Arbeitshandschuhe im Test
So schützen Sie Ihre Hände

Jeder Autofahrer arbeitet irgendwann einmal etwas am Fahrzeug – und sei es, dass er nur die Räder im Sommer und Winter wechselt. Mitunter kann das ein dreckiger Job werden. Spezielle Handschuhe versprechen nicht nur Schutz vor Dreck, sondern auch vor Verletzungen. Welche Handschuhe einen guten Eindruck hinterlassen, prüfen wir in diesem Test.

Handschuhe
Foto: ams

🏆 Die Testsieger und die Kauf-Tipps auf einen Blick:

Den richtigen Handschuh finden

Üblicherweise steht der um sein Hand-Wohlbefinden bemühte Verbraucher im gut sortierten Baumarkt vorm Handschuhregal wie der Ochs vorm Berge, nämlich hilflos. Ähnlich sieht es beim Drogeriebesuch aus, wenn es um Handreiniger geht. Was macht den Unterschied? Auf was soll man beim Kauf besonders achten? Welche Rolle spielt der Preis? Bei der Handschuh-Recherche hilft zumindest, dass es hierzulande für fast alles und jedes Normen gibt. Die meisten Gefahren beim Basteln am Motorrad oder Auto drohen von der mechanischen Seite. Eine Suche nach dem Logo "Hammer fällt auf Platte" ist im ersten Schritt schon etwas zielführend; denn damit hat man mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Produkt erwischt, das nach der Norm EN 388 geprüft worden ist.

Unsere Highlights

Der meist vier-, bei neueren Prüfungen bis zu sechsstellige Zahlencode verrät, wie gut das Produkt in diversen Prüfpunkten abgeschnitten hat. Ob der Handschuh aber auch fürs Kfz-Beschrauben taugt, lässt sich daraus nur sehr indirekt ablesen. Wenn überhaupt. Daher sollte vor dem Kauf geklärt sein, bei welchen Tätigkeiten die Überzieher vorwiegend zum Einsatz kommen sollen: kleinteilige Fummelei an Motor oder Bremse? Oder doch lieber grobmotorisches Agieren an Rädern und Reifen? Die Antwort entscheidet dann, ob eher knackig-eng und "gefühlsecht" oder doch lieber locker-luftig und etwas "grobmaschiger" angesagt ist.

Wer erstgenannte Eigenschaft bevorzugt, wird meist an weitgehend nahtlose, mit elastischen Bündchen auskommende Exemplare aus zum Beispiel beschichtetem Polyamid geraten. Die mögen im ersten Moment verdächtig an Muttis Gummihandschuhe erinnern, doch wenn der Hersteller seine Hausaufgaben gemacht und einen cleveren Materialmix für Innen- und Oberhand gewählt hat, können solche Exemplare erstaunlich "atmungsaktiv" und dabei sehr abriebfest sein. Und sie erlauben dann noch dank eines sehr direkten Griffgefühls auch fummelige Arbeiten. Sechs Vertreter dieser Handschuh-Spielart haben wir für Sie unter dem Oberbegriff "Arbeits-/Schutzhandschuhe" getestet.

Craft Meyer – Werkstatt-Handschuh

CRAFT MAYER
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Anbieter: Detlev Louis, 21035 Hamburg, www.louis.de;
Preis: 2,99 Euro (gekauft bei Louis);
Größen: 9, 10;
Herstellungsland: China;
Norm-Angaben: EN 388: 2016, 4121X, Kategorie k. A.;
Material: 67 % Polyamid, 33 % Elasthan, Nitrilkautschuk-Beschichtung;
Pflegehinweis: nicht waschen

Fazit: Das Louis-Eigenmarkenprodukt überzeugt mit sehr guter Ergonomie und einem guten Griffgefühl. Die Innenhand lässt beim Kontakt mit Wasser nichts durch, und auch die Fingerspitzen sind praxisgerecht geschützt. Wenn die Arbeit schmierig wird, kommen die gefühlsechten Greifer allerdings schnell an ihre Grenzen: Öliges Werkzeug findet nur minimalen Halt, die Angelegenheit wird dann sehr rutschig. Für ölfreie, gern auch filigrane Arbeiten aber eine gute, erfreulich günstige Wahl. Kauftipp!

auto-motor-und-sport-Urteil: gut

Gebol – Multi Flex Comfort

Handschuhe
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Anbieter: Gebol Handelsges., A-4470 Enns, www.gebol.eu;
Preis: 3,79 Euro (gekauft bei Hornbach);
Größen: 8–11;
Herstellungsland: China;
Norm-Angaben: EN 388: 4121X, Kategorie 2;
Material: 77 % Viskose, 18 % Polyester, 5 % Elasthan, Nitril-Beschichtung, Nitril-Noppen;
Pflegehinweis: nicht waschen

