Peugeot 308 GT, Citroën DS4, Renault Mégane im Test
Früher wild, heute handzahm

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Statt ausgeflippter Kleinsportler bauen sie in Frankreich inzwischen mit Vorliebe gedämpftere – welche wie Renault Mégane GT, Citroën DS4 und den neuen Peugeot 308 GT. Erfolgsrezept oder nur Mut zur Krücke?

Peugeot 308 GT, Citroën DS4, Renault Mégane, Frontansicht
Foto: Achim Hartmann

Oh, là, là, was haben die Franzosen doch früher für wilde Sachen gemacht. Ich sage nur Renault Clio V6: bockhart, schweinelaut, ziemlich unfahrbar – ein Kleinwagen mit Mittelmotor, so was hat sich diesseits des Rheins noch keiner getraut, drüben war es vor 14 Jahren bereits der dritte. Oder kramen wir ein noch bekloppteres Beispiel aus der Vergangenheit: Citroën Visa Mille Pistes. Im Grunde eine furchtbar windige Bude, aber mit hemmungslos aufgeladenem Vierzylinder, Unikat-Allradantrieb und Gruppe-B-Homologation. Kennen Sie nicht, das Ding? Googeln! Unbedingt! Und dann ist da natürlich auch noch der Peugeot 205, der GTI, der nicht nur so hieß, sondern im Gegensatz zu vielen, die sich seither so nannten, noch einer war. Einlenken, Gas lupfen, einfangen – grandios.

In den letzten Jahren ist dieser süße Wahnsinn von einst jedoch zunehmend versiegt. Statt richtig französische Autos baut man nun mitunter richtig gute. Und statt Sportlichkeit aus- oder manchmal auch zu überreizen, beschäftigt man sich heute offensichtlich lieber damit, sie zu verklausulieren.

Peugeot 308 GT mit 205 PS

Peugeot zum Beispiel unterscheidet mittlerweile drei Schärfegrade: GT, GTI und R – so weit nicht unüblich. Undurchsichtig wird das System aber dadurch, dass man die Kürzel recht unsystematisch über die verschiedenen Modelle verteilt. Im RCZ trägt die Speerspitze das R, im 208 heißt sie GTI – und damit genauso wie früher auch beim 308. Dessen Neuauflage degradierte man nun jedoch zum GT. Alle Klarheiten beseitigt? Prima!

Über die Gründe für die nominelle Abwertung lässt sich nur spekulieren. Vielleicht möchte man sich noch Spielraum lassen für das R-Modell, das sie bereits seit gefühlten fünf Jahren als serienreife Studie über alle möglichen Messen zerren. Wir glauben jedoch, dass die Peugeot-Leute irgendwann, als der Sport-308 fertig entwickelt war, mal 'ne Runde gedreht haben, drüben in Sochaux, und zu dem Schluss gekommen sind, dass das nie und nimmer ein GTI sein kann – nicht nach aktuellen Maßstäben und erst recht nicht nach den ursprünglichen.

So steht der Peugeot 308 GT fürs Erste etwas verloren da – als High End der Modellreihe, ohne ansatzweise High End zu sein. Okay, der bis dato 156 PS starke Eins-Sechser-Turbo hat für den GT ordentlich was draufgepackt, das sonstige Work-out jedoch beschränkt sich auf eine Tieferlegung um zehn Millimeter und die (optionale) Sportfunktion für Ansprechverhalten und Klang. Zugegeben, das alles klingt jetzt ein bisschen halbgar. Ganz so drastisch ist es aber nicht gemeint. Schließlich wissen wir seit Audis S-Modellen und dem M-Performance-Programm von BMW, wie viel auch weniger noch sein kann. Hinzu kommt, dass Dynamik eine relative Größe ist – insbesondere relativ zum Umfeld, in dem sie konkurriert.

