Mansory F9XX Coupé und Spider mit 1.100 PS
Aber das Interieur ist okay

Mansory pusht den Plug-in-Hybrid-Ferrari in vierstellige Leistungsregionen. Doch der F9XX ist kaum noch als ehemaliger SF90 zu erkennen.

Mansory F9XX Tempesta Celeste
Foto: Mansory / Patrick Lang

Mit der aktuellen Nomenklatur des Edeltuners Mansory ist es ähnlich wie mit der Optik der modifizierten Fahrzeuge aus Brand im Fichtelgebirge: Man muss sich erst daran gewöhnen. Aber wenn dieser Schritt geschafft ist, ergibt es Sinn – irgendwie. Seit einem Jahr kennen wir zum Beispiel den Mansory F8XX, der auf dem Ferrari F8 Tributo basiert. Wie heißt dann also die Mansory-Variante des Ferrari SF90 Stradale? Na klar: F9XX! Logisch, oder?

"Hä, das war mal ein Ferrari!?", schießt es Ihnen durch den Kopf? Tatsächlich ist es nicht aus jeder Perspektive auf Anhieb zu erkennen, aber es stimmt schon: Hier hat sich ein echtes SF90 Stradale Coupé für eine Batmobil-esque Komplettverwandlung hergegeben, wobei sich der offene Spider ebenfalls für einen derartigen Umbau eignet. Vorne fängt es – für Mansory-Verhältnisse – eher sachte an: Die Frontschürze weist größere Lufteinlässe auf, um mehr Frischluft zu den Kühlern leiten zu können. Die Spoilerecken sollen mehr Abtrieb auf der Vorderachse liefern.

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Karosserie-Kit aus "Forged Carbon"

Doch schon in der Seitenansicht beginnt die Eleganz des Serienautos zu leiden. Mansory schreibt den zerklüfteten Schwellern zwar positive aerodynamische Effekte zu; ob dies auch auf die Ästhetik des Ex-Ferraris zutrifft, liegt im Auge des Betrachters oder der Betrachterin. Die seitlichen Lufteinlässe über den hinteren Radhäusern rahmen die Nordbayern mit dem derzeit so angesagten Material "Forged Carbon" ein; fast alle Anbauteile sind aus dem Leichtbau-Werkstoff im Camouflage-Look gefertigt. Dazu gehören der Einleger in der Fronthaube, die Luftauslässe in den vorderen Radhäusern und die Luftleitelemente an den Außenspiegeln.

Mansory F9XX auf Basis Ferrari SF90
Mansory Design & Holding GmbH
Die Heckpartie des Mansory F9XX fällt besonders, nun ja, imposant aus.

Auch die Lufthutze, auf die der Spider allerdings verzichten muss, und die davon "gekrönte" Motorhaube bestehen aus "Forged Carbon". Die monströsen Heck-Komponenten hält Mansory sowohl für den offenen als auch den geschlossenen SF90 bereit. Ob mit Heckschürze, XXL-Spoiler oder Doppel-Diffusor: In diesem Bereich lotet die Truppe um Firmenchef Kourosh Mansory mal wieder geschmackliche Grenzen aus. Mit der Positionsleuchte im Zentrum des Diffusors versuchen die Designer, die optische Nähe zum Rennsport herzustellen; an Formel-Rennwagen sieht man solche Lampen auch.

Mehr Power für den Verbrennungsmotor

Wo wir schon am Hinterteil des Mansory F9XX angekommen sind: Ob die vier zentral und ziemlich weit oben positionierten Endrohre der Abgasanlage die Heckansicht tatsächlich "harmonisch" abrunden, wie vom Veredler behauptet, dürfen Sie gerne selbst entscheiden. Hier gelangen die Hinterlassenschaften des Vierliter-V8-Biturbos in die Freiheit, der von Mansory auf ein neues Leistungs- und Drehmoment gebracht wird: Aus 780 PS und maximal 800 Newtonmetern werden beim F9XX 980 PS und im Höchstfall ebenso viele Newtonmeter. Das ergibt im Zusammenspiel mit den drei unangetasteten Elektromotoren eine Systemleistung von 1.100 statt 999 PS. Ein Gesamt-Drehmoment nennt der Tuner nicht, aber auch das dürfte über dem Serienniveau von 1.200 Newtonmetern liegen.

Was genau die Mansory-Ingenieure mit dem Verbrennungsmotor veranstaltet haben, unterliegt offenbar der Schweigepflicht. Zu welchen Fahrleistungen das führt, gibt der Tuner aber nur allzu gerne bekannt: Von null auf Hundert geht es im Allrad-Ferrari angeblich in 2,4 Sekunden, der Topspeed liegt bei 355 km/h. Das liest sich im ersten Moment beeindruckend, wird aber von den Werten des Serienautos relativiert, das mit 2,5 Sekunden beziehungsweise 340 km/h kaum langsamer ist.

Schmiedefelgen im neuen Design

Technische Details bleibt Mansory auch in Hinblick auf die "angepassten Fahrwerks-Komponenten" des F9XX schuldig. Solche nennen die Bayern lediglich für die aerodynamisch optimierten sowie geschmiedeten und schwarz lackierten Felgen, die das neue Design "YT.5 Air" präsentieren. Die vorderen Rundlinge weisen die Dimension 9,5x21 Zoll auf und tragen Reifen im Format 255/30 ZR21. Die hinteren Pendants messen 12x22 Zoll und haften dank 335/25 ZR22er-Pneus auf dem Asphalt.

Mansory F9XX auf Basis Ferrari SF90
Mansory Design & Holding GmbH
Viel Schwarz und ein wenig Gelb: Das Farbschema von außen findet sich im F9XX-Interieur wieder.

Das Batman-Farbschema findet im Innenraum seine Fortsetzung. Auch im letzten Winkel des Cockpits verarbeitet der Tuner schwarzes Leder, das an einigen Stellen gelbe Akzente aufweist. Wo kein Leder zu entdecken ist, erfasst das Auge ziemlich sicher Carbon. Im Spider ist dagegen ein zartes Himmelblau vorherrschend. Generell will Mansory jeden F9XX als Unikat ausliefern, weshalb wir jeden Innenraum wohl nur ein einziges Mal sehen werden.

Mansory F9XX Tempesta Celeste
Mansory
Im Spider-Cockpit appliziert Mansory himmelblaues und weißes Leder.

Sportlenkrad, Fußmatten und Einstiegsleisten tauscht Mansory gegen Teile aus dem eigenen Regal aus. Natürlich sind auch sämtliche Ferrari-Logos verschwunden. Ist ja klar: Das hier ist ja kein SF90 Stradale mehr, sondern ein Mansory F9XX. An den Namen werden wir uns schon noch gewöhnen. Und an die Optik? Sicher ist das nicht.

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Ja. Von der Eleganz des Serienautos ist überhaupt nichts mehr übrig.Nein. Die brachiale Kraft muss schließlich zur Schau gestellt werden.

Fazit

Nein, Berührungsängste kennt Mansory nicht. Je seltener und edler, umso größere Lust scheint die Truppe aus dem Fichtelgebirge zu verspüren, das jeweilige Basisfahrzeug optisch und technisch auf links zu drehen. So geschehen beim Ferrari SF90 Stradale, der als Mansory F9XX problemlos im nächsten Batman-Blockbuster mitspielen könnte. Das muss nicht jedem gefallen – aber auch das war noch nie der Anspruch von Kourosh Mansory und seinen Leuten.

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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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