Mercedes C63 AMG und Corvette Z06 im Test
V8-Bollerwagen im Sportduell

Als pechschwarze Centennial Edition und mit einem Performance Package geht die 512 PS starke Chevrolet Corvette Z06 auf die Pirsch und trifft dabei auf das 517 PS starke Mercedes C 63 AMG Coupé Black Series.

Chevrolet Corvette Z06, Mercedes C 63 AMG Black Series, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Kennen sie den? Treffen sich Mercedes C-Klasse und Corvette auf Ballhöhe. Kein Witz, auch wenn es den Anschein hat, als zöge der VfB Stuttgart gegen die Detroit Lions ins Feld. Da fordert tatsächlich das Paradebeispiel der grundsoliden Limousine den beinahe anarchischen US-Sportler heraus.

Und ist dabei derart weit entwickelt, dass es sogar einer Corvette Z06 bedarf, um mit dem passenden Sparringspartner in den Ring zu steigen. Wilde 512 US-Pferde sind nötig, um entsprechend Paroli bieten zu können.

Mercedes C 63 AMG rollt mit 517 PS an

Denn unter der C-Klasse-Haube mit ihren beiden Abluftkaminen schlummern nicht nur gewaltige 517 PS, das Logo am Heck zertifiziert sie sogar als Black Series - die Affalterbacher Auszeichnung für das Maximum des Machbaren. Mit einem herkömmlichen Mercedes C-Coupé hat die Topversion augenscheinlich nur noch das Grundlayout gemein, ansonsten läuft sie - im positiven Sinn - komplett aus dem Ruder.

28 Millimeter vorne und 42 Millimeter hinten wachsen die Kotflügel pro Seite in die Breite, um Platz für eine stämmigere Spur und geschmiedete 19-Zoll-Räder mit auf höchstmöglichen Trockengrip ausgelegten Dunlop-Reifen zu schaffen. Sie sind Teil des optionalen Track Package für 5.891 Euro. Nochmal 7.973 Euro kostet das Aerodynamik-Paket - gemäß dem Motto: wenn schon, denn schon. Dann werden die riesigen Kühlernüstern der Frontschürze von so genannten Spoiler-Flics flankiert und einem Frontsplitter unterstrichen. Als aerodynamischer Gegenpol zum wuchtigen, verstellbaren Heckflügel des Mercedes C 63 AMG.

Chevrolet Corvette Z06 bietet sehr weiche Sitze

Erzittert die Chevrolet Corvette Z06 angesichts dieser vermeintlichen Übermacht, oder bebt sie vor Wut? Der Fahrer jedenfalls wippt im Leerlauftakt des Stoßstangen-V8, während er versucht, die optimale Sitzposition zu finden. Halb liegend oder leicht gebückt geht‘s los. Auf fürs neue Modelljahr neuen Sitzen, die einem nach wie vor mit der Flauschigkeit von Omas Sofa Halt bieten.

Im Mercedes C 63 AMG gibt’s keine Kompromisse. Hohe Flanken, fest stehende Lehnen - zwei lediglich in der Länge verstellbare Recaro-Schalen genügen, um optimalen Halt und erstaunlichen Langstreckenkomfort zu generieren. Mit einem dumpfen Aufschrei bringt sich der 6,2 Liter große V8 ins Spiel, lässt auch hier die extrem steif wirkende Karosserie im Leerlauf erbeben.

Der Weg ist das Ziel. Zunächst durch die Stadt, wo die Siebengang-Automatik im Fahrprogramm C sämig die Fahrstufen vereint. Weiter auf der Landstraße, wo der Drehschalter auf der Mittelkonsole auf S klickt, die Schaltzeiten kürzer werden und die Strategie sportlicher.

Mit dem C 63 AMG kurvt es sich entspannter

Die Chevrolet Corvette Z06 blubbert unangestrengt hinterher. Kritisiert kurze Querfugen deutlich harscher, weil die ebenfalls für Trockenheit spezialisierten Michelin Pilot Sport Cup-Reifen sogar über Runflat-Eigenschaften verfügen und sich kaum um eine Dämpfung bemühen. Sie scheren sich auch wenig um einen passablen Geradeauslauf bei Spurrillen, sondern setzen selbst die kleinste Bewegung der leichten Lenkung in einen Haken um.

Mit dem C 63 AMG Black Series kurvt es sich entspannter durch den Schwarzwald, schon weil seine direkte Lenkung die Ideallinie zwischen Gelassenheit und Präzision findet. Die straffe Abstimmung des Gewindefahrwerks gibt nicht den groben Knüppel, sondern rühmt sich einer in sich stimmigen Feder- und Dämpferarbeit. Während die frivolen Takte des V8 ins mit Karbon verzierte Innere schallen und latent die imaginäre rote Warnlampe brennt: Achtung, StVO!

Noch immer bollert die Corvette heiser röchelnd hinterher, rollt ihren tiefflorigen Klangteppich flächendeckend hinter dem pechschwarzen Heck aus. Dumpfer V8-Bass fürs Volk, weniger für den Fahrer. Den berührt das Fahrwerk, das sich im Sportmodus stößig, auf Tour unterdämpft und bei höheren Geschwindigkeiten somit leicht schwammig in Szene setzt.

Tempo 200 ist keine große Sache

Neue Szene: Black Forest Airport in Lahr. 2,4 Kilometer schnurgerade, brettebene Messgerade. Trotz ihrer hervorragenden Arbeitsweise hat die fünfstufige Traktionskontrolle Pause. Der rechte Fuß justiert um die 3.000 Umdrehungen, der linke lässt die Kupplung schnappen. Der Vierventiler beißt sich wütend durch sein Drehzahlband, legt ab 5.000 sogar nach. Vollste Konzentration dabei aber auf die manuellen Schaltvorgänge, denn die Gassen liegen verzwickt eng beieinander. 100, 200? Keine große Sache. Von null auf 260 km/h in 25,2 Sekunden. Und das trotz des relativ lang übersetzten fünften Gangs, um vom ellenlangen sechsten erst gar nicht zu reden.

Der Mercedes C 63 AMG serviert in sieben Tranchen - automatisiert, perfektioniert. Stufe RS heißt Race Start. Ob über Drehregler oder via AMG Performance Media im Bildschirm des Comand-Systems angewählt, das Ergebnis ist identisch: Der Pilot wird zum Passagier. Ein Black Series beschleunigt sich selbst am besten, regelt Anfahrdrehzahl und Grip, feuert binnen 100 Millisekunden die nächste Fahrstufe nach und hakt Tempo 260 nach 27,9 Sekunden ab.

Corvette Z06 mit den besseren Bremsen

Und die negative Beschleunigung? Par excellence, mit perfektem Druckpunkt sowie fadingfreiem Biss. Auch wenn einem die gewaltige Verzögerung der im Performance Paket der Corvette Z06 enthaltenen Karbon-Keramik-Bremse die Frisur nach vorne kämmt - ab sofort führt die Corvette die Hitliste bei auto motor und sport an.

Fahrdynamisch ist die 1.481 kg leichte Corvette sowieso der Hit. Zackig und neutral tanzt sie um die Pylonen, drängt in der Ausweichgasse jedoch mit dem Heck. Dem Black Series fallen die Übungen im Wortsinn schwerer. Seine 1.754 kg schieben sich träger und untersteuernder durch den Slalom, im hervorragend absolvierten Wedeltest ist er wieder bei der Musik und zudem besser beherrschbar.

Der Preis kostet am Ende den Sieg

Die Pointe der Geschichte? Sie folgt auf dem Kleinen Kurs in Hockenheim, wo sich die mit Komponenten der stärkeren ZR1 aufgerüstete Corvette so heimisch fühlt wie Old Blue Eyes in der Pianobar. "I did it my way" schmettert der Ami-V8 ins Motodrom, was übersetzt heißt: direkt, präzise, verlässlich und verdammt schnell.

Dagegen muss der Mercedes C 63 AMG Black Series dann doch seinen Heckflügel strecken. Zumindest objektiv, denn subjektiv bietet er mit seiner überzeugenden Fahrdynamik und dem beeindruckenden Gesamtpaket ein Spaßniveau so hoch wie sein Preis.

Fazit

1. Chevrolet Corvette Z06
297 von 1000 Punkte

Die besten jemals von auto motor und sport getesteten Bremsen, die überzeugende Fahrdynamik und das geringe Gewicht und alles zu einem akzeptablen Preis bringen der Chevrolet Corvette Z06 den Sieg.

2. Mercedes C 63 AMG Coupé Black Series
294 von 1000 Punkte

Der Mercedes C 63 AMG Coupé Black Series gewinnt die Eigenschaftswertung wegen der höheren Qualität und des hervorragenden Getriebes. Die hohen Kosten kosten letztlich auch Punkte.

Technische Daten
Chevrolet Corvette Z06 Coupé 6.2 V8 Performance PackageMercedes C 63 AMG Coupé Black Series
Grundpreis104.002 €115.430 €
Außenmaße4459 x 1927 x 1246 mm4764 x 1854 x 1388 mm
Kofferraumvolumen634 l450 l
Hubraum / Motor7011 cm³ / 8-Zylinder6208 cm³ / 8-Zylinder
Leistung377 kW / 512 PS bei 6300 U/min380 kW / 517 PS bei 6800 U/min
Höchstgeschwindigkeit320 km/h300 km/h
0-100 km/h4,2 s4,1 s
Verbrauch14,7 l/100 km12,2 l/100 km
Testverbrauch16,9 l/100 km