VW Beetle 2.0 TSI im Test
Tausche Blumenvase gegen Sportlichkeit

Die niedlichen Tage des VW New Beetle sind Geschichte – der Neue heißt nur noch Beetle und ändert sein Wesen: Aus dem Krabbeltier mit Blumenvase wird ein ausgefallenes Sportcoupé.

VW Beetle 2.0 TSI, Front
Foto: Hans-Dieter Seufert

Jetzt bloß keinen gedanklichen Vergleich mit dem geliebten VW Käfer. Egal, wie man es dreht: Das Erbe des luftgekühlten Kultmobils kann auch der zweite VW Beetle nicht antreten – nicht mal ansatzweise. Er basiert auf dem aktuellen Golf, trägt seinen wassergekühlten Motor vorn und zielt nicht darauf ab, ein Volksheld zu werden. Dafür gibts ja den Up.

Der Auftrag des VW Beetle ist jedoch nicht viel einfacher: Er soll das vom kugeligen Vorgänger geprägte Image aufpolieren, der zwei Autoleben lang schnuckelig dreinblickte, friedlich vor sich hinkrabbelte und seine Fahrer mit dem wohl größten Abstand zwischen Lenkrad und Frontscheibe entschleunigte. Bei seiner Präsentation 1998 ließ sich sogar der eisenharte Konzern-Denker Ferdinand Piëch vom Hippie-Gefühl des kalifornischen Designteams anstecken und trug eine Blumengirlande um den Hals. Nach 13 langen Jahren heißt es nun: Goodbye Old Beetle, hello Beetle.

VW Beetle ist ein cooler Typ geworden

Der neue VW Beetle spart sich zwar einen Vornamen, wirkt beim ersten, flüchtigen Treffen im Parkhaus aber nicht wirklich verändert. Es braucht einen zweiten Blick, der langsam über die längere Motorhaube wandert, die steile Frontscheibe erklimmt und über das prächtige Coupédach rutscht – an diesem Punkt fällt die Ähnlichkeit zu den schönen Rücken alter Porsche 911 auf. Im Detail wurde der VW Beetle richtig gut geschärft. Auch der weitere Eindruck täuscht nicht: Beetle II steht flacher und breiter da als sein Vorgänger und wirkt dadurch stämmiger, geduckter, sportlicher. Ein cooler Typ, viel maskuliner als früher. Dazu passen die optionalen 18-Zoll-Aluräder, die seine immer noch auffällig ausgestellten Radhäuser perfekt ausfüllen. Serienmäßig rollt der VW Beetle jedoch auf 16-Zöllern.

Und innen? Das rundliche Armaturenbrett wurde samt Blumenvase über Bord geworfen, nun gibt es ein Cockpit mit schwarz lackierten oder wahlweise carbon-imitierten Kunststoff-Beplankungen, das fast vertikal im Raum steht und zusammen mit dem zweiten Handschuhfach an den Opa erinnert. Im Vergleich zum New Beetle sitzt die Frontscheibe des neuen VW Beetle näher beim Fahrer, der Rundtacho und die kleinen analogen Uhren daneben lassen sich tadellos ablesen. Die klobigen Türtaschen wurden durch breite Gummibänder ersetzt, die sogar Wasserflaschen festhalten. Entgegen dem allgemeinen Sparzwang sind die Vordersitze bereits in der Basisversion höhenverstellbar, was eine sportlich tiefe Sitzposition erlaubt und die Kopffreiheit eines Vans beschert. Wer nach hinten muss, stöhnt beim Ein- und Ausfädeln, findet aber ausreichend Platz auf der gut gepolsterten, umklappbaren Rückbank des VW Beetle.

VW Beetle fährt sich fast wie ein Mini

Zur freudigen Überraschung aller Mitfahrer steckt im getesteten VW Beetle Sport der 200 PS starke Zweiliter-Turbo des früheren Golf GTI, der so wunderbar dumpf und kernig faucht, dass viele ihm sofort einen fünften Zylinder andichten wollen. Von wegen. Talentierte Soundingenieure haben über ein Resonanzrohr Gänsehaut-Ansauggeräusche moduliert und schicken sie passend gedämpft in den Innenraum. Das verhaltene Blubbern aus den beiden Auspuffrohren erinnert dagegen eher an einen Sportschalldämpfer früher Tage.

