9 Multifunktionsöle im Test
Welches Mittel schmiert am besten?

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Ein Multifunktionsöl aus der Sprühdose, das schmiert oder Rost löst, gehört in jeden Haushalt. Wir haben neun Produkte getestet, sechsmal gab es das Urteil „empfehlenswert“.

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Foto: Dino Eisele / Klaus Herder / mps-Fotostudio

Erwarten Sie bitte keine Wunder, der Name lässt das bereits vermuten. Multifunktionsöl – das klingt nach: „Kann alles ein bisschen, aber nichts richtig gut.“ Aber gerade das „alles ein bisschen“ sorgt dafür, dass eines der hier ausgiebig getesteten Produkte unbedingt in jeden Haushalt gehört. Denn wenn es darum geht, mal eben ein hakendes Schloss oder eine verrostete Schraube gängig zu machen, ein quietschendes Gelenk lautlos zu stellen oder fiese Teerreste zu entfernen, sind die chemischen Alles-etwas-Könner unverzichtbar, wenn man sich das heimische Garagenregal nicht unbedingt mit zig Chemiespezialisten vollstellen möchte.

Unsere Highlights

Hauptaufgaben: Rost lösen und schmieren

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Dino Eisele / Klaus Herder / mps-Fotostudio
Kann man immer gebrauchen so ein Multifunktionsöl.

Schmierung und Rostbekämpfung sind die klassischen Hauptaufgaben der Multifunktionsöle. Ein dafür halbwegs taugliches Produkt lässt sich relativ unspektakulär und günstig produzieren: Man nehme etwas unlegiertes Öl, mische es mit „Haft-Zusätzen“, ab in die Dose, Treibmittel dazu – fertig ist die Laube. Es geht aber auch aufwendiger, angefangen bei der Rohstoffauswahl, weitergemacht mit einer ausgefeilten Rezeptur, die auch die Aspekte Korrosions- und Verschleißschutz berücksichtigt. Ein solches Vorgehen macht die Sache nicht nur teurer, sondern gegebenenfalls auch komplizierter – Stichwort „Zielkonflikt“. Denn ein Drehen am einen Ende der Rezepturschraube hat meist Einfluss aufs andere Ende. Und das nicht zwangsläufig positiv.

Das kann sich dann zum Beispiel bei der Materialverträglichkeit zeigen. Insbesondere Kunststoffteile können angegriffen werden, wenn sie mit dem einen oder anderen Mittel etwas zu lange in Kontakt kommen. Wobei „zu lange“ bereits „wenige Stunden“ heißen kann. Im Zweifelsfall also lieber von vornherein dafür sorgen, dass das Produkt wirklich nur dorthin gelangt, wo es wirken soll, und dass Überschüssiges sofort entfernt wird. Ein etwas genaueres Studium der Produktkästen in dieser Geschichte lohnt ebenfalls. Dort wird der eine oder andere Leser womöglich bepunktete Aussagen zum Preis-Leistungs-Verhältnis vermissen. Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Bei wohl kaum einem anderen chemischen Helferlein ist die Preisspanne so groß wie bei Multifunktionsölen. Bereits einen Baumarkt weiter gibt’s das gleiche Produkt manchmal für die Hälfte. Der Grund: Multifunktionsöle sind im Handel „Schnelldreher“, entsprechend hoch ist die Aktionspreistaktung.

Liqui Moly Multi-Spray Plus 7

Fleißiges Punktesammeln lohnt sich: Die Ulmer Schmierstoffexperten erlauben sich in keiner Kategorie eine echte Schwäche. Das Liqui Moly Multi-Spray Plus 7 setzt beim Rostlösevermögen sogar den Bestwert und lässt Lack und Kunststoff unangetastet. Das reicht unterm Strich für den Testsieg.
Fazit: Empfehlenswert

Sonax SX90 Plus

Sehr gut beim Verschleißschutz, volle Punktzahl bei Korrosionsschutz und Materialverträglichkeit – das Sonax SX90 Plus macht dem guten Firmennamen alle Ehre. Für den cleveren Sprühkopf gibt’s zwar keine Extrapunkte, aber auch so reicht es fürs Treppchen.
Fazit: Empfehlenswert

Lubegard Lube’n Loosen

Bei diesem Preis darf man fast schon ein „Wundermittel“ erwarten. Und zumindest in einer Kategorie (Verschleißschutz) liefert das US-Produkt einen Bestwert und ist auch beim Rostlösevermögen gut dabei. Wundermittel? Nicht wirklich, aber ein gutes, teures Sprühöl.
Fazit: Empfehlenswert

WD-40 Multifunktionsprodukt

Die USA schwören auf WD-40, und auch im alten Europa machte das Ami-Produkt eine glänzende Karriere. Zum Test-Überflieger fehlt aber noch mehr Kunststoffverträglichkeit. Zum Trost gibt’s unter anderem volle Punkte beim Korrosionsschutz. Und einen guten dritten Platz.
Fazit: Empfehlenswert

Ballistol Universalöl

Die Uralt-Rezeptur (seit 1904!) hat immer noch viele Fans. Zu Recht, denn neben einer soliden Leistung sind die perfekte Gesundheits- und Umweltverträglichkeit gute Kaufgründe für das Ballistol Universalöl. Eine kleine Schwäche gibt es aber: Ganz neuer Lack mag den Klassiker gegebenenfalls gar nicht.
Fazit: Empfehlenswert

Caramba 70 Multi-Öl

In der Vor-WD-40-Zeit war Caramba fast schon das Synonym für „Multifunktionsspray“ und kann auch heute noch recht ordentlich mithalten. Bis auf ganz leichte Schwächen bei der Kunststoffverträglichkeit gibt es am Caramba 70 Multi-Öl kaum etwas zu meckern, und auch der Preis geht in Ordnung.
Fazit: Empfehlenswert

Germes Aktiv Schmierung 125

Der Korrosionsschutz fällt unterdurchschnittlich aus, und die Kunststoffverträglichkeit dürfte auch noch etwas besser sein. Ansonsten macht das preislich im Mittelfeld liegende Produkt einen ganz ordentlichen Job und ist punktemäßig nicht allzu weit vom „gut“ entfernt.
Fazit: Bedingt empfehlenswert

Nigrin Multi-Öl Hybrid

Die Leistung beim Korrosionsschutztest ist Arbeitsverweigerung, was viele Punkte kostet. Schade, ansonsten zeigt das mit einem sehr anwenderfreundlichen Sprühkopf bestückte Nigrin Multi-Öl Hybrid eine durchweg ansprechende Leistung und greift weder Lack noch Kunststoff an.
Fazit: Bedingt empfehlenswert

Car 1 Multifunktionsspray

Der im Vergleich sehr niedrige Preis ist verlockend, und für Standardaufgaben wie das Gängigmachen störrischer Verbindungen taugt das Spray allemal. Dem entgegen stehen die Schwä- chen beim Verschleiß- und Korrosionsschutz sowie in Sachen Kunststoffverträglichkeit.
Fazit: Bedingt empfehlenswert

So haben wir getestet

Wir kauften die Öle im Kfz-Zubehörhandel oder bei Baumärkten im Großraum Stuttgart. Bei den Laborversuchen erhielten wir Unterstützung von den Experten der Firmen Kärcher in Winnenden (Rostlösevermögen, Kriechvermögen, Wasserverdrängung, Kunststoffverträglichkeit) und Dr. Wack in Ingolstadt (Verschleißschutz, Korrosionsschutz, Lackverträglichkeit).

Multifunktionsöle-im-Test
Dino Eisele / Klaus Herder / mps-Fotostudio
Die Öle mussten sich umfangreichen Tests stellen.

Für den Rostlösetest wurden mit fünfprozentiger Salzlösung vorbehandelte und zwölf Stunden rostende Bleche mit den Testprodukten eingesprüht (fünf Minuten Einwirkzeit). Es folgten je 24 Durchgänge in der Kärcher-Wischtestmaschine. Für den Kriechfähigkeitstest („Spreizwirkung“) wurden je 100 Mikroliter der Testprodukte mit einer Pipette auf angerostetes Stahlblech aufgebracht und nach fünf Minuten Einwirkzeit vermessen. Ebenfalls 100 Mikroliter des jeweiligen Testmusters mussten auf einem mit gefärbtem Wasser benetzten Blech beweisen, was das Produkt in Sachen Wasserverdrängung kann.

Vorgespannte ABS-Kunststoffstreifen kamen für fünf Stunden in Testmusterkontakt, damit Aussagen zur Kunststoffverträglichkeit möglich waren. 24 Stunden lang hatte es neuer, auf Glasstreifen aufgebrachter Reparaturlack beim Lackverträglichkeitstest mit den Multifunktionsölen zu tun. Für entfettete und satt mit den Testmustern eingesprühte Stahlplättchen ging es für 24 Stunden ins Salzlösungsbad. Danach waren Aussagen zum Korrosionsschutz möglich. Auf einem XCT-Prüfstand („Cross-Cylinder-Tester“) wurde ein mit den Testmustern benetzter Prüfring 30 Sekunden lang bei konstant 960/min mit 400 N von einem Prüfzylinder belastet. Das Vermessen der Zylinder-Verschleißfläche erlaubte Aussagen zum Verschleißschutz. Abschließend: Kontrolle von Etiketten und Inhaltsangaben.

Übersicht und Preisvergleich

Fazit

Wirklich etwas falsch macht man mit fast keinem der Öle. Insgesamt konnten wir, bei neun getesteten Ölen, sechsmal das Urteil „empfehlenswert“ vergeben. Besonders überzeugen konnten die Produkte von Testsieger Liqui Moly (Multi-Spray Plus 7) und Sonax (SX90 Plus). Die Klassiker von Caramba, WD-40 und Ballistol siedelten sich, mit guten Ergebnissen, im Mittelfeld an. Das günstigste Öl im Test, das Car1, muss sich mit dem letzten Platz begnügen.