E-Bike-Tuning bis zu 75 km/h
Einfach, günstig, illegal

Es ist einfach, es ist günstig, es ist verboten. Mit Hilfe eines kleinen Bauteils tunen viele Radler ihr Stromfahrrad von 25 auf bis zu 75 km/h Spitzengeschwindigkeit.

E-Bike-Tuning
Foto: Christian Lampe

Bei den getunten E-Bikes handelt es sich um sogenannte Pedelecs. Also Fahrräder mit einem maximal 250 Watt starken Elektromotor, der sich erst dann zuschaltet, wenn der Fahrradfahrer in die Pedale tritt. Nur dann besteht weder eine Kennzeichen-, noch eine Führerschein- oder Helmpflicht.

Wie funktioniert das E-Bike-Tuning?

Durch Chiptuning. Per Dongle oder Clip wird dem E-Bike vorgegaukelt, es wäre langsamer als es tatsächlich ist. Zwischen Motor und Magnet eingebaute Tuning Kits unterdrücken jeden zweiten Impuls, so dass die Motorsteuerung denkt, dass E-Bike fahre gerade 20 km/h, obwohl es tatsächlich 40 km/h sind.

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Christian Lampe
Ob auf öffentlichen Straßen, Feld- oder Waldwegen - wer sein E-Bike illegal getunt hat, ist im Ernstfall nicht versichert und kann strafrechtlich verfolgt werden.

Möglich sind durch das E-Bike-Tuning aber auch Geschwindigkeiten über 70 km/h. Da wäre der Fahrer selbst dann nicht mehr legal unterwegs, wenn sein E-Bike in die Kategorie der S-Pedelecs fiele, also ein Versicherungskennzeichen angebracht wäre und der Radler einen Helm tragen sowie einen Führerschein (Klasse A oder B) hätte. S-Pedelecs dürfen nämlich „nur“ maximal 45 km/h schnell sein.

Jedes Dritte E-Bike getunt

Laut ARD-Informationen ist in Deutschland mittlerweile jedes Dritte E-Bike getunt. Dabei wird ignoriert, dass die Fahrräder nicht für derlei Geschwindigkeiten ausgelegt sind, vor allem beim Thema Bremsen kann das zur Gefahr werden. Außerdem sind die Radler – wenn überhaupt – oft nur mit einem Helm ausgestattet. Auch die Haftpflichtversicherung greift bei einem Schadensfall nicht, denn das getunte E-Bike dürfte auf öffentlichen Straßen gar nicht unterwegs sein.

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Die einfache Art des Tunings macht es sogar Technikmuffeln möglich, ihr E-Bike zu frisieren. Und Tuning Kits zwischen 70 und 200 Euro stellen auch keine Hemmschwelle dar. Ab Juli 2019 sollen, laut den Informationen des Bayerischen Rundfunks (BR), erste E-Bikes auf den Markt kommen, deren Motoren nicht mehr so einfach zu manipulieren sind.

Und wie kontrolliert die Polizei?

Das ist gar nicht so einfach, denn das Software-Tuning ist nicht sichtbar. Und selbst wenn die Polizei einen Verdacht hat, muss erst einmal ein Gutachten von den Fahrleistungen erstellt werden.

Strafrechtlich verfolgt werden kann dann auch nur der Anwender. Die Anbieter der Tuning Kits sind mit Verweisen auf die fehlende Zulassung für den öffentlichen Straßenverkehr und Hinweisen wie „nur auf Privatgelände erlaubt“ aus der Nummer raus.

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