Audi A1, Mini One und Opel Adam im Test
Neuer Herausforderer stellt sich

Der Opel Adam möchte die Klasse der feinen Kleinen aufmischen, so beherzt um Kurven fegen wie der Mini, dabei so edel und solide daherkommen wie der Audi A1, und das alles zum viel günstigeren Preis. Wir klären mal, ob das so hinkommt.

Opel Adam 1.4 ECOFLEX, Audi A1 1.2 TSI, Mini One, Frontansicht
Foto: Sebastian Renz

An vernünftigen Gründen, einen zuverlässigen, sparsamen, sicheren und preiswerten Opel zu kaufen, hat es in den letzten Jahren nie gemangelt. Aber (Achtung, nun folgt die Entlehnung eines Zitats von George Bernard Shaw. Das muss man ja angeben und höllisch aufpassen, nicht, dass man einen Doktortitel verliert): Schaut, wohin die Vernunft Opel gebracht hat, mitten hinein in große Probleme nämlich. Was Opel braucht, sind ein paar unvernünftige Gründe - ein Modell, das nicht wegen, sondern trotz seines Preises gekauft wird.

Die ganze Idee ist nicht neu, im Fall des Mini überlebte sie sogar die mit großer Entschlossenheit betriebenen, langwierigen, aber schließlich erfolgreichen Anstrengungen der eigenständigen britischen Autoindustrie, sich zugrunde zu richten. In seiner aktuellen Generation ist der Mini zu einem ganzen Clan angewachsen. Das steht dem Audi A1 noch bevor. Seit 2010 versucht er, mehr zu sein als ein Premium-Polo. Er will kein auf groß gemachter Kleinwagen sein, sondern ein klein gemachtes großes Auto. So, jetzt aber los. Im neuen Opel Adam glimmt der optionale LED-Sternenhimmel auf, die Lichter der Stadt flitzen über die Motorhaube. Auf zur Kritik der reinen Vernunft.

Audi A1 ist gut und teuer

Ja, diese Rennstreifen auf den Flanken, die wirken schon ein bisschen aufgezwungen locker am A1. Während Opel Adam und Mini sich immer ganz gern kostümieren - von bunten Ventilkäppchen über Spiegelkappen bis zu Dachaufklebern - ist er der Selbstironie unverdächtig. Zuallererst versteht sich der A1 als Audi, also kümmert er sich pflichtbewusst um die Kerntugenden der Marke.

Mit dem Polo als Basis, makelloser Verarbeitung, hochwertigen Materialien, einfacher Bedienung und kuscheligen Sitzen zählt er zu den besonders Soliden unter den Kleinwagen. Für seine flache Dachform verzichtet er auf etwas Kopfraum im Fond, bringt auf der Zweierbank Erwachsene aber hinten am besten unter. Dazu gibt es einen richtigen Kofferraum samt Zwischenboden und flacher Kante. Klare Kante dagegen bei der Fahrwerksabstimmung. Das stramme Setup des Ambition lässt den A1 in der Stadt herb über Kopfsteinpflaster rumpeln und verarbeitet Querfugen auf der Autobahn nur stößig.

Dafür passt die Straffheit auf der Landstraße, wo der A1 schunkelfrei um Kurven wetzt. Dabei macht er kein Spektakel, ist unauffällig schnell, wird von der exakten, etwas rückmeldungskühlen Lenkung präzise geführt. Auch beladen bleibt alles sicher, Traktionskontrolle und ESP regeln feinfühlig. Der 1,2-Liter-Turbomotor zieht ohne Lader-Lethargie los, kann drehen, muss es aber wegen des stämmigen Drehmoments nicht. Auf die Durchzugskraft ist das leichtgängige Fünfganggetriebe ausgelegt - ein weiterer Grund für den niedrigsten Verbrauch.

Doch inmitten dieser Perfektion fühlt sich der Fahrer seltsam unbeteiligt. Der A1 ist ein sehr guter und sehr teurer Kleinwagen, ein echter Audi, ein Testsieger, ein Auto, das man sehr schätzen kann, aber nicht sofort begehren muss.

Nur ein Mini fährt wie ein Mini

Was hat dann der Mini, was der Audi nicht hat? Rein objektiv sind es vor allem Nachteile, aber man kann sie leicht als Charakterstärken deuten. Denn: Nur ein Mini fährt sich wie ein Mini. Aller Ärger über dieses übertakelte Cockpit samt dem unsinnigen Tellertacho, den versteckten Kippschaltern und dem fitzeligen Radio ist vergessen, wenn die Geraden enden und sich die Straße in Kurven schlängelt. Für die ist er gemacht: In Biegungen wirft sich der Mini mit einem kleinen Dreh am Lenkrad ansatzlos und exakt, giert mit einem kurzen Lastwechselkick noch weiter rein. Die E-Unterstützung der Lenkung ändert nichts an Präzision und Rückmeldungsintensität.

