Audi A7 Sportback gegen Mercedes CLS 450 4matic
Premium-Fließheck-Sportler im Test

Der Audi A7 Sportback und der Mercedes CLS erscheinen uns die passenden Vertreter für eine kraftvolle und gleichzeitig entspannende Art der Fortbewegung zu sein – zwei Sechszylinder-Turbobenziner im Vergleich.

Audi A7 Sportback 55 TFSI Quattro, Mercedes CLS 450 4Matic, Exterieur
Foto: Hans-Dieter Seufert

Beim Thema Design halten wir uns ja traditionell mit Urteilen zurück, denn dazu können Sie, liebe Leser, am allerkompetentesten Stellung beziehen. Doch an dieser Stelle in genau diesem Vergleichstest müssen wir uns schon sehr am Riemen reißen, um nicht hemmungslos ins Schwärmen zu verfallen – denn Audi A7 Sportback und Mercedes CLS sind nichts anderes als automobile Versuchungen.

Beide stehen für eine deutlich subtilere Form von Luxus als diejenigen, welche das neue Geld derzeit laut innerstädtischem Straßenbild und Zulassungsstatistik bevorzugt. Beide Modelle sind flach, laufen damit eben jenem Trend zum alles überragenden blechernen Prachtbau zuwider, zumal sie keinerlei weithin sichtbaren Protz pflegen. Ihr Charisma beziehen sie stattdessen aus einer feinsinnigen Präsenz und einer berückenden Gegenwärtigkeit.

Hans-Dieter Seufert
Ganz der Alte: Während man den CLS im Vergleich zu seinem Vorgänger kaum wiedererkennt zeigt sich der A7 augenscheinlich nahezu unverändert.

Das Adjektiv „elegant“ beschreibt die beiden gestreckten Körper treffend. Und Eleganz übt sich meist in vornehmer Zurückhaltung, was vor allem dem Mercedes gelingt: Der CLS ähnelt seinem Vorgänger kaum, kommt in seiner Linienführung mit bemerkenswert wenig Details aus. Die Karosserie des A7 der zweiten Generation dagegen sieht für viele Betrachter nach einem Facelift aus.

Mercedes: wenig Luft nach oben

Anders das Cockpit: Hier taucht man ein in die computeranimierte Bildschirmwelt samt ihrer berührungs- und schmutzempfindlichen Ober-flächen. Sie passen sich ästhetisch ansprechend in die großflächige Akkuratesse des Armaturenbretts ein. Sauberer als am Tag der Werksabholung dürfte man die Displays andererseits nie mehr sehen, was umso mehr auffallen wird, als die Grafiken geschmackvoll gestaltet sind. Und der A7 würde bei der Qualitätsanmutung einen Bonuspunkt kassieren, wären da keine Zirpgeräusche auf schlechten Straßen zu hören.

Mercedes spielt ebenso mit Pixeln, stellt sie auf zwei digitalen Leinwänden dar, die optisch fast eine durchgängige Fläche bilden und ganz nach Wunsch traditionell oder retro-futuristisch anmutende Instrumente anzeigen. Auffällig: die riesige Navigationskarte. Doch Aha-Momente lassen sich nach wie vor auch analog erzeugen – etwa mit farbig hinterleuchteten Lüftungsdüsen.

Für beide Hersteller gilt: Seit die Software-Applikateure immer neue Möglichkeiten entdecken, muss der Kunde zunehmend Entdecker spielen. Im A7 tappt man häufig auf den Monitoren herum, bevor man im gewünschten Untermenü landet. Die Dreh-Drück-Steller-Einheit im Mercedes verfolgt hier eine etwas leichter zu durchblickende Systematik. In beiden Fällen erweist sich die Sprachbedienung zum Glück als hilfreiche und verständnisvolle Alternative zum Daddeln. Auch abgesehen von sichtbaren Hinterlassenschaften wirkt das Herumdrücken oder Kritzeln auf Bildschirmen nicht eben ober- oder gar luxusklassig, sondern eher gewöhnlich. Herrschaften sind es gewohnt, Anweisungen zu erteilen. Und man kann sich im A7 oder CLS durchaus herrschaftlich fühlen – sogar dann, wenn man selbst steuert.

Das ist in beiden Fällen schon deshalb nicht abwegig, weil die Sitzbank im geräumigen Fond des A7 unangenehm tief montiert ist. Der CLS heißt seine Fahrgäste zwar herzlicher willkommen, bietet aber wenig Kopffreiheit. Wer das bemängelt, sollte zur E-Klasse greifen; die Daseinsberechtigung des CLS ist schließlich der schicke Schwung im Dach – Nachteile inklusive.

