Handel mit CO2-Emissionen durch THG-Quote
„Jeder E-Auto-Fahrer kann Geld verdienen“

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Tesla verdiente jahrelang Milliarden mit dem Verkauf von Emissionsrechten, jetzt können auch Privatkunden von dem System profitieren. Marcus Fendt vom Technologieunternehmen The Mobility House erzählt im Interview, wie das Geldverdienen genau mit der THG-Quote funktioniert.

„Jeder E-Auto-Fahrer kann Geld verdienen“
Foto: The Mobility House
Wer kann alles vom Zertifikathandel profitieren und seit wann? Auch als Leasing-Kunden (privat und gewerblich) oder mit Autoabo?

Die Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) schreibt Mineralölunternehmen seit 2015 Ziele zur Einsparung von CO2-Emissionen vor. Damit dient sie als gesetzliches Lenkungsinstrument zur Minderung des CO2-Ausstoßes im Verkehrssektor und zur Erreichung der Klimaziele. Seit 2019 wird auch Strom als umweltfreundlicher und emissionsarmer Kraftstoff mit THG-Quoten belohnt und seit diesem Jahr sogar dreifach angerechnet, was zu einem sehr interessanten Mehrwert für Elektroautofahrer:innen führt.

Unsere Highlights

Im Rahmen des THG-Quotenhandels können Elektroautobesitzer:innen (egal, ob Privatperson od. Unternehmen) die eingesparten CO2-Emissionen ihres Fahrzeugs an Unternehmen verkaufen, die fossile Kraftstoffe in Verkehr bringen und so mit ihrem Elektroauto Geld verdienen.

Alle Besitzer:innen von rein batterieelektrischen Elektrofahrzeugen können ihre THG-Quote verkaufen. Dies gilt sowohl für private als auch geschäftliche Elektroautos und -flotten sowie Elektrotransporter, -busse und -LKW. Fahrer:innen von elektrischen Leasingwagen (unabhängig, ob privat oder gewerblich geleast) können ihr Fahrzeug ebenfalls für den THG-Quotenhandel anmelden, sofern sie im Fahrzeugschein als Fahrzeughalter:in eingetragen sind.

Beim Autoabo ist der Fahrzeughalter in der Regel der jeweilige Mobilitätspartner des Unternehmens, über welches das Abo abgeschlossen wurde. Wer dies beim entsprechenden Fahrzeug ist, kann im Vertrag sowie im Fahrzeugschein nachgelesen werden.

Was sind die Voraussetzungen? Ist es wichtig, wie viel ich mit dem Auto fahre, um mein Zertifikat zu erhalten? Ob ich mit Ökostrom lade? Bekommen unterschiedliche Autos unterschiedlich viel? Muss das Auto in Deutschland zugelassen sein?

Bei The Mobility House ermöglichen wir den Zugang zu den THG-Erlösen auf einfache Weise: Um die jährliche E-Prämie zu erhalten, wird lediglich ein Foto oder Scan der Fahrzeugbescheinigung Teil I (Fahrzeugschein) sowie wenige Minuten Zeit benötigt, um sich über das Anmeldeformular zu registrieren und den Antrag online einzureichen.

Als Voraussetzung für die Prämie gilt, dass die THG-Interessent:innen ihr rein batterieelektrisches Elektrofahrzeug für mindestens einen Tag im entsprechenden Jahr besitzen und es in Deutschland zugelassen ist. Ob es ein Kleinwagen oder eine Oberklasse-Limousine ist und wie viel mit dem Fahrzeug gefahren wird, spielt für die Höhe der Pkw-Prämie keine Rolle. Es gibt jedoch höhere Prämien für Fahrzeugklassen wie elektrische Lieferwagen oder Busse.

Bisher spielt es auch (noch) keine Rolle, ob in der Batterie Grünstrom oder herkömmlich erzeugte Energie landet. Dies wäre aus unserer Sicht wünschenswert, da mit Ökostrom geladene Elektrofahrzeuge den bereits bestehenden Klimavorteil gegenüber ihren fossil angetriebenen Pendants deutlich ausbauen. Wir gehen aber davon aus, dass Elektroautofahrer:innen den Wechsel in einen Grünstromvertrag als selbstverständlich betrachten, insbesondere weil viele Förderungen dies voraussetzen. Wir empfehlen zudem gerne unabhängig verschiedene Anbieter.

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Tesla
Die Marke Tesla hat vorgemacht, wie sich mit CO2-Zertifikaten eine Menge Geld verdienen lässt. Jetzt kann auch der E-Auto-Fahrer seine E-Zertifikate verkaufen.
Wie läuft die Abrechnung ab? Kann ich auch anteilig Geld verdienen, wenn ich das Auto unterjährig verkaufe? Woher weiß ich, ob der Vorbesitzer bereits für das Jahr am Zertifikathandel teilgenommen hat?

