VW Golf VII GTI als Gebrauchtwagen
Kompaktsportwagen im großen Gebrauchtwagen-Check

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Seit 1976 gilt: Wer einen sportlichen Kompakten sucht, ist mit dem VW Golf GTI immer gut bedient. Na ja, der Sechser war auf dem Track lauwarm, so lala eben. GTI Nummer sieben kann aber ziemlich viel ziemlich gut. Schauen wir ihn uns doch einmal näher an.

VW Golf GTI VII Performance - Kompaktsportwagen - Gebrauchtwagen
Foto: Marcel Reinecker

Die alten Geschichten über den VW Golf I GTI wie die von der komplett falschen Einschätzung der Marketingexperten („Davon können wir wohl 5.000 Stück verkaufen“) sparen wir uns. Sie sind bekannt und noch immer lustig. Auch auf dem Karostoff reiten wir nicht mehr herum. Der gehört zum GTI seit 1976 und zeigt schon, dass wir es nicht mit irgendeinem Auto zu tun haben, sondern mit einer Institution. Und welches Auto kommt heute noch mit großen Karos zum Kunden? Eben. Diese Schrulligkeit muss man sich leisten können und über Jahrzehnte kultiviert haben. Typenfolklore gewissermaßen.

Unsere Highlights

Nein, wir kommen zum VW Golf VII über den Golf VI, dessen GTI ja doch unter einem ziemlich früh regelnden ESP litt und unter dem Umstand, dass er gegenüber dem Fünfer nicht den erwartet großen Fortschritt gebracht hatte.

VW Golf (VII) GTI Performance mit 230 PS

Der Sechser-GTI – er erscheint heute irgendwie als Zwischenschritt zwischen dem Fünfer, der den Vierer in allen Belangen übertrumpfte, und dem Siebener. Der kam 2013 mit 220 PS auf den Markt und erreichte als Performance-Modell ein Niveau, das ihn auch heute noch zu einem ziemlich genialen Vollstrecker für alle Lebenslagen macht.

Denn der Performance hat dank eines neuen Zylinderkopfs nicht nur 230 statt 220 PS, sondern serienmäßig auch eine elektronisch gesteuerte Differenzialsperre, die bis zu 100 Prozent des Antriebsmoments an ein Rad schicken kann. Hinzu kommen größere Radbremsen mit 340 statt 314 Millimetern Durchmesser vorn und 310 statt 300 hinten. 1.125 Euro mehr kostete das Performance-Paket 2013 – ein sehr attraktiver Aufpreis, wenngleich die serienmäßigen 17-Zöller an dem nicht eben zierlichen Golf VII eher mickrig aussehen. 18-Zöller kosteten 625 Euro Aufpreis, die 19-Zoll-Räder des Modells Santiago schlugen 2013 mit 1.255 Euro zu Buche. Sie kleiden unser Fotoauto, einen tornadoroten Zweitürer mit nicht einmal 15.000 Kilometern auf dem Zähler, ganz wunderbar.

„Das ist sicher ein GTI Performance aus der Leasingaktion von 2015“, sagt Fidan Istogu, Verkaufsberater beim VW- und Audi-Autohaus Tiemeyer in Gelsenkirchen. Damals haute VW den GTI Performance in guter Ausstattung für monatlich 129 Euro ohne Anzahlung raus – billiger konnte man nicht zwei Jahre lang GTI fahren. Und nun stehen diese Zweijahres-Leasinggeräte wieder bei den Händlern und bieten reiche Auswahl. „Wir haben 40 Siebener GTI im Bestand“, sagt Istogu, der auch den Neupreis des Zweitürers mit großem Navigationssystem, Adaptivdämpfern und Doppelkupplungsgetriebe zur Hand hat: 39.733 Euro waren es im Mai 2015. Heute soll das Auto 26.480 Euro kosten.

Gebrauchter GTI VII ein robuster Kerl

Bei der niedrigen Laufleistung wundert es nicht, dass der Gelsenkirchener Gebrauchte weitgehend Neuwagencharakter hat. Die allenfalls minimal eingelaufenen vorderen Bremsscheiben – mit 804 Euro pro Paar nicht gerade ein Schnäppchen – tragen ein wenig Flugrost, doch sonst ist alles takko – innen wie außen. Nichts angegrabbelt, nichts ausgefranst, keine Beule, keine Bordsteinschäden an den Felgen, keine Steinschläge und gleichmäßig abgefahrene Reifen mit sattem Restprofil. Einsteigen und Spaß haben, denken wir. Und das gilt auch für das Gros der vielen Gebrauchten, denn der VW Golf VII GTI ist ein robuster Kerl.

Theater kann allenfalls die Hinterachse machen. Hin und wieder soll es zu Klapper- und Poltergeräuschen kommen, die durch den schlichten Tausch von Buchsen und Lagern kaum gemildert werden können. Neue Stoßdämpfer beseitigen das Übel – dem Vernehmen nach aber nicht immer im ersten Versuch. Bei unserem Auto klappert und poltert jedenfalls nichts, als wir bei regnerischem Wetter und Temperaturen um die vier Grad die Probefahrt starten.

Ganz im Gegenteil sogar: Auf dem ersten Autobahnstück werden wir vielmehr durch erstaunliche Ruhe daran erinnert, wie sehr sich der GTI mit den Jahren zu einem ultrakompetenten Allrounder entwickelt hat. Die Geräuschdämmung ist wirklich hervorragend, und durch die lange Übersetzung bleibt das Drehzahlniveau auch beim Angasen auf gemäßigtem Niveau: 180 km/h – perfekt ablesbar auf dem Digital-Display – entsprechen nicht viel mehr als 3.000 Kurbelwellenumdrehungen. Und beim Gasgeben passiert noch allerhand, bis 250 km/h erreicht sind.

Preis: ab etwa 16.000 Euro geht es los

Damit wären wir schon bei Motor und Getriebe. Der Motor hat zwar keine sehr melodiöse Stimme, versteht sich aber aufs Ziehen und trotz der niedrigen Nenndrehzahl von 4.700/min auch aufs Drehen. Es ist schlicht frappierend, wie wuchtig er aus tiefen Drehzahlen anpackt und wie willig er andererseits bis zum roten Bereich beißt. Hin und wieder soll es auch beim Zweiliter zu Problemen mit der Steuerkette kommen, doch ist das im Gegensatz zum dafür berüchtigten 1,4-Liter wirklich nur eine seltene Ausnahme. Das Getriebe – wunderbar zu schalten über den Wählhebel oder die Tasten am Lenkrad – agiert aufmerksam und ruckfrei. Damit das so bleibt, empfehlen Auskenner alle 80.000 Kilometer einen Getriebeölwechsel, obwohl der seitens VW nicht vorgeschrieben ist.

Immer wieder klasse, wie gefühlvoll die elektrische Lenkung die Befehle weitergibt und Rückmeldung vom Ort des Geschehens gibt. Beeindruckend, wie die Differenzialsperre vorn den Schlupf reduziert, wenn wir dem Pferdchen in nassen Kurven mal Zucker geben. Mehr und mehr wird uns bewusst, warum GTI-Fahren immer etwas von Heimkommen hat. Die Sitze, die Lenkung, die Schaltung – das ist großes Hot-Hatch-Kino, und mit den adaptiven Dämpfern und den vielen Spielmöglichkeiten der Set-ups lässt sich das Auto schon weitgehend auf Maß schneidern.

Mit dem Siebener GTI hat VW ein sehr universell einsetzbares Auto auf die Räder gestellt, das nach dem Facelift mit mehr PS und etwas Ausstattungs-Kleinkram modernisiert, aber nicht spürbar entscheidend besser gemacht wurde. Der GTI ist ein toller Daily Driver mit der Option auf spaßige Rennstreckenbesuche.

Ab etwa 16.000 Euro gibt es nicht abgerockte Performance-Modelle, je nach Ausstattung und Baujahr kann man aber auch bis zu 40.000 Euro loswerden.

Marktlage gebrauchte VW Golf VII GTI

Wertentwicklung

2013: 29.825 Euro

2015: 28.000 Euro

2016: 27.000 Euro

2018: 25.000 Euro

Der VW Golf VII GTI Performance wurde wie alle Golf sehr gut verkauft und ist daher massenweise im Markt. Das Angebot an jungen Gebrauchten ist besonders hoch, weil VW 2015 mit sehr günstigen Raten für Zweijahres-Leasingverträge lockte. Die Preise dienen zur groben Orientierung für Autos mit reichhaltiger Sonderausstattung. Ordentliche Autos starten bei 16.000 Euro. 2013: Basispreis.

Unterhaltskosten

  • Inspektion klein/groß: 321/766 Euro
  • Zahnriemenwechsel: entfällt (Kette)
  • Bremsscheiben vorn (Satz): 804 Euro
  • Bremsbeläge vorn (Satz): 299 Euro
  • Lichtmaschine (AT): 746 Euro
  • Wasserpumpe: 128 Euro
  • Anlasser (AT): 408 Euro
  • Auspuff-Endschalldämpfer: 447 Euro
  • Direktschaltgetriebe (AT): 3.561 Euro
  • Kotflügel vorn: 341 Euro
  • Stoßfänger vorn: 406 Euro
  • Scheinwerfer Xenon (Stück): 976 Euro
  • Alu-Felge v./h. (19 Zoll, Stück) 852/852 Euro

Fazit

Der GTI ist nicht das richtige Auto, wenn man die großen Emotionen sucht, das Herzklopfen beim Anschauen oder Einsteigen. Dazu ist er zu geschliffen, zu optimiert, zu perfektioniert. Er ist im besten Sinn ein Ingenieursauto, das in der Summe seiner Qualitäten nicht ohne Grund an der Spitze der Hot-Hatches steht. Er beherrscht – gerade auch mit dem wunderbaren Direktschaltgetriebe – den nervigen Innenstadtstau ebenso wie die kurzweilige Landstraße oder das Wochenende auf dem Track. Hier leistet er wegen seiner guten Fahrbarkeit Beachtliches, auch wenn das ESP nicht komplett abschaltbar ist. Und selbst die lange Reise stellt ihn nicht vor Probleme: Durch die lange Übersetzung liegen im sechsten Gang nur niedrige Drehzahlen an. Da werden 600 Kilometer am Stück nicht zur Tortur.

Ein riskanter Kauf ist der GTI VII nicht. Die Technik hat sich als haltbar erwiesen, typische Mängel gibt es eigentlich nicht. Wegen des immens großen Angebots hat man gute Chancen, genau seine Wunschkonfiguration zu finden, und die Preise sind auch für junge Autos günstig.

Technische Daten
VW Golf GTI Performance GTI Performance
Grundpreis31.700 €
Außenmaße4268 x 1799 x 1442 mm
Kofferraumvolumen380 bis 1270 l
Hubraum / Motor1984 cm³ / 4-Zylinder
Leistung169 kW / 230 PS bei 4700 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
0-100 km/h6,2 s
Verbrauch6,0 l/100 km
Testverbrauch9,0 l/100 km