Luftfederung spricht besser an

Man sitzt also vorne und greift selbst ins Steuerrad. Das bedeutet in beiden Fällen eher Lust als Last, weshalb man dem teilautonomen Automaten lediglich im Stau das Zepter übergibt. Denn, ja, die Fünfmeterkarossen bewegen sich trotz ihrer Größe und des stattlichen Gewichts erstaunlich leichtfüßig – etwa wie ein dribbelnder Basketballer. Das gilt für beide. Dennoch zeigen sich beim Fahren große Unterschiede. Gäbe es den CLS nicht, so wäre man beim A7 voll des Lobes hinsichtlich des guten Komforts, gepaart mit dem geschmeidigen Durchströmen von kurvigen Autobahnpassagen oder Landstraßen. Aber: Es gibt den Mercedes. Und dem gelingt das alles noch graziöser, gewandter, anstrengungsfreier.

Seine Luftfederung spricht schneller auf Unebenheiten an, degradiert Reisen auf Stellung „Komfort“ zum Intermezzo – frei von jeglicher Beschwernis. Man fühlt sich auf schwungvollen Fernstraßen sogar mit Stellung „Sport“ gut aufgehoben, wechselt auf seiner Lieblingsstrecke über Land überschwänglich in „Sport plus“, ohne sich von Bodenwellen die Laune vermiesen zu lassen – und erlebt dabei eine Gaudi, die so unerwartet wie erstaunlich ist.

Erstaunlich, weil sich tatsächlich auch das Heck animieren lässt und bei Lastwechselanregungen dezent aus der Neutralitätsfuge schwappt, was die Lenkung im Ansatz meldet und der Allradantrieb sofort in die geregelte Bahn zieht. Das macht er so homogen, so natürlich und ungezwungen, dass der Audi dagegen fast schon hibbelig wirkt.

Audi setzt auf Sportlichkeit

Dessen Fahrwerk betätigt sich als eine Art Verstärker, überspitzt die Anweisungen des Fahrers. Das liegt an der Allradlenkung (1.900 Euro), die den A7 gefühlt verkleinert und ihn etwas schneller durch die Pylonen wischen lässt als den CLS – nachdem man sich nach vielen Versuchen an das übertrieben direkte Einlenken gewöhnt hat. Denn das Chassis transportiert weniger Rückmeldung – ihr muss nachgespürt werden.

Weil Audi nach eigener Diktion sportliche Autos baut, soll sich auch der A7 so anfühlen. Passend dazu tritt sein Sechszylinder-Turbo fast schon grimmig an, obwohl der CLS beim Beschleunigen laut Messuhr den Stern um einen Hauch vorn hat. Der V6 läuft ähnlich ruhig wie der Reihensechser des Mercedes. Große Unterschiede zeigen sich erst bei der Abgasnachbehandlung: Der A7 pufft ohne Partikelfilter (Euro 6b) aus, während der CLS seine Schadstoffe bereits nach Euro 6d-Temp säubert.

Kontern kann der Audi antriebsseitig nur mit dem Siebengang-Doppelkuppler, der beim Komfort den Neungang-Wandler des CLS schlägt. Dieser garniert Gangwechsel in der Stadt zuweilen mit leichtem Rucken. Das bleibt allerdings sein einziges Komfort-Manko – wie es generell erstaunlich wenig an der Flachdach-E-Klasse auszusetzen gibt. Am Ende liegt der CLS vor dem A7, weil er die kraftvolle und entspannende Art der Fortbewegung überzeugender und ungekünstelter abliefert. Doch der gravierendste Nachteil des Audi ist seine überholte Abgasnachbehandlung. Bis hin zum schlechteren Wiederverkaufswert kostet sie ihm im Vergleichstest bereits einige Punkte – im Markt womöglich sogar viele Kunden.

Fazit

1. Mercedes CLS 450 4Matic
477 von 1000 Punkte

Dass er beim Komfort abräumt, war zu erwarten. Doch mit seinem natürlicheren Handling liegt der CLS auch beim Fahrverhalten vorn. So stellt man sich einen viertürigen GT vor.

2. Audi A7 Sportback 55 TFSI Quattro
468 von 1000 Punkte

Positiv: Der A7 ist praktischer, geräumiger und etwas günstiger. Negativ: Er ist nur nach Euro 6b zertifiziert - nicht mehr zeitgemäß und schlecht für den Restwert.

Technische Daten
Audi A7 Sportback 55 TFSI Quattro Mercedes CLS 450 4Matic
Grundpreis67.800 €70.906 €
Außenmaße4969 x 1908 x 1422 mm4988 x 1890 x 1435 mm
Kofferraumvolumen535 bis 1390 l480 l
Hubraum / Motor2995 cm³ / 6-Zylinder2999 cm³ / 6-Zylinder
Leistung250 kW / 340 PS bei 5000 U/min270 kW / 367 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h250 km/h
0-100 km/h5,5 s5,2 s
Verbrauch7,1 l/100 km10,0 l/100 km
Testverbrauch10,2 l/100 km10,0 l/100 km