Opel Insignia Sports gegen Skoda Superb
Groß(artig)e Diesel-Kombis im Test

Mit üppigem Raumangebot, kräftigen Dieselmotoren und großen Aktionsradien bewerben sich Opel Insignia Sports Tourer und Skoda Superb Combi um die Rolle des Familienshuttles. Wer hat die besseren Chancen?

Opel Insignia Sports Tourer, Skoda Superb Combi
Foto: Achim Hartmann

Schon klar, lange Autoreisen ins Ausland stehen gerade nicht so hoch im Kurs. Aber irgendwann geht es ja wieder, und selbst von Flensburg nach Füssen sind es immerhin 964,7 Kilometer. Von solchen Reichweiten ohne Tankstopp können Fahrer von Elektroautos nur träumen, doch diese großen Diesel-Kombis schaffen auf Basis der niedrigen Eco-Verbräuche von jeweils 5,0 Litern pro 100 km stolze 1.240 (Opel) oder gar 1.320 Kilometer (Skoda) am Stück. Selbst mit den etwas höheren Testverbräuchen (6,6/6,9 l/100 km) kommen beide über 900 Kilometer weit.

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Und das mit allem Platz, Komfort und Temperament, die wir vom Insignia Sports Tourer seit 2017 und vom Superb Combi seit 2015 kennen. Letzterer wurde bereits im Vorjahr gründlich renoviert und erhält jetzt einen stärkeren Zweiliter-TDI (EA288 evo) mit 200 PS, tritt aber hier noch mit 190 PS an. Der Opel kommt dagegen frisch aus dem Facelift-Studio und hat zum Test den optimierten Top-Diesel mit 174 PS unter der Motorhaube. Ansonsten sind die gestraffte Frontpartie mit LED-Matrixlicht und die Rückfahrkamera mit Querverkehrswarnung die wichtigsten Änderungen.

Trotz seiner geringeren Leistung baut der Opel-Diesel merklich früher Drehmoment auf, rauscht aber deutlich weniger engagiert durch mittlere Drehzahlen. Der Skoda braucht indes fast 2.000/min, um dann umso heftiger die Drehmomentkeule zu schwingen. Diese etwas unharmonische Leistungsentfaltung wird auch vom Doppelkupplungsgetriebe kaum gemildert, dem es nicht gelingt, das Turboloch geschickt zu umschiffen. Immerhin nervt die Siebengangbox im Testwagen nicht mit Ruckeln, sondern ist ganz auf Schmusekurs. Dabei verschläft sie vor lauter Gemütlichkeit gern mal den Einsatz, schaltet erst auf deutliche Kommandos mit dem rechten Fuß mal runter.

Die Wandlerautomatik des Insignia spreizt die ersten fünf ihrer acht Stufen sehr eng, sodass dank kleiner Sprünge ein fast kontinuierlicher Kraftfluss an die Vorderräder entsteht. Nicht ganz so gleichmäßig gelingt das beim Stop-and-go im Stadtverkehr, wo der Wagen mit festem Tritt auf der Bremse gehalten werden will, denn das Kriechmoment des Antriebs ist überaus stark. Wer abrupt die Bremse löst und auf das Gaspedal steigt, springt förmlich vom Fleck. Doch obwohl ein sanfter Ampelstart etwas Feingefühl erfordert, holt die Automatik das Beste aus dem etwas müden und nageligen Opel-Diesel heraus – etwa einen um 0,3 l/100 km günstigeren Testverbrauch.

Skoda: mehr Raumeffizienz

Skoda Superb Combi
Achim Hartmann
Skoda Superb Combi 2.0 TDI: 190 PS, 400 Nm; Preis: ab 39.498 Euro, Basispreis Baureihe 29.506 Euro.

Bei den klassischen Kombi-Tugenden schlägt der Superb erwartungsgemäß zurück. 660 gegen 560 Liter mit aufgestellten Fondlehnen und 1.950 statt 1.665 Liter bei umgeklappten Rücksitzen sprechen eine deutliche Sprache. Ob beim Kofferraumvolumen, der Beinfreiheit oder der Innenbreite im Fond: Der Skoda liegt immer in Führung, und dass bei zwölf Zentimetern weniger Außenlänge. Hinzu kommen praktische Details wie ein zweistufiger Ladeboden sowie verschiedene Netze, Gepäckstopper und Laderaumtrenner, die dafür sorgen, dass alles an seinem Platz bleibt.

Allerdings kosten fast alle diese Nettigkeiten extra, und schon gewinnt nicht nur das Auto, sondern auch der Preis an Variabilität. Immerhin zeigt das Interieur ein durchweg hochwertiges Qualitäts- und Materialniveau, wobei etwas mehr Hartplastik an den Türen oder nicht ganz so saubere Passungen am Armaturenbrett den Insignia gewiss nicht viel schlechter aussehen lassen. Der bietet zudem hinten etwas mehr Kopffreiheit, eine dreiteilige Rücksitzlehne und eine höhere Zuladung.

Eingängige Bedienung

Opel Insignia Sports Tourer
Achim Hartmann
Opel Insignia ST 2.0 Diesel: 174 PS, 380 Nm; Preis: ab 38.168 Euro, Basispreis Baureihe 31.963 Euro.

Nimmt man vorne links im Opel Platz, fällt zuerst die angenehm tiefe Sitzposition auf. Die Sitze mit dem Siegel der Aktion Gesunder Rücken stützen vorzüglich und bieten dank ausziehbarer Schenkelauflage selbst großen Personen viel Komfort. Auch die Klimabedienung gelingt leicht über physische Tasten anstatt über den Zentral-Touchscreen, der im luftigen Insignia-Cockpit fast ein wenig verloren wirkt. Dafür reagiert er schnell und ohne Ruckeln auf Befehle, hält die Menüstruktur im übersichtlichen Rahmen und setzt serienmäßig via Apple CarPlay oder Android Auto die Funktionen des eigenen Smartphones in Szene. Das scharf projizierende Head-up-Display ist Teil des empfehlenswerten Ultimate-Pakets (1.452 Euro).

Der Skoda versorgt seinen Fahrer nur über den etwas zu tief montierten Zentralbildschirm und die Analoguhren mit Infos. Das optionale virtuelle Cockpit (380 Euro) macht ihn etwas digitaler, doch die radiale Skalierung bleibt und lässt sich digital wie analog nicht perfekt ablesen. Die recht weichen, couchigen Sitze des Superb sind höher montiert als im Opel, stützen aber ausreichend.

Insgesamt integriert der Skoda den Fahrer nicht ganz so in das Fahrzeug, sondern setzt ihn thronend auf die Kommandobrücke. Von dort aus will der Touchscreen mit Fingerspitzengefühl bedient werden. Er reagiert teils etwas gehemmt auf Befehle, doch die Logik der Menüstruktur ist auch ohne IT-Diplom verständlich. Für die Klimabedienung gibt es klassische Tasten, und die Fahrassistenten lassen sich über ein Menü via Lenkradtaste zu- und abschalten.

Spurt nicht richtig

Opel Insignia Sports Tourer, Skoda Superb Combi
Achim Hartmann
Fahrdynamisch gibt der Insignia klar den Ton an. Der Skoda fährt sich etwas schiffiger, aber ebenso komfortabel.

Sind die optionalen Spurhaltehelfer auf der Autobahn aktiviert, wabert der Skoda etwas unentschlossen zwischen den Begrenzungslinien umher, während der Assistent im Insignia sehr streng agiert und mit raschen Lenkbewegungen korrigiert. Außerdem fällt er mit etwas stärkeren Windgeräuschen auf sowie einem Adaptivfahrwerk, dass nicht groß zwischen seinen drei Modi Tour, Standard und Sport differenziert. Dabei rollt er satt und sicher über Bodenwellen und durch Kurven, bleibt lange neutral und überzeugt mit seinen bissig zupackenden Bremsen. In Kombination mit der linearen, gut abgestimmten Lenkung wedelt er fast fünf km/h schneller durch den doppelten Spurwechsel und dem Skoda auf der Landstraße davon.

In dem genießt man derweil das äußerst sanfte Ansprechen der optionalen Adaptivdämpfer. Auf der Autobahn wiegt das Fahrwerk die Besatzung sanft über Fugen und Wellen, doch im weichen Comfort-Modus nimmt der Seegang spürbar zu. Auf zerrütteten Landstraßen zeigt der Superb deutliche Aufbaubewegungen und neigt im Gegensatz zum höchst neutralen Insignia zu leichten Lastwechselreaktionen. Die Lenkung ist ausreichend präzise, vermittelt aber wenig Verbindung zur Vorderachse.

Als Topversion Ultimate kostet der Opel rund 1.000 Euro mehr als der in der Linie Style angetretene Skoda, bietet dafür aber deutlich mehr Ausstattung sowie äußerst fair kalkulierte Extras und Zusatzpakete. Doch obwohl der Skoda bei den Kosten ein paar Punkte verliert, kann er seinen Vorsprung aus der Eigenschaftswertung vor allem mit der besseren Multimedia- und Assistenzbestückung bis ins Ziel verteidigen. Kein Drama für den Insignia, denn der weiß sich hier als der agilere und sparsamere Langstrecken-Kombi zu profilieren.

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Fazit

1. Skoda Superb Combi 2.0 TDI Style
457 von 1000 Punkte

Vor allem das Plus an Sicherheits- und Komfortassistenz beschert dem Superb den knappen Sieg. Er vereint viel Komfort und Platz zu einem ausgewogenen, jedoch teils schwerfälligen Ganzen.

2. Opel Insignia ST 2.0 Diesel Ultimate
449 von 1000 Punkte

Komfort und Dynamik vereint der Insignia dank Top-Fahrwerk und fixer Automatik perfekt. Auch er bietet viel Platz, aber etwas weniger Raumökonomie, Laufkultur und Detailschliff als der Skoda

Technische Daten
Skoda Superb 2.0 TDI SCR SportLineOpel Insignia Sports Tourer 2.0 Diesel Ultimate
Grundpreis44.928 €44.780 €
Außenmaße4869 x 1864 x 1459 mm4986 x 1863 x 1500 mm
Kofferraumvolumen625 bis 1760 l560 bis 1665 l
Hubraum / Motor1968 cm³ / 4-Zylinder1955 cm³ / 4-Zylinder
Leistung140 kW / 190 PS bei 3500 U/min128 kW / 174 PS bei 3500 U/min
Höchstgeschwindigkeit220 km/h222 km/h
0-100 km/h8,7 s
Verbrauch4,4 l/100 km4,3 l/100 km
Testverbrauch6,6 l/100 km
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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten