Kia Soul, Nissan Leaf und Renault Zoe im Vergleich
Kompakte Elektroautos im Test

Preisgünstige Elektroautos werden dank der E-Auto-Prämie von 4.000 Euro erschwinglich. Die gängigen Vorurteile wie mäßige Reichweite, lange Ladezeiten, mickrige Infrastruktur bleiben. Ein Test mit Kia Soul EV, Nissan Leaf und Renault Zoe im Vergleich zeigt, wie alltagstauglich kompakte Elektroautos wirklich sind.

Kia-Soul-Nissan-Leaf-Renault-Zoe-Vergleichstest
Foto: Hans-Dieter Seufert

Keiner will es gern sagen, doch jetzt scheint sich herauszustellen, dass die Ende Juni eingeführte Kaufprämie für Elektroautos (4.000 Euro) ein ziemlicher Flop ist. Nur 4.451 Anträge gingen beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Außenkontrolle (BAFA) bis zum 30. September 2016 ein. Da reichen die 1,2 Milliarden im Fördertopf nicht wie geplant bis 2019, sondern locker bis 2030.

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Hans-Dieter Seufert
Mit den kompakten E-Flitzern geht es durch die Stadt, über Land und auf die Autobahn. 150 Kilometer sind im Alltag jederzeit möglich.

Hohe Preise, lückenhafte Lade-Infrastruktur, mangelnde Alltagstauglichkeit, so die gängigen Vorurteile, die Otto Normalkäufer und Familien vom Erwerb eines subventionierten E-Mobils abhalten. Doch stimmt das wirklich, sind die Elektroautos zu teuer, scheitert der Alltagseinsatz an zu geringer Reichweite und fehlenden Ladesäulen? Drei der preisgünstigsten Elektroautos auf dem deutschen Markt stellen sich dem Vergleich: Kia Soul EV (ab 28.890 Euro), Nissan Leaf (ab 23.365 Euro) und Renault Zoe (ab 21.500 Euro).

Schwer vergleichbare Preise bei Elektroautos

Dass das mit der Vergleichbarkeit bei E-Mobilen nicht so einfach ist, offenbart bereits ein flüchtiges Studium der Preislisten: Den Renault Zoe gibt’s nur mit Mietbatterien, deren Preis richtet sich nach der geplanten Laufleistung und der Laufzeit des Mietvertrags, ab 49 Euro im Monat. Beim Nissan Leaf hat der Käufer die Wahl, ob er den Akku mieten oder mitkaufen will und ob er einen Stromspender mit 24 oder 30 kWh wünscht. Günstigster Preis bei gekaufter Batterie: 29.265 Euro, die teuerste Version kostet dann ab 36.785 Euro.

Ganz anders wiederum ist es beim Kia Soul EV. Den gibt es inklusive umfangreicher Serienausstattung und Lithium-Polymer-Akku in der Version Plug ab 28.890 Euro, für 1.900 Euro Aufpreis kommt der Play mit Batterieheizung, Gleichstrom-Schnelllader und Wärmepumpe. Und natürlich kann man den Soul auch ganz normal mit Verbrennungsmotor kaufen, und zwar für etwas mehr als die Hälfte des EV-Kaufpreises (16.990 Euro), doch darum geht es hier nicht. Sondern darum, wie gut sich mit den drei kleinen Stromern der automobile Alltag bewältigen lässt.

Lange Lieferfristen als Legende entlarvt

Und bevor wir jetzt erzählen, was wir mit Soul, Leaf und Zoe alles veranstalteten, noch eine kurze Anmerkung zum Thema Kaufprämie: Dass die noch kein so durchschlagender Erfolg ist, soll auch an den angeblich sehr ausgeprägten Lieferfristen einiger Elektromobile liegen. Eine schnelle Nachfrage bei den Importeuren entlarvt das als im Internet verbreitete Legende: Bei Nissan und Renault dauert es zurzeit vier Monate, bis das bestellte E-Mobil geliefert wird, beim Soul EV beträgt die Lieferzeit sogar nur zehn Tage, sofern der Käufer keine Sonderwünsche hat.