Schade, dass Volkswagen den 200 PS starken Topmotor nur mit dem Sechsgang-DSG vom Band lässt. Nichts gegen das sanft schaltende Doppelkupplungsgetriebe, aber ohne Wippen am Lenkrad macht es nur halb so viel Spaß. Außerdem würden wir gern zum Schalthebel greifen und den nächsten Knick in der Landstraße genau anpeilen. Während Old Beetle einen dabei unfreiwillig einbremste, giert man im neuen VW Beetle jeder weiteren Kehre entgegen. Fast schon in Mini-Manier lenkt der sauber ein, huscht spielend um den Scheitelpunkt und drückt am Kurvenausgang sanft mit dem Heck nach außen.

VW Beetle ab 16.950 Euro zu haben

1.378 Kilogramm soll der wiegen? Davon ist nicht mal in schnellen Ecken was zu spüren. Bravourös kaschiert der VW Beetle zudem die meisten Antriebseinflüsse in der Lenkung und schmeichelt mit viel Traktion – ein Verdienst der serienmäßigen elektronischen Sperrwirkung seines tadellosen ESP. Gängige Assistenzsysteme wie Toter-Winkel-Warner bietet VW für den Beetle hingegen gar nicht erst an. Die Preisliste überrascht fast genauso wie die Lässigkeit, die der Beetle bei Tacho 220 drauf hat. Ohne nerviges Gezerre oder Gehüpfe gleitet er über die Autobahn. Wer ihn jedoch über schlechte Wege führt, wünscht sich mehr Federungskomfort. Der Durst des starken Benziners hängt dabei von der Laune des Fahrers ab. Im Test pendelte sich der Verbrauch bei 10,3 L/100 km ein. Wer es zurückhaltend angeht, liest am Bordcomputer um die sieben Liter ab.

Ab 16.950 Euro ist der Beetle zu haben – dann mit einem 1,2-Liter-TSI, 105 PS und Sechsgang-Schaltgetriebe. Das sind fast 2.000 Euro unter einem vergleichbaren Golf und 5.875 Euro unter dem Scirocco mit 1,4-Liter-Motor. Der Vergleich mit dem Sportcoupé ist gar nicht so abwegig, denn Volkswagen ist es tatsächlich gelungen, beim Modellwechsel den Charakter des Beetle umzukrempeln. Aus der niedlichen Knutschkugel mit Cruiser-Garantie ist ein bemerkenswerter Sportler geworden, der eigenständig auftritt. Ein ideales Fahrzeug für alle, denen ein Golf GTI zu brav und ein Mini Cooper zu klein und zu verbreitet ist. Good Luck, Beetle.

Vor- und Nachteile
Karosserie
VW Beetle 2.0 TSI DSG
Viel Platz vorne
Große Fensterflächen
Hoch aufschwingende Heckklappe
Stufe beim Umklappen der Rücksitze
Große, sperrige Türen
Bescheidenes Kofferraumvolumen
Unbequemer Einstieg nach hinten
Fahrkomfort
Bequeme Sportsitze
Gute Sitzheizung
Laute Abrollgeräusche bei Stadttempo
Straffes Fahrwerk
Antrieb
Harmonische Kraftentfaltung
Sanft schaltendes DSG
Hoher Benzinverbrauch
Fahreigenschaften
Direkte Lenkung mit guter Rückmeldung
Sicheres Kurvenverhalten
Gute Traktion
Sicherheit
Standfeste Bremsen
Feinfühliges ESP mit guter Sperrwirkung
Kaum Assistenzsysteme lieferbar
Umwelt
Lange Wartungsintervalle
Kosten
Ordentliche Serienausstattung
Günstige Versicherung
Vermutlich gute Wiederverkaufschancen
Nur zwei Jahre Basisgarantie

Fazit

Alte Silhouette, neuer Charakter – der VW Beetle 2.0 TSI liegt satt und zieht beeindruckend durch. Seine Bedienung ist tadellos, sein Verbrauch jedoch etwas hoch und der Kofferraum ziemlich klein.

Technische Daten
VW Beetle 2.0 TSI Sport
Grundpreis27.450 €
Außenmaße4278 x 1808 x 1486 mm
Kofferraumvolumen310 bis 905 l
Hubraum / Motor1984 cm³ / 4-Zylinder
Leistung147 kW / 200 PS bei 5100 U/min
Höchstgeschwindigkeit223 km/h
0-100 km/h7,0 s
Verbrauch7,6 l/100 km
Testverbrauch10,3 l/100 km