Den Fahrer integriert der Mini dabei tief und nicht allzu bequem, doch es zählt zu den immer neu erlebten Überraschungen, dass tatsächlich noch drei weitere Erwachsene in diesem Kabäuschen unterkommen. Während es im Fond nur an Fußraum mangelt, hapert es beim drehbegabten, nicht besonders sparsamen Motor vor allem an Durchzugskraft - trotz des knapp gestuften, präzisen Sechsganggetriebes. Und nur wer noch die Hoppelei der gummibalggefederten Ur-Mini als Maßstab nimmt, dürfte den Komfort des aktuellen Modells ausgewogen finden. Neben der herben Federung stört, wie heftig der Wind den Mini oberhalb von Tempo 130 umtost.

Aber sollte sich Persönlichkeit in einer erhöhten Sensibilität für die Versprechen des Lebens ausdrücken (ja, ja, aus: Fitzgerald, F. Scott: Der große Gatsby. 1925), dann besitzt sie der eigentlich viel zu teure, geizig ausgestattete, unkomfortable Mini. Weil er uns verspricht, dass wir mit ihm mehr erleben als mit anderen Autos, die uns preiswert mobilisieren, aber nicht bewegen.

Opel Adam kann fahrdynamisch überzeugen

Wie Opels Kleinwagen bisher. Das ändert sich nun mit dem Opel Adam. Vorn, im liebevoll gestalteten und sehr solide verarbeiteten Cockpit, bringt er Fahrer und Beifahrer bequem unter. Hinter den etwas hoch positionierten, aber bequemen und haltstarken Vordersitzen gibt es noch ein knappes Zweierbänkchen im niedrigen und kurzen Fond. Weil der Opel Adam danach sehr schnell endet, bleibt nur ein 170-Liter-Gepäckräumchen mit kleiner Heckklappe und hoher Kante.

Aber wir wollen nicht einladen, sondern den Opel Adam im Test fahren. Der 1,4-Liter-Sauger gilt zurecht nicht gerade als temperamentvolles Triebwerk, doch die kurze Übersetzung des etwas hakeligen Fünfganggetriebes lässt ihn vehement loslegen und tapfer durchziehen, zwingt ihn aber auf der Autobahn zu hohen Drehzahlen. Das führt neben einem gesteigerten Temperament eben auch zu einem hohen Verbrauch (7,2 L/100 km) des braven, aus dem Corsa bekannten Saugers.

Aber was die Techniker da für einen Kurvenfeger aus der Basis, der alten Tante Corsa, gemacht haben! Was der Opel Adam Slam mit seinem serienmäßigen Sportfahrwerk, den 215er-17-Zoll-Reifen, dem kurzen Radstand und der nervösen Lenkung auf Landstraßen anstellt, erinnert die Nostagiker unter uns an den Golf I GTI. Wie bei dem liegt auch beim neuen Opel Adam das meiste Gewicht auf der Vorderachse (fast zwei Drittel). In Kurven lenkt er energisch mit viel Grip an den Vorderrädern ein, das Heck hechtet mit sachtem Lastwechseldrängen hinterher. Klingt wilder als es ist, denn bei aller subjektiven Agilität fährt der hervorragend bremsende Zweitürer zahme Zeiten bei den Fahrdynamik-Prüfungen, tendiert im Grenzbereich zum Untersteuern und lässt ESP früh regeln.

Trotz dieser Abstimmung bleibt noch genügend Talent für weite Strecken, wobei der Opel Adam auf kurzen Unebenheiten ins Hoppeln und mit seiner zappeligen Lenkung auf der Autobahn leicht ins Tändeln kommt. Dennoch erweist sich der Opel Adam als erwachsener, zudem sehr günstiger, reichlich ausgestatteter Kleinwagen mit besten Erfolgsaussichten. Dass er es hier gleich auf Platz zwei schafft, beweist, wie gut es ist, dass Opel endlich zur Unvernunft gekommen ist.

Fazit

1. Audi A1 1.2 TFSI Ambition
467 von 1000 Punkte

Die Leichtigkeit des Seins geht dem A1 ab, dafür ist er ein agiler, solider, sicherer, erwachsener - und teurer Kleinwagen.

2. Opel Adam 1.4 Slam
443 von 1000 Punkte

Ja, Silber schafft er nur über den Preis. Er ist etwas eng und hoppelig, verbraucht zu viel, ist aber auch toll verarbeitet - und fegt über Landstraßen fast wie der Mini.

3. Mini One
436 von 1000 Punkte

Selbst als durchsetzungsschwacher One bietet er das volle Dynamik-Programm. Er ist teuer, klein und nicht sehr komfortabel. Aber nur ein Mini fährt wie ein Mini.

Technische Daten
Audi A1 1.2 TFSI AmbitionMini One OneOpel Adam 1.4 Slam
Grundpreis18.150 €16.950 €16.045 €
Außenmaße3954 x 1740 x 1416 mm3723 x 1683 x 1407 mm3698 x 1720 x 1484 mm
Kofferraumvolumen270 bis 920 l160 bis 680 l170 bis 663 l
Hubraum / Motor1197 cm³ / 4-Zylinder1598 cm³ / 4-Zylinder1398 cm³ / 4-Zylinder
Leistung63 kW / 86 PS bei 4800 U/min72 kW / 98 PS bei 6000 U/min64 kW / 87 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit180 km/h186 km/h176 km/h
0-100 km/h10,9 s10,5 s11,5 s
Verbrauch5,0 l/100 km5,4 l/100 km5,8 l/100 km
Testverbrauch6,7 l/100 km6,9 l/100 km
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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten