VW Jetta im Gebrauchtwagen-Check
Auch als Gebrauchter im Schatten des Golfs?

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Ewig im Windschatten des Golf – dabei hätte der Jetta mehr verdient. Er ist solide, sicher und luftiger als sein kompaktes Schwestermodell. Wen das Stufenheck nicht stört, der findet für unter 5.000 Euro gute Gebrauchte.

VW Jetta, Exterieur/Interieur
Foto: Dani Heyne

Das muss frustrierend sein", sinniert Meister Wünsch und gönnt sich einen Schluck Kaffee. "Da bist du seit 1979 am Markt – und fährst auf ewig im Windschatten deines Bruders. Machst keinen Stich bei den Verkaufszahlen, wirst Rentner-Golf genannt." Was der Meister uns sagen will: Der Jetta stand seit seiner Markteinführung Ende der 1970er Jahre nie so richtig im Rampenlicht. Daran konnten auch neue Namen wie Vento und Bora nichts ändern. Der Golf mit Stufenheck begeistert hierzulande nur eine vergleichsweise kleine Fan-Gemeinde. In den USA sieht das ganz anders aus – da verkauft sich das Modell seit Jahrzehnten sehr gut.

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

Der Jetta – gebraucht oft ein Schnäppchen

"Der Preis macht ihn gebraucht so attraktiv. Während der Golf selten richtig günstig wird, findet man gut gepflegte und ausgestattete Jetta zum vergleichsweise kleinen Kurs", erklärt Meister Wünsch – und fügt hinzu: "Beim Faktencheck wird zudem klar, dass er den Golf in zwei Eigenschaften schlägt: Er bringt den größeren Kofferraum und die bessere Basisausstattung mit. Und das bei identischer Technik."

Während unser Gebrauchtwagen-Checker die Karosserie des Stufenhecks unter die Lupe nimmt, werfen wir einen Blick auf das Datenblatt des Jetta V.

VW Jetta, Exterieur/Interieur
Dani Heyne
Vorbildlich! Bei diesem VW Jetta gibt’s keinen Reparaturstau. Alle Service-Intervalle wurden eingehalten. Sehr gut!

Als Neuwagen stand er von 2005 bis 2010 bei den Händlern. Und versprühte mit seinem XL-Chromkühlergrill einen Hauch Passat-Flair. Seine Länge beträgt 4,55 Meter, der aufgeräumte Innenraum fasst fünf Passagiere, der Kofferraum 515 Liter Gepäck (Golf: 350 Liter). Werden die Rücksitzlehnen umgeklappt, können auch längere Gegenstände wie ein Paar Ski mit an Bord.

Auch beim Thema Sicherheit knausert der Jetta nicht: Bereits die Basis Trendline (gefolgt von Comfortline und Sportline) besitzt sechs Airbags, ABS und ESP.

"Habt ihr mal die Preise gecheckt?", ruft Meister Wünsch, der gerade mit einem Magnet die Radhäuser untersucht – für den Fall, dass mal mit Spachtelmasse ausgebessert wurde. Die aktuellen Gebrauchtpreise … wichtiger Punkt: In den gängigen Online-Börsen werden Jetta 1.4 TSI Baujahr 2009 mit rund 110.000 Kilometern für weniger als 5.000 Euro angeboten. Meist aus erster Hand, mit lückenlosem Serviceheft, frischer Hauptuntersuchung und Händlergarantie. Nicht selten ist der Vorbesitzer ein Gentleman älteren Baujahrs gewesen, der seinen gut ausgestatteten Wagen gehegt und gepflegt hat.

"Genau solche Gebrauchtwagen sieht man gern. Topgepflegt, haben sie meist noch ein langes Leben vor sich", urteilt Meister Wünsch. Seinen Karosserie-Check hat er abgeschlossen: "Eine kleine Delle in der Beifahrertür, zwei Kratzer in der hinteren Stoßstange und ein winziger Steinschlag auf Höhe der Beifahrer-Sonnenblende. Der Lack ist kaum verwittert, die Scheinwerfer sind noch schön klar." Denn bei diesen Baujahren kommt es oft vor, dass die Kunststoffverkleidungen der Scheinwerfer trüb werden – entweder man behandelt sie mit ganz feinem Schleifpapier und poliert sie am Ende, oder man wechselt sie aus. Ersatz gibt es schon ab etwa 150 Euro.