Fazit: Überzeugende Ergonomie trifft hier zu einem sehr fairen Preis auf einen attraktiven Materialmix. Die textile Oberhand sorgt für eine ausgeprägte Atmungsaktivität, die auch längeres Tragen zu keiner schweißtreibenden Angelegenheit macht. Die mit kleinen Noppen bestückte Innenhand verhindert das Wegrutschen verölter Teile, ein etwas kräftigeres Zupacken vorausgesetzt. Innen- und Oberhand mögen allerdings kein Wasser, das bricht verzögerungsfrei durch. Im Trockenen passt aber alles.

auto-motor-und-sport-Urteil: gut

Hammer Workwear – Ice

Handschuhe Hammer Workwear
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Anbieter: Hornbach Baumarkt, 76879 Bornheim, www.hornbach.com;
Preis: 6,95 Euro (gekauft bei Hornbach);
Größen: 8–11;Herstellungsland: China;
Norm-Angaben:EN 388: 4222X, Kategorie 2;
Material: Grundmaterial 100 % Polyester, Futter 100 % Acryl;
Pflegehinweis: nicht waschen

Fazit: Das Test-Leben kann gefühlt ungerecht sein. Zum Beispiel dann, wenn ein "Winterhandschuh" auf deutlich dünnere Wettbewerber trifft. So bleiben in der filigranen Werkstatt-Praxis einige Punkte auf der Strecke, der (zu) dicken Isolierung der Innenhand ist’s geschuldet. Die Ergonomie ist grundsätzlich okay und die Innenhand absolut wasserdicht. Öliges Werkzeug? Festes Zupacken vorausgesetzt kein Problem. Gröbere Outdoor-Schrauberei ist die wahre Bestimmung dieser Kuschel-Greifer.

auto-motor-und-sport-Urteil: befriedigend

Honeywell – Workeasy Black

Handschuhe HOENYWELL
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Anbieter: Honeywell Safety Products Europa, Paris, www.honeywellsafety.com;
Preis: 5,99 Euro (gekauft bei A. T. U);
Größen: 9, 10;
Herstellungsland: China;
Norm-Angaben:EN 388: 3121, Kategorie 2;
Material: Polyester mit Polyurethan-Beschichtung an Handflächen und Fingerspitzen;
Pflegehinweis: nicht waschen

Fazit: Ein weiterer Vertreter der Gefühlsecht-Kategorie, der in Sachen Ergonomie bei der eher theoretischen Betrachtung sehr viel richtig macht. In der Schrauber-Praxis überzeugt der "schwarze Einfacharbeiter" ebenfalls, kommt aber nicht ganz an die Sensibilität der sehr ähnlichen Craft-Meyer-Handschuhe heran. Dafür ist das Honeywell-Produkt ganz weit vorn, wenn Öl ins Schrauber-Spiel kommt. Wasser ist nicht so sein Ding. Die Innenhand ist mit minimaler Verzögerung undicht, die Oberhand sofort.

auto-motor-und-sport-Urteil: gut

Olofsson+Schäfer – Werkstatthandschuh OS12429

Handschuhe SCHÄFER
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Anbieter: Olofsson+ Schäfer Großhandel, 48734 Reken, keine www-Angabe;
Preis: 0,99 Euro (gekauft bei Polo);
Größen: 7–11;
Herstellungsland:k. A.;
Norm- Angaben:EN 388: 2016, 4131, Kategorie k. A.;
Material: k. A.;
Pflegehinweis: nicht waschen

Fazit: Schrauberhandschuhe zum (Aktions-)Preis von unter einem Euro – kann das gut gehen? Durchaus. Allerdings tauchen im Ergonomie-Bewer- tungsbogen unter"sehr gut" beziehungsweise "gut" nur wenige Kreuze auf; das Gros ist unter "befriedigend" zu finden. In der Praxis machen die Billigheimer sogar einen guten Job, wenn Öl und Wasser ins Spiel kommen. Da rutscht nichts, die Innenhand bleibt dicht. Passform und Verarbeitung? Nicht wirklich prall, aber besser als bei vermeintlichen Einweghandschuhen.

auto-motor-und-sport-Urteil: befriedigend

Uvex – Phynomic XG

Handschuhe UVEX
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Anbieter: Uvex Safety Gloves, 21337 Lüneburg, www.uvex-safety.de;
Preis: 6,50 Euro (gekauft bei Bauhaus);
Größen: 8–11;
Herstellungsland: Deutschland;
Norm-Angaben:EN 388: 4121X, Kategorie k. A.;
Material: k. A.;
Pflegehinweis: nicht waschen

Fazit: Reinschlüpfen und wohlfühlen – der legendäre"Turnschuh-Effekt" trifft es auch bei diesen Handschmeichlern. In den Kategorien "Ergonomie" und"Werkstatt" räumt kein anderer getesteter Handschuh mehr Punkte ab. O-Ton der Profi-Schrauber:"Da passt einfach alles!" Raum für Verbesserungen bleibt dennoch; denn wenn es ölig-schmierig wird, ist schon sehr festes Zupacken gefragt, damit nichts verrutscht. Wasser? Mag der Testsieger auch nicht. Im Trockenen sind die Uvex aber eine Macht.

auto-motor-und-sport-Urteil: gut

So haben wir getestet

Alle Testmuster kauften AUTO, auto motor und sport sowie MOTORRAD im Sommer 2022 online und im Fachhandel. Die genannten Preise sind die tatsächlich gezahlten, nicht immer die unverbindlichen Richtpreise – oftmals ein ganz wesentlicher Unterschied! Dazu ein Beispiel: Der tatsächlich gezahlte Preis für die bei Polo gekauften Olofsson+ Schäfer-Handschuhe betrug 0,99 Euro, die UVP lautete bei Redaktionsschluss 3,95 Euro, der Angebotspreis betrug zum gleichen Zeitpunkt aber 1,95 Euro.

Mit den Handschuhen startete das Testprogramm in Bayern, konkret in 89264 Weißenhorn. Dort betreibt Sabine Haas-Schinzel das "Therapiezentrum für Ergotherapie & Rehabilitation" (www.tz-haas.de). Haas-Schinzel ist unter anderem eine zertifizierte Handtherapeutin (DAHTH), was sie zur Fachfrau macht, wenn es um die ergonomische Beurteilung von Fingerlingen geht.

Alle Handschuhe durchliefen in ihrer Praxis ein 14 Punkte umfassendes Prüfprogramm. Die dabei vergebenen Punkte sind in der Kategorie "Ergonomie" erfasst. Nächste Station beim Handschuh-Test: 25693 St. Michaelisdonn in Schleswig-Holstein, Heimat von Heller & Soltau (www.heller-soltau.de). In der Auto- und Motorradwerkstatt des renommierten Dithmarscher Fachbetriebs beurteilten die Firmenchefs, Maschinenbau-Meister Ingo Heller und Kfz-Meister Hauke Soltau, die Handschuhe in Sachen Praxistauglichkeit, unterstützt vom zuständigen Redakteur, der in seiner norddeutschen Werkstatt u. a. testete, wie es um die Griffigkeit mit ölverschmierten Teilen und um die Wasserdurchlässigkeit bestellt war.

Prüfnorm für Handschuhe

Handschuhe
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Wer sein Produkt als "Handschuh zum Schutz vor mechanischen Gefahren", kurz "Schutzhandschuh", vermarkten möchte, muss das Produkt von einer Prüfstelle nach der Norm EN 388 prüfen lassen und entsprechend kennzeichnen: mit dem (meist) vierstelligen Leistungsstufencode, der von links gelesen verrät, wie gut der Handschuh in Sachen Abriebfestigkeit, Schnittfestigkeit, Reißfestigkeit und Durchstichfestigkeit abschneidet. 4 (bzw. 5) ist top, 0 ist mau. Die EN 388 wurde und wird laufend aktualisiert beziehungsweise modifiziert, sodass u. U. auch weitere Kategorien genannt werden: 5. Stelle/Schnittfestigkeit nach neuem Verfahren, 6. Stelle/Schutz vor Stößen. Ein X heißt "nicht getestet".

Wissenswertes rund um die Hand

Die Hand ist eine wirklich geniale Konstruktion: 27 von zahlreichen Sehnen, Muskeln und Nerven unterstützte Knochen sorgen dafür, dass der Mensch mit seinem opponierbaren Daumen etwas kann, was kein Lebewesen schafft. Es geht um den sogenannten Pinzettengriff, bei dem Zeigefinger und besagter in "Opposition", also Gegenüberstellung, befindliche Daumen selbst kleinste Gegenstände greifen und festhalten können. Nicht ganz unwichtig, etwa beim Zündkerzen-rein-und-raus-Frickeln oder beim Umgang mit Radmuttern.

Handschuhe
Klaus Herder
Hier greift alles ineinander. Die 27 Knochen der Hand, rechts absolut unverkleidet.

Um diese Funktion dauerhaft sicherzustellen, ist Handschutz angesagt. Allerdings nicht selbstverständlich – in dieser Angelegenheit macht der Mensch unter Umständen einen Lernprozess durch, der unter die Rubrik "aus Schaden klug werden" fällt. Während der schraubende Jungspund nämlich meist mit bloßen Händen zu Werk geht, greift der lebenserfahrene Graubart oft erst dann zum Werkzeug, wenn seine Finger in schützenden Überziehern stecken.

Bei einigen Arbeiten lässt es sich aber nicht vermeiden, dass die nackte Hand zum Einsatz kommt, oder man gehört zu der Fraktion, die mit Handschuhen beim Schrauben partout nichts anfangen kann. Wie dem auch sei – das wird dann ein dreckiger Job. Auch in solchen Fällen besteht gewisses Lernpotenzial. Heißt: Der in Gesundheitsdingen etwas (nach-)lässiger agierende Schrauber nimmt die bewährte Universalwaffe namens Verdünner und lernt eher früher als später einen netten Dermatologen kennen. Der etwas mehr um seine Epidermis besorgte Schrauber nutzt zur Handreinigung hingegen weniger aggressive Produkte.