlossenen Türen und Fenstern wird dann bei eingeschalteter Klimaanlage auf Umluft geschaltet und das Gebläse aktiviert. So gelangt nach einer gewissen Zeit das Desinfektionsmittel ins gesamte Heiz- und Lüftungssystem. Berechnet werden dafür um 25 Euro.

Viele Möglichkeiten, um eine Klimaanlage dauerhaft in Schuss zu halten, gibt es nicht. Wie gesagt: Man sollte in größeren Zeitabständen den Filtertrockner wechseln. Ebenfalls empfehlenswert ist es, die Anlage zumindest einmal im Monat laufen zu lassen, selbst im Winter, um etwa die Luft zu entfeuchten. Dann kann man auch im Sommer stets cool bleiben.