„Virtual Roads“-Projekt von Porsche
Videospiel mit eigenen Straßen

Wer wollte nicht schon immer mal mit einem wendigen Sportwagen das Stilfser Joch erklimmen oder untermalt von V8-Geblubber an der US-Westküste entlangcruisen? Zumindest virtuell will Porsche das – und vieles mehr – mit "Virtual Roads" für jeden möglich machen.

Porsche Virtual Roads
Foto: Porsche

Das Prinzip ist einfach: Man nimmt mit einer Handy-App eine Fahrstrecke auf, diese Aufnahme wird in eine Simulation übertragen und anschließend kann man den aufgezeichneten Weg am heimischen Computer noch einmal erleben. Statt ihn aber nur selbst wieder und wieder abzufahren, lassen sich die Touren auch mit einer weltweiten Community teilen, so dass andere Fahrer ebenfalls in den Genuss der ganz persönlichen Lieblingsstrecken kommen.

Eine Simulation, mit der die Daten bereits heute spielbar gemacht werden, ist "Assetto Corsa". In dem Videospiel waren bisher nur Rundkurse und einige Bergrennstrecken implementiert. Künftig lassen sich dann auch eigene Wege auswählen, die man mit verschiedenen Autos abfahren kann. Mal Hand aufs Herz: Wer hat sich für den Arbeitsweg nicht schonmal einen Sportwagen gewünscht – vor allem ohne Tempolimits und andere Verkehrsteilnehmer? Letztere werden übrigens, Thema Datenschutz, natürlich nicht in die Simulation übertragen.

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Strecken werden nachbearbeitet

Die "Virtual Roads" sind bei Porsche in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Startup "Way Ahead Technologies" entstanden. Die Eidgenossen arbeiten bereits seit mehreren Jahren an ihrer Software. "Mittlerweile ist sie so weit fortgeschritten, dass sie für Virtual Roads die Digitalisierung von Strecken mit bis zu acht Kilometern Länge je nach Komplexität in unter einer Stunde umsetzen kann", sagt Roger Rüegg von Way Ahead Technologies. Längere Strecken brauchen entsprechend mehr Zeit.

Bislang mussten zum Beispiel Rennstrecken, die in entsprechenden Simulationen umgesetzt werden, mit einem mehr als hundertmal größeren Zeitaufwand erst lasergescannt und dann in die Simulation implementiert werden. "Zugleich überprüfen wir aktuell weitere Möglichkeiten und Funktionen", so Rüegg.  Während momentan nämlich nur die Videodaten aufgezeichnet und anhand einer großen Grafik-Datenbank virtuell nachempfunden werden, könnte man in Zukunft auch die Fahrzeugdaten oder Querbeschleunigungswerte für noch genauere Nachbildungen der Strecken heranziehen.

Porsche Virtual Roads
Porsche
Im Wohnzimmer lassen sich echte Straßen am Computer nachfahren - ohne echte Unfallgefahr.

Zwei Jahre bis zur Marktreife

Unter anderem dürfte die Software auch zum Beispiel für Fahrschulen interessant werden, die besonders knifflige Strecken aufzeichnen und von den Fahrschülern zunächst virtuell abfahren lassen könnten. Im Vordergrund aber soll die Faszination am Autofahren stehen, und das auf möglichst schönen Strecken. "Dabei machen vor allem die charakteristischen Merkmale der Topografie den Reiz aus – ganz egal, ob es ein besonderer Alpenpass oder eine legendäre Küstenstraße ist", sagt Robert Ader, Chief Marketing Officer (CMO) bei Porsche, in dessen Bereich das Projekt verantwortet wird.

Bis zur Marktreife soll es schätzungsweise noch rund zwei Jahre dauern. Bis dahin gilt es, die Software weiterzuentwickeln sowie weitere Themen auszusortieren und zu implementieren. Schon jetzt bekommt man in der Simulation mittels Lenkrad und Pedalen ein gutes Gefühl vermittelt. Und spätestens wenn auch noch eine VR-Anbindung möglich ist, dürfte das Fahrerlebnis über die virtuellen Traumstraßen dem realen in fast nichts mehr nachstehen.