Nissan Navara NP300 Double Cab 2.3 dCi im Test
Der neue Schmeichel-Pickup

Nissans neuer Navara hat als erster Midsize-Pickup ein reines Schraubenfeder-Fahrwerk. Im Test zeigt er, was er sonst noch drauf hat.

Nissan Navara Double Cab Pickup 2.3 dCi 140 kW 7AT Einzeltest
Foto: Torsten Seibt

Unter seinesgleichen ist er eigentlich das Nesthäkchen, der Spätgeborene: als der Toyota Hilux schon seit Jahrzehnten um die Welt tourte, brachte die Nissan-Vorgängermarke Datsun erst 1980 das Navara-Vorläufermodell 720 mit Allrad auf die Piste, der erste „echte“ Nissan Pickup debütierte 1986. Das hinderte Nissan nicht daran, hübsche Verkaufserfolge zu feiern – alleine in Deutschland stand der Navara 2015 auf Platz drei der meistverkauften Pickups.

Unsere Highlights

Und nun kommt er ganz neu. Vor allem aber: ganz anders. Rein optisch führt der neue Nissan Navara das bewährte Design des Vorgängers fort, freilich mit moderner Interpretation und aktuellen Designdetails wie der LED-Girlande in den Hauptscheinwerfern. Selbst der charakteristische Fensterknick in der Seitenlinie bleibt erhalten.

Nissan Navara Double Cab Pickup 2.3 dCi 140 kW 7AT Einzeltest
Torsten Seibt
Das neue Fahrwerk bekommt nur der Doppelkabiner-Navara, der King Cab federt weiter blatt.

Nissan Navara 2016

Dafür ist hinten, unten die eigentliche Revolution am Werk: als erster Japan-Pickup kommt der neue Nissan Navara mit Schraubenfedern für die Starrachse. Die Konstruktion mit Längs- und Querlenkern ist zwar aufwendiger und damit auch teurer als simple Blattfedern, ansonsten jedoch in jeder Hinsicht besser. Wer jetzt an der Robustheit zweifelt: Fragen Sie mal einen Defender-Fahrer, ob er gerne auf Postkutschen-Federpakete umrüsten würde.

Die feine Federung erhält allerdings nur der Doppelkabiner Nissan Navara, beim vornehmlich für Gewerbekunden gedachten Anderthalber, traditionell King Cab genannt, setzt Nissan weiter auf die Kombination aus Achsführung und -federung durch Flachstahl.

Doch nicht nur Karosserie und Fahrwerk sind neu, natürlich hat Nissan auch bei der Antriebstechnik nachgelegt. Wichtigstes Pfund ist der komplett neue Vierzylindermotor mit 2,3 Liter Hubraum. Er sorgt auch künftig dafür, dass es den Navara in zwei Leistungsstufen zu kaufen gibt. Mit einem Einzelturbo bringt es der Vierzylinder auf 160 PS, die stärkere Version mit Biturbo, mit welcher der Testwagen angetreten ist, setzt 190 PS frei. Wer gerne schalten lässt, muss den Biturbo nehmen, die im Testwagen verbaute neue Siebengang-Automatik ist nur mit dem starken Motor zu haben.

Druckvoller Motor

Der neue Biturbo erledigt seine Arbeit ordentlich und unspektakulär. Druck ist vorhanden, Krawall nicht. Der Antrieb arbeitet verhältnismäßig laufruhig und ohne Leistungsexplosion. Der Navara bleibt klar ein Nutzfahrzeug mit ordentlichem Antritt, um Bestwerte auf der Autobahn und an der Ampel müssen sich dagegen andere kümmern.

Die Verbindung mit der Siebenstufen-Automatik ist eine harmonische, die Gangwechsel erfolgen stimmig und ruckfrei. Dabei belässt es der Automat durch frühes Hoch- und spätes Herunterschalten meist bei einem angenehmen Drehzahlniveau. Während die Sprintwerte angesichts von 190 PS eher durchschnittlich sind, sorgt die Getriebe-Motor-Kombination bei den Durchzugswerten, etwa für ein Überholmanöver, durchaus für Potenz. Insgesamt wirkt der neue Nissan Navara mit der 190-PS-Maschine angemessen druckvoll. Auf die Werksangaben zum Verbrauch muss man sich allerdings keine Hoffnung machen, um eine Sieben vor dem Komma zu erreichen, ist echtes Geschleiche nötig.

Nissan Navara Double Cab Pickup 2.3 dCi 140 kW 7AT Einzeltest
Torsten Seibt
Evolution statt Revolution beim Design: Trotz Neukonstruktion bleibt der Navara klar erkennbar ein Nissan.

Stärken und Schwächen

Im normalen Fahralltag kann das Fahrwerk – für Pickup-Verhältnisse – gefallen. Harte Stöße von der Hinterachse bleiben aus, auch die Vorderachsaufhängung fühlt sich stimmig an und erlaubt es, auf kurvigen Strecken einen sauberen Strich zu fahren. Was die Schraubenfeder-Hinterachse allerdings etwas aus der Fassung bringt, sind kurze Impulse, die je nach Tempo und Beladung für eine unangenehme Eigenschwingung des Nissan Navara sorgen. Besonders auffällig war das im Test bei einer Autobahn mit Betonbelag und entsprechenden Querfugen, die den Nissan Navara bei einem Tempo von 130 km/h in ein unangenehmes permanentes Wippen brachte. Möglich, dass bessere Nachrüst-Stoßdämpfer dieses Problem in den Griff bekommen.

Dafür weiß die schraubengefederte Hinterhand im Gelände zu überzeugen, wo sich die Starrachse bei langsamer Fahrt geschmeidig an den Untergrund schmiegt und merklich besser verschränkt als die Blattfeder-Konkurrenz. Die optionale und löblich günstige 100-Prozent-Sperre für hinten (620 Euro Aufpreis) wird so in kniffligen Situationen erst spät benötigt. Natürlich gibt es für enge Wald-Sektionen erheblich bessere Fahrzeuge als einen 5,3-Meter-Pickup. Doch solange die Offroad-Gegebenheiten genügend Spielraum lassen, um den Nissan Navara hindurch zu navigieren, macht er seine Sache für einen Pickup sehr gut.

Praktisch ist dabei der beim getesteten Nissan Navara Tekna serienmäßige „Around View Monitor“, bei dem vier Kameras das Umfeld abbilden und den Wagen aus der Vogelperspektive auf den Info-Bildschirm bringen. Das System ist nicht nur beim Einparken des üppig dimensionierten Pickup hilfreich, es lässt sich auf Knopfdruck auch für den Betrieb in engen Geländeabschnitten aktivieren.

Nissan Navara Double Cab Pickup 2.3 dCi 140 kW 7AT Einzeltest
Torsten Seibt
Viel schmutzempfindliche Klavierlack-Optik innen, sieht aber (solange sauber) echt schick aus.

Nissan Navara mit langer Garantie

Eher unterdurchschnittlich ist es im Klassenvergleich hingegen um die Wattiefe des Nissan Navara bestellt, die bei 60 Zentimeter liegt. Ein Blick unter die Motorhaube erklärt, warum man diese Angabe ernst nehmen sollte: Die Luftansaugung liegt im Schwallwasserbereich auf Höhe der oberen Kühlerkante.

Der Variantenreichtum des neuen Nissan Navara gibt den Kunden eine breite Auswahl. Besonders für Umrüster und Wohnkabinenbauer dürfte die Möglichkeit interessant sein, sowohl den King- als auch den Double Cab als Fahrgestell ohne Pritsche zu bekommen, das sind auch gleichzeitig die günstigsten Versionen.

Wie weit der Kunde seinen neuen Navara mit sonstiger Technik aufrüstet, ist weitgehend eine Frage der gewählten Ausstattung. Einzeln auswählbare Extras sind Mangelware, wodurch viele Optionen im Paket mitgenommen werden müssen – Leder und Glasschiebedach gibt es nur im Topmodell Tekna, Klimaautomatik oder Rückfahrkamera erst ab der Version N-Connecta . Immerhin: schon das Basismodell Visia ist beachtlich ausgestattet, hier fehlt nur noch die Klimaanlage (800 Euro), dafür ist die Sperre Serie – der Visia ist erste Wahl für Offroader.

Die besonders frohe Botschaft verbirgt sich jedoch im Anhang des Werksprospektes: ab sofort gibt Nissan fünf Jahre Vollgarantie auf den Navara. Ein wichtiges Argument bei der immer empfindlicheren modernen Dieseltechnik. Gut möglich, dass im Jahr 2016 der dritte Platz in der Zulassungsstatistik deshalb nicht mehr genug ist.

Fazit

Der neue Nissan Navara macht seine Sache gut, bringt den Spagat zwischen Nutzfahrzeug und komfortablem SUV speziell dank des höheren Fahrkomforts ganz ordentlich zustande. Die Fünfjahresgarantie schafft Vertrauen.

Technische Daten
Nissan Navara Double Cab 4x4 Tekna
Grundpreis41.625 €
Außenmaße5330 x 1840 x 1805 mm
Hubraum / Motor2299 cm³ / 4-Zylinder
Leistung140 kW / 190 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit180 km/h
Verbrauch7,0 l/100 km