Ford B-Max und Fiat 500L im Test
Nur kleiner – oder cleverer?

Weil man sich auf nichts mehr verlassen kann, werden nun sogar kleine Vans lässig. Statt mit Baby-an-Bord-Spießigkeit wollen Ford B-Max und Fiat 500L auf kleinem Raum mit variabler Alltagscleverness überzeugen.

Fiat 500L 1.4 16V Pop Star, Ford B-Max 1.0 Ecoboost Titanium, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Die „Panorama-Schiebetüren“, so verkündet die Ford-Verkaufsbroschüre stolz, zählen zur Serienausstattung des neuen Ford B-Max. Ach was! Alles andere wäre ja auch überraschend bei diesem Auto, das die Ford-Entwickler um das Türkonzept herumkonstruiert haben. Es ermöglicht den Verzicht auf eine B-Säule, soll die Variabilität steigern und den Einstieg erleichtern, dazu dem kleinen Van zu einem kompaktklassigen Raumangebot verhelfen – trotz dessen kleinwagenhafter Länge von 4,08 Metern, gerade mal elf Zentimeter mehr als der Fiesta, auf dem der Ford B-Max basiert.

Ford fährt bei der Ausstattung hinterher

Fiat geht das Thema Kleinvan, nun ja, größer an. Mit dem 500 hat der L neben dem Namen nur ein paar Stilelemente seiner – nennen wir sie stabilen – Form gemein. Er basiert auf einer verlängerten Punto-Plattform, mehr Länge/Breite/Höhe/Radstand schaffen ein üppigeres Raumangebot. Pilot & Co. reisen auf platten, ausreichend bequemen Sitzen. Die große, steile Frontscheibe und gegabelte A-Säulen mit kleinen Fenstern maximieren die Sicht nach draußen.

Drinnen richtet sich der Fiat 500 L modern, ein bisschen modisch und solide ein. Bei der Bedienung stört nur das umständliche Menü des Bordcomputers, ansonsten alles eingängig oder intuitiv – wie das neue, in der Ausstattung Pop Star (tja, die heißt wirklich so) serienmäßige Touchscreen-Infotainment mit Bluetooth und USB-Schnittstelle.

Der Ford B-Max hat nicht einmal ein Radio serienmäßig, selbst in der Topversion Titanium kostet es 1.200 Euro, hat dann zwar auch Bluetooth und USB, aber statt eines Touchscreen eine wirre Tastenfülle. Wobei im Ford B-Max ebenfalls etwas Zeit genügt, um sich einzufinden, und er sich kaum Funktionsschwächen leistet. Zwar lassen sich die Lehnen nur grobrastig über einen Hebel verstellen, doch die Sitze selbst sind bequem und geben guten Halt.

Ford B-Max bietet weniger Platz

Stärker als bei der Innenhöhe macht sich das knappere Raumangebot in der Breite bemerkbar. Vorn ist der Ford B-Max 7,5 Zentimeter schmaler, hinten sogar neun. So drängeln sich die Passagiere auf der bequemen Fondbank etwas – auch wegen der knapperen Knie- und Kopffreiheit. Zudem bieten die Schiebetüren nicht die versprochenen Vorteile, denn zwischen den weit vorgezogenen C-Säulen und den Vordersitzlehnen bleibt wenig Raum. Erst wenn die Lehnen vorklappen, steigt man locker ein und können Kindersitze leicht montiert werden.

Im Fiat 500L gelingt das trotz konventioneller, aber eben besonders breit und hoch geschnittener Fondtüren leichter. Drinnen bleibt selbst dann genügend Kniefreiheit für Erwachsene, wenn die um 15 Zentimeter verschiebbare Rückbank ganz nach vorn rückt. Überhaupt zählt Variabilität zu den vornehmsten Stärken der dürr gepolsterten, wenig konturierten Fondmöblierung. Sie lässt sich nämlich auch asymmetrisch geteilt umklappen und in der Lehnenneigung variieren. Nur die Innenkante des Kofferraums verhindert ebenes Durchladen – trotz des etwas lockeren, höhenverstellbaren Zwischenbodens.

Der des Ford B-Max ebnet die Ladefläche ein, wenn die Rückbank abtaucht. Die Bank selbst hat sonst keine Variabilitätstricks drauf. Wie beim Fiat klappt noch die Beifahrersitzlehne um, damit all die Surfbretter, Stehlampen oder Standuhren reinpassen, die man eher nie mit sich herumfährt. Wobei die ganze Klapprobatik nichts an dem in beiden Fällen knappen Ladepotenzial ändert. Mit vorgeschobener Bank steigert der Fiat 500 L sein Standardvolumen immerhin von 343 auf 400 Liter, im Ford B-Max liegt es fix bei 304 Litern – viel zu wenig für den Familienalltag.

Statt Sperrgut-Speditieren beherrscht der Ford B-Max die Shopping-Tour. Mit ordentlicher Rundumsicht und knappen Abmessungen nimmt er es mit engen Parklücken auf, wuselt flink durch die Stadt. Über Land führt ihn die ausgewogene, rückmeldungsstarke Lenkung exakt. Der straff gefederte Ford B-Max kurvt agil um Biegungen, erst spät muss das ESP gegen Untersteuern anregeln.

Trotz stattlicherer Abmessungen flitzt der Fiat wendig – auch wegen des besonders leichtgängigen City-Modus der elektrischen Servolenkung. Für ihn opfert die Lenkung zwar den Rest an Rückmeldung und Präzision, doch viel gibt es da ohnehin nicht zu verlieren, und mit Dynamik hat das sichere Fahrverhalten wenig gemein. Im komfortabler gefederten L ereignen sich Richtungswechsel – das war es. Was gefühlskalte Lenkung und starkes Untersteuern nicht vereiteln, bremst das ESP rigide ein.

Brillanter Ford B-Max-Dreizylinder

Schnell wird es ohnehin nie, zu sacht setzt der 1,4-Liter-Benziner den L in Bewegung. Der Sauger kombiniert Drehunwilligkeit mit Durchzugslethargie. Oberhalb von 120 km/h steigert selbst Zurückschalten vor allem das Drehzahl- und Lärmniveau, die Geschwindigkeit dagegen kaum merklich.

Gegen den bekannt brillanten Dreizylinder-Turbo im Ford hat der Fiat-Vierzylinder keine Chance. Trotz nur 998 Kubikzentimetern zieht der Direkteinspritzer den Ford B-Max energisch voran und bietet drastisch bessere Durchzugskraft – obwohl sein insgesamt ähnlich lang übersetztes, präziser schaltbares Getriebe nur fünf und nicht sechs Gänge hat. Sein Verbrauch ist auch noch 0,4 L/100 km geringer. So sichert sich der Ford trotz weniger Platz und höherem Preis den Sieg über den Fiat. Oder kurz: B trifft.

Was bringt das Türkonzept des B-Max?
Eine B-Säule formen beim Ford ultrahochfeste Stähle innerhalb der Türstruktur, die sich am Schweller und einem Querträger im Dach abstützen. 1,50 Meter beträgt die Öffnung, wenn beide Türen einer Seite offen sind. Das erleichtert den Einstieg etwas, nicht aber die Montage eines Kindersitzes. Statt an der B-Säule bleibt man nun wegen der kurzen Öffnung der Schiebetür an der Lehne des Beifahrersitzes hängen. Zudem lassen sich die Schiebetüren von der Rückbank aus schwer schließen, die in die Vordersitze integrierten Sicherheitsgurte verlaufen nicht für alle Passagiere optimal.

Fazit

1. Ford B-Max 1.0 Ecoboost Titanium
479 von 1000 Punkte

Obwohl er im Vergleich zum 500L klein ist und die Schiebetüren so viel nicht bringen, gewinnt der B-Max dank agilen Fahreigenschaften und dem quirligen Antrieb.

2. Fiat 500L 1.4 16V Pop Star
457 von 1000 Punkte

Er bietet mehr Platz und Variabilität als der Ford, federt sachter. Doch der durchzugsmüde Motor braucht zu viel Benzin, und selbst für einen kleinen Van ist das Handling träge.

Technische Daten
Ford B-Max 1.0 EcoBoost TitaniumFiat 500L 1.4 16V Pop Star
Grundpreis20.200 €17.990 €
Außenmaße4077 x 1751 x 1604 mm4147 x 1784 x 1658 mm
Kofferraumvolumen318 bis 1386 l412 bis 1480 l
Hubraum / Motor998 cm³ / 3-Zylinder1368 cm³ / 4-Zylinder
Leistung74 kW / 100 PS bei 6000 U/min70 kW / 95 PS bei 6000 U/min
Höchstgeschwindigkeit175 km/h178 km/h
0-100 km/h11,7 s13,3 s
Verbrauch4,9 l/100 km6,1 l/100 km
Testverbrauch7,7 l/100 km