Evolution der Mercedes-Kühlergrills
Vom Chrom-Kühler zum Design-Objekt

Der Kühlergrill, einst Funktionsobjekt, später Teil von Markengesichtern und in Zukunft Träger von Sensoren: Mercedes zeigt die Evolution des "Grills" im Wandel der Zeit.

Mercedes Kühlergrills
Foto: Daimler

Nahezu jeder Autohersteller nutzt die Frontpartie seiner Modelle, um seinen Autos ein "Gesicht" zu geben. Der Grill zwischen den Scheinwerfern hat dabei die größte Bedeutung, technisch und stilistisch.

Doch zunächst stand die technische Aufgabe des Grills im Vordergrund. Im Jahr 1900 verbaute Wilhelm Maybach im Mercedes 35 PS seinen "Bienenwabenkühler" und löste damit das Kühlungsproblem des Verbrennungsmotors. Dass diese Form mit einem zentralen Grill und den flankierenden Scheinwerfern im weitesten Sinne auch noch 120 Jahre später Bestand haben sollte, hat sich der Automobilpionier und Konstrukteur aus Heilbronn wohl kaum gedacht.

Unsere Highlights

Ab 1911 mit Knick im Grill

Bereits drei Jahre, bevor der Grill am 35 PS prangte, experimentierte Maybach mit einem Kühler, der aus einem flachen Wasserkasten bestand und von offenen Röhrchen durchzogen war. Durch sie strömte Fahrtwind, im Leerlauf sorgte ein auf die Motorwelle angeflanschter Ventilator für Kühlung. Das machte die Weiterentwicklung zum Bienenwabenkühler erst möglich, der dann aus mehr als 8.000 quadratischen Röhren mit sechs Millimeter Seitenlänge bestand. Sie waren zu einem rechteckigen Kühler mit integriertem Vorratsbehälter zusammengelötet. Ein Ventilator hinter dem Kühler verbesserte die Temperaturregulation bei langsamer Fahrt. Der 35-PS-Motor des ersten Mercedes benötigte nur noch neun Liter Wasser; zuvor waren es 18 Liter. Ein Jahr und zahlreiche Verbesserungen später waren es sogar nur noch sieben Liter.

1911 entstand der Grill mit dem markanten Knick in der Mitte, der die Kühlfläche vergrößerte und bis 2010 die Mercedes-Fronten dominierte. Doch bereits seit 1931 stand der Kühler nicht mehr direkt im Fahrtwind, sondern wurde hinter einem Grill geschützt montiert. Das war die Geburtsstunde des Grills als Design-Objekt mit Chromrahmen, Mercedes-Plakette und Kühlerfigur. Der Chromgrill wurde in der Folge zu einem zentralen Erkennungszeichen der Marke. Die Designer von Mercedes-Benz glichen sie bis in die 1960er-Jahre nur behutsam dem allgemeinen Formenwandel an. Dann wuchsen die Mercedes-Benz-Kühlergrills in die Breite und wurden gleichzeitig niedriger.

Sportwagengesicht und F1-Nase

Die 50er-Jahre brachten zudem das sogenannte Sportwagengesicht hervor. Eine zweite, eigenständige Form, die der 300 SL Flügeltürer und der 190 SL trugen. Hier zeigte sich der zentrale Mercedes-Stern in einem breiten und flachen Grill mit Chromspangen rechts und links. Diese Form als Erkennungszeichen der Sportwagen und Roadster von Mercedes etablierte sich in den kommenden Jahrzehnten.

In den 1990er und 2000er Jahren musste sich der Grill an die neuen Mercedes-Modelle anpassen – es kamen die A- und die B-Klasse in einem neuen Segment ebenso hinzu wie die SUV sowie weitere Cabrios, Coupés und Roadster. Das Sportwagengesicht veränderte sich mal mit und ohne Lamellen und es gab sogar eine Design-Ausnahme: Die Formel-1-Nase beim SLK der zweiten Generation und beim SLR McLaren.

Grill-Design als Ausstattungs-Index

Als wegweisend zeigte sich 2007 die Einführung der Grills, die die unterschiedlichen Ausstattungen symbolisierten. Den Anfang machten die C-Klasse (Baureihe 204) und die nachfolgende E-Klasse – noch bis heute sind die Ausstattungslinien "Classic", "Elegance" und "Avantgarde" an der Kühlerform zu erkennen.

Wie auch schon im Modellportfolio hat die G-Klasse mit ihrem Grill eine Ausnahmestellung. Rundscheinwerfer flankieren einen Grill mit Zentralstern und horizontalen Lamellen, während die AMG-Version aus dem Hause Mercedes den Panamericana-Grill präsentieren. Und auch die Maybach-Modelle dürfen aus der Grill-Historie ein wenig heraustreten und mit vertikalen dreidimensionalen Zierstäben an einen Nadelstreifenanzug erinnern.

Mit dem Start der Elektromobilität hat der Kühlergrill im klassischen Sinne ausgedient. Stattdessen verschmilzt er zu einem Front-Objekt, das Technik und Design vereint. Die EQ-Modelle von Mercedes zeigen sich mit dem Black-Panel-Grill mit Zentralstern in unterschiedlichen Ausprägungen. Gleichzeitig sind in die Front Ultraschall-, Kamera-, Radar- und Lidar-Sensoren implementiert, die die Assistenzsysteme mit Daten füttern und das automatisierte Fahren ermöglichen.

Umfrage
Wie wichtig ist Ihnen das Marken-Gesicht eines Autos?
684 Mal abgestimmt
Sehr wichtig!Überhaupt nicht wichtig!

Fazit

Die Evolution des Kühlergrills von Mercedes zeigt eindrucksvoll die technische und stilistische Entwicklung der Marke – vom Kühl-Element bis zum Sensorträger, vom Status-Chrom-Grill bis zum technokratischen Stil-Objekt.