Opel Combo 1.4 Turbo im Test
Van-Alternative zum Caddy?

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Nicht nur beim Golfspielen brauchen wir einen hilfsbereiten Meister aller Taschen – auch im wahren Leben. Ob der aktuelle Opel Combo 1.4 Turbo mit Turbo-Benziner so einer ist? Im Test finden wir es heraus und legen die Vor- und Nachteile offen.

Opel Combo Tour, Van, Alltagstest, 03/2016
Foto: Dani Heyne

Dass dieser Opel Combo durch und durch ein Fiat Doblo ist, weiß mittlerweile jeder. Ist ja kein Geheimnis, dass die Marke mit dem Blitz bei den Italienern zukauft. Während frühere Combos auf dem Corsa basierten und aus heutiger Sicht vergleichsweise knauserig mit dem Thema Platz umgingen, ist die aktuelle Version schon fast ein halber Bulli. Marke: „Quadratisch, Praktisch, Gut“. Ob letzteres stimmt, zeigt der Alltagstest.

Platz? Reichlich. Überall!

Bevor wir den Combo erkunden noch ein wenig Basiswissen: Es stehen zwei Radstände und zwei Dachhöhen zur Wahl. Während der Kurze (4,39 Meter lang) als Fünf- oder Siebensitzer (Testwagen in unserem Alltagscheck) zu haben ist, gibt's den Langen (4,74 Meter lang) stets nur mit fünf Sitzplätzen, dafür stets mit größerem Kofferraum. Die serienmäßige Dachhöhe beträgt 1,88 Meter – optional lässt sie sich um rund 25 Zentimeter erweitern. Wer die einteilige Heckklappe unpraktisch findet, kann sich zwei Hecktüren bestellen.

Unsere Highlights
Opel Combo Tour, Van, Alltagstest, 03/2016
Dani Heyne
Hier vorn stimmt die Funktionalität, Ablagen gibt’s vor allem über den Sonnenblenden

So, jetzt aber endlich rein in die gute Stube. Ja, doch, luftig ist es hier. Auch in Reihe zwei, die sich hinter zwei Schiebetüren verbirgt. Die Kastenform beschert auf allen Plätzen ein eindrucksvolles Raumgefühl. Über der ersten Reihe thront ein praktisches Ablagefach, das optionale Navi kommt mit einem praktischen Halter, der direkt ins Armaturenbrett gesteckt wird – inklusive Stromverbindung. Sehr vorbildlich.

Der Kofferraum unseres Testwagens verbirgt sich hinter einer riesigen Klappe (beim Einparken genug Platz nach hinten lassen!), die eindrucksvoll nach oben schwebt und locker einen Kindergeburtstag vor Regen schützen kann (nicht ganz unwichtig, auch beim Einladen).

Opel Combo mit bis zu 3.200 Liter Ladevolumen

Sind, wie bei unserem Testwagen, fünf Sitze an Bord und in Benutzung, liegt das Volumen des Gepäckraumes bei 790 Litern. Respektable 3200 Liter werden es mit zusammengeklappten und aufgestellten Rücksitzen. Damit ist man bei Umzügen ein gern gesehener Helfer.

Wer sieben Sitzplätze sucht, wird vom Kombi nicht enttäuscht. Optional gibt's eine dritte Sitzreihe mit zwei Stühlchen.

Was uns im Alltag gestört hat? Die eingeschränkte Flexibilität der Fond-Bestuhlung (zweite Reihe). Zwar lassen sich die Lehnen nach vorn klappen und die Sitze anschließend aufstellen – mehr aber leider nicht. Dort stehen sie dann und kosten reichlich Platz, den man beim Einladen langer Gegenstände schmerzlich vermisst. Da nützt auch die nach vorn umlegbare Lehne des Beifahrerplatzes nichts (kostet Aufpreis). Schade, dass hier nicht praktischer gedacht wurde.

Natürlich baut keiner gerne Sitze aus – ist aber allemal besser, als nicht genug Laderaum zu haben. An diesem Punkt eine kleine Gedenksekunde an den ersten Zafira – in punkto Flexibilität war er der König im Hause Opel.

Opel Combo Tour, Van, Alltagstest, 03/2016
Dani Heyne
Der Vorzug von Schiebetüren ist bekannt – beim Combo öffnen sie schön weit.

Starr? Rollen die Anderen ab

Eine Etage weiter unten ist der Combo vorbildlich ausgestattet: beim Fahrwerk. Im Gegensatz zu anderen Kastenwagen verzichtet er nämlich auf eine hintere Starachse und setzt rundum auf Einzelradaufhängung. Damit trampelt er nicht durch die Stadt und auch nicht über Land – sondern rollt vergleichsweise komfortabel umher. Sein Turbo-Benziner (1,4 Liter) braucht etwas Schwung (Drehzahl), um alle seine 120 Pferdchen zu versammeln (5.000 Umdrehungen).

Elf Sekunden auf Nullhundert und 172 km/h Höchstgeschwindigkeit sind akzeptable Werte bei der gebotenen Leistung und einem Leergewicht von rund 1,5 Tonnen. Auf Autobahnetappen senkt der lang übersetzte sechste Gang des Schaltgetriebes den Durst des kleinen Benziners, der im Durchschnitt zwischen acht (vorausschauende Fahrweise) und zehn (bei Eile) L/100 km liegt.

Wer dem hohen Combo sportliche Manöver abverlangt, wird enttäuscht werden. Er ist ein eher ein gemütlicher Gleiter – der bei schnell angegangenen Kurven brav über die Vorderräder schiebt und sicher vom ESP eingebremst wird.

Preis? Wunschliste checken!

Wer wie wir einen 120 PS-Benziner möchte – Basis ist ein 1.4er ohne Turbo mit 95 PS, dann wäre da noch eine Erdgas-Version mit 120 PS und drei Dieselmotoren mit 90 bis 135 PS – , muss mindestens 20.650 Euro einplanen und bekommt dafür die bessere der beiden Ausstattungen (Edition). Zwei Schiebetüren sind Serie, eine Klimaanlage kostet dagegen immer noch 850 Euro Aufpreis.

Weitere überlebenswerte Extras? Dritte Sitzreihe mit zwei ausbaubaren Stühlchen: 750 Euro, Sitzheizung vorn: 325 Euro, Parkpiepser hinten: 330 Euro, Heckflügeltüren: 140 Euro. Am Ende ist es also wie immer im Leben: Wer Luxus möchte, zahlt dafür.

Fazit

Moderne Kastenwagen wie der Combo sind zu Recht nicht nur bei Handwerkern beliebt. Gerade junge Familien schätzen seine praktischen Talente und seine robuste Ausstattung. Im Vergleich zur Konkurrenz aus Wolfsburg punktet der kantige Opel Combo 1.4 Turbo mit noch mehr Platz und dem komfortableren Fahrwerk. Schade, dass er mit langem Radstand nicht als Siebensitzer zu haben ist.

Technische Daten
Opel Combo 1.4 Turbo M1 L1H1 Edition
Grundpreis20.650 €
Außenmaße4390 x 1831 x 1845 mm
Kofferraumvolumen790 bis 3200 l
Hubraum / Motor1368 cm³ / 4-Zylinder
Leistung88 kW / 120 PS bei 5000 U/min
Höchstgeschwindigkeit172 km/h
Verbrauch7,2 l/100 km