VW Jetta, Exterieur/Interieur
Dani Heyne
Da war jemand hungrig! Unser Freund, der Marder, hatte dieses Exemplar gern. Irgendwie. Zumindest war er ein paarmal zu Besuch im Motorraum. Keine großen Schäden.

Bereit für die Probefahrt? Der Vorbesitzer dieses Jetta hat sich 2009 für den 1,4-Liter-Turbobenziner entschieden – noch immer ein beliebter Motor aus dem VW-Regal. "Der nur eine Schwäche hat", grätscht Meister Wünsch dazwischen und erläutert: "Seine Steuerkette neigt zum Ausleiern, was sich akustisch durch Rasseln bemerkbar macht." Ein klarer Fall für die Werkstatt, die dann eine neue Kette samt Spanner verbauen muss. Der Eingriff kostet je nach Aufwand ein paar Hundert Euro. Leider ist VW das Problem nachlässig angegangen; trotz verbesserter Ketten tritt das Rasseln immer wieder auf. "Daher sollte man die Kette vermutlich einfach als Verschleißteil betrachten, ähnlich einem Zahnriemen. Im Zweifel tatsächlich lieber tauschen. Und zwar nicht erst nach 500.000 Kilometern, wie VW sagt."

Meister Wünsch kennt dieses Ärgerthema nur zu gut, da er bereits einige enttäuschte Kunden in der Werkstatt hatte. "Dabei passt der Turbo- Vierzylinder gut zum entspannten Charakter des Jetta." Er schiebt den Viertürer gemütlich durch die Republik, kann auf Wunsch aber auch Sprints. "Aus meiner Sicht macht der 1.4 TSI trotz Kettenproblematik mehr Spaß als der alte 1,6er mit 102 PS", urteilt Meister Wünsch. Und Vielfahrer greifen ohnehin eher zum Zweiliter-TDI mit Common-Rail-Einspritzung und serienmäßigem Partikelfilter. Gibt’s mit 140 und 170 PS – mehr dazu im Kasten oben.

VW Jetta, Exterieur/Interieur
Dani Heyne
Solider Typ? Technisch gesehen – ja! Da steht typischerweise nur der Wechsel der Verschleißteile an. Wenn’s Probleme gibt, dann eher an der Elektronik

Solide Technik, nur die Elektronik kann nerven

Übrigens: Mit dem TDI wurde der Jetta auf der Los Angeles Auto Show noch zum "Green Car of the Year" gekürt. Das war 2009 – lange bevor klar wurde, dass VW bei den Abgasen getrickst hatte. Der Rest ist Geschichte. Wichtig beim Gebrauchtkauf: Bei den TDI unbedingt darauf achten, dass sie nachgebessert sind.

"Ganz genau", pflichtet Meister Wünsch bei und steuert den Jetta auf die Hebebühne. "Wollen wir doch mal sehen, wie gut seine Technik in Schuss ist." Eine halbe Stunde später fasst er zusammen: "Die Bremsen an der Vorderachse halten noch gut 20.000 Kilometer, hinten sollte man nach 10.000 Kilometern einen Tausch der Beläge und Scheiben einplanen. Die Dichtungen an Motor und Getriebe haben keine Schwachstellen, am Auspuff nagt keine Korrosion, das Flexstück ist nicht eingerissen. Gleiches gilt für die Achsmanschetten." Rost findet sich nur an den Achsträgern – ein bekanntes Thema, das meist nur die Optik betrifft. "Technisch ist der Jetta fit. Wenn Probleme bei diesen Baujahren auftauchen, dann meist an der Elektronik – wie an den Fensterhebern, der Zentralverriegelung oder der Klimasteuerung.

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Fazit

So ein VW Jetta V ist Ihr Typ, wenn Sie sich nicht an dem etwas biederen Image der Stufenheck-Limousine stören. Dafür gibt’s im Vergleich zum Technik-Bruder Golf immerhin die bessere Basisausstattung und den deutlich größeren Kofferraum. Und das Beste: So ein Jetta kommt meist aus gepflegter Rentnerhand – und das vergleichsweise günstig: Für weniger als 5.000 Euro lassen sich derzeit sehr gut erhaltene Exemplare aus 2009 mit rund 100.000 Kilometern finden. Inklusive Händlergarantie. Technisch macht der VW Jetta nur selten Probleme – wenn, dann muckt seine Elektronik.