Dodge Power Wagon von Legacy Classic Trucks
Früher Arbeitstier, heute Edel-Pickup

Der Dodge Power Wagon war so etwas wie der Urahn der heutigen Heavy Duty-Pickups. Nun lebt der Laster wieder auf – und zwar deutlich nobler als früher.

Legacy Dodge Power Wagon
Foto: Liam O’Neill Imagery

Man sieht diesem Pritschenwagen an, dass er aus einer anderen Zeit stammt. Und dass er früher ein hartes Leben führte. Der Vorläufer des Dodge Power Wagon wurde als Militär-Laster unter anderem im Zweiten Weltkrieg und im Koreakrieg eingesetzt. Im zivilen Leben, das für ihn direkt nach dem Kriegsende 1946 begann, schuftete er alles weg, was weggeschuftet werden musste. Und zwar bis in die späten Sechzigerjahre hinein; dann traten die Heavy Duty-Pickup-Trucks in seine Fußstapfen.

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V8-Sauger oder Kompressor-Triebwerk?

Heute hält die Firma Legacy Classic Trucks die Erinnerung an den Dodge Power Wagon wach. Nämlich indem sie das Arbeitstier von einst in einen edlen Restomod-Pickup verwandelt. Und diesen ganz individuell auf die Wünsche und Bedürfnisse jedes einzelnen Kunden anpasst. Wem der Sinn beispielsweise nach einem Corvette-Motor steht, bekommt genau diesen in Form des 6,2-Liter-LS3-Smallblock-V8 aus dem Chevrolet-Regal. Damit ausgerüstet leistet der Legacy Power Wagon 436 PS und malträtiert die Viergang-Automatik mit einem Drehmoment-Maximum von 569 Newtonmetern.

Legacy Dodge Power Wagon
Liam O’Neill Imagery
Der Name ist Programm: Legacy rüstet den Pickup-Oldie mit kräftigen Motoren aus.

Es geht aber auch noch heftiger. Der ebenfalls 6,2 Liter große, aber per Kompressor aufgeladene LSA-Motor kam ursprünglich in den Cadillac CTS-V-Modellen und im Chevrolet Camalo ZL1 zum Einsatz und machte sich auch als Crate Engine einen Namen. Seite Werte: 629 PS und im Höchstfall 841 Newtonmeter. Ein neuer Öl- sowie ein Luft-zu-Wasser-Ladeluftkühler halten die Temperaturen im optimalen Bereich, während wieder eine Viergang-Automatik mit der Kraft klarkommen muss.

6,7-Liter-V8 oder 3,9-Liter-Turbodiesel?

Am anderen Ende des Antriebs-Spektrums befindet sich ein 3,9-Liter-Turbodiesel aus dem Hause Cummins. Er leistet lediglich 172 PS, bietet sein maximales Drehmoment von 651 Newtonmetern aber bereits bei 1.600 Umdrehungen an. Der Diesel ist an eine manuelle Fünfgang-Schaltung gekoppelt – genau wie der ebenfalls verfügbare Chrysler-Smallblock-V8 mit 6,7 Litern Hubraum. Dessen Eckdaten: 406 PS und ebenfalls 651 Newtonmeter.

Legacy Dodge Power Wagon
Liam O’Neill Imagery
Die Ladefläche kleidet Legacy hochwertig aus - unter anderem mit Mahagoni-Holz.

Allein bei der Herztransplantation belässt es Legacy Classic Trucks freilich nicht, schließlich erfordert jeder neu aufgebaute Power Wagon mehr als 1.000 Stunden Handarbeit. Alles basiert auf einem restaurierten Original-Rahmen, der mit einer Stahl-Querstrebe ertüchtigt wird. Darauf setzt eine ebenfalls von Grund auf renovierte und lackierte Karosserie auf, der Legacy eine neue Stoßstange aus Stahl verpasst. Allerdings ist die Bodenfreiheit nun deutlich größer als beim Urahnen aus den Vierzigerjahren. Zusätzlich wird die Windschutzscheibe versiegelt und die Ladefläche mit Mahagoni-Holz ausgekleidet. Hinzu kommen viele Detailarbeiten bis hin zu neuen Halogen-Lampen für die Scheinwerfer und Legacy-Plaketten aus Aluminium. Neue Schlepphaken kommen ebenso zum Einsatz wie eine Winde aus dem Hause Warn, die fast 7,5 Tonnen wegzieht.

Von jetzt an ein Hardcore-Offroader

Damit der Power Wagon seinem Namen im Gelände alle Ehre macht, lassen die Restomodder aus Wyoming kaum ein Teil des Antriebsstrangs unangetastet. Sie spendieren neue Achsen, Antriebswellen und Sperrdifferenziale, eine 100:1-Getriebeuntersetzung sowie langwegige Offroad-Dämpfer von Bilstein samt robuster Blattfedern. Auf den 9x17 Zoll großen Trailready-Beadlock-Felgen sitzen grobstollige Schlammreifen vom Typ Toyo Open Country. Die Wilwood-Bremsanlage arbeitet mit 336 Millimeter großen Scheiben und Zweikolben-Sätteln. Auch das komplette Kühlsystem erstarkt bei der Metamorphose vom Dodge zum Legacy Power Wagon; gleichzeitig zieht eine neue Bordelektronik ein.

Legacy Dodge Power Wagon
Liam O’Neill Imagery
Leder, Holz und Vieles mehr: So edel ging es im originalen Dodge Power Wagon nie zu.

Hinter dem edlen, natürlich mit Servounterstützung arbeitenden Holzlenkrad mit Aluminium-Innenleben sitzt bei Exemplaren mit Automatik der Getriebe-Wählhebel. Wer einen Power Wagon mit manueller Schaltung wählt, rührt per im Boden verankerten Knüppel im Getriebe. Hinzu kommen früher nicht gekannte Innenraum-Annehmlichkeiten wie Ledersitze mit Dreipunkt-Gurten, Klimaanlage, moderne Instrumente im klassischen Look, getönte Scheiben, ein Alpine-Soundsystem mit CD-, MP3- sowie iPod-Anschluss und Vieles mehr.

Das Topmodell kostet 349.000 Dollar

Weiteres Offorad-Zubehör oder andere Komfort-Extras kosten Aufpreis. Und das, obwohl die Einstiegspreise happig sind. Das Basismodell, ein Power Wagon mit zweitüriger Regular Cab und LS3- oder Chrysler-V8, kostet mindestens 200.000 Dollar (aktuell umgerechnet knapp 185.000 Euro). Wer den Turbodiesel möchte, zahlt 4.000 Dollar extra; beim Kompressor-V8 beträgt der Aufschlag gar 8.000 Dollar. Das gilt übrigens auch für das Topmodell mit viertüriger Pickup-Karosserie, obwohl dessen Basispreis bereits 349.000 Dollar (fast 322.000 Euro) beträgt.

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Fazit

Das Restomod-Rad dreht sich immer weiter und erfasst nach dem Pickup- nun auch das Lkw-Segment. Von Deutschland aus ist es schwer zu beurteilen, wie groß der Kult um den Dodge Power Wagon in den Vereinigten Staaten tatsächlich ist – und wie es demzufolge um das Kundenpotenzial des Legacy-Umbaus bestellt ist. Aber es scheint Menschen zu geben, die bereits sind, viel Geld für einen rundum optimierten Pritschenwagen auszugeben.