Spätestens 12 Wochen nach Registrierung überweisen wir die Prämie direkt auf das Bankkonto der THG-Kund:innen. Bei Anmeldung bis zum 31. Januar 2022 erhalten sie die Auszahlung bereits bis Ende März 2022. Als Voraussetzung für die Prämie gilt, dass die Fahrer:innen das Elektrofahrzeug für mindestens einen Tag im entsprechenden Jahr besitzen. Dann wird die volle Prämie ausbezahlt. Wird das Elektroauto unterjährig verkauft, muss die Prämie nicht zurückbezahlt werden.

Ob der Vorbesitzer oder die Vorbesitzerin bereits für das laufende Jahr am Quotenhandel teilgenommen hat, erfahren THG-Interessent:innen direkt nach der Registrierung.

Wie groß schätzt The Mobility House den Markt ein? Wieviel Geld kann hier potenziell an die E-Autofahrer ausgezahlt werden?

Die Anzahl an zugelassenen Elektroautos in Deutschland betrug am 1. Oktober 2021 rund 517.000. Für 2022 liegt die Prognose bei 1,18 Millionen neuen Elektroautos. Entsprechend bieten sich für Elektroautofahrer:innen attraktive Möglichkeiten, mit ihrem Fahrzeug Geld zu verdienen. Nur wenn sie die Quote selbst verkaufen, können sie von der Prämie profitieren. THG-Quoten, die von privaten und gewerblichen Halter:innen nicht angemeldet werden, verkauft die Bundesregierung und nimmt sie als Einnahme in den Bundeshaushalt auf.

Die Strafzahlung für Mineralölunternehmen, die ihre CO2-Emissionsreduktionsziele verfehlen, liegt im Jahr 2022 bei 600 Euro pro Tonne CO2. Dies würde pro Pkw theoretisch zu einer Auszahlung von gut 500 Euro führen. Allerdings ist die Höhe dieser Strafzahlung nur als theoretische Obergrenze des Quotenwertes zu verstehen, die tatsächlichen Werte liegen leider deutlich tiefer.

Können auch die Besitzer von drei oder vier Jahre alten E-Autos am Handel teilnehmen? Wie viele Jahre können rückwirkend geltend gemacht werden?

Ja, die Besitzer:innen von älteren Elektrofahrzeugen können genauso von der THG-Quote profitieren, wie die von neuzugelassenen Autos – und das Jahr für Jahr aufs Neue. Eine rückwirkende Beantragung und Auszahlung für das vergangene Jahr ist leider nicht möglich.

Wie unterscheiden sich das Vorgehen und die Erlöse bei privaten und gewerblichen Fahrzeughaltern? Gibt es eine Höchstgrenze?

Private und gewerbliche Fahrzeughalter:innen profitieren in gleicher Höhe von der THG-Quote. Das Vorgehen zur Teilnahme am Quotenhandel ist identisch. Gewerbliche Betreiber:innen von (halb)öffentlicher Ladeinfrastruktur haben zudem die Möglichkeit, auch die über ihre Ladeinfrastruktur geladenen Strommengen in den Quotenhandel mit einzubringen. Die theoretische Höchstgrenze für den Wert pro Elektrofahrzeug hängt dabei wie oben beschrieben von der Höhe der Strafzahlung für Mineralölunternehmen ab.

Mobiles Bezahlen an Tankstellen
Hans-Dieter Seufert
Vor allem die Mineralölindustrie hat Interesse an den CO2-Zertifikaten.
Warum mischen die Autohersteller nicht direkt mit? Die müssen doch sonst hinterher nur wieder die Zertifikate von den Kunden kaufen.

Auch Autohersteller haben unter gewissen Umständen die Möglichkeit, am THG-Quotenhandel teilzunehmen. Sie sind jedoch nicht diejenigen, welche die Quoten erwerben. Wie oben beschrieben sind die Mineralölunternehmen die Käufer der THG-Quoten.

Sieht The Mobility House eine zeitliche Beschränkung des Handels?

Bereits jetzt steht fest, dass die THG-Quote die Elektromobilität noch länger begleiten wird: Mindestens 2030 gilt in der Branche als gesetzt – so ist es im Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) festgehalten. Bis zu diesem Jahr müssen die quotenverpflichteten Mineralölunternehmen einen stetig steigenden Anteil ihrer CO2-Emissionen verringern bzw. ausgleichen, von aktuell sechs auf mindestens 25 Prozent im Jahr 2030. Außerdem dürfen ab 2023 Biokraftstoffe auf Basis von Palmöl nicht mehr in den Tanks von Verbrenner-Fahrzeugen landen, was weiteren Auftrieb für die Elektromobilität bringen wird. Zudem wird die maximal erlaubte Menge an anderweitig hergestellten Biokraftstoffen begrenzt, unter anderem, um die Konkurrenzsituation mit Flächen zum Anbau von Lebensmitteln zu entschärfen. Das alles setzt die Mineralölunternehmen zusätzlich unter Druck. Die Nachfrage nach THG-Quoten und somit auch die möglichen Erlöse für Elektroautobesitzer:innen dürften also künftig steigen.

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Emissionszertifikat-Handel für Elektroauto-Halter: Hilft das der Umwelt?
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