Audi TT, BMW Z4, Porsche Boxster, Nissan 370 Z
Offene Sportwagen im Test

Ebenso sportlich wie zweisitzig röhren Audi TT RS Roadster, BMW Z4, Porsche Boxster und Nissan 370Z mit über 300 PS an der Grenze zwischen Traum und Erreichbarkeit. Vier offene Zweisitzer im Vergleichstest.

Audi TT, BMW Z4, Porsche Boxster, Nissan 370Z
Foto: Hans-Dieter Seufert

Ein Tief zu taufen kostet 199 Euro – einfach beim Institut für Meteorologie bei der FU Berlin anmelden und fertig. Boxweltmeister Arthur Abraham hatte es im Januar auch schon getan – vielleicht hoffte er auf leichte Niederschläge. Ein Hoch zu taufen kostet mehr, nämlich 299 Euro. Und den Winter zu vertreiben sei unbezahlbar, meinen Sie? Falsch, wir haben da ein Rezept: Winterflucht forte an Bord zweisitziger Cabrios.

Im Cabrio-Test: Vier Roadster mit über 300 PS

Vergessen Sie geruhsames Autowandern, zarte haarwuschelnde Brisen oder behutsame Vierzylinder. Audi TT RS Roadster, BMW Z4 s-Drive 35is, Nissan 370 Z Roadster und Porsche Boxster S pusten mit jeweils mehr als 300 PS selbst festsitzende Winterdepressionen von der Platte. Unter den Hauben der Testkandidaten: Motiviertes vom Fünfzylinder-Turbo über freisaugende Sechszylinder in V- und Boxerformation bis hin zum Biturbo-Reihensechser. Los geht es ab 44.490 Euro. Dafür bringt der Nissan 370 Z Roadster nicht nur alles bis hin zum Bixenonlicht und klimatisierten Ledersitzen mit, sondern macht sich auf Knopfdruck obenrum frei. In rund 20 Sekunden liegt das Stoffdach unterm Deckel, gewährt den Elementen freien Eintritt. Zu diesen zählt auch der Klang des frei saugenden V6-Universaltalents unter der Fronthaube. Im Laufe seiner Bauzeit auf 3,7 Liter hubraumerhöht und auf 328 PS leistungsgesteigert sowie mit einer speziellen Ventilsteuerung (VVEL) versehen, die die Drosselklappe überflüssig macht.

So richtig willig wirkt der Nissan-V6 im Cabrio-Test nicht

Dennoch langt es nicht zum flammenden Heldentenor. Der V6 im Nissan 370 Z legt bis auf Spiel im Antriebsstrang sanft und kultiviert los, danach an Elan zu. In den ganz hohen Lagen jedoch, wo es für sportliche Saugmotoren gilt und die Schaltlampe blinkt, mischen sich kräftige Vibrationen beim Cabrio ein. So richtig willig wirkt der Nissan-V6 nicht. Der Rest des Roadsters müht sich dafür um Entschädigung. Gegenüber dem Vorgänger Nissan 350 Z um sieben Zentimeter gekürzt, dazu mit breiterer Spur, weniger Gewicht und trockenem Fahrwerks-Setup versehen, lenkt der Nissan 370 Z spontan ein und gibt im Test den Front-Mittelmotor-Sportsmann. Er spannt den Test-Fahrer ein, duldet kein belangloses Cruisen, hält die Insassen über den Straßenzustand auf dem Laufenden. Seine knochige Handschaltung gibt auf Wunsch sogar selbstständig Zwischengas, was Durchschnittspiloten einen Profi-Touch verleiht. Hochwertiger verarbeitet als zuvor, weist das Cabrio zudem den Vorwurf des Preiswert-Japaners von sich. Selbst Premium-Gewohnten droht kein Plastik-Ausschlag.

