Glatt geföhnt vom Alltagstrott? Lust, sich wenigstens von einem kleinen bisschen Abenteuer durchstrubbeln zu lassen? Na, dann wäre doch ein Pick-up statt eines SUV das richtige Fahrzeug. Bei VW fuhr bis 2020 der Amarok durchs Modellprogramm, und das sehr ordentlich. Jetzt taucht die Modellbezeichnung wieder auf, klebt aber – vereinfacht ausgedrückt – an einem Ford Ranger.
VW-Cockpit mit Ford-Genen
Warum? Kosten, Skaleneffekte, Effizienz, das ganze BWLer-Bullshit-Bingo eben. Und doch erscheint es zweitrangig, denn der Amarok fährt durchaus ordentlich, gefällt mit bequem gepolsterten Sitzen, einer guten Ergonomie sowie einer klassentypisch wunderbaren Aussicht. Während die Anzeigen des Fahrerinformationsdisplays in VW-Optik mit klarer Darstellung gefallen, verwirrt die Ford-Menüführung im großen Bordmonitor, erschließt sich nicht intuitiv, speziell die Einstellung diverser Fahrzeugfunktionen. Ebenfalls eindeutig von Ford: der Wählhebel des Zehnstufen-Automatikgetriebes.
VW nutzt den gesamten Antriebsstrang des Partners. Schlimm? Eigentlich nicht, denn der angenehm dieselig grummelnde Dreiliter-Turbodiesel legt nach minimalem Anfahrzaudern engagiert los, passt mit seinem wuchtigen Drehmoment-Aufbau prima zum hemdsärmeligen Charakter. In Zahlen: Für den Sprint von 0 auf 100 km/h benötigt der 2,4 Tonnen schwere Amarok 9,4 Sekunden. Ach, der Verbrauch ist wichtiger? Stimmt. Wer will, kann den Amarok mit 9,1 l/ 100 km bespaßen, ohne den fließenden Verkehr aufzuhalten. Im Testdurchschnitt allerdings kommen 11,8 l/100 km zusammen. Vor allem wegen des Getriebes erfüllt dieser Wert nicht die Erwartungen, zumal ein Blick ins Archiv zeigt, dass das zuletzt getestete, nur marginal leichtere Vorgänger-Exemplar flotter und sparsamer unterwegs war (8,8 s; 10,4 l/100 km).
Defizit in Sachen Bremse
Tja, und dann wäre da noch ein Thema. Nein, nicht der Federungskomfort. Okay, der ist jetzt nicht brillant, passt aber mit seiner gedämpften Bockigkeit in dieses Fahrzeugsegment. Da darf sich niemand dran stören. Nein, es geht auch nicht um die bescheidene Agilität. Der Amarok fährt sicher, gefällt mit seiner angenehm abgestimmten Lenkung, die durchaus etwas Rückmeldung bietet. Es geht um: die Bremse. Eine Verzögerung von 8,77 m/s² ist schlicht mies, selbst für ein Nutzfahrzeug. Der Vorgänger schaffte 10,18 m/s², kommt also aus Tempo 100 6,1 Meter früher zum Stillstand. So viel Abenteuer muss dann wirklich nicht sein.
Fazit
Prinzipiell funktioniert der Amarok durchaus als individuelle Pkw-Alternative. Allerdings bremst er mies. Das konnte der Vorgänger deutlich besser – und benötigte zudem weniger Diesel.
VW Amarok DC 3.0 TDI 4Motion Style | |
Grundpreis | 62.366 € |
Außenmaße | 5350 x 1910 x 1884 mm |
Hubraum / Motor | 2993 cm³ / 6-Zylinder |
Leistung | 177 kW / 240 PS bei 3250 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |