Ford Mondeo, Mazda 6, Opel Insignia Sports Tourer
VW Passat-Verfolger im Wettstreit

Diese drei Dieselkombis rangeln hinter dem VW Passat um die Spitze  in der bezahlbaren Mittelklasse. Ford mit dem neuen Mondeo,  Mazda mit dem modellgepflegten 6 und Opel mit dem erstarkten Insignia.

Ford Mondeo Turnier, Mazda 6 Kombi, Opel Insignia Sports Tourer
Foto: Achim Hartmann

Frank Sinatra ist erkältet. Also 1966, als Gay Talese ein Interview mit ihm führen möchte. Sinatra lässt ihn aber immer wieder abwimmeln mit der Begründung, er sei erkältet. Statt mit ihm spricht Talese daraufhin mit vielen Menschen im Umfeld des Entertainers und schreibt daraus eine Reportage, die der "Esquire" zur "besten Geschichte aller Zeiten" kürte. Ganz so kühne Erwartungen hegen wir nicht an die Wirkungskraft dieses Tests, doch gibt es eine Parallele. Wenngleich es hier um Ford Mondeo, Mazda 6 und Opel Insigniageht, schleicht doch immer auch der VW Passat durch die Kulisse. Der hat so ziemlich alles besiegt, was sich mit ihm vergleichstesten lässt.

Doch Mondeo, 6 und Insignia wollen mehr sein als Vizemeister der Mittelklasse und sich mit eigenen Akzenten von der Summe-seiner-Eigenschaften-Strategie des Passat absetzen. Auftritt des neuen Ford Mondeo Turnier, des modellgepflegten Mazda 6 Kombi und des Opel Insignia Sports Tourer mit umkonstruiertem Diesel.

Ford Mondeo Turnier mit 180 PS

Ideal lief das mit dem neuen Mondeo anfangs nicht. Seit 2013 schon gibt es ihn in den USA. In Europa jedoch wurde das Werk im belgischen Genk, in dem man den Ford Mondeo eigentlich bauen wollte, geschlossen. Dadurch verzögerte sich der Marktstart des Mittelklassekombis um zwei Jahre. Und das merkt man der europäisierten Version des Ford Fusion in manchen Punkten an.

So brandneu wie ursprünglich gedacht wirkt er jetzt nicht mehr. Vor zwei Jahren hätte der Ford Mondeo mit seinem umfassenden Assistenzarsenal stärker beeindruckt. Heute ist das in der Mittelklasse ebenso Standard wie das aufwendige Infotainment mit Touchscreen oder die Digitalinstrumente. Über sie flimmern die Daten des Bordcomputers, mit dem sich die Kennlinien der adaptiven Dämpfer abrufen lassen. Per Lenkradtasten – ja, es gibt einfachere Möglichkeiten.

Als größte Neuerung bleiben die Sicherheitsgurte mit integriertem Airbag im Fond für 300 Euro. Wobei sie sperrig ausrollen und festschnallen sowie nicht für alle Kindersitze geeignet sind. Der Fond dagegen eignet sich – bei unverändert 74 Zentimetern Normsitzraum – bestens für Erwachsene. Sie reisen auf einer gut ausgeformten Bank.

Fahrer und Beifahrer beherbergt der Mondeo gleichermaßen bequem und ungedrängt, auch wenn die wuchtigen A-Säulen das Raumgefühl einschränken. Überhaupt ist der Ford Mondeo ein stämmiges Auto, mit 1.735 Kilo reicht er die Höchstgewichtsmedaille nur knapp an den Opel, wiegt rund einen Zentner mehr als sein Vorgänger. Das liegt auch am Größenwachstum, wobei der neue 3,7 Zentimeter länger ist, der Kofferraum aber 37 bis 135 Liter kleiner als beim Vorgänger.

Kleiner als bisher fällt auch das Handlingtalent des Ford Mondeo aus. Noch immer bietet er präzise Rückmeldung in der direkten Lenkung, kurvt sicher, nun aber weniger zackig um Biegungen, gibt sich früher dem Untersteuern hin. Positiv zeigt sich die neue Gemütlichkeit beim Komfort – ein wichtiger Punkt. Bis auf sachtes Nachwippen auf langen Bodenwellen federt er beflissen über Unebenheiten hinweg.

Durch die Dämmung dringt das Grummeln des Turbodiesels nur sacht nach innen. Mit 7,2 l/100 km bleibt er für 180 PS erfreulich sparsam, doch geht ihm trotz freundlicher Unterstützung des präzisen, passend gestuften Sechsganggetriebes etwas die Vehemenz ab, die man sich von so viel PS und 400 Nm erwartet. Eine ganz große Stärke des neuen Ford Mondeo sind die brachial verzögernden Bremsen, die ihm schließlich den Sieg bringen. Der Mondeo ist ein gutes Auto. Zwei Jahre früher wäre er ein noch besseres gewesen.

Mazda-Diesel dreht über 5.000/min

Einen sichereren Sieger hatte es lange nicht gegeben. Dachten wir. Nach den Vergleichsfahrten lag der Mazda 6 klar vorn. Dann aber kamen die Messwerte von der Bremsprüfung, und da rasselte der Kombi durch. Schon aus Tempo 100 braucht der Mazda 5,7 Meter mehr als der Ford Mondeo – wenn der steht, hat der 6 noch 38 km/h drauf. Aus 130 km/h vergrößert sich die Differenz auf 9,1 Meter und 48 km/h. Dabei fiel der 6 schon beim letzten Vergleichstest mit dem Opel Insignia (Heft 2/2014) mit schwacher Verzögerung auf. Nun kostet das 16 Punkte im Sicherheitskapitel und den Sieg.

Völlig unverständlich also, dass Mazda bei der Modellpflege im März nicht die Bremsen verbesserte. Ansonsten hat Mazda den 6 nach drei Jahren sichtlich aufgefrischt. Er strahlt nun aus LED-Scheinwerfern, die zudem den Gegenverkehr im Fernlichtkegel abschatten können, zeigt Tempo, Navigations- und Warnhinweise im Head-up-Display an und möbliert sich innen viel hochwertiger. Und das alles serienmäßig im festlich ausstaffierten Sports-Line. Dass der 6 trotz Vollausstattung 181 Kilo leichter ist als der Opel, zeigt die Leichtbaukompetenz der Mazda-Ingenieure. Zu der zählt beim 6 auch das Packaging – trotz der kürzesten Abmessungen bietet er für Passagiere und Gepäck am meisten Platz. Und der mit 14 : 1 niedrig verdichtete 2,2-Liter-Turbodiesel. Er legt in Kombination mit der leichtgängigen, gut abgestuften Sechsgangbox kraftvoll los, zieht energisch, dreht kultiviert und über 5.000 Touren. So übertrifft der 6 die Rivalen beim Temperament erheblich, unterbietet sie beim Verbrauch sacht.

Das Sachte geht ihm beim Komfort ab. Mit 19-Zoll-Rädern rollt er herb ab, überrüttelt kurze Unebenheiten, steckt lange besser weg. Mit der straffen Abstimmung fegt der 6 beherzt und agil über Landstraßen, aber mit fader Rückmeldung in der an sich präzisen Lenkung und mit deutlichem Heckdrängen bei Lastwechseln. Dagegen regelt das ESP bei den Fahrversuchen streng ab – Grund für die schlechteren Fahrdynamikzeiten.

Ansonsten ist der 6 auf der Höhe der Zeit, mit umfassendem Assistenzarsenal und cleveren Ideen wie den fernentriegelbar umklappenden Rücksitzlehnen oder dem mit der Heckklappe hochschwenkenden Laderaumrollo. Ein Siegertyp – beinahe.

Opel mit SCR-Kat zur Euro-6-Norm

Mehr als beinahe verpasst der Opel Insignia den Sieg. Aber er holt auf – mit dem neuen Zweiliter-Vierzylinder-Turbodiesel. Na gut, dem fast neuen, denn bei Bohrung/Hub und in der Tiefe seines Blocks ist es noch der bekannte A20, den GM einst mit Fiat entwickelte. Nun nennt er sich B20, hat neue Brennräume, optimierte Einlasskanäle, ein Einspritzsystem mit 2.000 bar Druck, einen Turbo mit variabler Ladergeometrie für schnelleres Ansprechen sowie einen Alu-Zylinderkopf mit einem Ventildeckel aus Kunststoff und besserer Isolierung für effektivere Geräuschdämmung. Um feinere Manieren bemühen sich Ausgleichswellen, mit SCR-Kat erfüllt der Motor Euro 6.

Das alles bringt den Opel voran. Was sich weniger daran zeigt, dass er 0,3 Sekunden schneller aus dem Stand auf 100 km/h spurtet und eiliger zwischensprintet als mit dem alten 163-PS-Motor, denn hier reicht es nur für die schwächsten Fahrleistungen – auch wegen des hohen Gewichts. Viel erheblicher sind die Fortschritte bei Laufkultur und Kraftentfaltung. Der Diesel legt homogen los, zieht kräftig, läuft bis 3.000/min viel kultivierter als bisher. Darüber mag er noch immer nicht gern drehen, also den nächsten der sechs Gänge reinhakeln und mit der Wucht von unten weiter. Mit 7,2 l/100 km liegt der neue Motor auf dem Niveau des alten und auch auf dem von Mondeo und 6.

Mit deren Raumfülle kann der Sports Tourer in dieser Generation nicht mehr konkurrieren, vorn wie hinten sitzen Passagiere zwar bequem, aber deutlich beengter. Hinter der enormen Heckklappe bleibt zudem das geringste Maximalvolumen. Auch bei der Bedienung liegt der Insignia zurück. Das zittrige Touchpad des neuen Infotainments gibt es nur noch gegen 120 Euro Aufpreis, die man sich dringend sparen sollte.

Auch die 980 Euro für Adaptivdämpfer braucht es nicht, schon mit der Basisabstimmung federt der Sports Tourer komfortabel und satt. So wirkt er auch auf der Landstraße, da kurvt er eher beschaulich und mit wenig Gefühl in der Lenkung. Dazu irritiert der lange Bremspedalweg, der in letzter Zeit bei vielen Opel-Testwagen auffiel.

Den niedrigen Preis des Insignia Business Edition kontert der 6 mit besserer Ausstattung. So reicht es für den Sports Tourer nur für Platz drei. Kein Grund, verschnupft zu sein – mit diesem Diesel ist er der beste Insignia, den es bisher gab. Oder, um Sinatra zu zitieren: Das Beste steht ihm noch bevor.

Fazit

1. Ford Mondeo Turnier 2.0 TDCI
421 von 1000 Punkte

Den sicheren zweiten Platz verwandelt der Mondeo mit vehementen Bremsen in einen Sieg – trotz geringerem Temperament als der Mazda. Zu den traditionellen Stärken zählen weiter Komfort und Raumangebot, das Handling nicht mehr so.

2. Mazda 6 Kombi Skyactiv-D 175
416 von 1000 Punkte

Den Sieg verpasst der Mazda durch seine schlechten Bremsen. Dagegen brilliert der straff abgestimmte 6 mit dem kultivierten, kräftigen Motor, viel Platz, feschem Handling und viel Ausstattung.

3. Opel Insignia Sports Tourer S.T. 2.0 CDTI
396 von 1000 Punkte

Mit dem Sieg hat er sicher nichts zu tun, aber mit dem neuen Diesel ist er viel besser motorisiert. Dazu bietet der günstige und solide Insignia weiterhin guten Federungskomfort, für die Größe aber wenig Platz.

Technische Daten
Mazda 6 Kombi Skyactiv-D 175 Sports-LineFord Mondeo Turnier 2.0 TDCi TitaniumOpel Insignia Sports Tourer 2.0 CDTI ecoFLEX Business Edition
Grundpreis36.990 €37.400 €31.075 €
Außenmaße4805 x 1840 x 1480 mm4867 x 1852 x 1501 mm4913 x 1856 x 1520 mm
Kofferraumvolumen522 bis 1664 l500 bis 1605 l540 bis 1530 l
Hubraum / Motor2191 cm³ / 4-Zylinder1997 cm³ / 4-Zylinder1956 cm³ / 4-Zylinder
Leistung129 kW / 175 PS bei 4500 U/min132 kW / 180 PS bei 3500 U/min125 kW / 170 PS bei 3750 U/min
Höchstgeschwindigkeit221 km/h220 km/h220 km/h
0-100 km/h8,2 s9,0 s9,3 s
Verbrauch4,6 l/100 km4,5 l/100 km4,5 l/100 km
Testverbrauch7,0 l/100 km7,2 l/100 km7,2 l/100 km