Cabrio-Vergleichstest: Audi TT setzt auf einen Reihenfünfzylinder

Premium? Ein Fall für den Audi TT RS, dem da keiner etwas vormacht. Doch wer will schon kleinkariert an den perfekt sitzenden Reglern rumnesteln oder unterm Teppich vergeblich nach Schludrigkeiten fahnden, wenn es unter der Haube bereits dunkel grollt? Der Audi TT RS Roadster setzt auf einen Reihenfünfzylinder, mit 1,2 bar turbogeladen. Ja ja, jetzt kommt sie wieder, die alte Leier. Von Walter, dem Kurzquattro S1 und überhaupt. Recht so, immerhin bringt Audi ein Markenzeichen zurück. Alle, die in den Achtzigern Ohren am Kopf und Benzin im Blut hatten, haben ihn noch auf der Platte – den stolprigen, den zornigen Soundtrack der schiefen Zylinderzahl. Beginnend mit dem Audi 100 5E von 1977, führt ihn die Karriere bis in den Sport Quattro, mit dem Röhrl und Co. die Rallyepisten rockten. Die 340 PS und 450 Newtonmeter des aktuellen RS-Motors lassen sich laientauglich dosieren und selbst bei widrigen Bedingungen auskosten. Vorbei der Turbo-Klatschbumm der frühen Jahre, als die bis zu 600 PS starken 2,2-Liter die Sensibilität eines Lichtschalters besaßen.

Audi TT RS öffnet sein Cabriodach in zwölf Sekunden

Der Neue, ein langhubiger Direkteinspritzer, schiebt nach einer minimalen Turbo-Pause proportional zur Pedalstellung. Ebenso transparent: das Schaltgefühl des wegverkürzten Sechsganggetriebes während der Testfahrt. So fällt es leicht, den 1,6 Tonnen schweren Audi TT RS mit der elektromechanischen Lenkung aus engen Ecken zu zwirbeln, vom Allradantrieb mit hydraulischer Lamellenkupplung traktionsversichert. Von null auf 100 dauert es 4,7 Sekunden, von offen zu geschlossen und umgekehrt zwölf Sekunden – sogar bis 50 km/h. Das serienmäßige, elektrisch ausfahrende Windschott macht das authentische Cabriofeeling endgültig rund. Und erst Handling und Federungskomfort: Leicht untersteuernd, aber insgesamt neutral, kalkulierbar und zickenfrei trägt der Roadster seinen Piloten unter sämtlichen Pisten- und Witterungsbedingungen schneller über die Piste als mancher Mittelmotor-Sportler. Obwohl seine Bremswege nur durchschnittlich ausfallen.

Der Boxster S ist garantiert kein Mädchen-Porsche

Bremsen? Da bellt er auf, da beißt er hart in die Scheiben, der Porsche Boxster S in unserem Test. Es soll ja tatsächlich noch Leute geben, die ihn für einen Mädchen-Porsche halten. Die sollten mal versuchen dranzubleiben, wenn der Roadster sich entweder den Slalomparcours oder zwei, drei knackige Kurvenkombinationen auf der Straße greift. Die direkte, wie üblich variabel übersetzte Lenkung des Cabrios verbindet den Piloten innig mit der Piste, den Rest übernimmt das Fahrwerk mit Adaptiv-Dämpfern. Das Untersteuern währt kurz, der neutrale Bereich länger, sein Ende sollte man aber trotzdem auf dem Schirm haben. Beim 1.413 Kilogramm schweren Porsche Boxster S liegt das Gierzentrum klar in der Mitte, schon wegen des dort platzierten 3,4-Liter-Boxers. Der sitzt seinem Piloten im Nacken, bändelt im Test ohne Umschweife an.

Cabrios mit 300 PS im Test: Das Porsche-PDK kann nicht überzeugen

Mensch und Maschine kämen allerdings noch schneller zur Sache, stünde nicht das PDK zwischen ihnen. Klar: Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe liefert hohe Schaltgeschwindigkeit und -qualität, eine effiziente Gangspreizung. Bloß subjektiv ist er dahin, der direkte Draht. Entweder öddelt man im Normalmodus herum wie eine toupierte Millionärsgattin, oder der Motor heult bei Vollgas erstmal auf wie ein getretener Pudel. Im Sportmodus reagiert die Kombo fixer, langsame Adaption an die Fahrerwünsche und die unhandlichen Bedienklötzchen am Lenkrad stören im Test weiter. Für Entschädigung sorgt der feurige Charakter. 360 Newtonmeter Drehmoment ab 4.400, das Drehzahllimit bei 7.500: In diesem Fenster legt er los. Dreht, schiebt, röhrt. Das Stoffdach des Porsche Boxster S öffnet und schließt bis 50 km/h, jedoch erst nach Lösen eines Spannhebels.

