In einem 40 Sekunden-Instagram-Video serviert Restaurant-Ketten-Besitzer Nusret Gökce dem Profi des FC Bayern München mit viel Tam-Tam ein Tomahawk Ribeye-Steak. Die Netzgemeinde empörte sich – denn das Grillgut war komplett mit Blattgold bedeckt und kostet angeblich 1.200 Euro. Dass der Franzose sein Essen vermutlich gar nicht selbst gekauft hat, oder besser gesagt wahrscheinlich mit der neuen Social-Media-Währung „Likes“ und „Shares“ bezahlt hat, beruhigt die Gemüter genauso wenig wie die Tatsache, dass Franck Ribery allein während eines einstündigen Restaurantaufenthalts mehr verdient, als das Gold-Steak kostet.
Wobei es vielleicht gar nicht so viel wert war: „Das Steak hatte einen Preis von ca. 30 Euro, das Blattgold, lassen wir es mal drei Blatt gewesen sein, einen Wert von acht Euro. Das Teure waren ganz offensichtlich die Pommes“, scherzt Christian Scheuring, Geschäftsführer der Blattgoldschlägerei J. G. Eytzinger in Schwabach.
Wer wissen will, wie so ein komplett vergoldetes Ribeye-Steak schmeckt, dem sei ein Besuch im Gasthof Goldener Stern in Schwabach empfohlen. Dort können sich das auch Nicht-Fußaller leisten: Preis für ein 250 Gramm-Steak: 17,90 Euro Für das Blattgold kommen lediglich etwa 10 Euro dazu. Wenn es nur ein 4 x 8 Zentimeter großes Stück Blattgold sein darf, beträgt der Gold-Aufschlag nur 1,50 Euro.
Materialkosten für ein Blattgoldauto: unter 10.000 Euro
Wir wollen aber viel lieber wissen: „Was hätten wir für ein mit Blattgold verziertes Fahrzeug zu investieren?“ Dazu muss erst einmal die Fläche des auserwählten Automobils bekannt sein. Um einen Audi A1 zu folieren müssten zum Beispiel 16 Rollenmeter bestellt werden, was 24,48 Quadratmetern entspricht. Aber: Anders, als beim Folieren muss bei der Veredlung mit Blattgold kein Rollenmetermaß errechnet werden, da Blattgold normalerweise in 8 x 8 Zentimeter großen und 1/8000stel Millimeter dünnen Plättchen geordert wird und nicht in 1,53 Meter breiten Rollen.
Trans Am-Besitzer All Naeemi aus Nürnberg vergoldete sein geliebtes US-Car. Bei seinem Trans Am waren für eine Lage umgerechnet zwölf Quadratmeter Blattgold fällig. „Aktuell verzeichnen wir einen Blattgold-Quadratmeterpreis von rund 200 Euro beziehungsweise 36 Euro pro Gramm“, erklärt Christian Scheuring. Das Blattgold würde in diesem Falle demnach 2.400 Euro kosten – vorausgesetzt die Blätter liegen direkt aneinander. Da sie aber leicht überlappen müssen, wird es teurer. Und: Mit lediglich einer Lage 1/8000stel Millimeter dickem Blattgold würde das Fahrzeug trostlos matt ausschauen. Al Naeemi hat sich daher nicht nur eine Lage, sondern gleich mehrere auf das Auto verklebt. „Insgesamt ein Kilogramm beziehungsweise fast 50.000 Euro Gold habe ich verbaut. Eine Lage kostete mich 7.000 Euro“, verrät er. Hinzu kamen bei dem Auto-Fan aus Nürnberg noch 400.000 Swarovski-Steine, mit denen er sein US-Car zusätzlich verschönerte und die den erhofften Verkaufspreis auf 3,4 Millionen Euro hochtrieben.
So entsteht ein Blattgold-Auto
Doch zurück zum Blattgold. Bevor die nur wenige Atome dünnen Plättchen auf der Fahrzeugoberfläche verlegt werden können, muss diese gereinigt, entfettet und mit einem Kleber vorbereitet werden. Nun kann das Blattgold leicht überlappend aufgelegt werden. Anschließend wird das Gesamtkunstwerk poliert und mit mindestens zwei Schichten Klarlack lackiert, damit einem Besuch in einer Waschanlage nichts im Wege steht. Diese Prozedur dauert selbstverständlich wesentlich länger, als das Folieren eines Fahrzeugs. Zumindest dann, wenn es gut aussehen soll.
Je nach Stundenlohn kann somit der Preis für ein Blattgold-Auto zwischen den reinen Materialkosten (Gratis-Lohn) oder vielen tausend Euro liegen. Eine genaue Angabe gibt es nicht, da bislang nur wenige Blattgold-Fahrzeuge bekannt sind. Im Juni 2005 ersteigerte ein anonymer Bieter eine vollständig vergoldete A-Klasse in Frankreich. Gesamtpreis: 24.000 Euro. Die Karosserie war mit 3.000 Blatt Gold zu 24 Karat belegt.
Prominente Fans von Gold-Autos
Vergoldete Fahrzeuge sind seit Jahren aber nicht nur in Handarbeit erzeugte Einzelstücke. Viele Prominente und Autohersteller haben goldene Chromfolien für sich entdeckt – wie Mercedes-Benz im Jahr 2012 eindrucksvoll zeigte. Passend zu den schillernden Stars des Film Festivals in Cannes und zur 65. Verleihung der Goldenen Palme präsentierte Mercedes eine ganze Flotte von vergoldeten Fahrzeugen.
Zu den solventen Besitzern extravagant vergoldeter Automobile zählen unter anderem Fußballstar Pierre-Emerick Aubameyang (Lamborghini Aventador) und Scheich Turki Bin Abdullah, der Fahrzeuge wie einen Mercedes-AMG G63 6x6, Rolls-Royce Phantom, Bugatti Veyron, Lamborghini Aventador SV, Porsche 918 Spyder, Bentley Flying Spur oder auch Range Rover vergolden ließ.
Fazit
Beim nächsten Mal wird sich Franck Ribery wahrscheinlich zehnmal überlegen, ob er sein Steak oder direkt seinen Dienstwagen vergolden lässt. Bei seinem Audi SQ7 dürfte der Materialpreis bei knapp 5.000 Euro liegen, sprich drei Stundenlöhnen.
Nur: Essen kann (sollte) er ihn dann nicht. Aber vielleicht würde die Entrüstung weniger groß ausfallen und die Kommentatoren auf Social Media müssten nicht Franck Riberys Familie beschimpfen. Und vielleicht würde Ribery seine Kritiker dann weniger unflätig beschimpfen. So aber verdonnerte der FC Bayern den Franzosen zu einer Geldstrafe, die wohl etwa 40 mal so teuer war, wie das vergoldete Steak.
