Audi TTS gegen Porsche 718 Cayman im Test
Bezwingt der TTS den Cayman?

Der Sechszylinder-Boxer ist raus aus dem Porsche Cayman; dem Mittelmotor-Zweisitzer muss nun ein Turbo-Vierzylinder genügen. Damit macht sich der Porsche bei Zylinderzahl und Drehmoment mit dem TTS gemein. Doch wie nahe kommt ihm der Konzernbruder?

Audi TTS, Porsche Cayman
Foto: Rossen Gargolov

Audi gegen Porsche – das liest sich noch immer etwas seltsam. Dabei nähern sich die Portfolios stetig an: Porsche legt bei Limousinen und SUV nach, während Audi auch Sportcoupés baut – etwa den TTS. Und neuerdings ist es weniger abwegig denn je, ihn gegen einen Porsche zu testen, denn der 718 Cayman kommt seit Herbst 2016 mit einem Turbo-Vierzylinder-Boxer. Gleiche Zylinderzahl, gleiches Gewicht, und auch bei der Leistung liegen beide auf einem Level, wobei der Audi sogar zehn PS stärker ist. Dennoch trennen sie konzeptionell Welten: Der TTS kommt mit Frontmotor samt Allradantrieb, der Cayman mit Mittelmotor und Hinterradantrieb.

Das Rennen scheint schon vor dem Start gelaufen, denn bei der Querdynamik ist das Mittelmotorprinzip unschlagbar: Es ballt die motorische Masse im Zentrum des Autos. Man spricht hier von der optimalen Drehneigung um die Hochachse, was übersetzt bedeutet: maximale Agilität. Nicht umsonst sitzt auch bei den Formel-1-Rennwagen der Motor tief vor der Hinterachse.

Porsche Caman Heck
Rossen Gargolov
Selbst in Kurven bleibt der Porsche längsstabil. Wie das? Es bedeutet, dass er sie fast zu Geraden trivialisiert.

So viel zur Theorie. Die Praxis folgt auf unserer Teststrecke: Eine Pylonengasse stellt den doppelten Spurwechsel um ein fiktives Hindernis nach. Wer am schnellsten darum herumwedelt, erhält die meisten Punkte. Der Cayman nimmt Anlauf, hält mit etwa 150 km/h auf die schmale Einfahrt zu. Das ist so schnell, dass ein ahnungsloser Beifahrer seinen Fluchtreflex unterdrücken muss und sich schicksalsergeben in die Sitze krampft. Der 718 fädelt präzise ein, lenkt zackig nach links, setzt bestimmt um, wechselt zurück und stürmt aus der Gasse. Durchschnittstempo: 147,2 km/h.

Porsche Cayman und der Frosch im Auspuff

Schon stimmt man das Hohelied des Mittelmotors an, da verschlägt es einem die Sprache. Man möchte sich räuspern, so wie man hofft, dass sich der Porsche räuspert, seinen Frosch aus dem Auspuff hustet und endlich wieder so inbrünstig aus voller Kehle schmettert, wie er das zu Sechszylinder-Zeiten konnte. Doch mit dem Facelift scheint der Cayman in den verspäteten Stimmbruch geraten zu sein. Der Zweiliter will kraftvoll klingen, dröhnt aber. Er will boxern, doch es rumpelt stattdessen. Er will posaunen – und schnattert nur.

Dann hört man, was die Audi-Techniker mit dem Allerwelts-Zweiliter aus dem Teileregal des VW-Konzerns anstellten: Sonor brummelnd startet der Turbo-Vierzylinder. Man spürt richtig die Hummeln in seinem Hintern. Vollmundig durchröhrt er die Mitte und brodelt bei hohen Drehzahlen fast wie ein Reihenfünfer. Da zollt man den Ingenieuren Respekt für diese unerwartete Emotionalität im Klangdesign. Respekt auch fürs Überwinden der Frontantriebslethargie: Allrad hat früher bei Audi die Untersteuerneigung nur verschlimmert, doch jetzt zuckt das Quattro-Coupé williger mit dem Heck als der Porsche. Driften? Nein, so weit geht es dann im TTS doch nicht. Aber ein Ruck am Lenkrad genügt in der Kurve, und der Hintern hängt sich raus. Genauso schnell lässt er sich wieder einfangen, wenngleich die Lenkung mehr Information über das Gripniveau liefern könnte. Damit ist der TTS schnell – erstaunlich schnell, folgt dem Porsche auf den Fersen (145,1 km/h beim Spurwechsel).

