Werkstatt-Tipp
So klappt der HiFi-Einbau

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Originales Radio oder moderner Schnickschnack mit Navi, iPhone-Anschluss und Co. im Armaturenbrett? Oder lieber gar nichts? In dieser Schrauber-Folge befassen wir uns mit den vielen Möglichkeiten des Einbaus von Elektronik-Komponenten für den guten Ton.

HiFi-Einbau, Radio, Anna Matuschek
Foto: Hardy Mutschler

Damals im Ruhrgebiet: Straßensperrung, Umleitung, völlige Verwirrung. Zu spät zur Arbeit gekommen. Mecker kassiert. Navi gekauft. Damals in Frankreich: leidenschaftlich Ziele herausgesucht. Alte Straßenkarte genutzt und weit bessere Straßen als ideale durch Verfahren gefunden. Gestern dann auf der Schnellstraße: kein Radio, keine Musik. Langeweile.

Was ist das beste Radio?

Also: Was ist besser? Altes Auto, neue Technik? Oder besser das Bewährte beibehalten? Und was ist, wenn es nichts Altes, Liebgewonnenes gibt? Eine Frage, die an jedem Oldtimer- oder Youngtimer-Stammtisch für heißen Gesprächsstoff sorgt. Meine persönliche Meinung: Spaß macht, was der Fahrer mag. Da unser Vorführmodell, ein Bundeswehr-Käfer aus dem Jahr 1984, gar kein Radio hatte, kann man so viel nicht falsch machen.

Das hat der Vorbesitzer schon erledigt – mit der Flex ins unberührte Blech, eigentlich schade drum. Aber jetzt ist ein Schacht drin und der Bedarf nach Musik gegeben. Es gilt also, einen anständigen Stromfluss herzustellen, der das Musikgerät versorgt und gleichermaßen absichert.

Bei der Verkabelung bleibt die Option zwischen Anschluss an die Zündung oder direkt auf einen Pluspol – womit das Gerät auch bei ausgeschalteter Zündung und abgezogenem Zündschlüssel funktioniert. Das hat den Nachteil, dass man es wieder separat ausschalten muss, wenn die Kiste geparkt wird. Dafür aber gibt es dann zum Beispiel im Autokino ordentlichen Sound ohne eingeschaltete Zündung.

Mit einem Multimeter sollte man umgehen können

Idealerweise liegt für die Suche nach gutem Strom ein Multimeter parat, mit dem die optionalen Sicherungsplätze auf 12 Volt und mehr untersucht werden können. Anschließend wird ein Kabel fein säuberlich vom Sicherungskasten zum Cockpit Richtung Radio-Einbauschacht verlegt. Wenn es schnell gehen muss, zapfe ich in jugendlicher Eile auch gerne mal vom üblicherweise nahegelegenen Zigarettenanzünder-Kabel.

Klappt auch ganz gut – man sollte bei einem möglichen Ausfall nur bedenken, dass die Sicherung nicht „Radio“, sondern „Zig-Anzünder“ heißt. Und so ganz professionell wirkt das Ganze natürlich auch nicht. Aber Not macht eben erfinderisch.

Ein freier Platz am Sicherungskasten inklusive Spannung ist beim Käfer (12-Volt-Batterie) schnell gefunden, dennoch ist es sinnvoll, zusätzlich eine Sicherung einzubauen – auch für den Fall, dass beim Einbau was schiefgeht. Wobei es außer Strom und Masse und besagter Entscheidung für oder gegen die Zündung nicht viel zu bedenken gibt. Oder doch?

10 oder 2.000 Euro?

Welches Radio soll denn nun rein in den schäbig ausgeschnitzten Schacht? Ein neues günstiges CD-Radio mit USB- und Klinkenanschluss? Via iPhone Riesenauswahl und Hits aus der Jugend? Oder doch lieber die Low-Budget-Variante für 10 Euro vom Flohmarkt mit Kassette? Oder gar die Deluxe-Möglichkeit? Zum Beispiel das Becker Mexiko in Nadelstreifen-Optik?

Der Alleskönner mit USB, mit Freisprecheinrichtung, mit Klinke und allem, was das Herz begehrt. In Deutschland produziert und dementsprechend kostspielig, würde mir sehr gefallen. Kein Stecker am Telefon, kein Zigarettenanzünder-Nachrüsten und nicht zuletzt die schöne Optik. Allerdings liegt die Preisdifferenz zwischen „in Ordnung“ und „wirklich schön“ bei knapp 2000 Euro. Ein Budget, das anhand des günstigen Fahrzeugpreises unrealistisch ist.

