Audi A5 Sportback 3.2 FSI und VW Passat CC 3.6 V6
Konzernbrüder im Test

Audi A5 Sportback und VW Passat CC versprechen einiges: den Schick eines Coupés mit dem Platz einer Limousine  – und gehobene Langstrecken-Tauglichkeit dank sämiger Sechszylinder.

Audi A5 Sportback 3.2 FSI Quattro
Foto: Hans-Dieter Seufert

Schluss mit ermüdenden Fragen nach Sinn oder Unsinn eines viertürigen Fließheck-Coupés. Es gibt eine unbestreitbare Daseinsberechtigung: Audi A5 Sportback und VW Passat CC vermitteln eine Ahnung von der großbürgerlichen Lebewelt – ohne deren Frivolitäten.

Beide Fahrzeuge mit hohem Nutzwert

Sowohl Audi A5 Sportback als auch VW Passat CC entstammen der Mittelklasse und sind als Viertürer mit großen Kofferräumen auf Nutzwert optimiert. Beide Vergleichstest-Kandidaten bieten vorne den gewohnten Entfaltungsraum einer Limousine und hinten mehr als ein 2+2-sitziger Zweitürer, wobei eher noch der Audi A5 Sportback mit seinem stärker gewölbten Baldachin an ein Coupé-Separee erinnert. Dennoch ist der Transport von Kindern, Enkeln oder befreundeten Paaren sichergestellt. Im Fond des VW Passat CC erwarten sie zwei deutlich ausgeformte Sitzkuhlen. Bei Langstrecken-Tankstopps bleibt man der Bequemlichkeit halber gerne sitzen – auch, um sich das erneute Aus- und Einsteigen zu ersparen. Sollte das Wort Sport im Autonamen Abwehrreaktionen auslösen, so versöhnt das Audi-Fließheck wieder.

Die Praktiker-Attribute des Audi A5 Sportback lauten: weit aufschwingende Kofferraum-Klappe, niedrige Ladekante, getrennt umklappbare Rücksitzlehnen sowie Stauraum bis knapp 1.000 Liter. Eine ähnliche Erweiterungsmöglichkeit gibt es im VW Passat mit seinem klassisch-kleinen Kofferraumdeckel immerhin gegen eine geringe Zuzahlung von 200 Euro. Nun zum Genuss, dem eigentlichen Grund, sich für einen Audi Sportback oder einen VW Passat CC zu entscheiden. In seiner Ausprägung orientiert er sich bei den vorliegenden Sechszylinder-Modellen samt Doppelkupplungsgetriebe und serienmäßigem Allradantrieb an den oberklassigen Preisen von 47.000 Euro beim Audi und 41.225 beim VW. Dennoch muss niemand Nachbarschaftsneid befürchten: Weil beide ihren Pelz nach innen tragen, gerät keiner unter Protzverdacht.

VW Passat CC gewinnt bei Innenraum-Wertung

Erst im Innenraum übertrifft der VW Passat CC an Anschaulichkeit und Aroma alles, was man bisher mit einem VW Passat in Verbindung gebracht hat. Finger wie Augen erfreuen sich an den abgerundeten Chromringen um die Fensterheberknöpfe. Diese liebevollen Details stellen ihn sogar noch über den Audi A5 und dessen Perfektionsroutine. Statt Luxusinsignien fallen im Audi A5 Sportback-Cockpit zwei Verheißungen auf: der Start-Stopp-Knopf und der Quattro-Schriftzug. Schon wechselt die Erwartungshaltung in den Agilitäts-Modus. Satt schmiegt sich der straffe Audi an die Straße und gibt seinem Piloten das Gefühl überragender Kontrolle – auch dank der Verstellmöglichkeiten des aufpreispflichtigen Dynamic-Drive: Das Fahrwerk ist ein ganzes Setup-Kompendium.

Synthetisches Lenkgefühl stört beim Audi A5 Sportback

So kennerhaft wirbelt der Audi A5 Sportback durch die Kurven, als könne er programmierte Radien abrufen. Und korrigiert dabei immer wieder den Fahrer nach der Art: Es geht viel enger, weite Radien sind Platzverschwendung. Wer dem Audi A5 Sportback im schwerfälligeren, doch kaum langsameren und erstaunlich lange neutral bleibenden VW Passat CC folgt, traut seinen Augen kaum: Vor allem dank optionalem Sperrdifferenzial (950 Euro) kokettiert der Audi A5 Sportback mit Heckantriebs-Attitüden, stellt seinen Hintern lastwechselinitiiert heraus, wirft sich leicht seitwärts in die Ecke und hinterlässt dezente Straßenmalereien. Audi hat den Allradantrieb aus der Almaufstiegs-in die Serpentinen-Ecke befördert; das ehemals pari ausgelegte Torsen-Differenzial ist kaum wiederzuerkennen, schickt in der Grundauslegung 60 Prozent des Antriebsmoments auf die Hinterachse und nur 40 Prozent nach vorn. Einzig das synthetische Lenkgefühl stört.

