Fehlende Lkw-Parkplätze auf BAB
Bund baut zu langsam

Bereits seit Jahren sorgen kreuz und quer parkende Lkw auf Raststätten und Parkplätzen der deutschen Autobahnen für Ärger und für Sicherheitsprobleme. auto-motor-und-sport.de hat beim Bundesverkehrsministerium (BMDV) nachgefragt, wie man dem Problem Herr werden will.

Parkender Lkw auf Autobahn
Foto: Andia via Getty Images

Erst Anfang November 2022 hatte der ADAC in einer Untersuchung festgestellt, dass jede zweite Raststätte extrem zugeparkt ist. Auf 86 der 96 untersuchten Rastanlagen standen Lkw im absoluten Halteverbot oder auf nicht freigegebenen Parkflächen. Bei 46 Anlagen standen die Lkw in den Ein- und Ausfahrspuren oder auf den Seitenstreifen.

Unsere Highlights

Fünf-Punkte-Plan gegen 23.000 fehlende Parkplätze

Im Jahr 2018 hatte die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) rund 23.000 fehlende Lkw-Stellplätze an den deutschen Autobahnen festgestellt. Erst zwei Jahre später wurde die entsprechende Studie veröffentlicht und der damalige Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) kündigte einen Fünf-Punkte-Plan und Investitionen in Höhe von 100 Millionen Euro jährlich an.

"Grundlage für den Aus- und Neubau von Rastanlagen bildet das Netzkonzept zum Lkw-Parken (Bedarfsplanung) des BMDV, das durch die Autobahn GmbH des Bundes umgesetzt wird. Auf Basis der im Jahr 2018 für das deutsche Autobahnnetz durchgeführten Erhebung der Auslastung der Lkw-Stellplätze auf Rastanlagen an Autobahnen und Autohöfen wurde das Netzkonzept zum Lkw-Parken mit Zielhorizont 2030 vom BMDV konzipiert", sagte eine Sprecherin des Ministeriums auf Nachfrage von auto-motor-und-sport.de.

Die fünf Punkte im Einzelnen und der Status-Quo:

1. Neue Lkw-Parkmöglichkeiten auf den Rastanlagen des Bundes schaffen

Nach Angaben des BMDV wurden 2020 und 2021 rund 1.400 Lkw-Parkplätze neu errichtet. Bis 2025 sind deutschlandweit rund 30 Neubauprojekte und zirka 150 Um-/Ausbauprojekte in der Planung oder im Bau. Bis zu diesem Zeitpunkt, so die Sprecherin, werden 7.000 neue Lkw-Stellplätze geschaffen.

Zur Erinnerung, laut BASt-Studie von 2018 fehlen 23.000 Stellplätze, nach einer aktuellen Schätzung des Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) sind es aktuell 40.000 fehlende Einheiten.

2. Verstärkter Einsatz telematischer Parkverfahren

Vom Ministerium heißt es: "Ziel ist es, vorhandene Flächen auf Rastanlagen durch komprimiertes Parken besser zu nutzen. Derzeit sind deutschlandweit vier telematische Anlagen in Betrieb und 21 Anlagen in der Planung. Laut Aussage der Autobahn GmbH des Bundes sollen hiervon die ersten vier Standorte bis Anfang 2026 realisiert werden."

3. Reduzierung des Parksuchverkehrs durch Leitsysteme

"Für bereits ausgerüstete Rastanlagen kann der Lkw-Fahrer die Echtzeit-Information zur Parkplatzbelegung mittels Navigationsgerät oder als Smartphone-App direkt in seinem Fahrzeug empfangen und danach gezielt freie Stellplätze auf Rastanlagen ansteuern. Bundesweit sind auf Streckenabschnitten der A 1, A 2, A 3, A 5, A 7, A 9, A 45, A 61 und A 93 teilweise Lkw-Stellplatzerfassungssysteme und Parkleitsysteme für Lkw installiert", so das BMDV.

4. Optimierte Nutzung des vorhandenen Lkw-Parkraums

Hier sollen Pkw-Stellflächen in den Nachtstunden für Lkw freigegeben werden, außerdem will man durch das Rückwärtsparken mehr Räume für Lkw schaffen. Derzeit seien nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums eine Rastanlage sowie ein Autohof mit Stellflächen für rückwärtsparkende Lkw ausgerüstet. "Neun weitere Rastanlagen sollen bis 2025 im Zuge von Pilotvorhaben umgestaltet bzw. umgebaut werden." Die Möglichkeit für Lkw auf Pkw-Stellplätzen zu parken, hat der Bund 2019 in einem "Allgemeinen Rundschreiben Straßenbau" genehmigt.

Wie eine optimale Nutzung von Stellplatzkapazitäten aussehen kann, zeigt das Kolonnenparken auf der Rastanlage Inntal West an der A93. Dort werden an einem Terminal Abfahrtzeiten und Pausenzeiten erfasst, der Lkw per Laserscanner vermessen. Anhand der Lkw-Länge und der Abfahrtzeit weist das System eine bestimmte Parkreihe zu. Dadurch hat sich die Stellfläche von 62 auf 93 Parkplätze erhöht.

5. Prüfung neuer Parkraummodelle in Autobahnnähe

Im Rahmen dieses Programms wurden nach BMDV "bislang Anträge für 16 Vorhaben bewilligt, mit denen mehr als 750 zusätzliche Lkw-Stellplätze geschaffen werden."

Umfrage
Fühlen Sie sich auf Raststätten mit vielen wild parkenden Lkw sicher?
253 Mal abgestimmt
Ja, kein Problem!Nein, es wir immer schlimmer?

Fazit

Seit 2018 gibt es die Erhebung der BASt, wonach auf deutschen Autobahnen 23.000 Lkw-Parkplätze fehlen. Nach neuesten Schätzungen sind es aktuell sogar 40.000 Plätze. Seit 2020 doktert der Bund an diesem Problem herum und wird nicht Herr der Lage. 1.400 neue Parkplätze in zwei Jahren sind ein Witz, lange Genehmigungsverfahren und lahme Bürokratie ziehen sicher jedes dieser Projekte unnötig in die Länge. Wir sind und bleiben aber ein Transitland mit einem riesigen Autobahnnetz, dieses Netz ist unsere Lebensader. Sie verbindet uns, Reisende und Märkte – und wird doch vom Bund so sträflich vernachlässigt. Seien es marode Brücken, gefährliche Tunnel, schmutzige Raststätten oder eben fehlende Lkw-Parkplätze. Mal abgesehen von der geringen Wertschätzung gegenüber den Brummifahrern, die verzweifelt für ihre Pausen einen sicheren und sauberen Stellplatz suchen.