BMW 116d, Audi A3 1.6 TDI Ultra, VW Golf 1.6 TDI
1er mit drei Zylindern zum Sieg?

Erstmals bringt BMW im 1er einen Dreizylinder-Diesel an den Start. Ein Dreizylinder in der Premium-Liga – kann das funktionieren? Der 116d will es gegen die sparsame Ultra-Version des vierzylindrigen Audi A3 Sportback 1.6 TDI und gegen den VW Golf 1.6 TDI beweisen. Ein spannender Kampf der besten kompakten Viertürer.

Audi A3 Sportback 1.6 TDI Ultra, BMW 116d, VW Golf 1.6 TDI, Frontanasicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Mit den inneren Werten ist das so eine Sache. Wenn der optische Auftritt nicht überzeugt, dann werden sie häufig übersehen. So ging es dem BMW 1er häufig. Über das Gemosere an seiner wenig maskulinen Front vergaßen viele, dass seine eigentliche Attraktion doch im Heck liegt: Hinterradantrieb – einzigartig in der Kompaktklasse. Nach dem jüngsten Facelift sollten die Kritiker verstummen: Der 1er sieht nun ernsthafter aus, wichtiger und vor allem BMWiger. Und die inneren Werte? Die darf er gegen den Audi A3 und den VW Golf demonstrieren.

BMW 116d mit beeindruckendem 1,5 Liter-Dreizylinder-Diesel

Aus dem großen BMW-Angebot picken wir uns die interessanteste aller Motorisierungen heraus: den 116d mit seinem neuen 1,5-Liter-Diesel. Damit schafft es erstmals ein Dreizylinder in den 1er – quasi als Vorhut, denn das Spar-Aggregat ist auch für den 3er geplant und soll es eventuell sogar in noch größere Modelle schaffen. Ein rappeliger Dreizylinder in einem BMW?

Bevor wir den Untergang der bayerischen Motorkultur beklagen, wollen wir das Herz der Niere überprüfen. Also Startknopf drücken und … da rappelt selbst beim Kaltstart nix. Beim ersten vorsichtigen Gasgeben im Stand gibt sich der 1,5-Liter zwar sofort als Diesel mit drei Zylindern zu erkennen, doch von nörgeligem Nageln keine Spur. Legen wir D wie Drive ein – BMW schickt den Testwagen mit dem aufpreispflichtigen, weit gespreizten Achtgangwandler von ZF – und rollen los.

Das Staunen hält an. Nur beim Wegbeschleunigen an der Ampel blendet sich der Dreitopf ins Bewusstsein, dann blendet sich der Motorklang langsam aus. Über Land rauscht der BMW 116d nur noch dahin, längst bestimmen Reifenabroll- und Windgeräusche die Akustik. Und wenn man ihn dann bei Zwischenspurts kurz hört, dann tönt der Dreizylinder erstaunlich benzinig.

Man sollte sich übrigens von der gleichmäßigen Leistungsentfaltung nicht täuschen lassen: Wo sich der Vierzylinder-TDI im A3 und Golf zunächst etwas bitten lässt, um anschließend den Turbohammer zu schwingen, zieht der bajuwarische 1,5-Liter sauber aus dem Keller bis ans Limit durch. Das wirkt unspektakulär, liefert aber trotz höchstem Leergewicht im Vergleich die beste Null-auf-hundert-Beschleunigung. Noch irgendwelche prinzipiellen Einwände gegen einen Dreizylinder?

Audi A3 Sportback 1.6 TDI Ultra agil aber wenig komfortabel

Kommen wir zu einem anderen Alleinstellungsmerkmal des BMW: Hinterradantrieb. Keine Antriebseinflüsse in der Lenkung, willig mitlenkendes Heck, optimale Gewichtsverteilung – man kennt es ja. Nun ist der Testwagen mit Bridgestone Turanza bereift; diese eher auf Touring statt Grip ausgelegten Pneus rauben dem BMW etwas Lenkpräzision. Im Grenzbereich hält der BMW 116d sein Heck brav zurück, untersteuert stattdessen deutlich.