Passat überzeugt mit sicherer Fahrwerksabstimmung

Einen Zustand der Hecklastigkeit erreicht das Haldex-Hystem des VW Passat CC nur selten. Grundsätzlich leitet die elektrohydraulisch geregelte Lamellenkupplung der vierten Generation die Kraft komplett an die Vorderachse, kann aber bei Traktionsverlust bis zu 100 Prozent des Drehmoments der angehängten Hinterachse zukommen lassen. Heckantriebs-Fantasien realisiert das nicht, garantiert aber ein Fahrverhalten komplett ohne Überraschungseffekt. Sicherer abgestimmt kann man sich ein Auto kaum vorstellen. Der VW Passat CC lässt die Langstrecke zum Genuss werden. Sein 3,6-Liter-V6 mit dem engen Zylinderbank-Winkel von 10,6 Grad läuft ähnlich ruhig wie der 3,2-Liter des Audi A5 Sportback mit seinem 90-Grad-V, legt aber satter los und hält sich sogar bei hohen Reisegeschwindigkeiten akustisch zurück.

A5 Sportback bremst besser als Passat CC

Daran hat das lang übersetzte Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe seinen Anteil, das nur mit leicht ruppigem Anfahr-Verhalten negativ auffällt. Die Schalldämmung trägt zur Ruhe ebenso bei wie die kuschelige Federung mit ihren adaptiven Dämpfern (Serie). Nie reißt der VW Passat CC die Aufmerksamkeit an sich, ist ein effektiver Stress-Therapeut und verbreitet die beruhigende Wirkung von Klassik bei Kerzenschein. Zu Recht kommt dabei ein Gefühl der Geborgenheit auf, schließlich bietet VW eine Reihe von Sicherheits-Extras an. Diese übertrifft der Audi noch und punktet zudem mit seiner besser abgestimmten Bremse. Nicht nur auf trockenem Asphalt, sondern auch auf einseitig glattem Belag (μ-split) kommt der Audi A5 Sportback deutlich früher als der VW Passat CC zum Stillstand.

Es ist das erste Mal, dass der Audi A5 Sportback in der Eigenschaftswertung gegenüber dem VW Passat CC wirklich nennenswert in Führung geht, denn in den aufaddierten Kapiteln Karosserie, Fahrkomfort, Antrieb und Fahreigenschaften schenken sich die Konkurrenten nichts – hier fallen eher ihre unterschiedlichen Charaktere auf, weniger Stärken oder Schwächen. Nun aber hat der Audi Oberwasser, was ihm ebenso in der Rubrik Umwelt mit dem niedrigeren Verbrauch nicht nur auf der auto motor und sport-Normrunde gelingt. Wie so oft könnte das Kostenkapitel die Entscheidung bringen. Und hier sieht es für den deutlich günstigeren VW Passat CC zunächst sehr gut aus: Er erobert verlorenen Boden zurück.

Dennoch reicht es am Ende nicht aus, um am Audi A5 Sportback vorbeizuziehen. Auch hier bleibt der VW Passat CC seinem Charakter treu – das Überholen gehört nicht zu den Hauptanliegen des Luxus-Passat. Er stillt dagegen die Lust am Luxus in bürgerlicher Dosis. Gemäß der Markenphilosophie übernimmt der nach Punkten vorn liegende Audi die Rolle des Aktiven. Soll ihm keiner vorwerfen, er trage das Wort Sport als leeres Versprechen im Namen.

Fazit

1. Audi A5 Sportback 3.2 FSI Quattro
489 von 1000 Punkte

Tief taucht der Audi A5 Sportback in die Parameter-Welt ein und bietet ein Kompendium an Verstellmöglichkeiten bis hin zur hecklastigen Auslegung des Allradantriebs. Damit legt er seinen Schwerpunkt eher auf Agilität als Komfort. Sein Ambiente wird dem Preis nicht ganz gerecht - mehr lässt sich ihm nicht vorwerfen.

2. VW Passat CC 3.6 V6 4Motion
482 von 1000 Punkte

Noch nie wurde man von einem Passat so verwöhnt. Der CC ist liebevoll ausstaffiert, federt hervorragend, cruist leise und hängt bei der Fahrdynamik nicht zu weit hinterher. Seinen Sieg verspielt er im Sicherheitskapitel mit weniger Ausstattung sowie schlechterer Bremsleistung.

Technische Daten
Audi A5 Sportback 3.2 FSI Quattro VW Passat CC 3.6 V6 4Motion
Grundpreis47.500 €41.755 €
Außenmaße4711 x 1854 x 1391 mm4799 x 1855 x 1417 mm
Kofferraumvolumen480 bis 980 l532 l
Hubraum / Motor3197 cm³ / 6-Zylinder3597 cm³ / 6-Zylinder
Leistung195 kW / 265 PS bei 6500 U/min220 kW / 300 PS bei 6700 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h250 km/h
0-100 km/h7,3 s6,2 s
Verbrauch9,3 l/100 km9,5 l/100 km
Testverbrauch11,9 l/100 km12,2 l/100 km