Sleipnir Glacier Truck 8x8
Im Monster-Reisebus auf Islands Gletscher

Dieser Reisebus rockt richtig: Mit Achtrad-Antrieb fährt der Sleipnir Glacier Truck Touristen durch Eis und Schnee auf Islands Winter-Gipfel.

Sleipnir Glacier Truck
Foto: sleipnir.is

Busreisen sind in der Regel ähnlich aufregend und abenteuerlich wie ein Wartezimmer-Aufenthalt beim Steuerberater. Ist irgendwann vorbei, aber Euphorie geht anders. Mit dieser Vorstellung im gedanklichen Handgepäck ist es allerdings rasch vorbei, wenn man eine Busreise bei Ástvaldur Óskarsson bucht.

Der Mann ist, man ahnt es angesichts des Namens, ein Isländer, und die sind bekanntlich immer vorn dabei, wenn es Wettbewerbe um den größten Gummi weit und breit auszufechten gilt. Was ursprünglich mit umgebauten Pickups wie denen von Arctic Trucks begann, auch schon alles andere als schüchtern bereift, hat sich in der isländischen Tourismus-Branche mehr und mehr in Richtung richtig dicker Dinger entwickelt, mit denen man zahlende Gäste trockenen Fußes durch reißende Flüsse und Tiefschnee auf die Gipfel der isländischen Gletscher befördern kann.

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Allerdings war das bislang größtenteils ein recht rustikales Unterfangen: Als fahrende Touristenbehälter dienen zum Beispiel ehemalige Raketenschlepper, denen verglaste Kästen statt der militärischen Meinungsverstärker aufgeschraubt wurden. Der Komfort in diesen Geräten geht kaum über den Charme eines Baustellen-Containers hinaus, was jedoch durch das spektakuläre Abenteuer im ewigen Eis mehr als aufgewogen wird.

Sleipnir Gletscher-Bus

Mit diesem Umstand wollte sich Ástvaldur Óskarsson allerdings nicht zufrieden geben, zumal manche der ehemaligen Militär-Lkw auch durch erschütternde Langsamkeit im Tiefschnee gehandicapt sind. Óskarsson hingegen träumte von einem Truck, in dem die Gäste auf bequemen Ledersesseln in angenehmer Atmosphäre über die Eisfelder cruisen können, und zwar hurtig. Ein gediegenes Mofatempo von 25 Kilometer pro Stunde schwebte dem Unternehmer vor, seine bisherigen Eis-Trucks bewältigten in einer Stunde gerade einmal fünf Kilometer im Tiefschnee.

Quelle: Bjorgvin Amundason/youtube

Die einzig gangbare Lösung in solchen Fällen heißt: Selbst bauen. Denn von der Stange gibt es solche Endzeitgeräte nirgends auf diesem Planeten zu kaufen. Óskarsson wurde für die Basis bei einem Feuerwehrauto fündig. Ein waschechter US-Firetruck ist der Unterbau des Sleipnir Glacier Truck. Auf diesem Fahrgestell wurde ein durchgehender Bus-Aufbau geschaffen und richtig gemütlich eingerichtet, Holz und Leder, Panorama-Verglasung. Die Kabinenfront stammt von einem Volvo FMX, sie gab Höhe und Breite des Aufbaus vor.

Sleipnir 8x8 mit 850 PS

Im Heck des Kolosses tobt ein Sechszylinder-Diesel von Caterpillar mit 850 PS, Ansaugung und Abgasanlage liegen auf Dachhöhe, hier wird der Begriff Wattiefe neu definiert. Für die Bereifung wandte sich der Unternehmer an Holland Tyre, wo man die gewünschten Reifen mit zierlichen 1,95 Meter Höhe und 0,9 Meter Breite hervorzauberte. Bei Bedarf werden die mannshohen Monster mit außenliegenden Luftschläuchen an eine fernbedienbare Reifendruck-Regelanlage angeschlossen. So kann bei besonders tiefem Schnee Luft abgelassen und die Aufstandsfläche vergrößert werden.

Quelle: Atlantik Iceland/youtube

Umgerechnet rund 450.000 Euro und ungezählte Arbeitsstunden hat sich Ástvaldur Óskarsson den roten Gute-Laune-Bus kosten lassen, der im Oktober 2020 nach rund drei Jahren Planungs- und Bauphase vollendet wurde. Demgegenüber sind die Touren geradezu abenteuerlich günstig, in südeuropäischen Touristenhochburgen kostet die Tretboot-Miete mehr: Umgerechnet rund 60 Euro werden für eine zweistündige Rundtour, einmal Gletscher und zurück, fällig. So mancher Petrol-Head würde diese Gebühr sicherlich schon alleine für einmal anfassen bezahlen.

Zum Schluss noch die Aufklärung, warum Sleipnir eben Sleipnir heißt: So lautet der Name des Pferdes, mit dem Götterboss Odin durch die nordischen Heldensagen rauscht. Und Sleipnir hat, wie überaus praktisch, gleich acht Beine. Das funktioniert auch bei einem Reisebus gut, wie wir nun wissen.

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Fazit

Immer wenn man glaubt, jetzt hätte ein Isländer wirklich das ultimativ dickste Ding auf Räder gestellt, mit dem man zur Schnee-Safari aufbrechen kann, kommt der nächste Kandidat ums Eck. Noch größer. Es ist also zu erwarten, dass wir diesbezüglich bald wieder eine neue Geschichte erzählen können. Sleipnirs Erfinder Ástvaldur Óskarsson baut auch schon wieder an einem anderen 8x8, diesmal auf der Basis eines tschechischen Tatra-Trucks. Wird bestimmt auch lustig.