Stil kann man also doch kaufen. Zumindest experimentiert Audi anders als andere in der Oberklasse nicht mit avantgardistischen Formen. Und so ändert Ingolstadt beim Facelift des A8 augenscheinlich und technisch wenig. Okay, der Kühlergrill wächst wieder ein Stück. Zudem kleidet sich die Upperclass in frische Saisonfarben wie den distriktgrünen Metallic-Lack. Mehr Strahlkraft beweist jedoch digitales Matrixlicht. Das wirft beim Start nicht nur Ringe auf die Garagenwand, sondern warnt bei Dunkelheit über 1,3 Millionen Mikrospiegel mit Fahrbahnprojektionen vor Gefahrenstellen.
Digitale (R-)Evolution
Apropos Baustelle: Der A8 zettelte einst die Touchscreen-Revolution mit an. Heute updatet Audi das Infotainment mit MIB-3-Konzern-Software, bewahrt sich aber die alte Bedienlogik. Zudem arbeitet das System hier schnell und zuverlässig. Den gewohnt hochwertig belederten Innenraum karbonisiert Audi im Testwagen, als wäre er ein R8. Dabei kuscheln sich Fahrer und Beifahrer in S-Line-Sitze, die Klimatisierungs- und Massage-Features mitbringen, welche auch der Chef im Fond erwarten würde. Doch der thront hier nicht in optionalen Einzelsesseln, sondern auf der gut ausgeformten Lederbank. Deren einziger Variabilitätstrick besteht aus einer klappbaren Mittelarmlehne samt Tablet und Durchladeöffnung für den optionalen Sektkühler.
Ganz schön abgehoben? Allerdings. Schon beim Einsteigen erheben Elektromotoren an jedem Rad die Karosserie SUV-haft. Nicht der einzige Zaubertrick des Luftfahrwerks: Das ebnet dank Fahrbahnscans im Comfort-Plus-Modus Schlaglöcher ein, stabilisiert die Karosserie mit Wankausgleich beim Bremsen, lehnt sich in Kurven, während die mit- und gegenlenkenden Hinterräder drei Meter Radstand spürbar einkürzen oder strecken. Nur vom Lenkgefühl her bleibt man stets mehr Autobahn-Chauffeur denn Kurvenconnaisseur.
Dabei schiebt der mildhybridisierte V6 mit 340 PS den 2,1-Tonner mühelos voran. So sprintet der 55 TFSI Quattro fast beiläufig in 5,5 Sekunden auf 100 km/h, drückt mit TDI-artig früh anliegenden 500 Nm Drehmoment und gönnt sich dabei im Testschnitt noch passable 10,2 l/100 km. Ja, das klingt nicht wirklich nach Basismodell. Allerdings gelingt es dem 55 TFSI im Alltag nicht immer, ruckfrei anzufahren. Zudem reagiert die Start-Stopp-Automatik zu spät, und beim Rekuperieren stört unharmonisches Bremspedal-Blending.
Das lässt bei mehr als 100.000 Euro Grundpreis etwas Stilgefühl vermissen und kostet einen halben Stern.
Fazit
Der komfortable A8 ist auch mit Basisbenziner fahrbar: Der kräftige V6 drängt sich nicht auf, hadert jedoch mit der Mildhybridisierung. Dafür läuft die MIB-3-Technik hier ruckelfrei.
Audi A8 55 TFSI Quattro | |
Grundpreis | 106.350 € |
Außenmaße | 5190 x 1945 x 1473 mm |
Kofferraumvolumen | 505 l |
Hubraum / Motor | 2995 cm³ / 6-Zylinder |
Leistung | 250 kW / 340 PS bei 5000 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
0-100 km/h | 5,5 s |
Testverbrauch | 10,2 l/100 km |