Die drei E-Mobile warten in der Tiefgarage an den Ladesäulen, die Akkus sind voll, los geht’s zur ersten Testfahrt. Sie soll zum Bosch-Prüfgelände Boxberg führen, wo wieder Ladesäulen auf die drei Kandidaten warten. Auf kürzestem Weg über die Autobahn sind es genau 103 Kilometer, längst keine Herausforderung mehr für die drei, deren Anzeigen beim Start Reichweiten zwischen 160 (Soul) und 220 km (Leaf) suggerieren.

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Hans-Dieter Seufert
Mit 167 km kommt der Renault Zoe knapp am weitesten. Seine anfangs versprochenen 200 km hält er jedoch nicht ein.

Damit es etwas spannender wird, führt die Testroute nicht direkt zum Prüfzentrum. Ein Stadtparcours durch Stuttgart mit Stop-and-go sowie Steigungen und Gefällen ist eingeplant, danach 20 Kilometer Autobahn nach Norden sowie anschließend Landstraßenfahrt bis nach Boxberg, alternativ bis die Batterien leer sind.

150 Kilometer sind im Alltag jederzeit möglich

Stadtfahrt und Autobahnetappe nagen nur langsam an den Energievorräten von Soul, Leaf und Zoe – das kann ja dauern, sagen wir, als wir nach 30 Kilometern die Autos tauschen und feststellen, dass jeweils kaum zehn Prozent der Batterieladung in Bewegung umgesetzt wurden. Auf die Benutzung der Klimaanlagen verzichten wir übrigens nicht, schließlich geht es bei einem Praxistest nicht darum, die maximal mögliche Reichweite zu erzielen.

Die Landstraßenfahrt durch die Löwensteiner Berge ins Hohenlohische und durch Kocher- und Jagsttal setzt den Energiespeichern dann schon etwas mehr zu, zumal die Fahrt von einigen Fotostopps unterbrochen wird. In Jagsthausen verführt der Dorfladen mit Leberkäs-Weckle und Cappuccino, im Schatten einer Buche ziehen wir Zwischenbilanz. Boxberg scheint locker erreichbar, wir beschließen, die Restreichweiten auf ein paar zusätzlichen Runden um Boxberg zu verbrauchen.

Kia Soul findet viel Zuspruch

Der Zoe, sagt dann Kollege Bernd Stegemann, fühle sich an wie ein alter Clio. Und wir sind uns schnell einig, dass der Renault am kleinwagenhaftesten wirkt. Die geringe Innenbreite, die zierlichen Sitze und die aufrechte Sitzhaltung, all das erinnert an französische Kleinwagen. Bis auf den Federungskomfort, der ist etwas herbe. Allerdings gilt das ebenso für die beiden größeren Elektromobile, der Soul ist noch der Komfortabelste des Trios. Überhaupt findet der Kia viel Zuspruch. „Er fährt wie ein normales Auto“, meint Testwagen-Koordinator Rudi Seufert, kein geringes Kompliment.

In Sachen Raumangebot, Variabilität und Fahrverhalten fordert er die wenigsten Kompromisse, der E-Motor wirkt kräftig, die Übersetzung passend, und entgegen der Meinung seiner eigenen Anzeigeinstrumente kommt er auf unserer Vergleichsfahrt praktisch genauso weit wie die beiden Konkurrenten, die theoretisch mehr Reichweite haben.

Der Zoe kann etwas länger fahren als die Konkurrenz

Nach exakt 162 Kilometern bleibt der Soul auf der Landstraße stehen, nach kurzer Schleichfahrt und eindringlicher Warnung, dass es nun bald vorbei sei, rollt er antriebslos in eine Bushaltestelle, die zufällig am genau richtigen Ort errichtet wurde. Ein Bus kommt zwar nicht, dafür ein Mitsubishi Pajero mit Anhänger, der den stehen gebliebenen Soul einpackt.

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Hans-Dieter Seufert
Der Kia siegt in unserem Trio. Seine kombiartige Karosserie sorgt für ein gutes Platzangebot und auch in Sachen Fahrverhalten kann der Soul mit seinem kräftigen E-Motor überzeugen.

Nur zwei Kilometer mehr schafft der Nissan Leaf. Er gibt nach 164 Kilometern auf, rollt in einen Feldweg und lässt sich nur noch im Leerlauf antriebslos wegschieben. Auch er kündigt mehrfach sein bevorstehendes Stehenbleiben an, verfällt für ein paar Hundert Meter in eine Schleichfahrt und ist dann am Ende. Nach 167 Kilometern steht auch der Renault Zoe, ebenfalls nach kurzem Schleichen. Bei ihm reicht der Saft allerdings gerade aus, um selbsttätig auf den Anhänger zu krabbeln.

Erkenntnis Nummer eins: Die E-Autos bleiben tatsächlich stehen, und das nach nur recht kurzer Warnung. Erkenntnis Nummer zwei: Der Kia kommt praktisch genauso weit wie die anderen beiden, obwohl er die geringste Reichweite verspricht.

Das bestätigt übrigens ebenso die ams-Elektrorunde. Dort konsumiert der Soul im Schnitt 14,9 kWh/100 km, der Leaf langt mit 17,5 etwas kräftiger zu. Am sparsamsten zeigt sich auch hier der Renault Zoe (11,9 kWh/100 km), hat allerdings auch den kleinsten Akku (22 kWh).

Elektroauto-Fahren entspannt

Bei heute gängigem Strompreis kostet das so um die fünf Euro, was wiederum zu Erkenntnis Nummer drei führt: E-Auto-Fahren ist zwar billig, doch die Mehrkosten bei der Anschaffung lassen sich über niedrigere Energiekosten im Vergleich zum Verbrenner auf absehbare Zeit nicht reinholen. Jetzt zu Erkenntnis vier: Mit den drei kompakten Stromern lässt sich zuverlässige Alltagsmobilität abspulen, solange nicht deutlich mehr als 150 Kilometer zwischen den Ladezyklen liegen. Diese Distanz schaffen die drei jedoch locker, selbst wenn man nicht auf die Klimaanlage, Musik im Auto und gelegentliches Vollgasgeben verzichtet.

Auf dem Testgelände müssen die drei nach nächtlichem Laden natürlich zur Messfahrt. Hier hat der Kia die Nase vorn, er unterbietet seine Werksangabe um 0,4 Sekunden, beschleunigt in 10,8 Sekunden auf 100 km/h und rennt 145 km/h schnell, ist damit fixer als Leaf und vor allem Zoe.

Wenig überraschend, dass der Autor für die Rückfahrt den Soul wählt. Trotz der strapaziösen Messfahrt verspricht auch bei ihm der Bordcomputer das problemlose Erreichen der Redaktionstiefgarage. Mit 80 bis 100 km/h rollen wir über die Autobahn zurück. Dabei offenbart sich die fünfte und letzte Erkenntnis der Ausfahrt: Elektroauto-Fahren entspannt. Die Hektik draußen zieht vorbei wie ein zu schnell geschnittener Film, drinnen ist es leise, kühl und ruhig. Und das Beste daran: 4.000 Euro gibt es als Kaufprämie obendrein.

Fazit

Besser als gedacht

Allzu viele Kompromisse muss man nicht mehr eingehen, wenn man sich für ein E-Auto auf dem aktuellen Stand der Technik entscheidet. Alle drei überzeugen mit brauchbarer Reichweite, akzeptablem Komfort und guter Praxistauglichkeit. Am meisten überrascht der Kia Soul, der mit seiner kombiartigen Karosserie und dem guten Platzangebot am besten für den Alltagseinsatz taugt. Zudem ist er preiswert, mit Batterie deutlich günstiger als der größere Nissan Leaf.

Technische Daten
Kia Soul EV PLAYNissan Leaf 30 kWh ( battery) TeknaRenault Zoe 22 kWh Intens
Grundpreis31.390 €36.785 €23.900 €
Außenmaße4140 x 1800 x 1593 mm4445 x 1770 x 1550 mm4085 x 1730 x 1562 mm
Kofferraumvolumen281 bis 891 l355 bis 680 l338 bis 1225 l
Leistung81 kW / 110 PS bei 2730 U/min80 kW / 109 PS bei 3008 U/min65 kW / 88 PS bei 3000 U/min
Höchstgeschwindigkeit145 km/h144 km/h135 km/h
0-100 km/h10,8 s11,2 s12,8 s
Verbrauch0,0 kWh/100 km0,0 kWh/100 km0,0 kWh/100 km