Die klassenbeste Rückmeldung bleibt erhalten, nur die Fahrdynamikwerte ernüchtern. Hier brilliert der straff gefederte, relativ leichtgewichtige Audi A3 Sportback 1.6 TDI Ultra, lässt sich von den Michelin Energy Saver nicht einbremsen und wedelt den Konkurrenten davon. Die Agilität fühlt sich zwar etwas synthetisch an, doch wie ein Spritsparmodell wirkt der Ultra keineswegs.

Und der Golf ? Dem helfen die breiten 17-Zöller (optional) samt Dunlop Sport Maxx zu erstaunlichem Grip. Mehr noch: Der VW Golf 1.6 TDI bietet den höchsten Wohlfühlfaktor, schnürt geradezu vorbildlich neutral um die Kurven. Wegen der relativ hohen Sitzposition erscheint das wenig sportlich – man ist allerdings ohne großen Lenkaufwand schnell.

Im Kapitel Fahrverhalten liegen die drei also dicht beieinander. Und bei der Sicherheit? BMW hat ja nicht nur beim Infotainment-Angebot nachgelegt, sondern auch bei den Assistenzsystemen. Jetzt gibt es einen radarbasierten Tempomaten samt Stop-and-go-Funktion, einen Assistenten, der automatisches Quereinparken beherrscht, sowie eine fest ins Fahrzeug integrierte SIM-Karte für Echtzeit-Staumeldungen und Karten-Updates. Doch noch immer fehlen zu den Konkurrenten etwa seitliche Airbags hinten und ein Spurwechselassistent.

VW Golf 1.6 TDI ist der beste Allrounder

Der Audi A3 Sportback 1.6 TDI Ultra patzt an anderer Stelle, kommt mit warm gefahrenen Bremsen aus Tempo 130 rund drei Meter später zum Stehen als die beiden Konkurrenten – ein Nachteil der rollwiderstandsoptimierten Bereifung. Auch im Komfortkapitel ist für den A3 wenig zu gewinnen. Den Vordersitzen fehlt es an Seitenhalt und dem tiefergelegten Fahrwerk an Federungskomfort. Bei letzterem hat der 1er einen großen Schritt aufgeholt – die adaptiven Stoßdämpfer bieten eine weitere Spreizung und sprechen auf Stufe Comfort besser an.

Doch keiner federt so gekonnt wie der Golf – als sei das Verdauen von Bodenwellen nicht der Rede wert. In den Optionssitzen findet der Rücken enorme Unterstützung, während sich der Geist aufs Fahren konzentrieren kann – im Wissen, auf Wunsch von Assistenzsystemen vor seitlichen Hindernissen gewarnt zu werden.

Wie kein Zweiter in der Kompaktklasse steht der Golf für ein Rundumsorglos-Paket. Er gestaltet den Alltag mit ganz einfachen, aber umso wichtigeren Dingen angenehm. Man kann vorne wie hinten leicht einsteigen, der Innenraum bietet viel Platz samt sinnvollen Ablagen, und durch die breite sowie hohe Ladeluke passt auch Sperriges. Zudem lässt sich das Infotainment-System über den großen Touchscreen leicht bedienen. Damit sahnt der Golf die meisten Punkte in der Karosseriewertung ab – und entscheidet die Eigenschaftswertung mit einer bewährten Taktik für sich: Bloß keine Schwächen zulassen.

Weniger noch als der Audi kann der BMW beim Platzangebot mithalten. Hier fokussiert sich alles auf den Fahrer. Zustieg nach hinten? Kein Problem – wenn man Kopf und Beine einzieht. Beladen? Geht. Das Transportgut sollte nur nicht zu sperrig sein. Und nicht zu schwer, denn es muss über eine hohe Ladekante gehievt werden.

Leichte Schwächen bei der Qualitätsanmutung des BMW

Dass den 1er-Innenraum seit dem Facelift etwas mehr Chrom ziert, ist nicht mehr als nette Kosmetik. Am einfach wirkenden Kunststoff des Armaturenbretts und der Türtafeln, dem bisherigen Hauptkritikpunkt, hat sich nichts gebessert. Somit liegt der BMW nach wie vor in der Qualitätsanmutung hinter Audi und VW zurück. Beide erhalten dennoch Punktabzug: der Golf, weil der vorliegende Testwagen auf schlechten Straßen aus dem Bereich der Türverkleidung zirpt; der A3, weil sein Fond zuweilen Klappergeräusche von sich gibt.

Trotz der leichten Verarbeitungsschwäche zieht der VW nahezu uneinholbar vorneweg. Noch liegt der BMW 116d mit deutlichem Vorsprung auf Rang zwei. Doch das Blatt könnte sich aufgrund der Kosten- sowie der Verbrauchswertung noch wenden.

Audi A3 Sportback 1.6 TDI Ultra mit Verbrauchsvorteil

Audi schickt den A3 in der besonders sparsamen Ultra-Version ins Rennen, was sich prompt auszahlt: Der A3 Sportback 1.6 TDI Ultra kommt im Testdurchschnitt mit 5,7 Litern Diesel auf 100 Kilometer aus. Golf und Einser nehmen dagegen über einen halben Liter mehr. Warum der 116d trotz des effizienten Dreizylinders nicht sparsamer ist? Zum einen, weil der Kompakte so schwer ist. Zum anderen, weil das eigentliche Sparmodell, der Efficient Dynamics, nach Auskunft von BMW erst ab Jahresmitte verfügbar sein wird.

Dass der 116d als Sport Line antritt, bringt ihm auch im Kostenkapitel Nachteile. Zwar wird der 1er seit der Modellpflege serienmäßig besser ausgestattet, kommt nun etwa mit Klimaautomatik und Regensensor. Als Sport Line bringt er zusätzlich Sportsitze mit, ist allerdings mit Abstand der Teuerste im Vergleich.

Das kostet Punkte, und der Audi holt noch einmal kräftig auf, ohne am Ende aber am BMW vorbeiziehen zu können. Diesen rettet sein Komfort- Vorsprung. Und der Golf ? Der gewinnt wieder einmal – sein Punkteabstand war allerdings schon deutlicher. Die Konkurrenz hat aufgeholt.

Fazit

1. VW Golf 1.6 TDI
444 von 1000 Punkte

Wieder einmal zeigt der Klassenprimus, wie man einen Vergleichstest gewinnt: indem man sich nirgends eine Schwäche erlaubt. Der Golf ist geräumig, funktional, komfortabel, sparsam, und es gibt für ihn zahlreiche Sicherheitsextras.

2. BMW 116d
435 von 1000 Punkte

Mit seinem deutlich verbesserten Komfort sowie einem ungewöhnlich sanften Dreizylinder-Diesel holt der 1er nicht nur den früheren Abstand zum A3 auf, er überholt den Audi sogar. Nachteil: das für die Kompaktklasse zu hohe Gewicht.

3. Audi A3 Sportback 1.6 TDI Ultra
430 von 1000 Punkte

Zwar fährt der A3 als Ultra tatsächlich einen eklatanten Verbrauchsvorteil heraus, doch seine Leichtlaufreifen verlängern den Bremsweg. Zudem verschlechtert die serienmäßige Tieferlegung den Federungskomfort deutlich.

Technische Daten
Audi A3 Sportback 1.6 TDI Ultra AttractionBMW 116d Sport LineVW Golf 1.6 TDI Comfortline
Grundpreis26.650 €34.550 €27.000 €
Außenmaße4310 x 1785 x 1425 mm4329 x 1765 x 1421 mm4255 x 1799 x 1452 mm
Kofferraumvolumen380 bis 1220 l360 bis 1200 l380 bis 1270 l
Hubraum / Motor1598 cm³ / 4-Zylinder1496 cm³ / 3-Zylinder1598 cm³ / 4-Zylinder
Leistung81 kW / 110 PS bei 3200 U/min85 kW / 116 PS bei 4000 U/min81 kW / 110 PS bei 3200 U/min
Höchstgeschwindigkeit200 km/h200 km/h195 km/h
0-100 km/h10,7 s10,5 s11,1 s
Verbrauch3,4 l/100 km4,5 l/100 km3,9 l/100 km
Testverbrauch5,7 l/100 km6,4 l/100 km6,4 l/100 km