Lexus LC 500 Cabrio
Edles Gran-Turismo-Cabrio im Test

Geht es noch studiennäher, noch exquisiter als beim Lexus LC 500 Coupé? Klar! Das Cabrio packt die Freiluftdimension drauf. Eleganter als mit dem V8-Designerstück kann man kaum Stoff geben.

Lexus LC 500 Cabrio, ams 0321 Test
Foto: Rossen Gargolow

Omotenashi – das steht für japanische Gastfreundschaft. Oder dachten Sie tatsächlich, dieser Test käme ohne jeglichen nipponphilosophischen Ansatz aus? Ob die Einheit von Pferd und Reiter (Jinba Ittai), die stetige Verbesserung (Kaizen) oder Takumi (Handwerkskunst) – jede anständige Japan-Geschichte erweitert unseren Horizont. Philosophisch und habhaft. Einmal in den Lexus reinsetzen genügt. Wenn Sitz und Lenkrad nach vollendeter Einstiegshilfe wieder servil in Position fahren, die Türverkleidung einen frisch geharkten Zen-Garten imitiert, die Augen gar nicht wissen, wohin sie blicken sollen. Omotenashi, Takumi – check.

Unsere Highlights

Expressiv, hochwertig, einzigartig – der Lexus will partout nicht in die Schublade des vernünftigen, langweiligen Japaners. Klar, als Kenner wissen Sie natürlich, dass diese Schublade schon seit Dekaden auf der Halde rottet. Also vergessen wir das, genießen einfach den Stoffdach-LC. Bei den meisten Studien ist es ja so, dass sich zwischen Fiktion (Studie) und der Realität (fertiges Auto) zwar eine leichte Spur mutiger Ideen zieht, aber man am Schluss emotional meist mit fast leeren Händen dasteht.

Anders beim LC 500. Lexus rettete den Geist des LF-LC rüber ins richtige Leben. Zunächst als Coupé, jetzt auch als Cabrio. Sicher, die Verkaufserfolge in Deutschland fallen pro Jahr bestenfalls zweistellig exklusiv aus, was die Faszination des LC 500 aber eigentlich noch steigert. Ob Silhouette, Innenraum, Details oder erst der Klang des Fünfliter-V8 – alles speziell und doch schlüssig.

Wenn der Sound des Saugmotors ab 4000/min ins Energische wechselt, trotzdem konsequent südlich des Obszönen bleibt – das ist groß. Wobei wir in der Redaktion lange herumdiskutierten, ob das Teil nun eher röhrt oder gurgelt. Wir einigten uns auf ein Unentschieden. So oder so fegt der LC 500 das Gewese vom langweiligen Japaner von der Platte. Wer mal abends in Tokio in einer der Pinten unter Bahnschienen auf Bierkisten saß, mit weißbehemdeten Einheimischen lecker Asahi zischte, weiß, was gemeint ist. Langweilig? Von wegen. Eher verwegen, mutig, fokussiert.

Wer sonst lieferte den ersten Großserienhybriden ab, stellt ein hinterradgetriebenes Sportcoupé mit Zweiliter-Saugboxer oder jüngst einen Kleinwagen auf Steroiden mit Turbo-Dreizylinder, Carbondach und Hightech-Allradantrieb hin? So richtig in echt? Nicht auf eine Showbühne, sondern ganz trocken zum Händler?

So, jetzt aber wirklich ran ans LC 500 Cabrio, dem ersten Stoffdach-Cabrio der Edelmarke, der Über-Toyota sozusagen. Wobei es da mal den LF-A mit Carbonchassis und Zehnzylinder gab. Das ist zwar wieder eine andere Geschichte, aber nicht ganz, denn der hatte auch diese seltsamen Instrumente. Eigentlich digital, aber doch nicht so aussehend und vor allem mit dem per Knopfdruck verschiebbaren Drehzahlmesser. Also echt physisch. Per Elektromotor.

Schiebung: die Instrumente

Lexus LC 500 Cabrio, ams 0321 Test
Rossen Gargolow
Motor: Achtzylinder-V-Motor, Hubraum 4.969 cm3, Leistung 341 kW (464 PS) bei 7.100/min, max. Drehmoment 530 Nm bei 4.800/min.

Gutes Stichwort. Jetzt lassen wir mal kurz das kleine Ding hinter uns surren, in 15 Sekunden das Verdeck verklappen, ohne dass es dabei störend auftrüge oder den Gepäckraum nennenswert einschränkte. Um das zu erreichen, setzt Lexus auf eine zusätzliche Faltung der mehrlagigen Stoffhülle, ja formt sogar die Abdeckung besonders aufwendig. Nur so zur Info: Über 18.000 Öffnungen und Schließungen soll die Chose problemlos überstehen, Schnee und Eis ebenso wie Gegenwind trotzen. Letzteres können wir bestätigen, bis zum erlaubten Fahrtempo 50 km/h klappt die Sache. Buchstäblich.

Auch sonst läuft es beim 2.029 Kilogramm schweren Cabrio, dessen Karosserie gegenüber dem Coupé im oberen Teil verstärkt sowie um eine Querstrebe zwischen den hinteren Radaufhängungen, einer v-förmigen Strebe sowie zusätzlichen Schweißpunkten ergänzt wird. Kein Wunder, wenn aufwendige Alu-Dreiecksquerlenker die Straße abtasten, adaptiv gedämpft. Der LC nimmt Kurven weder als lästige Pflicht noch mit furioser Wildheit, sondern einfach als: Kurven.

Es beginnt mit dem griffigen Lenkrad und setzt sich über das gelassene Ansprechen aus der Mittellage fort – weder dumpf noch spitz, und schon gar nicht gekünstelt. Ein Lexus ist ein Lexus. Und kein Porsche, wie Elfer-Fans sicher anmerken. Und kein BMW, bei denen sie ja gern eine gewisse Mia-san-mia-Wurstigkeit einbauen. Der LC 500 lenkt. Vielleicht etwas leichtgängig, aber jederzeit präzise und mit Feingefühl.

Nur hektisches Gezerre sollte man sich abgewöhnen, darauf reagiert er etwas eckig. Das Gran-Turismo-Cabrio erzieht eher zu einer Art automobiler Teezeremonie. So wie der Samurai vor dem Kampf Steine in den Wasserfall wirft und nach der Einheit der Geräusche trachtet. Wieder was gelernt. Toll, nicht? Aber im Ernst, der Lexus fährt ebenso harmonisch wie dynamisch, verzichtet als Cabrio auf die variabel übersetzte Allradlenkung des Coupés. Der Viersitzer fährt sauber und flüssig, während sein Zehngangautomat gekonnt im Hintergrund agiert. Hach, in die anschmiegsamen, stützenden, kühlenden oder heizenden Sitze gekuschelt cruist es sich jederzeit mit der Milde eines in 24 Grad warmer Brise schwebenden Seidentuchs.

Zu schnulzig? Okay, dann klingelt jetzt der Sportkumpel an der Tür. Keiner, der dich zum Laufen abholt und nur am Handy nestelt. Sondern einer, mit dem du entspannt 20 Kilometer ziehst, über Gott und die Welt quatschst, danach ein Bier köpfst und trotzdem unter 1:40 h bleibst. So einer ist der Lexus. Wenn es gilt, ist er da, kommt ganz nah an dich ran, gibt Zwischengas, schaltet runter, schaltet schneller.

Auf den Punkt, während der Fünfliter mit Schmiedepleueln und Titanventilen zeigt, dass er neben dem Atkinson-Sparzyklus auch feurige Atmung beherrscht, bis rund 7.000/min (Maxleistung bei 7.100!) ungerührt durchzieht. Immerhin verspricht Lexus, dass das Cabrio auf Straße und Piste so schnell sei wie das Coupé, der Schwerpunkt sogar tiefer liege. Also nix mit Pomade unterm bahiabraunen Stoff. Der LC geht Kurven schwungvoll an, gerät erst beim sehr späten Abbremsen (vorne Sechskolben-Monoblockzangen, hinten Vierkolben) ins Untersteuern, feuert mit Schmackes wieder aus der Kurve raus. Mit etwas Gefühl am Gasfuß klappt es auch mit der Traktion, die mithilfe des Torsen-Sperrdifferenzials 530 Newtonmeter (bei Vieracht) zu verklappen hat.

Lexus LC 500 Cabrio, ams 0321 Test
Rossen Gargolow
Aber im Ernst, der Lexus fährt ebenso harmonisch wie dynamisch, verzichtet als Cabrio auf die variabel übersetzte Allradlenkung des Coupés.

Verklappen sollten sie bei Lexus besser die Bedienung per Touchpad und den Fernlichtassistenten. Und zwar auf den Mond. Ersteres bringt den Fahrer beim nervigen, anstrengenden Geschiebe und Gedrücke in Rage, Zweiteres Entgegenkommende, da sie die ganze Pracht der "ultra-kompakten LED-Scheinwerfer mit drei Linsen" erfahren. Und zwar in Form gleißenden Fernlichts.

Gegenmittel gefällig? Spätestens beim Aussteigen kommt es automatisch in Gestalt der inneren Türgriffe. Normalerweise bleiben diese Dinger unbeachtet wie die WhatsApp-AGB, doch haben Sie mal welche für Haus oder Wohnung ausgesucht? Griffe, nicht die AGB. So was kann Beziehungen sprengen. Anders diese frei stehenden Handschmeichler. Es gibt keine schöneren. Sag ich jetzt mal so. Widersprüche bitte an mich. Bis dahin gehe ich noch eine Runde fahren. Sie wissen ja, feine Brise, Gurgeln und so.

Fazit

Ein Designerstück? Und wie, aber nicht ausschließlich: Der Stoffdach-Beau kann ebenso flauschen wie dynamisch zupacken. Nicht nur mit seinem V8, sondern auch dem durchaus sportiven Handling.

Technische Daten
Lexus LC 500 Cabrio
Grundpreis136.900 €
Außenmaße4770 x 1920 x 1350 mm
Kofferraumvolumen149 l
Hubraum / Motor4969 cm³ / 8-Zylinder
Leistung341 kW / 464 PS bei 7100 U/min
Höchstgeschwindigkeit270 km/h
0-100 km/h5,0 s
Testverbrauch14,2 l/100 km