Peugeot 206 im Gebrauchtwagen-Check
Gut, günstig und zuverlässig im Alter?

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Er hat 18 Jahre und drei Vorbesitzer überlebt, trägt ein paar kleine Schrammen und soll nur 500 Euro kosten. Ist so ein gebrauchter Peugeot 206 ein Fass ohne Boden – oder vielleicht sogar ein Schnäppchen-Tipp? Fragen wir unseren Gebrauchtwagen-Checker Meister Wünsch.

Peugeot 206
Foto: Dani Heyne

Welch seltener Gast", ruft Meister Wünsch beim Anblick des Peugeot 206. "Den kleinen Löwen trifft man gar nicht mehr so oft an – dabei wurde er fast acht Millionen Mal gebaut." Sieh an, der Meister hat sich gründlich vorbereitet. "Nur ein wenig, bei unserer Kundschaft war der 206 beliebt – entsprechend oft hatten wir ihn in der Werkstatt zu Gast." So schlimm?

"Sagen wir mal so, nach dem einfachen und erfolgreichen 205 kam der 206 mit ein paar Startschwierigkeiten auf den Markt. Das war kurz vor der Jahrtausendwende. Ich erinnere mich noch, dass vor allem 1999 einige 206 mit Elektronikproblemen bei uns strandeten. Oft zwang eine leuchtende Motorkontrolllampe die Fahrer an die Box; dahinter verbargen sich aber meist keine gravierenden Fehler. Nicht selten war es irgendein Sensor, der übervorsichtig Alarm geschlagen und das Auto in den Notlauf geschickt hatte. Oder die Wegfahrsperre hinderte den Besitzer des 206 am Start, weil sich der Transponder-Chip aus dem Zündschlüssel gelöst hatte. Kam anfangs alles vor." Meister Wünsch macht eine kurze Pause, um das Problem mit der Wegfahrsperre bei unserem Testkandidaten aus 2003 auszuschließen.

Das große Gebrauchtwagen-Spezial
Peugeot 206
Dani Heyne
Fast vorbildlich: Nur die letzte Durchsicht hat sich der Vorbesitzer gespart. Zuvor wurde der 206 vorbildlich gewartet.

Beim 206-Kauf gilt: Elektronik prüfen!

Wir nutzen die Zeit und steuern ein paar Erfahrungen aus diversen Internetforen bei. Beim Thema Elektronikpannen wird da noch von sporadisch auftretenden Problemen mit den elektrischen Fensterhebern, der Funkfernbedienung und dem Radio berichtet. Teils werden lustige Geschichten drum herum erzählt, zum Beispiel, wie bei einem 206 immer wieder das Radio mit voller Lautstärke angesprungen ist. Meist genau dann, wenn der kleine Wagen im Parkhaus oder an der Tankstelle auf seinen Besitzer wartete – der dahinter stets einen Streich seiner Kollegen vermutete. Meister Wünsch strahlt, als der 1.4er-Benziner anspringt. "Die Wegfahrsperre macht schon mal keine Probleme", ruft er und ergänzt: "Die Elektronik hatte Peugeot ab 2001 ganz gut im Griff." Dann drückt er von innen die Beifahrertür auf und fragt: "Wollen wir gleich mal eine Probefahrt starten?" Keine zehn Minuten später weiß er, wie es grob um den 206 steht.

"Die Kupplung hat nicht mehr viel Leben in sich, ein Radlager hinten macht leichte Geräusche, der Auspuff hat irgendwo ein Löchlein, und die Bremsen der Vorderachse brauchen unbedingt mal wieder ein paar Vollbremsungen. Es gibt aber auch gute Nachrichten: Die Elektronik macht keinerlei Sperenzchen, der Motor hängt sauber am Gas, die Aufhängung wirkt wie neu, die Lenkung hat kein Spiel, die Frontscheibe keinen Steinschlag, die Sitze keine Löcher, das Serviceheft kaum Lücken. Kurz: Für seine 18 Jahre steht der Peugeot gar nicht mal so schlecht da – und dürfte mit ein wenig Zuneigung noch locker fünf Jahre Freude bereiten. Und dabei in puncto Wirtschaftlichkeit so manchen Jungwagen überholen."

Peugeot 206
Dani Heyne
Korrosion? Vorhanden! Aber zum Glück nicht an tragenden Teilen, mit etwas Konservierung hält der 206 noch ein paar Jahre durch.

Autos lange nutzen ist umweltfreundlich

Ein zweiter Pluspunkt eines gebrauchten 206 – er kostet in diesem Zustand nur noch 500 Euro. Klar, dafür trägt sein Blechkleid ein paar Beulen und Kratzer, sind seine Scheinwerfer nicht mehr ganz so klarglasig. Aber auch hier kann man sich für kleines Geld selbst helfen – oder helfen lassen. Meister Wünsch schätzt die anstehenden Reparaturen an der Mechanik auf rund 1.000 Euro, da die Teilepreise vergleichweise niedrig sind. Wichtig ist bei so einem alten Auto, dass an den tragenden Teilen der Karosserie nicht bereits der Rost nagt. Dann nämlich wird’s meist teuer.

"Prüfen wir gleich", versichert unser Checker. Während er den Zwerg auf die Hebebühne fährt, kramen wir noch ein Thema aus den Kummer-Foren hervor: Getriebeschäden. Zahlreiche Besitzer erzählen von sprunghaften Gängen – und den später diagnostizierten Schäden an Zahnrädern. Meist habe sich das Problem mit einem leichten Singsang bei langsamer Fahrt angekündigt, der später in ein lautes Mahlen übergegangen sei. Selten waren die Reparaturen günstig, "was in der Natur der Sache liegt", erklärt Meister Wünsch. "Das Getriebe muss raus, gereinigt und zerlegt werden. Da kommt einiges an Arbeitszeit zusammen. Wenn sich allerdings nur die Gänge schlecht einlegen lassen, kann mitunter auch das Schaltgestänge schuld sein. Über den vergleichsweise hohen Bremsenverschleiß an der Vorderachse wissen ein paar pfiffige Mitglieder im Forum ebenfalls Bescheid: Aus Kosten- und Kühlungsgründen wurde auf ein Abschirmblech zur Radinnenseite verzichtet – mit der Folge, dass eindringender Schmutz die Rostbildung an den Scheiben fördert. "Wenn die Bremsscheiben wie bei diesem Exemplar solche tiefen Rillen aufweisen, hilft nur der Austausch", erklärt Meister Wünsch, der anfangs noch gehofft hatte, ein paar Vollbremsungen würden die Scheiben schon wieder sauber bekommen. Regelmäßig erneuert gehört übrigens auch der Zahnriemen des 1.4er- Benziners (120.000 km). Ein genügsamer Motor, der bei entsprechender Pflege locker 200.000 Kilometer mitmacht.

Und, Meister Wünsch, kann man mit einem 206 glücklich werden? "Auf jeden Fall!"

Fazit

So ein gebrauch- ter Peugeot 206 ist Ihr Typ, wenn Sie einen millionenfach erprobten Kleinwagen suchen. Und zwar einen, der tatsächlich noch aus dieser Klasse kommt.Ein gebrauchter 206 ist ideal für die Stadt, als Erst- oder Zweitwagen. Für den Kauf gilt: Vor Baujahr 2001 kann die Elektronik nerven, danach hatte Peugeot die Kinderkrankheiten im Griff. Da die Preise für den 206 mittlerweile im Keller sind, sollte man sich ruhig einen Garagenwagen mit lückenlosem Scheckheft anlachen. Auch wenn dieser ein paar Hundert Euro teurer ist als die ganz günstigen Laternenparker.