ADAC Wallboxen-Test 2022
Die Günstigste ist auch die Beste

Der ADAC hat zwölf Elektroauto-Ladestationen für den Hausgebrauch getestet. Zwei Modelle teilen sich den Sieg, ebenso viele Wallboxen fallen durch.

Die Günstigste ist auch die Beste

🏆 Die besten Ladestationen für Zuhause auf einen Blick:

In einem insgesamt sehr schwierigen Jahr für den deutschen Automarkt gab es – immerhin – eine gute Nachricht: Elektroautos feierten 2021 endlich ihren Durchbruch. Im Vergleich zum vorausgegangenen Jahr lag der Zuwachs der Neuzulassungen bei 83,3 Prozent. Die Steigerung gegenüber 2019, dem letzten Vor-Corona-Jahr? Sogar 463 Prozent! Der Anteil reiner Elektroautos an den gesamten Neuzulassungen betrug 2021 starke 13,6 Prozent – Tendenz steigend.

02/2022, ADAC Wallboxen-Test 2022
© ADAC

Wenn die Anzahl an Elektroautos wächst, steigt selbstverständlich der Bedarf an privaten Ladestationen. Inzwischen testet der ADAC regelmäßig solche sogenannten Wallboxen, mit denen sich E-Fahrzeuge bequem in der heimischen Garage wieder mit Energie befüllen lassen. Diesmal mussten sich zwölf Modelle ganz unterschiedlicher Preisklassen den prüfenden Blicken der ADAC-Testingenieure stellen. Das Ergebnis fällt differenziert aus: Zwei Testsiegern stehen zwei Wallboxen gegenüber, die komplett versagt haben. Letztere sind die beiden einzigen Geräte, die nicht das Urteil "gut" erreichen. Ebenfalls erfreulich: Bei insgesamt mehr als 400 Testladungen gab es nur zwei Abbrüche. Als Testfahrzeuge wurden ein Opel Ampera-e, ein Renault Zoe, ein Tesla Model Y, ein VW E-Up sowie ein VW ID.3 eingesetzt.

Günstig und gut trifft teuer und gut

Fangen wir mit den positiven Nachrichten an. Die beste: Die günstigste Ladestation im Test gehört zu den beiden Testsiegern. Das Modell Homefix 11kw von Go-E-Charger für 675 Euro überzeugt ebenso mit einem guten Gesamtpaket wie die fast doppelt so teure Commander 2 von Wallbox Chargers. Beide Ladestationen erreichten die Testnote 1,8. Neben guten Werten bei Funktion und Sicherheit stellten die ADAC-Prüfer vor allem eine nutzerfreundliche Handhabung und Steuerung per App oder direkt am Display der Ladestation fest. Bei beiden Gewinnern lässt sich der Ladestrom zudem in Echtzeit einstellen. So kann man die Ladeleistung der Box bei hohem Strombedarf im Haus sinnvoll drosseln.

02/2022, ADAC Wallboxen-Test 2022
© ADAC/Ralph Wagner
Die günstigste ist auch die beste Wallbox: die 675 Euro teure Homefix 11kw von Go-E-Charger ist einer von zwei Testsiegern.

Mit der Note 1,9 nur knapp dahinter: die ABB Terra AC W11-G5-R-0 und die Home 10103 von Easee. Das ABB-Modell verdient sich ein besonderes Lob für seine umfangreiche Ausstattung sowie die gelungene und intuitiv bedienbare App. Da Letztere jedoch nur über Bluetooth mit der Box Kontakt aufnimmt, funktioniert die Kommunikation lediglich im Nahbereich. Das Easee-Pendant gefällt durch das unkomplizierte Handling sowie – trotz eines Ladeausfalls – sicheres Laden. Kleines Minus: Die Ladeanzeige ist sehr schmal und damit nicht gut sichtbar.

Breites Mittelfeld

Wieder nur knapp ist der Abstand zu den Modellen ABL Wallbox eMH2 2W2231 Extender, Innogy eBox Smart und LRT Emobility Home Essential Plus 11kW AC09C, die mit einer Gesamtnote von 2,0 das Mittelfeld anführen. Aber auch die Geräte Heidelberg Wallbox Energy Control (2,2), Keba KeContact P30 x-series 98101 (2,3) und Mennekes: AMTRON Charge Control 11 C2 (2,4) können durchaus überzeugen. Allerdings ernüchtert schon etwas, dass mit den Wallboxen von ABL (1.570 Euro), Keba (1.300 Euro) und Mennekes (1.290 Euro) drei der teuersten Varianten gerade einmal im Mittelfeld landen.

02/2022, ADAC Wallboxen-Test 2022
© ADAC/Ralph Wagner
Umgekehrtes Bild am Ende des Testfeldes: Die 1.275 Euro teure Wallbox GLB 353419P samt WLAN-Modul von PC Electric versagt mit der Note 5,0.

Mit 1.275 Euro kaum günstiger ist die Wallbox GLB 353419P samt WLAN-Modul von PC Electric. Sie scheitert ebenso wie die viel günstigere (720 Euro) Ladestation Alfen Eve Single S-line 90446058 an der Sicherheitsprüfung. Während Letztere bei der DC-Fehlerstromschutzmessung zu spät auslöst, kann es bei dem Modell von PC Electric sogar passieren, dass das Auslösen komplett ausbleibt. In beiden Fällen verteilt der ADAC deshalb automatisch die schwächste Note 5,0. Das ist im Fall des Alfen-Modells schade, da es ansonsten mit unkompliziertem Handling, Autorisierung per RFID-Karte und messgenauem MID-Energiezähler überzeugen kann. Die GLB 353419P von PC Electric wäre aber wohl auch ohne Abwertung weit hinten im Testfeld gelandet.

Besonderes Augenmerk gilt dem Standby-Verbrauch

Beurteilt wurden beim Test insgesamt die Kriterien Sicherheit, Funktion und Zuverlässigkeit, Ausstattung, Lieferumfang bzw. Montage sowie Nutzerfreundlichkeit und Funktionalität der App. Gerade bei den digitalen Möglichkeiten gibt es große Unterschiede zwischen den Wallbox-Vertretern: Nur fünf der zwölf Testkandidaten verfügen über eine App-Steuerung, über die sich die Wallboxen komfortabel einstellen und Ladestatistiken auslesen lassen. Auch beim Stromverbrauch im Standby-Betrieb ohne Ladevorgang gibt es im Test große Unterschiede. Bei der Box von Alfen liegt der Standby-Verbrauch bei sieben Watt, während das Produkt von LRT mit weniger als einem Watt auskommt. Da angesichts der aktuell sehr hohen Energiepreise Stromverschwendung unbedingt vermieden werden sollte, kommt diesem Aspekt eine immer größere Bedeutung zu.

ADAC Wallboxtest 2018
ADAC

Beim Kauf einer Wallbox sollten mehrere Dinge immer beachtet werden. So muss die Installation einer Wallbox immer von einer Elektrofachkraft durchgeführt werden. Die dadurch entstehenden Kosten sollten, neben dem Kaufpreis der Box und Sicherungstechnik, mitberücksichtigt werden. Außerdem sollten sich Verbraucher unbedingt über mögliche Förderprogramme für den Kauf oder Einbau von Kommunen oder Bundesländern informieren. Der KfW-Fördertopf des Bundes ist aufgebraucht – ob er wieder aufgefüllt wird, ist derzeit unklar.

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Fazit

Der jüngste ADAC-Test zeigt: Beim Kauf einer Wallbox kann man derzeit wenig falsch machen. Fast alle Modelle überzeugen mit ausgewogenen Eigenschaften und verrichten zuverlässig ihre wichtigste Aufgabe: ein Elektroauto mit Strom zu versorgen. Die Entscheidung für oder gegen ein Modell dürfte insoweit vor allem vom Preis und – daran ausgerichtet – von der Ausstattung und den Digitalisierungs-Möglichkeiten abhängen. Lediglich von den beiden Testverlieren sollten Interessenten aus Sicherheitsgründen die Finger lassen.

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