Corona-Luftfilter im Mercedes EQC (Test)
Was taugt das Air Balance Paket von Mercedes?

Sicher unterwegs im Auto: Seit Ausbruch der Pandemie ist dieses Thema um einen Aspekt reicher – die Luftreinheit. Einige Luftreiniger für Pkw sollen Viren, Bakterien und Sporen aus der Fahrgastzelle filtern können. So zum Beispiel das Air Balance Paket im Mercedes EQC. Wir klären, ob das nur Marketing-Gerede ist.

02/2022_Mercedes EQC Luftreinigungstest Air Balance Paket
Foto: Rossen Gargolov

Serienmäßig filtert im EQC ein Aktivkohle-Innenraumfilter der Klimaautomatik die Luft. Als Sonderausstattung können Kunden jedoch noch einen weiteren Aktivkohlefilter mit verbesserter Filtration hinzubuchen. Das rund 400 Euro extra kostende System – Air Balance genannt – besteht aus einem Ionisator und Bedufter sowie einem Aktivkohlefilter, der auch die Anzahl von Viren und Bakterien reduzieren soll. Unser Test zeigt: Er soll es nicht nur, er tut es auch.

Unsere Highlights

So wurde getestet

Für auto motor und sport testete das Team um Daniel Dobslaw, Arbeitsbereichsleiter der Abteilung "Biologische Abluftreinigung" an der Univer­sität Stuttgart. Bei den Versuchen generierte die Forschungstruppe ein virales Test-Aerosol, mit dem der Fahrzeuginnenraum für fünf Minuten "vernebelt", also vorkontaminiert wurde. Um das natürliche Depositionsverhalten, sprich die Ablagerung von atmosphärischen Schadstoffen, im Auto festzustellen, führte Dobslaw zunächst eine Test-Einzelreihe ohne Zuschaltung des Gebläses durch. Drei Testdurchgänge mit Zuschaltung des Gebläses folgten, jede Einzelreihe wurde in Doppelbestimmung getätigt.

Jeweils unmittelbar nach dem Stopp der Vernebelung sowie nach 5, 20, 30 und 40 Minuten notierte das Team dann die Werte der am Beifahrer- und Rücksitz angebrachten Messpunkte. Die Beprobung der Keimkonzentration erfolgte mittels zweier sechsstufiger Andersen-Kaskadenimpaktoren. Diese zylinderförmigen Geräte (siehe Bild unten) dienen zur unterteilten Erfassung der in Gasen enthaltenen Staubmasse. Jede Stufe enthielt eine Petrischale mit einem zweischichtigen Nähr-Agar. Auf Letzterem wurde nach maximal 48-stündiger Inkubationszeit bei 25 Grad Celsius die Schadstoffbelastung untersucht.

02/2022_Mercedes EQC Luftreinigungstest Air Balance Paket
Rossen Gargolov
Die Beprobung der Keimkonzentration erfolgte mittels zweier sechsstufiger Andersen-Kaskadenimpaktoren. Die zylinderförmmigen Geräte dienen zur unterteilten Erfassung der in Gasen enthaltenen Staubmasse.

Schnelle Aerosol-Bindung durch Textilien

Die Erkenntnisse: Zunächst trat ohne Zuschaltung des Gebläses eine erhöhte Aerosol-Deposition auf. Die Aerosol-Konzentration sank jedoch schon nach 5 Minuten um knapp 20 Prozent, nach 20 Minuten um 55 Prozent sowie nach 30 Minuten um fast 100 Prozent ab. "Im Vergleich zu üblichen Räumen weist ein Fahrzeuginnenraum eine sehr große spezifische, insbesondere textile Oberfläche auf", sagt Dobslaw. Im Pkw herrsche ein günstiges Oberflächen-zu-Luftvolumen-Verhältnis. Hinzu komme die Rauigkeit, also die Beschaffenheit der Oberfläche: "Im Auto kommen durch die Sitze viele Textilien zum Einsatz, an die sich die Aerosole hängen", weiß Dobslaw den Verlauf der Kurve einzuschätzen.

In fünf Minuten keimfrei

Im Anschluss wurde, wie erwähnt, die Reinigungseffizienz der autointernen Lüftung mit der Einstellung auf 20 Grad Celsius und Stufe drei von sieben ermittelt. Die Beprobung erfolgte nach Stopp der Vernebelung sowie nach 5, 10 und 20 Minuten. Durch Zuschaltung der Lüftung stellte Dobslaw eine stark desinfizierende Wirkung fest. "Die Autolüftung sorgte dafür, dass die Keimkonzentration im Fahrzeug innerhalb weniger Minuten rapide zurückging." Bereits nach 5 Minuten beobachtete er eine reproduzierbare Entkeimung um rund 98,5 Prozent. "Im Falle einer erkrankten Person ist davon auszugehen, dass nach deren Verlassen des Fahrzeugs die Keimkonzentration schnell absinkt", ordnet der Experte das Ergebnis ein.

Der Härtetest

Aber wie verhält sich das Ganze bei permanent wiederkehrender Keimbelastung? Um dem nachzugehen, wurde nicht mehr nur einmal, sondern in regelmäßigen Abständen von sechs minuten immer wieder mit dem Fake-Virus kontaminiert. "Ausgehend vom höheren initialen Kontaminationsniveau aufgrund der fünfminütigen Vernebelung zeigte sich zunächst noch eine absinkende Kurve, wobei sich die Konzentration im Fahrgastraum ab der dritten Messung stabilisierte", fasst Dobslaw diese Testreihe zusammen.

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Rossen Gargolov
Die Lüftung im EQC hält – selbst bei einer regelmäßig wiederkehrenden Kontamination des Innenraums – die Keim­menge auf niedrigem Niveau.

In Zahlen gesprochen bedeutet das: Das Niveau der ersten Versuchsreihe lag zwischen 2.300 und 2.700 PFU/m³*, während das Niveau in der unabhängigen zweiten Versuchsreihe zwischen 3.400 und 3.600 PFU/m³ lag (PFU = Plaque-Forming-Unit: Beschreibt die Virenkonzentration im Volumen). "Die Schwankung in den Konzentrationen ergibt sich vor allem aus der Außentemperatur, da diese die Restfeuchte der Vernebelungsdruckluft und somit die finale Aerosol­größe beeinflusst", erklärt Dobslaw. Bezogen auf das Mercedes-Filtersystem kann man also zusammenfassen: Die Lüftung im EQC hält – selbst bei einer regelmäßig wiederkehrenden Kontamination des Innenraums – die Keim­menge auf niedrigem Niveau.

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Fazit

Als Sonderaussattung können Mercedes-Kunden für den EQC einen Aktivkohlefilter mit verbesserter Filtration hinzubuchen. Im Test rechtfertigt das System den rund 400 Euro teuren Aufpreis. Denn bei den Versuchsreihen stellte sich heraus, dass der Filter die Luft im Fahrzeuginnenraum schnell und permanent dekontaminiert.