Doch selbst unter Landsleuten tut sich der Peugeot 308 GT in seiner Rolle zunächst schwer – was ganz offensichtlich jedoch daran liegt, dass es eine klare Verteilung selbiger nicht gibt. Zumindest keine zwischen Preis und Leistung: Der Citroën DS4 ist mit glatten 200 PS der Schwächste im Feld, kostet aber am meisten, der Renault Mégane GT kommt trotz 220 PS mit weitem Abstand am günstigsten, während der Peugeot 308 GT irgendwie dazwischenliegt: mit 205 PS fast so schwach wie der Citroën DS4, dafür mindestens 4.200 Euro teurer als der stärkere Renault Mégane GT.

Citroën DS4 spricht zackig an

Dass man allein mit Logik hier nicht weiterkommt, war ohnehin schon klar. Im Falle des Citroën DS4 jedoch braucht es neben dieser gewissen Ignoranz gegenüber Konventionen auch noch eine gehörige Portion Frankophilie. Auf die Frage, was er sein soll, hat Kollege Sebastian Renz die perfekte Antwort einst schon formuliert: "Ein etwas hochgesetzter, aber nicht geländetauglicher, Coupé-ambitionierter, aber viertüriger […] Ableger des C4." Dass von Sportlichkeit nicht die Rede war, liegt daran, dass von ihr auch keine sein kann.

Für das bisschen Fahrspaß, das dennoch im Test aufkommt, darf sich jedenfalls allein der Motor feiern. Der 1,6-Liter-Turbo ist derselbe, den auch der Peugeot 308 GT benutzt – und trotz seines Alters noch immer eine der erfreulichsten Erscheinungen der Downsizing-Bewegung. Er spricht richtig zackig an, langt trotz hagerer 275 Nm entschlossen hin und klingt auch mit seinem Vierzylinderdialekt ganz anständig. Vor allem aber ist er einer von immer weniger Turbo-Vierzylindern, der noch quirlig dreht – bis immerhin rund 7.000/min.

Auf Geraden könnte daher beinahe so etwas wie eine Liebesbeziehung zum Citroën DS4 entstehen – würde nicht jedes Mal, sobald es gerade zu knistern beginnt, die nächste Kurve dazwischengehen. Dort entledigt sich der Citroën dann jeglichen Charmes, torkelt seiner leierigen Lenkung hinterher, um mit der Karosserie tief in sein ebenso weiches wie ruppiges Fahrwerk zu sacken.

Ob er das in seiner Rolle als Crossover besser beherrschen müsste, sei mal dahingestellt. Fest steht jedoch, dass es in seiner Klasse nicht nur komfortablere und sportlichere gibt, sondern viele, die viel komfortabler und zugleich viel sportlicher sind. So bleibt der Citroën DS4 ein Lifestyle-Gag – ein guter immerhin: mit Panoramascheibe, ulkigen Instrumenten, Sitzmassage, einer Litanei an polyphonen Klingeltönen und – verstehe, wer will – Fondtüren, deren Seitenscheiben nicht versenkbar sind.

Eine detaillierte Analyse seiner Rennstrecken-Performance ersparen wir ihm. Zum einen, weil sich die Kommentare des Testpiloten hier aus Gründen des Jugendschutzes nicht veröffentlichen lassen. Zum anderen, weil er die Sportlichkeit, die wir ihm wegen seiner Motorleistung wahrscheinlich zu Unrecht unterstellten, explizit nie versprochen hat. Nur so viel: Trotz beachtlicher Slalom-Performance umrundet der Citroën DS4 Hockenheim in 1.21,2 min. – wobei sich allerdings die Frage aufwirft, ob das Tragische die Rundenzeit als solche ist oder nicht vielmehr die Tatsache, dass der Renault trotz weitaus besserer Anlagen gerade mal vier Zehntel schneller geht.

Peugeot 308 GT mit 1.19,8 Minuten auf Kleinem Kurs

Als GT ist der Mégane prinzipiell dasselbe relativierte Sportmodell wie der 308 GT. Unterschied nur, dass er auch einen über sich hat, gegenüber dem er sich relativieren kann. Mit anderen Worten: Er ist kein Vollblut-R.S., sondern ein GT mit dem Zusatz "by Renault Sport". Allerdings sollten die Messieurs Dynamikexperten mal aufpassen, was ihnen die Marketingabteilung da so alles zum Signieren vorsetzt. Denn obwohl der Renault Mégane GT im Test verhältnismäßig rücksichtslos fahrwerkt, formidabel bremst und derart vorwärtspumpt, dass ihm die konspirativ Veranlagten hier im Haus des Motormappings des echten R.S. verdächtigten, verliert er auf eben jenen pro Runde 4,5 Sekunden – jawohl vier Komma fünf!

Schon Lenkung und Schaltung merkt man an, dass sie ihre Exaktheit der Abgrenzung halber etwas mindern mussten. Das Hauptproblem jedoch ist das ESP. Es lässt sich nicht abschalten und arbeitet ebenso übervorsichtig wie ungeschickt, sodass man weder das energische Einlenkverhalten noch den Punch des Motors nutzen kann. Schade drum.

Doch trotz dieser Steilvorlage vom Erzrivalen reicht es für den Peugeot 308 GT nur zum Remis. Das liegt primär am zahmeren Motor und seiner nicht ganz so kräftigen Bremse, verzerrt am Ende jedoch die Realität. Denn auf der Strecke macht eigentlich nur er Fahrspaß – vor allem auch wegen des winzigen Lenkrads, das im wahrsten Wortsinn als echter Antörner verstanden werden darf.

Wie gesagt: Auch der Peugeot 308 GT repräsentiert eher die milde Sorte der Sportlichkeit, zügelt diese aber wenigstens nicht noch zusätzlich durch die Elektronik. Stattdessen wuselt er durchaus juvenil um den Kleinen Kurs, wackelt bei Lastwechseln mal mit dem Popo und packt mit der Vorhand sicher zu. Am Ende springt eine 1.19,8 heraus. Gut. So gut wie das gesamte Auto, das letztlich nur daran krankt, dass wir wissen, was früher so alles hätte aus ihm werden können.

Fazit

Eigentlich gibt es keinen Grund, auf diesen drei hier rumzuhacken: Der 308 GT ist ein quirliger Spaßkompakter, der Renault geradeaus eine Wucht und der Citroën ein Charakterkopf, wie es sie hierzulande gar nicht mehr gibt. Dass in dieser Geschichte dennoch Kritik mitschwingt, liegt daran, dass die Franzosen in Relation zu ihrer bewegten Vergangenheit richtig brav geworden sind. Aktuell gibt es nur noch einen wilden Hund – den Mégane R.S. Und wenn man sich die Entwicklung von dessen Kollegen anschaut, stehen die Aussichten auch für ihn nicht gerade gut. Die Parole also: Traut euch mal wieder was da drüben. Allez!

Technische Daten
Renault Mégane TCe 220 GT LinePeugeot 308 GT THP 205 GTCitroën DS4 THP 200 SportChic
Grundpreis26.000 €30.600 €29.800 €
Außenmaße4295 x 1808 x 1471 mm4253 x 1804 x 1457 mm4275 x 1810 x 1533 mm
Kofferraumvolumen405 bis 1162 l420 bis 1228 l385 bis 1021 l
Hubraum / Motor1998 cm³ / 4-Zylinder1598 cm³ / 4-Zylinder1598 cm³ / 4-Zylinder
Leistung162 kW / 220 PS bei 5500 U/min151 kW / 205 PS bei 6000 U/min147 kW / 200 PS bei 5800 U/min
Höchstgeschwindigkeit240 km/h235 km/h235 km/h
0-100 km/h6,4 s7,6 s7,4 s
Verbrauch7,3 l/100 km5,6 l/100 km6,4 l/100 km