BMW 750i x-Drive gegen Porsche Panamera 4S im Test
Welche Luxus-Limousine kann mehr?

BMW 750i x-Drive gegen Porsche Panamera 4S im Test. Wie schlagen sich die beiden Luxuslimousinen, die viel gemeinsam haben: Rund 400 PS und Allradantrieb verpackt auf fünf Meter Länge. Doch die Frage bleibt, wie sportlich der aufgeladene BMW ist und wie komfortabel sich der Porsche mit V8-Sauger wirklich fährt.

BMW 750i x-Drive
Foto: Hans-Dieter Seufert

Im Kindesalter waren es die Monster unter dem Bett, heute sind es die Monster im Rückspiegel, die den Porsche Panamera-Fahrer erschrecken. Durch die flach stehende und gewölbte Heckscheibe verzieht beim Blick in den Rückspiegel eine Mercedes A-Klasse Scheinwerfer und Kühlergrill zu einem feixenden Grinsen wie der Joker aus dem Film "Batman". Ein Fiat Multipla mutiert zum, na ja, Fiat Multipla, und ein neuer BMW 7er schaut wie Shrek, das nette Fabelwesen aus dem Sumpf.

BMW 750i x-Drive und Porsche Panamera sind ebenbürtige Gegner

Doch im Gegensatz zu den beiden anderen Auto-Mutanten bleibt der Bayer im Rückspiegel haften. In der Variante BMW 750i x-Drive erweist er sich als ebenbürtiger Gegner für den Porsche Panamera 4S (der Porsche Panamera 4S im Fahrbericht). Seit kurzem kann die der Münchner mit dem aus den großen X-Modellen bekannten Allradantrieb bestellt werden. Dabei sitzt am serienmäßigen Sechsstufen-Automatikgetriebe ein Verteilergetriebe mit elektronisch gesteuerter Lamellenkupplung. Auf gerader Strecke fließen bei konstanter Fahrt 60 Prozent der Kraft an die Hinterachse, in Kurven sind es bis zu 80 Prozent. Solange es geradeaus geht, bekommen die Passagiere im BMW von der Arbeitsweise im Antriebsstrang nichts mit.

Top-Sitzkomfort im BMW 750i x-Drive

Nur was sich unter der Motorhaube tut, sorgt für ein wohliges Druckgefühl in der Magengegend, fast so, als würde man sich eine prall gefüllte Wärmflasche auf den Bauch legen - in der statt heißem Wasser das maximale Drehmoment von 600 Newtonmeter schwappt. Diese Wucht des BMW 750i x-Drive fesselt Fahrer und Beifahrer in die bequem gepolsterten, aufpreispflichtigen Komfortsitze. Ihre üppigen Ausmaße bieten selbst dem bayerischen Ministerpräsidenten ausreichend Platz, und die vielfachen Verstellmöglichkeiten - inklusive Knickwinkel der Lehne und variablen Seitenwangen - rücken Piloten aller Größen auf optimalen Abstand hinter Lenkrad und Pedale. Doch nicht nur der Sitzkomfort erweist sich im Test eines Top-Modells würdig, auch jede der vier Stufen des serienmäßigen verstellbaren Fahrwerks federt und dämpft nahezu alle Bodenunebenheiten weg.

BMW 750i x-Drive mit übervorsichtigen Gurtstraffern

Einzig kurze Wellen klopfen bisweilen leise störend bis in die Lenkung hinein, was zum Teil auf das Konto der Runflat-Reifen geht. Deren hoher Querschnitt trägt jedoch zum gemütlichen Handling bei und gewährt eine Extraportion Komfort. Zusammen mit dem selbst in der Sport-Plus-Stufe sanften Fahrwerk schiebt der BMW 750i x-Drive im Test stur untersteuernd durch Kurven, nicht nur auf der Rennstrecke. Bei nassen Wechselkurven wird überdies deutlich, wie variabel der Allradantrieb die Antriebskraft im Grenzbereich verteilt. Das äußert sich in spontanem Wechseln zwischen Unter- und Übersteuern, was selbst bei eingeschaltetem ESP deutlich, aber nie kritisch wird. Dabei bleibt einem fast die Luft weg, was jedoch an den etwas übervorsichtigen - und unnachgiebigen - Gurtstraffern liegt.

Porsche Panamera setzt auf Fahrdynamik

Die Gurte im Porsche Panamera lassen die Passagiere dagegen in Ruhe. Nicht nur in der ersten Reihe sind sie in engen Sitznischen untergebracht, auch hinten sucht man schon mal nach rennmäßigen Vierpunktgurten. Platz findet allerdings jeder der vier Insassen, selbst im höhlenartig wirkenden Fond. Nur zu kräftig sollte die Porsche Panamera-Besatzung nicht gebaut sein, denn dann ragt sie über die schmalen Seitenwagen der straffen Sportsitze hinaus. Passt man hinein, findet jeder genügend Seitenhalt, um den im Porsche Panamera (der Porsche Panamera im Top-Test) möglichen Kurvengeschwindigkeiten zu trotzen. Der Test-Wagen war mit allem Zubehör ausgestattet, was dem 1,9-Tonnen-Buckelwal zu einer besseren Fahrdynamik verhilft, wo der BMW 750i x-Drive eher Wert auf Fahrerassistenz-Systeme legt.

Im Normalfall fährt der Porsche Panamera hinterradangetrieben

Optionen wie Keramikbremse inklusive 19-Zoll-Mischbereifung sowie adaptives Luftfahrwerk mit Wankstabilisierung und Quersperre treiben jedoch den Grundpreis knapp um den Gegenwert eines Basis-Boxster in die Höhe. Der Allradantrieb, dessen Lamellenkupplung im Gehäuse des Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes steckt, erlaubt im Gegensatz zum BMW 750i x-Drive eine hundertprozentige Belastung der einzelnen Achsen. Im Normalfall fährt der Porsche Panamera hinterradangetrieben, in Kurven wird die Vorderachse je nach Bedarf mit ins Geschehen einbezogen. Davon bleibt der Fahrer in unserem Test unbehelligt, er muss nur mit der sehr direkten Lenkung die Richtung vorgeben. Lässt man den Viertürer aus dem elektronischen Käfig, drückt er gut kontrollierbar sein dickes Ende zum äußeren Kurvenrand. Untermalt vom heiseren, vollen Klang des Saugmotors, kaum merklich unterbrochen von den blitzschnellen Gangwechseln, holt sich der Porsche Panamera die Rennstrecke subjektiv dorthin, wo er sie gerne hätte.

BMW 750i x-Drive mit mehr Fahrkomfort

Umso erstaunter registrieren die Insassen nicht nur den variablen Innenraum mit umlegbaren Rücksitzen, sondern vor allem den ordentlichen Federungskomfort, mit dem der Porsche Panamera seine Limousinenhaftigkeit unterstreichen möchte. Eine gewisse Grundstraffheit bleibt natürlich, was zusammen mit der exzellenten Dämpfung dazu führt, dass sich die Karosserie nach dem Überfahren langer Wellen schnell wieder beruhigt. An den BMW 750i x-Drive reicht er jedoch nicht heran, da er zu steif und zu geräuschvoll abrollt. Hinsichtlich des Antriebskomforts muss der Porsche-Eigner ebenfalls Abstriche machen, was im Wesentlichen am Getriebe liegt. Die unlogische Schaltmimik bei manueller Gangwahl - ganz gleich, ob mit den Wippen oder am Wählhebel - stört im Test ebenso wie die etwas ruckeligen Schaltvorgänge im Automatikmodus und die unharmonisch arbeitende Start-Stopp-Automatik.

BMW 7er macht das Rennen

So muss der Porsche Panamera am Ende hauptsächlich aufgrund der Komfortdefizite dem harmonischen BMW 7er Platz machen - schließlich werden beide Luxuslimousinen an ihren Allroundeigenschaften gemessen. Geht es in erster Linie um Dynamik, jagt der Porsche Panamera trotz ausladender Karosserie dem BMW 750i x-Drive einen ordentlichen Schrecken ein - ganz unverzerrt.

Umfrage
Porsche Panamera 4S oder BMW 750i x-Drive - welche Luxus-Limousine hat Sie überzeugt?
48 Mal abgestimmt
Porsche Panamera 4S
BMW 750i x-Drive
Keiner
Beide sind viel zu teuer
Jedes Auto hat seine eigenen Stärken

Fazit

1. BMW 750i x-Drive
500 von 1000 Punkte

Wer Luxus über Komfort, Platz, Kraft und Sicherheit definiert, darf sich im BMW 750i x-Drive wohnlich einrichten. Der kultivierte V8- Turbo protzt mit Leistung wie die bayerischen Königsschlösser mit Prunk. Bei sportlicher Fahrweise kann der Allradantrieb dem 7er nicht zu Bestzeiten verhelfen.

2. Porsche Panamera 4S
488 von 1000 Punkte

Dafür, dass der Porsche Panamera 4S den BMW bei der Fahrdynamik in die Schranken weist, ist der Abstand beim Komfort wiederum überraschend gering. Auch das Platzangebot geht in Ordnung. Dass in der 100-seitigen Preisliste wenig Fahrerassistenzsysteme zu finden sind, verwundert, die irrwitzige Aufpreisgestaltung auch - immer wieder.

Technische Daten
BMW 750i xDrive Porsche Panamera 4S S
Grundpreis99.400 €105.292 €
Außenmaße5079 x 1902 x 1476 mm4970 x 1931 x 1418 mm
Kofferraumvolumen500 l445 bis 1263 l
Hubraum / Motor4395 cm³ / 8-Zylinder4806 cm³ / 8-Zylinder
Leistung330 kW / 450 PS bei 5500 U/min294 kW / 400 PS bei 6500 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h282 km/h
0-100 km/h5,4 s5,0 s
Verbrauch9,3 l/100 km10,8 l/100 km
Testverbrauch15,8 l/100 km15,4 l/100 km