ISO-DIN-Anschluss seit Mitte der 80er Standard

Aber eine Sache haben das 10-Euro-VDO vom Flohmarkt und das schöne Becker gemein: den ISO-DIN-Anschluss. Während sich Mobiltelefone nur mühevoll einer Norm annähern, so ist das bei fast allen Radios seit Mitte/Ende der 80er-Jahre der Fall. Die Option, ein anderes HiFi-Gerät anzuschließen, bleibt mit der Umrüstung bestehen.

Nächstes Thema: Massiver Informationsbedarf besteht im Auto beim Thema Verkehr und Weltgeschehen – dazu braucht es einen guten Radioempfang und damit eine ordentliche Antenne. Im Fall unseres Käfers hat auch hier der Vorbesitzer vorgesorgt und eine Antenne ins vormals unberührte Blech gedübelt. Für alle, die das nicht wollen, bieten sich Scheibenantennen an. Passen diese nicht zum Stil des Autos, gibt es beispielsweise bei der Firma Retro Sound eine Alternative, die per Auflage auf dem Armaturenbrett einen anständigen Empfang gewährleistet.

Wohin mit dem Sound?

Bleibt schließlich die Frage: Wohin mit den Lautsprechern? Beim Käfer ist das eine schwierige Sache. Eigentlich gehört ein Exemplar hinter das Armaturenbrett, mitten zwischen das Kabelgewirr. Kommt nicht in Frage. Auch die Seitenverkleidungen bergen nur bedingt Spielraum. Es geht eng zu, und das Zerschneiden der Verkleidung empfände ich als ebenso sinnvoll wie das Zerschlagen des eigenen Fensters für vermehrte Frischluftzufuhr.

Also hilft im Falle meines Käfers nur eine ewige Übergangslösung in Form eines Koffers auf der Rückbank – was die Transportkapazität zugegeben ein wenig einschränkt. Wenn der Koffer geschlossen ist, dient er als zeitgenössische Dekoration, geöffnet fungiert er als Beatbox. Klingt ganz ordentlich, das habe ich sicherheitshalber vorab ausprobiert, damit keiner meckern oder ich nach der Fotoproduktion anderes feststellen muss.

Kartoffelsack als Bezugsstoff

Als Basismaterial im Transport-Gefäß kommen eine dünne Holzplatte (ca. 1,80 Euro im Baumarkt) und zwei Holzfüßchen (ca. 80 Cent) zum Einsatz. Das schaut schon ganz hübsch aus; passend zum Interieur habe ich das Geraffel dann noch mit einem Kartoffelsack bezogen. Die Lautsprecher selbst lagen auf dem Dachboden, ansonsten wäre wohl ein Obolus von 40 Euro angefallen.

Normale Iso-DIN-Stecker haben Ausgänge für vier Lautsprecher, in diesem Fall kommen nur zwei zum Einsatz. Reicht aber aus, um den Innenraum anständig zu beschallen. Und wenn es doch nicht genügen sollte, dann hat der 15-Liter-Koffer ja noch Kapazitäten für Endstufe und Hochtöner. Navigationsgerät und Freisprecheinrichtung muss ich mir allerdings separat organisieren – wobei das Telefonieren im klangstarken Käfer außerhalb eines Staus sicherlich zum Scheitern verurteilt wäre, ebenso wie akustische Straßenführung aus einer kleinen Kiste. Dafür kann ich mir mit den alten Kassetten meiner Eltern ein Stückchen Jugend zurückholen – in einem VW Käfer, der gut ein Jahr jünger ist als ich.

Geschmackssache – in ist, was drin ist

Für viele unter uns ist ein modernes Radio mit Klimbim im Klassiker ein absolutes No-Go. Aber es gibt auch die andere Partei, die gerne Musik in guter Qualität hört oder den Oldie im Alltag bewegt und dementsprechend modernes Equipment genießen möchte. Da gibt es nur eine Einigung: leben und leben lassen.

Wer das Auto am Wochenende auf bekannten Routen mit ebenso routiniertem Kartenleser auf dem Beifahrersitz ausführt, hat leichteres Spiel als jene ohne.