Kleinwagen mit Dieselmotor im Test
Wo steht der neue Peugeot 208?

Es ist soweit: Der neue Peugeot 208 e-HDi 115 trifft auf seine schärfsten Rivalen aus Deutschland, Frankreich, Japan sowie Korea und muss nun zeigen, was er wirklich drauf hat. Auf welchem Platz reiht sich der Hoffnungsträger ein?

Kleinwagen, Diesel
Foto: Hans-Dieter Seufert

Sechs schmucke Kleinwagen sind in die Redaktion von auto motor und sport gereist - zum Kräftemessen mit dem neuen Peugeot 208. Seit wenigen Tagen in den Showrooms der Händler, liegt es nun an ihm, sich unter Beweis zu stellen und die Marke Peugeot wieder glänzen zu lassen, um schließlich und endlich mehr Kunden zu den Händlern zu locken. Kunden, die ansonsten in dem PSA-Bruder Citroën C3, einem Toyota Yaris, einem Kia Rio, einem Seat Ibiza, einem Ford Fiesta oder VW Polo vom Hof fahren würden. Alles ausgereifte und teils sehr erfolgreiche Kleinwagen, die in diesem Vergleich in den kräftig motorisierten Dieselvarianten (90 bis 112 PS) gegeneinander antreten - eingepreist zwischen 17.750 Euro und 20.700 Euro.

Peugeot 208 mit den besten Fahrleistungen im Test

Der Peugeot 208 muss also Zeichen setzen. Und er tut es. Sein kultiviert laufender, 115 PS starker Diesel verhilft dem 19.950 Euro teuren Testwagen zu den besten Fahrleistungen in diesem Test. Das üppige Drehmoment von 270 Nm zwingt den Fahrer zudem selten zum aluverzierten Schalthebel und ebensowenig an die Tankstelle. Auch schön: Mit einem Testverbrauch von 5,5 L/100 km ist der Peugeot 208 erfreulich sparsam, und das in Richtung Sportlichkeit abgestimmte Fahrwerk passt gut zu dem kräftigen Diesel - ohne seine Insassen mit Stößen oder Poltern zu nerven. Nur die schwergängige Lenkung ist - in Kombination mit dem kartartigen Lenkrad - etwas zu künstlich auf Agilität getrimmt.

Das Cockpit des Peugeot 208 ist übersichtlich, glänzt mit Klavierlack, Klimaautomatik (Allure-Ausstattung) sowie bequemen Sportsitzen und einem sauber eingebetteten Touchscreen-Monitor, über den sich Bordcomputer, Radio und Navi intuitiv ansprechen lassen. Das Platzangebot ist auf allen Plätzen ausreichend (für Personen bis 1,90 Meter), eine hohe Zuladung von 455 Kilo erlaubt die volle Ausnutzung des mittelmäßig großen Kofferraums, und Ablagen sind vorne wie hinten ausreichend vorhanden. Leider finden sich auch schlecht eingepasste Kunststoffteile oder eine lieblose Kofferraumauskleidung - einer der wenigen Durchhänger des Peugeot 208.

Motor aus Peugeot 208 auch im Citoren C3

Der Citroën C3 e-HDi 110, in der Executive-Ausführung mit 20.700 Euro der teuerste dieser Kleinwagentruppe, gehört aber trotzdem nicht zu den Verarbeitungsexperten. Dies zeigt schon der erste Versuch, die klapprig-labbrige Abdeckung der serienmäßigen Panorama-Windschutzscheibe nach hinten zu ziehen. Einmal weggeschoben erfreut die große Scheibe dafür mit einem prächtigen Blick gen Himmel und lässt viel Licht auf das modische Cockpit fallen. Bis auf die umständliche Navi-Bedienung über einen Mini-Drehknopf am Radio lässt sich der Citroën wenig zu Schulden kommen.

Nur schnelle Kurven liegen dem komfortabel abgestimmten C3 nicht, ebenso heftige Bremsmanöver. Mit Werten um die 39 Meter verzögert er deutlich schlechter als seine Konkurrenten. Viel besser fallen dagegen die Beschleunigungs- und Verbrauchswerte des Citroëns aus. Warum? Unter seiner Haube sitzt der 1,6 Liter große Selbstzünder des Peugeot 208. Dem PSA-Konzern sei Dank.

Kia Rio mit durstigem Dieselmotor

50 Nm schwächer, mit einem Leergewicht von 1.268 Kilo aber am schwersten: der Kia Rio 1.4 CRDi Spirit. Sein durstiger 90-PS-Diesel (Testverbrauch 6,4 L/100 km) bringt den vier Meter langen Kleinwagen nur mühsam in Fahrt. Einmal mittels des leichtgängigen Sechsgang-Schaltgetriebes flott unterwegs, fallen zudem das stößige Fahrwerk und die indirekte Lenkung negativ auf. Der Rio punktet lieber mit seinem guten Platzangebot, einer sehr soliden Verarbeitung sowie der üppigsten Ausstattung. Nebst Klimaautomatik und Parkpiepsern hinten ist sogar eine Lenkradheizung Serie. Auch mit an Bord: eine solide Bodenplatte im Kofferraum, die zusätzliche Fächer im Unterboden frei gibt.

Ebenfalls aus Asien und 90 PS stark: der Toyota Yaris zum Preis von 18.750 Euro. In der Innenraumgestaltung eher trist und unauffällig, verblüfft der kleine Toyota auf der Straße mit einem ungebührlich straffen, teils sogar stößigen Fahrwerk. Mäßige Bremswerte, die geringste Zuladung und ein viel zu großer Wendekreis von 12,3 Metern lassen den Yaris weitere Punkte verlieren. Da kann der sparsame, aber auch etwas schwächliche Diesel mit seinen 205 Nm kaum entgegen wirken. Immerhin wartet der 3,9 Meter kurze Yaris mit einem luftigen Raumgefühl, reichlich Ablagen und einem doppelten Ladeboden auf.

Fahrdynamik-Krone geht an den Seat Ibiza

Nochmals straffer abgestimmt als der Yaris, holt sich der frisch geliftete Seat Ibiza 1.6 TDI die Krone der Fahrdynamikwertung. Die FR-Ausstattung samt Sportfahrwerk und 17 Zoll große Räder mit 215er Bridgestone Potenzia-Reifen verhelfen dem 19.725 Euro teuren Ibiza zu den mit Abstand besten Fahrdynamik- sowie exzellenten Bremswerten. Die Insassen, vorne gut eingebettet in serienmäßige Sportsitze, müssen die gebotene Agilität mit einem straffen Fahrwerk und spürbaren Komforteinbußen bezahlen.

Ruhiger arbeitet dagegen der 1,6 Liter kleine VW-Diesel. 105 PS, 250 Nm und ein knackiges Fünfgang-Schaltgetriebe reichend vollends, um den sauber verarbeiteten Ibiza auf Trab zu bringen. Wer es allerdings auf der Autobahn über längere Strecken schneller angehen möchte, wird sich nach einem sechsten Gang sehnen. Ab 160 km/h wird es im 4,1 Meter langen Seat ungemütlich laut.

Ford Fiesta - der Dynamiker im Kleinformat

Mit ähnlichen akustischen Ärgernissen müssen sich auch die Insassen des Ford Fiesta beschäftigen. Sein 95 PS starker Selbstzünder ist ebenfalls nur an ein Fünfganggetriebe gekoppelt - bei höheren Drehzahlen beschwert sich der Diesel entsprechend mit nervigem Brummen. Für eine flotte Gangart ist der 17.750 Euro günstige Ford aber sowieso nicht gut aufgestellt. Den Spurt auf 100 km/h erledigt der Kleinwagen in 12,3 Sekunden. Maximal sind nur 175 km/h möglich, und ein Testverbrauch von 6,1 L/100 km/h ist auch nicht lobenswert.

Schade, denn der Fiesta präsentiert sich auch in diesem Vergleich wieder als Dynamiker im Kleinformat. Sein ausgewogen abgestimmtes Fahrwerk erlaubt zusammen mit der präzisen Lenkung flinke Kurvenmanöver ebenso wie gemütliche Flanierfahrten. Dank den größten Innenmaßen finden zudem vier Personen gut Platz. Wer sich musikalisch unterhalten möchte, muss 750 Euro investieren. Ein Radio ist nicht an Bord.

VW Polo schlägt Peugeot 208

Das fehlt auch dem VW Polo. Ansonsten zeigt der Topseller keine Schwächen. Mit seinem komfortablen, narrensicher abgestimmten Fahrwerk setzt der Polo wieder Maßstäbe, die er mit einer leichtgängigen, aber präzisen Lenkung weiter untermauert. Dazu der wohlerzogene 1.6 TDI (siehe Ibiza), eine makellose Verarbeitung, klasse Sportsitze, ordentlich Platz und eine gute Rundumsicht. Viel mehr braucht es nicht für einen bestens gereiften Kleinwagen. Zumal der Polo selbst in der edlen Highline-Variante noch günstiger ist als der Peugeot 208.

So muss sich der Peugeot 208 am Ende doch hinter Mr. Perfect aus Wolfsburg einreihen. Der gemütliche C3 schnappt dem Ibiza knapp den dritten Rang weg. Platz fünf geht an den ausgewogenen Fiesta. Kia Rio und Toyota Yaris folgen abgeschlagen.

Fazit

1. VW Polo 1.6 TDI Highline
499 von 1000 Punkte

Sparsam, komfortabel, hochwertig. Der Polo lässt seinen Konkurrenten wieder einmal keine Chance.

2. Peugeot 208 e-HDI 115 Allure
494 von 1000 Punkte

Respekt: Bis auf wenige Punkte rückt der 208 dem Polo auf die Pelle. Sein Malus: die Qualität.

3. Citroën C3 e-HDI 110 Exclusive
475 von 1000 Punkte

Der Diesel und ein gemütliches Fahrwerk bringen den C3 nach vorn. Die Bremsen sind zu schwach.

4. Seat Ibiza 1.6 TDI CR FR
472 von 1000 Punkte

Dank Sportfahrwerk und starken Bremsen kann der unkomfortable Ibiza knapp am Fiesta vorbeiziehen.

5. Seat Ibiza 1.6 TDI CR FR
469 von 1000 Punkte

Fahrwerk und Lenkung des günstigen Fiesta sind top. Dem kleinen Diesel fehlt es aber an Power.

6. Kia Rio 1.4 CRDi Spirit
462 von 1000 Punkte

Sein stößiges Fahrwerk und der schwache, durstige Diesel zwingen den Rio auf Rang sechs.

7. Toyota Yaris 1.4 D-4D Club
455 von 1000 Punkte

Der Yaris ist unkomfortabel, schlapp und nur mäßig verarbeitet. Da bleibt nur der letzte Platz.

Technische Daten
Peugeot 208 e-HDi FAP 115 AllureSeat Ibiza 1.6 TDI FRToyota Yaris 1.4 D-4D ClubVW Polo 1.6 TDI HighlineKia Rio 1.4 CRDi SpiritCitroën C3 e-HDi 110 ExclusiveFord Fiesta 1.6 TDCi Titanium
Grundpreis21.050 €19.855 €19.140 €19.745 €18.790 €20.700 €18.215 €
Außenmaße3962 x 1739 x 1460 mm4082 x 1693 x 1441 mm3885 x 1695 x 1510 mm3970 x 1682 x 1462 mm4045 x 1720 x 1455 mm3941 x 1728 x 1524 mm3950 x 1722 x 1481 mm
Kofferraumvolumen285 bis 1076 l292 l286 bis 856 l280 bis 952 l288 bis 923 l300 bis 1121 l295 bis 979 l
Hubraum / Motor1560 cm³ / 4-Zylinder1598 cm³ / 4-Zylinder1364 cm³ / 4-Zylinder1598 cm³ / 4-Zylinder1396 cm³ / 4-Zylinder1560 cm³ / 4-Zylinder1560 cm³ / 4-Zylinder
Leistung84 kW / 115 PS bei 3600 U/min77 kW / 105 PS bei 4400 U/min66 kW / 90 PS bei 3800 U/min77 kW / 105 PS bei 4400 U/min66 kW / 90 PS bei 4000 U/min82 kW / 112 PS bei 3600 U/min70 kW / 95 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit190 km/h188 km/h175 km/h189 km/h169 km/h190 km/h181 km/h
0-100 km/h10,0 s10,7 s11,7 s10,6 s12,2 s10,1 s12,3 s
Verbrauch3,8 l/100 km4,2 l/100 km4,6 l/100 km4,2 l/100 km4,0 l/100 km3,8 l/100 km3,6 l/100 km
Testverbrauch6,1 l/100 km5,8 l/100 km5,6 l/100 km6,4 l/100 km5,6 l/100 km6,1 l/100 km
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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten