Bentley Bentayga V8 im Test
Englischer Adel verpflichtet

Karten auf den Tisch: Was steckt wirklich im modellgepflegten, 550 PS starken Luxus-SUV? Test.

Bentley Bentayga V8
Foto: Achim Hartmann

Die Irrationalität absurder Beschleunigung – sie fesselt einfach. Oder glauben Sie, es würde auch nur ein Elektroauto verkauft, gingen selbst Kleinwagen subjektiv nicht wie die Wutz? Eben. Im Bentley Bentayga generiert als einzig verbliebenes das Volkswagen-Konzern-V8-Aggregat jenen Druck, der Individualmobilisten fasziniert. Jederzeit, völlig selbstverständlich, begleitet von sanftem, tiefem Stakkato, eine Idee präsenter im Sport-Modus des immer treffsicher agierenden Achtstufen-Automatikgetriebes.

Unsere Highlights

Keine leichte Aufgabe für den SUV, wuchtet er doch die Kleinigkeit von 2.518 Kilogramm auf die Waage, genährt weniger von seiner Karosserie-Opulenz, sondern viel mehr von der Container-Ladung Dämmmaterial, den wuchtigen Sitzen, den bis in die Tiefen reichenden Verkleidungen. Der Luxus-Anspruch wiegt also schwer. Der Bentayga wird ihm gerecht, alles wirkt zunächst äußerst sorgsam ausgesucht, penibel verarbeitet, bis in den letzten Winkel. Dass die Lenkstockhebel eindeutig von einer anderen Konzernmarke stammen, ach, egal; dass die äußerst bequemen, üppig dimensionierten Sitze zwar zigfach elektrisch einstellbar sind, die Kopfstütze jedoch manuell herausgezogen werden muss, weniger. Nicht in dieser Klasse.

Bentley Bentayga V8
Achim Hartmann
Motor: Achtzylinder-V-Motor mit Abgasturbolader, Hubraum 3.996 cm3, Leistung 405 kW (550 PS) bei 6.000/min, max. Drehmoment 770 Nm bei 2.000/min. Grundpreis Bentley Bentayga V8 First Edition: 228.266 Euro.

Schön jedoch, dass auch der Seitenhalt passt, denn die elektromechanische Wankstabilisierung, die Lenkung mit ihrem homogenen, gefühlsechten Lenkwinkelaufbau und die vom Allradantrieb abgesicherte Traktion lassen den Bentley bemerkenswert engagiert durch Kurven fetzen. Kurz vorm Kurvenausgang dann erneut: wuchtige Beschleunigung. Aus dem Stand in 4,3 Sekunden auf 100 km/h, Herrschaftszeiten. Nur andersherum mangelt es ein wenig an Entschlossenheit, mehr als 10,5 m/s² wollen Bremsanlage und 22-Zoll-Räder nicht generieren.

Neuwagen vs. Landsitz

Bis zu 290 km/h erreicht der Bentayga, dennoch reicht schon die Hälfte dessen (na gut, sagen wir 170 km/h), um ihn und seinen Luxus vollends zu genießen, immer im Bewusstsein, dass da noch so viel mehr geht.

Bentley Bentayga V8
Achim Hartmann
Fahrleistungen: Höchstgeschwindigkeit 290 km/h; Beschleunigung: 0 – 100 km/h in 4,3 s.

Beim Testwagen ginge auch an anderer Stelle mehr, denn gerade in diesen gemäßigteren Tempo-Regionen (dann übrigens kommt der V8 mit 13,9 l/100 km aus) stören recht präsente Windgeräusche im Bereich der fahrerseitigen A-Säule; zudem knarzt die Fahrertür beim Öffnen und Schließen. Der eine oder andere Besitzer mag das bei seinem betagten Landsitz entschuldigen, kaum aber bei einem derart teuren Neuwagen. So viel Rationalität muss bei allem Irrationalen schon sein.

Fazit

Handling, Platzangebot sowie Fahrleistungen zählen zu den Stärken – und ja, auch die Effizienz. Die Verarbeitungsschwächen sind dagegen unentschuldbar.