Beim BMW Z4 35 is stört ein überraschend indifferente Fahrverhalten

Zur Dachakrobatik muss der BMW Z4 35is anhalten, bietet dafür als Einziger eine Alu-Schale statt Stoffmütze. Allerdings dauert der Strip des Roadsters mit 20 Sekunden so lange wie beim Nissan, kostet zudem deutlich Kofferraumvolumen. Danach dürfen sich die Cabrio-Insassen an einer wuchtigen Motor-Soundwolke sowie fein dosierbaren Elementen laben. Luft-, Sitz- und Lenkradheizung mummeln sie selbst bei knackigen Minustemperaturen wohlig ein. Wobei neben der bassigen Melodie auch der Schub des BMW Z4 35is Herzen erwärmt. Hier darf er noch mal ran, der Dreiliter-Biturbo. Noch ohne Valvetronic, dafür mit mehr Ladedruck und freizügigerem Auspuff, leistet er 340 PS. Vor allem 450 – im Overbost sogar 500 – Newtonmeter. Da sind Geraden schnell abgehakt. Kommen jedoch Kurven in Sicht, gibt es präzisere Werkzeuge als den BMW Z4 35is in unserem Test. Obwohl serienmäßig mit einem M-Sportfahrwerk samt Adaptiv-Dämpfern sowie einer elektromechanischen Lenkung ausgerüstet, fühlt sich der Top-Z4 unentschlossen, rückmeldungsarm an. Zwar filtert er Unebenheiten ordentlich, lässt aber störende Karosseriebewegungen in jedwede Richtung zu. Mehr, als man es von einem M-Ersatz erwartet.

Der Audi TT schnappt sich den Testsieg im Cabrio-Test

Das serienmäßige Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe wechselt die Stufen zackig, adaptiert Fahrerwünsche schneller als das PDK, kostet aber wie dieses etwas motormäßige Rückmeldung. So platziert sich der BMW Z4 35is als 56.750 Euro teure Alternative für Drehmomentfreaks mit einem Faible für ganzjährigen Frischluftspaß, der Porsche Boxster S (59.328 Euro) als geschmackssicherer, fahrdynamischer Mittelmotor-Porsche und der Nissan 370 Z als (relativ) kostengünstiger Wadenbeißer für Japan-Fans. Und der offene Audi TT RS? Als Gewinner. Solide, problemlos und schnell – aber nicht billig. Doch was sind schon 58.650 Euro für ganzjährige Hoch-Gefühle?

Umfrage
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93 Mal abgestimmt
Audi TT
BMW Z4
Porsche Boxster
Nissan 370Z

Fazit

1. Audi TT RS Roadster
476 von 1000 Punkte

Ein williger Fünfzylinder-Turbo und herrische Traktion plus enorm einfache Beherrschbarkei bringen dem Audi TT RS den Sieg.

2. BMW Z4 35 is Roadster
470 von 1000 Punkte

Dem druckvollen BMW Z4-Biturbo samt Doppelkupplungsgetriebe steht ein überraschend indifferentes Fahrverhalten gegenüber.

3. Porsche Boxster S
459 von 1000 Punkte

Präzises Handling, messerscharfe Rückmeldung und ein drehfreudiger Saugmotor - so fährt der Porsche Boxster in Sportlerherzen. Das PDK gefällt ihnen weniger.

4. Nissan 370 Z Roadster
438 von 1000 Punkte

Günstiger Preis und üppige Ausstattung sowie gute Fahrdynamik helfen nicht über den unausgewogenen Antrieb und Detailschwächen hinweg.

Technische Daten
Porsche Boxster S Nissan 370Z Roadster 3.7 PackAudi TT RS Roadster BMW Z4 sDrive35is
Grundpreis59.923 €44.550 €59.800 €57.300 €
Außenmaße4342 x 1801 x 1294 mm4250 x 1845 x 1325 mm4198 x 1842 x 1348 mm4244 x 1790 x 1284 mm
Kofferraumvolumen280 l140 l250 l180 l
Hubraum / Motor3436 cm³ / 6-Zylinder3696 cm³ / 6-Zylinder2480 cm³ / 5-Zylinder2979 cm³ / 6-Zylinder
Leistung228 kW / 310 PS bei 6400 U/min241 kW / 328 PS bei 7000 U/min250 kW / 340 PS bei 5400 U/min250 kW / 340 PS bei 5900 U/min
Höchstgeschwindigkeit272 km/h250 km/h250 km/h250 km/h
Verbrauch9,4 l/100 km11,2 l/100 km9,1 l/100 km9,0 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024

Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten