Ausgerechnet jetzt übt sich BMW in Zurückhaltung - kurz nachdem die Bayern ihre schnellen Schwergewichte BMW X5 M und BMW X6 M von der Leine gelassen haben. So darf die neue Topversion des BMW Z4 mit dem ebenso sperrigen wie irreführenden Beinamen sDrive 35is kein M sein, obwohl sie dank des serienmäßigen M-Spoilerpakets danach aussieht. Zu dessen Umfang zählen zusätzlich Sportsitze, Sportlenkrad sowie eine Alu-Pedalerie. Das adaptive, per Knopfdruck in drei Stufen einstellbare M-Fahrwerk sowie das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe gehören hier ebenfalls zur Serienausstattung.
Für eine M-Version mangelt es an Kunden
Doch für einen echten M fehlt ein speziell entwickeltes Setup, das vor allem auf eine hohe Querdynamik abzielt. Darüber hinaus mangele es für ein solches Modell derzeit an Kunden, heißt es offiziell zur Begründung. Inoffiziell fällt womöglich auch der Leistungsvorsprung mit 34 PS gegenüber dem 306 PS starken Basismotor zu gering aus. Tatsächlich halten sich die Änderungen am Dreiliter-Reihensechszylinder mit zwei Turboladern in engen Grenzen. Einzig die Motorsteuerung wurde modifiziert, was sich vor allem in einem gestiegenen Drehmoment bemerkbar macht. Statt 400 liegen nun 450 Newtonmeter ab 1.500 Umdrehungen an, bei Volllast liefert das Triebwerk gar per Overboost-Funktion kurzzeitig 500 Nm - Werte, die manchen V8 neidvoll aufblubbern lassen. Den beiden ovalen Endrohren des BMW Z4 entweicht hingegen ein für ein Serienmodell beeindruckend intensiver, druckvoller Klangteppich. Vor allem bei geöffnetem Dach - obligatorisch bei einem Roadster - grollt es bereits nach dem Drücken des Startknopfs bassig polternd von Achtern, als säße Franz-Josef Strauß selig im Endtopf und hielte eine Brandrede.
Der Z4 spurtet in unter fünf Sekunden auf 100 km/h
Reflexartig richtet der Fahrer die vielfach verstellbaren Sportsitze auf maximalen Seitenhalt aus, legt die Daumen auf die dafür vorgesehene Position am Lenkrad nahe den Schaltwippen ab und fixiert die beiden gut ablesbaren Rundinstrumente in ihren tiefen Höhlen. Fällt der Gasfuß, stürmt der Zweisitzer laut posaunend los, um bereits nach 4,8 Sekunden die 100-km/h-Marke zu passieren. Damit erreicht der BMW Z4 sDrive 35is exakt die Werksangabe und unterbietet einen zuletzt gemessenen Z4 35i um vier Zehntelsekunden (5,2). Erst in oberen Geschwindigkeitsregionen kann sich die stärkere Variante deutlicher absetzen.
Unabhängig von der Leistungsstufe legt der Sechszylinder dabei eine gewisse Unlust auf hohe Drehzahlen an den Tag, an die sich die Saugmotor-Fraktion erst noch gewöhnen muss - genauso wie an den kräftigen Schub aus dem Drehzahlkeller. Hier hat die neue gegenüber der bisherigen Top-Variante spürbar zugelegt, obschon dieser nur Kampfjetpiloten eine Durchzugsschwäche nachgesagt hätten. Beim Zwischenspurt von 80 auf 120 km/h im letzten Gang beträgt die Differenz immerhin eine Sekunde (35i Handschalter: 7,8). Dabei lassen sich die beiden Lader jedoch noch immer einen Tick zu lange Zeit, bis der volle Druck zur Verfügung steht.
M-Fans erwarten bessere Fahrdynamik-Werte
Angesichts der Längsdynamik wäre ein M am rundlichen Z4-Heck also durchaus zu rechtfertigen. Bei den Fahrdynamik-Werten zeigt sich wiederum, dass deutlich mehr Feinschliff erforderlich gewesen wäre, um einen Vorsprung herauszufahren. Einzig die Kennung der Lenkung wurde neu programmiert, was sich jedoch weniger in einem direkteren Einlenkverhalten als in leicht gestiegenen Lenkkräften äußert. Selbst die Modi Sport und Sport Plus eröffnen keine neuen Querbeschleunigungs-Horizonte, obwohl sie nicht nur die im Millisekundentakt regelnden Dämpfer, sondern zusätzlich das feinfühlig agierende ESP und die Schaltzeitpunkte beeinflussen. Die Karosseriebewegungen bleiben ausgeprägt, ebenso wie die Tendenz zum sicheren Untersteuern. M-Fans erwarten hier eine höhere Neutralität ohne Wanken und Rollen, deren Grenzbereich sich durch gut kontrollierbares Übersteuern ankündigt - und werden vom über 1,6 Tonnen schweren is enttäuscht.
Mit der 18-Zoll-Bereifung bietet der Z4 ausreichend Komfort
Alle anderen freuen sich dagegen, dass der Z4 trotz der serienmäßigen Mischbereifung im 18-Zoll-Format ausreichend komfortabel über lange Bodenwellen federt und selbst kurze Stöße verlässlich absorbiert - kein Vergleich also zum steifen Abrollen der optionalen 19-Zoll-Bereifung. Auch die direkte Lenkung verzichtet auf Hypersensibilität und hilft mit verlässlicher Rückmeldung, die scheinbar endlos lange Motorhaube in die richtige Richtung zu dirigieren.
Für die Bespaßung der Insassen sorgt zur Abwechslung statt des Soundsystems das blitzschnell reagierende Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen, da es Herunterschalten mit einem beherzten Zwischengasstoß quittiert.
9.000 Euro Aufpreis gegenüber dem 35i
Bei geöffnetem Dach schwappt die Klangwelle ungehindert ins optimal temperierte Cockpit. Dafür sorgen eine ausgeklügelte Führung der Außenluft um die Insassen herum sowie die kräftige Heizung. Selbst Handschuhe kann sich der Fahrer dank Lenkradheizung sparen. Liegt das Dach im recht großen, aber zerklüfteten Kofferraum, ist allerdings Kreativität beim Packen gefragt.
Einfallsreich zeigt sich BMW bei der Preisgestaltung. 9.000 Euro Aufpreis sind gegenüber dem 35i durch die Zwangskopplung mit den Sonderausstattungen zu zahlen, wovon 1.780 Euro auf die sanfte Leistungssteigerung entfallen. Vor allem das teure Optik-Paket scheint entbehrlich, denn schon beim schwächsten Z4 ist der Auftritt stark genug.
Fazit
Am eher komfortorientierten Charakter des Z4 ändern die Mehrleistung und die 35is-spezifischen M-Zutaten wenig. Daher lässt sich der Aufpreis zum 35i kaum rechtfertigen – trotz des begeisternden Motorklangs.
BMW Z4 sDrive35is | |
Grundpreis | 57.300 € |
Außenmaße | 4244 x 1790 x 1284 mm |
Kofferraumvolumen | 180 l |
Hubraum / Motor | 2979 cm³ / 6-Zylinder |
Leistung | 250 kW / 340 PS bei 5900 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
0-100 km/h | 4,8 s |
Verbrauch | 9,0 l/100 km |
Testverbrauch | 12,8 l/100 km |