Kia Soul, Opel Crossland X und Renault Captur
3 Einstiegs-SUV mit Dieselmotoren im Test

Die SUV-Welle ebbt noch lange nicht ab. Bei den Kleinwagen stürzt sich die Masse der Käufer derzeit auf den Captur, wohingegen der Soul eher Individualisten bedient. Neu im Geschäft: der Opel Crossland X, der sich als 1.6 Diesel gegen Kia Soul 1.6 CRDi und Renault Captur dCi 110 beweisen muss.

Kia Soul 1.6 CRDi Spirit, Opel Crossland X 1.6 D Innovation, Renault Captur dCi 110 Intens, Exterieur
Foto: Dino Eisele

Zeit wird’s, dass bei den SUV etwas Vernunft einkehrt. Nein, war natürlich nur Spaß ... Mit Vernunft ist in dieser Kategorie wenig zu holen. Wobei sich immerhin Van-artige Rückbankfähigkeiten einschleichen, was dem „Gefällt mir“ einen rationalen Kaufgrund zur Seite stellt. Vans sterben übrigens langsam aus, siehe Opel: Der Nachfolger des Opel Meriva heißt Crossland X und ist ein Kleinwagen-SUV. Die sind ja derzeit quasi der Helene-Fischer-Schlager unter den Volksautos. Und da führt der Renault Captur die Top Ten an. Irgendwie gehört auch der Kia Soul dazu, wobei der mit Schlager wenig am Hut hat – dafür ist er einfach zu cool.

Kia Soul 1.6 CRDi Spirit, Opel Crossland X 1.6 D Innovation, Renault Captur dCi 110 Intens, Exterieur
Dino Eisele
Von Cool über Van-Ersatz bis Bestseller ist alles dabei. Das Kleinwagen-SUV-Trio ist sozusagean ein Multikulti-Haufen.

Cool? Ja. Und vor allem sehr individuell. Der Soul durchbricht den typischen Wichtig-Look vieler SUV mit fröhlicher Unbekümmertheit. Lassen Sie mal ein Kind ein Auto malen – die Umrisse könnten an den Kia erinnern. Er schwimmt nicht im Mainstream, sondern ragt aus ihm heraus: eckig, kantig, gewagt. Und er fällt tatsächlich noch auf – was sonst praktisch keinem SUV mehr gelingt.
Er ist etwas breiter als seine Konkurrenten, dennoch übersichtlicher, hat mehr Platz – praktisch in alle Richtungen. Nur bei der Innenhöhe übertrifft ihn der Opel leicht. Im Fond dagegen bietet der Kia erstaunlich viel Raum. Das erklärt sich durch die weit zurückversetzte Sitzbank (mit der meisten Beinauflage); und diese wiederum schränkt den Kofferraum ein. Er lässt sich zwar durch den doppelten Ladeboden erweitern, doch dann stört die tiefe Kante das Herausheben schwerer Gegenstände.

Schon sind wir mittendrin in der Funktionalität, die in der Nachbarschaft zwar keine Anerkennung einbringen wird, doch einem Alltagsfahrzeug erst Nutzen einhaucht. Hier wiederum ist der Soul recht normal, produziert bei umgelegten Rücksitzlehnen (getrennt möglich) eine Stufe und einen leichten Anstieg. Immerhin fasst sein maximaler Laderaum dann über 100 Liter mehr als bei der Konkurrenz.

Kia überzeugt bei der Infotainment-Bedienung

Dafür bringt der Renault Captur eine verschiebbare Rückbank ins Spiel sowie ein Handschuhfach, das als Schublade herausfährt. Mal was anderes im Einerlei der SUV. Opel geht noch einen Schritt weiter, fügt der verschiebbaren Rücksitzbank eine große Durchreiche bei. Zudem lässt sich die Rücksitzlehne im Winkel verstellen und die Hutablage fast aufrecht in einer Aussparung hinter den Sitzen einstecken. An dieser Stelle blitzt die Pfiffigkeit des Meriva zumindest in Ansätzen durch.

Was den Alltag versüßt, abgesehen von einer guten Funktionalität: eine einfache Bedienung. Hier beweist Kia, dass die Kombination aus Touchscreen und ausgelagerten Menütasten kaum zu toppen ist. Einzig die vielen Knöpfe und Taster auf dem Lenkrad wollen genau studiert werden – aber man muss sie glücklicherweise nicht unbedingt nutzen.

Opel Crossland X 1.6 D Innovation, Interieur
Dino Eisele
In Sachen Infotainment zeigt sich der Opel deutlich besser als die Basis aus dem PSA Konzern.

Weil Opel beim Crossland X gemeinsame Sache mit Peugeot/Citroën macht, hatten wir im Vorfeld der Vergleichsfahrt, nun ja, etwas Bedenken bezüglich einer schlüssigen Digitalstrategie. Unbegründet, wie sich zeigt. Zwar erreicht der neue Opel nicht ganz die treffsichere Kia-Schlichtheit in der Menüstruktur, doch mit ein paar Klicks mehr gelangt man ebenso ans rechte Ziel. Im Renault müssen es traditionell noch ein paar Haken mehr sein, bis das System die Absicht erkennt. Klingt etwas verworren? Ist es auch. Immerhin gefällt das bei der Ausstattung Intens serienmäßige Navigationssystem. Dennoch reißt sich der Soul das Karosseriekapitel unter den Nagel, was neben der großzügigen Räumlichkeit und der einfachen Bedienung auch an seinem vorteilhaften Ambiente liegt. Serienmäßig kommt die Linie Spirit mit einem bekunstlederten Armaturenbrett sowie vielen griffsympathischen Flächen an genau jenen Stellen, die man häufig anfasst. Ohnehin ist er als Spirit zwar teuer, aber sehr gut ausgestattet.

Und er räumt weiterhin ab: beim Fahrverhalten. Seit der Modellpflege im vergangenen Jahr erkennen wir den Soul kaum wieder. Mit seinen 18-Zöllern (Serie bei Spirit) und der verbindlichen Lenkung treibt er es in Kurven so bunt, wie es sein Äußeres vermuten lässt. Und das macht so viel Spaß, wie man das in dieser Klasse nicht vermuten würde.

Dieser Eindruck entspringt keiner Gefühlsduselei: Auch auf der Teststrecke beweist der Kia sein Talent, lenkt seinen Konkurrenten auf und davon. Nicht verschweigen wollen wir an dieser Stelle, dass diese Agilität mit einem durchaus herben Abrollkomfort erkauft ist. Die großen Räder leiten kurze Unebenheiten kaum zensiert ins Chassis durch und erfordern auf der Langstrecke gut aufgepolstertes Sitzfleisch.

Umfangreiches Multimediaangebot im Opel

Renault zeigt dagegen, dass eine konträre Auslegung ebenso funktioniert. Entgegen dem allgemeinen Trend missversteht der Captur das „Sport“ in der Bezeichnung SUV nicht wörtlich und will sich in Kurven erst gar nicht beweisen (obwohl er es rein technisch könnte, wie die Fahrdynamiktests zeigen). Er verwöhnt seine Fahrgäste mit einem in dieser Klasse ungewöhnlich hohen Federungskomfort. So taugt der Captur durchaus für die weite Urlaubsreise, und man wäre gar voll des Lobes, würden die Sitze den Rücken etwas besser stützen.

Renault Captur dCi 110 Intens, Exterieur
Dino Eisele
Der Renault ist komfortabel abgestimmt - ein waschechter Franzose eben.

Opel versucht sich an der goldenen Mitte, legt die Federung nicht ganz so geschmeidig aus, gibt der Lenkung dafür etwas mehr Gefühl mit und den Radaufhängungen mehr Abstützung in Kurven. Somit liegt er beim Fahrverhalten zwischen Kia und Renault, spurtet aber im Komfortkapitel voraus – dank umfangreicher Multimedia-Ausstattung. Er kann mitgeführte Smartphones induktiv laden und versorgt Mitreisende mit WLAN-Daten. Nicht zuletzt punktet OnStar mit seinem Concierge-Service.