Audi TTS bietet mehr Drama

Das eigentlich Erstaunliche dabei: Bei geringerem Tempo vermittelt der Audi mehr Drama. Zur Erklärung muss man das Pferd aus der Sicht des Porsche aufzäumen, denn der hat bei der letzten großen Modellpflege nicht nur seinen Sechszylinder verloren, sondern auch seine Gierneigung: Seither erreicht der 718 ein unglaublich hohes Kurventempo und bleibt dabei stoisch stabil. So stoisch übrigens, dass er im Grenzbereich unter- statt übersteuert.

Audi TTS Front
Rossen Gargolov
Sein Quattro-Untersteuern hat der TTS abgelegt, er wedelt jetzt sogar mit dem Heck - sofern man möchte.

Außer auf rutschiger Straße ist das Heck sogar fast völlig taub, lässt sich nur durch überzogene Lastwechsel zum Mitlenken anregen. Das typische Cayman-Gefühl ist weg, dieser Drang zum Scheitelpunkt, zur inneren Linie. Dieser spezielle Reiz auf der Landstraße, der sich gerade aus dem mitarbeitenden Heck gespeist hat – weg. Jetzt lässt sich die Geschwindigkeit in Kurven fast beliebig steigern, ohne dass der Porsche dabei Tempobefriedigung vermittelt. Im legalen Rahmen entsteht Frust statt Lust.

Verzögert ansprechender Turbo

Dazu trägt auch der Vierzylinder-Boxermotor bei: Sein fulminanter Drehmomentsprung zum bisherigen Sechszylinder-Sauger gibt zwar mächtig Zug auf die Kette, doch der verzögert ansprechende Turbolader nimmt der Beschleunigung die Unmittelbarkeit. Die Hinterachse erträgt die zusätzlichen Newtonmeter gelassen. Mit der Renovierung hat das Fahrwerk an Schluckvermögen zugenommen; dank Adaptivdämpfern für 1.666 Euro bietet der Porsche einen geschmeidigeren Federungskomfort als der Audi, wäre damit sogar der geeignetere Reisewagen, wenn sein Kofferraum nicht so beengt wäre. Man muss den Platz hinter den Sitzen nutzen, um sein Gepäck für die Urlaubsfahrt unterzubringen.

Schon setzt der TTS zum Überholen an, denn abgesehen vom Federungskomfort ist er alltagsnäher, eher Coupé als Sportwagen: mehr Platz vorn, zwei Notsitze hinten, größerer Kofferraum inklusive mehr Zuladung, dazu ein kleines Plus bei der Sicherheits- und Multimedia-Ausstattung. Das alles bringt dem Audi Punkte ein, die sich unaufhaltsam zu einem Vorsprung in der Eigenschaftswertung summieren. Da hilft selbst die etwas bessere Effizienz des Cayman-Triebwerks nicht (9,8 statt 10,0 l/100 km) – sie sticht nur bei der Well-to-Wheel-Emission.

Umgekehrt wirft der viel höhere Preis den Porsche gnadenlos zurück – bei schlechterer Serienausstattung sowie teureren Optionen. Hinzu kommen die markentypisch hohen Unterhaltskosten bei gleichzeitig knickeriger Garantie. Früher hätte man dagegengehalten, dass es dafür dieses besondere Cayman-Fahrgefühl gibt. Heute jedoch ist vieles anders.

Fazit

1. Audi TTS
419 von 1000 Punkte

Den Sieg holt sich der TTS nicht etwa alleine mit seinem niedrigeren Preis, sondern schon in der Eigenschaftswertung – mit mehr Platz, mehr Sicherheitsausstattung und sogar einem Hauch mehr Fahrspaß.

2. Porsche 718 Cayman
395 von 1000 Punkte

Die Kapitel Karosserie, Sicherheit, Komfort und Umwelt könnte man ja noch selbstbewusst auslassen – wenn man denn bei Antrieb und Fahrverhalten dominieren würde. Doch da fehlt es an Porschehaftigkeit.

Technische Daten
Audi TTS Coupé Porsche 718 Cayman Cayman
Grundpreis53.300 €55.520 €
Außenmaße4191 x 1832 x 1343 mm4379 x 1801 x 1295 mm
Kofferraumvolumen305 bis 712 l
Hubraum / Motor1984 cm³ / 4-Zylinder1988 cm³ / 4-Zylinder
Leistung228 kW / 310 PS bei 5800 U/min220 kW / 300 PS bei 6500 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h275 km/h
0-100 km/h4,8 s4,7 s
Verbrauch6,7 l/100 km6,9 l/100 km
Testverbrauch10,0 l/100 km9,8 l/100 km