Falschparken lohnt sich
Bußgelder müssten 100 Euro betragen

Forscher aus Skandinavien und Deutschland haben untersucht, ob es sich lohnt, Parktickets zu bezahlen und kamen zu einem vernichtenden Ergebnis für die gesamte Branche der Parkraumbewirtschaftung.

Pünktlich zum Beginn der Urlaubssaison warnt der Verband für bürgernahe Verkehrspolitik e.V. (VFBV) davor, die bei den europäischen Nachbarn oft drastisch höheren Bußgelder nicht zu unterschätzen.
Foto: promobil

Die Parkraumbewirtschaftung ist ein heißes Eisen für die Deutschen. Das weiß auch Professor Stefan Gössling, der sich die Bewirtschaftung zusammen mit anderen Forschern genauer angeschaut hat. Nicht nur weil viele Autofahrer nicht für ihren Parkplatz am Straßenrand bezahlen möchten, sondern auch, weil nicht klar ist, ob es überhaupt etwas bringt. Seine Studie, die alle Parkvergehen aus dem Jahr 2019 in Freiburg analysiert hat, kam jetzt Ergebnis: Falschparken lohnt sich, Parktickets bezahlen nicht – meistens.

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Die Gründe, die Gössling und seine Kollegen dafür anführen sind einleuchtend: Zum einen sei die Höhe der Bußgelder zu gering, zum anderen seien die Kontrollen zu lückenhaft. Laut den Daten der Forscher ist es die für meisten Autofahrer im Durchschnitt billiger gar nicht zum Ticketautomat oder zur Parkuhr zu laufen, sondern in Kauf zu nehmen, ein Knöllchen zu kassieren. "Denn das passiert quasi nie", so der Forscher von der Universität in Lund.

Parksünden werden meist nicht geandet

Während mehr als 80 Prozent der Zeit seien die Parkplatzflächen in den Innenstädten nicht überwacht, am Stadtrand seien es sogar fast 100 Prozent. Aus finanzieller Sicht mache es für die Autofahrer also auch keinen Sinn, die Parkgebühren zu bezahlen.

Das habe sich auch nicht mit dem Umstand verändert, dass die Bußgelder für Parkvergehen mit der Busgeldnovelle im Juni 2021 teilweise verfünffacht haben. Die analysierten Daten der Studie beziehen sich noch auf 2019, als Falschparken 10 Euro kostete. Wenn es nach den Forschern geht, müssten die Bußgelder teilweise auf rund 100 Euro gesteigert werden, damit es sich für die Autofahrer nicht mehr lohnt, ohne Ticket zu parken.

Mehr Kontrollen sind nötig

Das allein würde aber nichts helfen, sind sich Gössling und seine Kollegen sicher. Auch die Anzahl der Kontrollen müsste deutlich gesteigert werden. Nur so könne man das Risiko für Parksünder erhöhen, erwischt zu werden und für ein Umdenken zu sorgen.

Wer daraus jetzt übrigens einen Freiparkschein ableitet, liegt allerdings falsch. Grundsätzlich gilt, dass selbst bei vermeintlich kleinen Verstößen, wie der Parksünde der Führerschein gefährdet ist. Bei Wiederholungstätern und dauerhaft Unbelehrbaren können die Behörden nämlich auch den Führerschein einziehen. Getreu dem Motto: Offensichtlich ist dieser Autofahrer nicht gewillt den Regeln des Straßenverkehrs zu folgen, also darf er auch nicht fahren. Die besten Ausflüchte, warum ein Knöllchen unberechtigt ausgestellt wurde, finden Sie übrigens in der Bildergalerie oben.

Fazit

Regeln sind gut und schön, wenn sie aber nicht überwacht werden, sind sie das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben stehen. Wenn die Politik also wirklich etwas gegen Parksünder tun will, muss sie handeln: Höhere Bußgelder und mehr Personal. Anders geht es nicht.

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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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