Und der warme Punkteregen geht bei der Sicherheitsausstattung weiter: automatischer Notruf bei Airbagauslösung, Gespannstabilisierung, Spurhalteassistent (serienmäßig), Auffahrwarner sowie Notbremsassistent (auch für Fußgänger) sind die Opel-Features, die das Sicherheitskapitel entscheiden.

Indiskutable Bremsleistung

Zumindest teilweise gleicht der Kia auf der Bremse sein Assistenzversäumnis aus; der Renault enttäuscht dagegen mit seinen Eco-Reifen, liefert eine indiskutable Leistung beim Verzögern aus Tempo 100 mit warmer Bremsanlage (39,2 Meter bis zum Stillstand ergeben null Punkte). Der Captur gerät immer weiter ins Hintertreffen und kann seine Position nicht einmal mit seinem günstigsten Preis und den niedrigsten Festkosten auf fünf Jahre betrachtet deutlich verbessern. Platz drei.

Beim Gerangel um den Sieg spielt nun der Antrieb die entscheidende Rolle. Subjektiv betrachtet bringt sich der Soul mit seinem kraftvoll antretenden 1,6-Liter-Diesel und dem präzise zu schaltenden Getriebe in eine aussichtsreiche Position. Da ist er wieder, der Fahrspaß. Objektiv gesehen benötigt der Einssechser des Opel allerdings weniger Kraftstoff (5,9 statt 6,6 Liter auf 100 Kilometer) – obwohl er sogar etwas besser beschleunigt, wie die Stoppuhr feststellt. Hier, aber nur hier rächt sich das um rund 100 Kilogramm höhere Gewicht des Kia.

Nun ist der Verbrauch deshalb entscheidend, weil der Spritkonsum innerhalb des Vergleichstests gleich an mehreren Stellen aufscheint, so auch bei der Reichweite, den Emissionen (nach Well-to-Wheel sowie NEFZ) und nicht zuletzt bei den Kraftstoffkosten. Insgesamt fährt der Crossland X ein verbrauchsbezogenes Plus von sechs Punkten ein und holt sich damit den Sieg.

Fazit

1. Opel Crossland X
394 von 1000 Punkte

Der Crossland X gewinnt mit seiner umfangreichen Sicherheits- und Multimedia-Ausstattung. Zudem zeigt er mit seiner Variabilität, dass ein SUV durchaus praktisch sein kann.

2. Kia Soul
388 von 1000 Punkte

Der Soul begeistert mit hohem Kurvenelan und kräftig antretendem Motor; dafür fallen Federungskomfort und Variabilität mau aus. Abzüge gibt es auch für den im Vergleich hohen Verbrauch.

3. Renault Captur
364 von 1000 Punkte

Renault beweist, dass ein Kleinwagen-SUV sehr wohl gut federn kann. Davon abgesehen brilliert er nur beim Verhältnis von Preis und Ausstattung. Negativ fällt vor allem der lange Bremsweg auf.

Technische Daten
Kia Soul 1.6 CRDi SpiritOpel Crossland X 1.6 Diesel InnovationRenault Captur dCi 110 Intens
Grundpreis25.240 €24.000 €23.190 €
Außenmaße4140 x 1831 x 1618 mm4212 x 1765 x 1605 mm4122 x 1778 x 1566 mm
Kofferraumvolumen354 bis 1367 l410 bis 1255 l455 bis 1235 l
Hubraum / Motor1582 cm³ / 4-Zylinder1560 cm³ / 4-Zylinder1461 cm³ / 4-Zylinder
Leistung100 kW / 136 PS bei 4000 U/min88 kW / 120 PS bei 3500 U/min81 kW / 110 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit180 km/h187 km/h180 km/h
0-100 km/h11,4 s10,9 s11,2 s
Verbrauch4,8 l/100 km4,0 l/100 km3,7 l/100 km
Testverbrauch6,6 l/100 km5,9 l/100 km5,7 l/100 km